Die Leselustige Ati's Rezi-Seite – Buchbesprechungen, Ankündigungen, etc.

9. November 2010

Sands, Lynsay: Vampire sind die beste Medizin

Filed under: Fantasy, Horror, SciFi — Ati @ 02:04

01_vampiresinddiebestemedizin.jpg

Vampire sind die beste Medizin

von Lynsay Sands

 

Originaltitel: Vampires Interrupted

Lyx

ISBN 978-3802583735

Romantic-Fantasy, Vampire

Dt. Erstausgabe 2010

Aus dem Amerikanischen von Ralph Sander

Taschenbuch, 364 Seiten

€ 9,95 [D]

 

http://www.egmont-lyx.de

http://www.lynsaysands.net

 

 

Zur Autorin

 

Die in der kanadischen Provinz Ontario geborene Autorin Lynsay Sands studierte Psychologie. Ihr erster Roman wurde nach Beendigung ihres Studiums veröffentlicht. Sie verfasste mehrere zeitgenössische und historische Romane und liest selbst gerne Horror- oder Liebesromane. Ihre Serie über die Familie Argeneau ist einer der erfolgreichsten Vampirserien der USA und erfreut sich auch bei uns großer Beliebtheit. Die Autorin lebt und arbeitet heute im Norden Englands.

 

Zum Buch

 

Für alle, die noch nie etwas von Sands oder den Argeneaus gelesen oder gehört haben sollten: Mit einem an Philipps oder McAlister erinnernden und doch auch ganz eigenen Schreibstil hat die Autorin die Welt einer Vampirfamilie geschaffen, die (zumindest teilweise) in Atlantis geboren wurde und durch nanotechnologische, medizinische Fortschritte vor dem Untergang dieser mystischen Welt zu (Fast-)Unsterblichen wurden. Zum Überleben brauchen sie Blut. Sie können sich durch Geburten vermehren und sie können Menschen durch Bisse wandeln. Doch die Vampire von Sands entsprechen dem modernen Vampirtyp. Was bedeutet, dass sie ihre Opfer nicht töten und Sonnenlicht ihnen zwar nicht unbedingt gut tut, sie aber auch nicht in Rauch aufgehen lässt. Sie gehen normalen Berufen nach, leben unter und teilweise mit Menschen, und haben im Laufe der Zeit die eine oder andere Eigenart angenommen und/oder (emotionale) Verletzung davon getragen. Die Vampire dürfen nur einen Menschen in ihrem Leben wandeln, wenn sie sich nicht von vornherein mit einem anderen Vampir zusammentun. Aufgrund ihrer langen Lebensdauer ist eine genaue Wahl des Partners sehr wichtig, allerdings gibt es eine Eigenheit unter Menschen wie Vampiren, die quasi von selbst für den richtigen Partner sorgt. Jedenfalls für denjenigen, der die Ausdauer besitzt, auf den richtigen zu warten. Die Überzeugung der Autorin, dass etwas Humor in allen Lebenslagen hilft, kommt in der Serie zum Tragen. Denn neben der Fantasy-Romance-Thematik kommen humorige Szenen nicht zu kurz.

 

Marguerite Argeneau, die kuppelfreudige Mutter/Tante/demnächst-Oma der Argeneau-Familie, will eigentlich nur alle glücklich sehen. Nachdem sie in den vorangegangenen acht Bänden der Vampirserie für die Anbahnung der Beziehungen der einzelnen Familienmitglieder gesorgt hat, schwimmt sie sich 75 Jahre nach dem Tod ihres Mannes aus ihrer 700jährigen katastrophalen Ehe auch selbst langsam frei.

 

Der neunte Band Vampire sind die beste Medizin ist ihr gewidmet. Sie arbeitet als Detektivin und ihr Job führt sie nach England, wo sie die Mutter eines Vampirs ausfindig machen soll. Dessen Vater sträubt sich allerdings mit aller Macht dagegen. Die Frau, auf die Marguerite und ihr Partner angesetzt sind, wollte vor mehreren Jahrhunderten genau den Sohn töten lassen, der sie jetzt suchen lässt. Zwischen Julius (dem Vater ihres Auftraggebers) und ihr funkt es quasi sofort, denn beide merken, dass sie besagte Eigenheit besitzen, die sie zum Seelengefährten des anderen machen könnte. Allerdings gestehen sie sich das erst einmal nicht ein und der Umstand, dass beide reichlich eingerostet sind, was zwischenmenschliche bzw. zwischenvampirische Beziehungen betrifft, reizt bisweilen zum Lachen. Die angeblich verschollene Mutter ist eigentlich zum Greifen nah und behindert gleichzeitig in gewisser Weise eine Annäherung der beiden. Es kommt zu einigen Verwicklungen und jemand trachtet Marguerite nach dem Leben. Ein Umstand, der Julius dazu bringt, sich auf ihre Seite zu schlagen und ihr dabei zu helfen, Licht in die vertrackte Familiengeschichte zu bringen. Und sie ganz nebenbei und wirklich für sich zu beginnen.

 

Meine Meinung:

 

Wie auch die übrigen Bände lässt sich die Geschichte Marguerites, obwohl alle miteinander verwoben sind, völlig für sich lesen. Auch hier wird auf die Lebensgefährtenthematik eingegangen und die Entstehungsgeschichte der Vampire mit wenigen Worten umrissen. Vielleicht liegt es daran, dass ich es in den vorangegangenen Büchern bereits zu oft gelesen habe. Doch obwohl es, liest man Marguerites Geschichte separiert, sicher ganz praktisch ist, alles nochmals in Vampire sind die beste Medizin nachlesen zu können, störte mich die Sache mit den Lebensgefährten dieses Mal etwas.

 

Abgesehen davon führt die Autorin ihre Leser aber gewohnt kurzweilig an Marguerites Seite durch die Geschichte und lässt sie an dem Dilemma teilhaben, das sich aus einer Ehe mit jemandem ergibt, der einen völlig kontrollieren kann. Selbst wenn man über 700 Jahre alt ist, können sich da enorme Minderwertigkeitskomplexe halten, die in eine neue Beziehung hineinspielen. Vor allem, wenn sich herausstellt, dass besagter Ehemann sogar über den Tod hinaus noch Macht auf sie auszuüben scheint und womöglich gar nicht tot ist. Oder auch an Julius Problemen, die sich aus seinem Wissen um die Mutter seines Sohnes ergeben, als er feststellt, dass damals nicht alles so war, wie es den Anschein hatte. Dass diese Mutter eher Opfer als Täterin war. Und er sie weder vergessen kann noch wirklich will.

 

Sands Vampire sind nach wie vor trotz ihrer körperlichen Besonderheiten menschlich. Machen Fehler oder begehen Dummheiten. Sie müssen nicht gegen etwas übernatürlich Böses kämpfen oder abgehobene Abenteuer bestehen. Vielmehr quälen sie sich mit den gleichen Problemen herum wie wir. Eifersüchteleien, Neid, Missachtung bis hin zu Hass. Ansonsten machen Marguerite und Julius einfach das, was Vampire in Fantasy-Romance-Romanen tun: Sie verlieben sich und müssen auf dem Weg zum Happy End einige Unwägbarkeiten meistern.

 

Die Lösung des Rätsels kommt etwas zu kurz und war bereits beim ersten Gespräch zwischen Marguerite und der Person, die sie töten will, für mich vorhersehbar. Dieser Teil hätte mehr ausgebaut werden können, lässt er doch den Teil der Geschichte, der für Spannung sorgen sollte, zu flach ausklingen.

 

Fazit:

 

Fortsetzung mit kleinen Schwächen. Dank Sands Schreibstil jedoch gewohnt lustig und kurzweilig. Ein Buch zum Entspannen. Da die Reihe noch ein paar Bände weitergehen soll (zumindest die amerikanischen Originalausgaben, in Deutsch ist bislang nur ein Folgeband für nächstes Jahr angekündigt) bleibt die Hoffnung, dass die Autorin wieder die Spritzigkeit und Spannung der ersten Bände erreicht.

 

Copyright © 2010 by Antje Jürgens

7. November 2010

Früh & Krawczyk (Hg.): Märchen von Müttern und Töchtern

Filed under: Jugendbuch,Märchen — Ati @ 15:23

10_marchen_von_muttern_und_tochtern.jpg

Sigrid Früh und Ulrike Krawczyk (Hg.)
Märchen von Müttern und Töchtern

Königsfurt-Urania Verlag GmbH
ISBN 978-3-86826-010-6
Kinderbuch, Märchen
Sonderausgabe 2009
Umschlaggestaltung Stefan Hose, Götheby-Holm
Gebundene Ausgabe, 192 Seiten

Verlagsseite
 

Autorenseite 

 

Die 1935 geborene, studierte Germanistin und Volkskundlerin Sigrid Früh zählt zu den bekanntesten Märchenforscherinnen bzw. –Erzählerinnen in unserem Land. Sie lebt und arbeitet in der Nähe von Stuttgart und bringt ihre Arbeit unter anderem in Seminaren und Vorträgen einer breiteren Öffentlichkeit dar. Die Vorliebe für das Märchengenre teilt sie mit ihrer Tochter Ulrike Krawczyk, die, 1953 geboren, ebenfalls Germanistik studierte. Ferner absolvierte sie ein Studium in Linguistik und zusätzliche Ausbildungen in Sprecherziehung und Stimmbildung. Auch sie hält Seminare zum Thema Märchen und veröffentlichte, unter anderem in Zusammenarbeit mit ihrer Mutter,  ihre Arbeiten bei verschiedenen Verlagen.

 

Nicht zum ersten Mal haben sich Mutter und Tochter zusammengetan, um das zu tun, was sie leidenschaftlich gerne tun. Mündlich überlieferte wie schriftlich aufgezeichnete Geschichten in ganz Europa sammeln, übersetzen und, zu einem Buch zusammengefasst, veröffentlichen. Der Verlag hat eine Reihe Märchenbücher veröffentlicht, in denen jeweils andere Themen aufgegriffen wurden.

 

Dieses Mal geht es um Märchen in denen, wie der Titel schon verrät, Mütter und Töchter die Hauptrolle spielen. Das Schöne an diesem Buch ist, dass es eine Sammlung an 29 Märchen beinhaltet, wie es sie nicht überall gibt. Bekannte Gestalten, wie etwa Frau Holle, kommen zwar vor; allerdings in einem weniger bekannten Zusammenhang. Auch die in Märchen selten beliebte Stiefmutter wird hier etwas anders gezeichnet und muss sich beispielsweise nicht in glühenden Schuhen zu Tode tanzen.

 

Alles Friede, Freude, Eierkuchen? Mitnichten. Die Beziehungen von Müttern zu ihren Kindern, Mädchen wie Jungen, können vielfach gestaltet sein. Nicht immer und zu jeder Zeit sind Mütter ihren Töchtern gegenüber (oder umgekehrt) hilfreich und, sogar über den Tod hinaus, beschützend.  Es gibt auch eifersüchtige und bedrohliche Mutter-Töchter-Verhältnisse. Oder mystisch und magisch angehauchte, in denen eine ganze Bandbreite an Gefühlen zum Ausdruck kommt. Neid und Missgunst treiben manche der Mütter im Hinblick auf ihre eigenes (vertanes) Leben und der Schönheit und dem damit verbundenen Erfolg ihrer Töchter zu Handlungen, die deren Vernichtung dienen sollen. Doch, obwohl bedrohliche Situationen vorkommen, werden diese meines Erachtens nach nicht zu gewalttätig, wie es bisweilen in den eher bekannten Märchen vorkommt.

 

Es gibt Märchen, in denen die innige Beziehung der Mütter und ihrer Töchter beschrieben wird, während andere von Neid und Missgunst bestimmt sind. Und solche, die von Trauer, Krieg, Tod und Melancholie berichten. Problematisch-konfliktbeladene Situationen wiegen sich mit innig-verbundenen auf. Die Symbolik in den Märchen spiegelt das wider, was im Leben passiert. Und das, was den Menschen antreibt – Hoffnung. Auf das Erreichen von Liebe und Glück, aber auch Selbstständigkeit, Zufriedenheit. Bis das soweit ist, durchlaufen die Hauptfiguren der Märchen diverse Prozesse. Abnabelung, der Weg von der Unselbstständigkeit in ein selbst behauptetes Leben, der Moment des Loslassens. Situationen, in denen der Schutz der Kinder oberste Priorität hat und solche, in denen ohne nachzudenken willkürlichen Befehlen Folge geleistet wird, Situationen, in denen das beschrieben wird, was jahrhundertelang real praktiziert wurde und stellenweise nach wie vor praktiziert wird: die Vormachtstellung des Patriarchats. Augenblicke des Verlustes und solche der Wiederkehr.

 

Durch die liebevoll zusammengetragenen und umgesetzten Geschichten ist dieses Buch nicht nur zum Vorlesen geeignet, sondern – für Märchenfans, wie beispielsweise mich – auch einfach so zum darin schmökern. Geschichten, die zum Nachdenken anregen. Die an Werte erinnern, die heute oft viel zu flüchtig verkommen; durch das Bewahren dieser Geschichten jedoch erhalten und weitergegeben werden können.

 

Fazit:

 

Empfehlenswert. Für Märchenfans und solche, die es werden wollen. Und diejenigen, die einfach mal etwas andere Märchen kennenlernen möchten.

 

Copyright © 2010 by Antje Jürgens

5. November 2010

Schenker, Daniela: Sprudelnde Heilkraft

Filed under: Fach- & Sachbuch,Gesundheit/Behandlung — Ati @ 19:04

04_schenker_sprudelndeheilkraft.jpg

 

Daniela Schenker
Sprudelnde Heilkraft


Allegria im Ullstein Taschenbuch Verlag

ISBN 978-3-548-74505-3

Gesundheit & Wellness
Originalausgabe Oktober 2010
Umschlaggestaltung FranklDesign, München

Taschenbuch, 234 Seiten

€ 9,95 [D]

 

Verlagsseite

 

Seit mehr als 20 Jahren befasst sich die Autorin und Diplomübersetzerin Daniela Schenker mit asiatischen Traditionen. Sie lehrt und berät in der Thematik der ganzheitlichen Lebensführung und unternahm zahlreiche Weltreisen und Pilgerfahrten, um ihr eigenes Wissen zu vervollkommnen.

 

Wasser: Es kann zerstörerisch und lebensspendend sein. Aufwühlend oder beruhigend. Der Einsatz von Wasser im privaten Lebensbereich erfolgt heute in unseren Breitengraden viel zu oft gedankenlos. Sei es im Verbrauch oder als Gestaltungselement. Will man es in den Wohnbereich oder das persönliche Lebensumfeld integrieren, merkt man schnell, dass das frei zugängliche Wissen uralt und/oder fernöstlich und oftmals ein Kapitel für sich ist. Falsch eingesetzt kann Wasser krankmachen. Im Umkehrschluss kann es natürlich auch unendlich guttun.

 

Wasser ist bzw. Zimmerbrunnen sind nicht nur ein gerne eingesetztes Element im Feng-Shui, doch die Informationen im Buch Sprudelnde Heilkraft gehen in diesen Bereich.  Nach einem Vorwort von Dr. Jes T. Y. Lim – Feng-Shui- und Tao-Geomantie-Großmeister – in dem er auf die Bedeutung des Wassers eingeht, meldet sich die Autorin selbst zu Wort und beschreibt ihr Verhältnis zum Wasser und wie dieses Verhältnis zu dem geworden ist, was es heute ist.

 

Danach erfährt der interessierte Leser von der Bedeutung des Wassers in verschiedenen Kulturen, von seiner Natur, seiner Aufgabe und Wirkung. Die Autorin gleitet fließend über in eine Kurzbeschreibung der fünf Elemente, bevor sie auf einen Spaziergang durch die Welt der Brunnen einlädt, der uns auch etwas über Brunnenalternativen, wie etwa Nebler oder auch Trockenbrunnen beziehungsweise Trockenwasser verrät.

 

Weder die Brunnentypen, noch die Symbolik der Gestaltungselemente, des Lichts oder die Effekte der Wasserverteilung kommen zu kurz. Auf die Möglichkeiten der Wasseraromatisierung wird ebenso eingegangen, bevor es zu Anleitungen für den Bau eines Brunnens geht. Im fünften Kapitel lässt uns die Autorin auf über 50 Seiten einen Einblick in die Grundlagen der Raumharmonie und des Feng-Shui erhaschen, bevor sie über die Möglichkeit schreibt, Wasser auf Reisen zu nutzen und das Buch mit einem Ausblick und einem Literatur- und Bildnachweis ausklingen lässt.

 

Alle Beschreibungen sind kompakt und leicht verständlich. Fotos in Schwarz-weiß und Farbe sowie Skizzen lockern den Text immer wieder auf. Wichtiges ist in grauen Feldern hervorgehoben.

 

Man merkt, dass die Autorin Wasser als das sieht, was es ist. Ein lebendiges Element, das zu uns sprechen kann, wenn wir zuhören. Das können wir deshalb, weil wir selbst zu einem großen Teil daraus bestehen.

 

Wasser kann uns tatsächlich helfen, etwas für unsere Gesundheit zu tun. Genau dasselbe Wasser, das den meisten von uns vielleicht eher durch Horrornachrichten von Überschwemmungen oder sintflutartigen Regenfällen oder durch das Ausbleiben von Regenfällen ein Begriff ist. Für die meisten von uns ist es darüber hinaus ein absolut selbstverständliches Gut, das viel zu gedankenlos verwendet wird. Es hat aber grundsätzlich eine überaus kraftvolle und sanfte Seite, die wir für uns nutzen können. Schenkers Buch, in dem sie unter anderem (wenn auch nur kurz) auf die Wiederbelebung von Wasser eingeht, ist ein kompaktes Handbuch, das uns hilft Wasser als lebendiges, heilendes Element auf einfache Weise in unser Leben zu integrieren.

 

Fazit

 

Gelungenes Handbuch. Die Gliederung ermöglicht ein leichtes Nachschlagen. Das Buch könnte ausführlicher sein, muss es aber nicht, da alles grundsätzlich relevante erwähnt wird und es sonst in ein Praxisbuch ausarten würde. Sprudelnde Heilkraft bietet auch Laien, die völlig unvorbelastet an die Thematik herangehen, einen guten Einstieg in die Materie. Auf einer Skala von 1 – 5 möchte ich deshalb 4,5 Punkte vergeben.

 

Copyright © 2010 by Antje Jürgens

 

 

 

3. November 2010

Becker, Marbel: Hohes Gras

Filed under: Roman — Ati @ 15:19

03_becker_hohesgras.jpg

 

Medu-Verlag
ISBN 978-3938926864
Roman, Krimi
Originalausgabe 2009
Umschlaggestaltung Vanya Kostadinova (Verlag)
Softcover, 372 Seiten
€ 9,95 [D]

 

www.medu-verlag.de

 

Die 1958 geborene Autorin lebt mit ihrer Familie im Frankfurter Raum. Aus ihrer Feder stammt auch das demnächst erscheinende Kinderbuch „Paunile und ihre Freunde“ und der Roman Tennlos.

 

Zitat Inhaltsangabe 

Als Alexander Bach eine Kanzlei beauftragt, seinen Lebenspartner zu finden, wird offenkundig, dass ein Mann namens Rolf Winter nie existiert hat! Dass dies allerdings über Jahre hinweg an einem Banker wie ihm hat vorbeigehen können, ist ihm völlig schleierhaft. Aber Liebe blendet ja bekanntlich, und in diesem Fall hat die Liebe ganze Arbeit geleistet Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint in diesem Verwirrspiel um Liebe und Schuld, in dem Wasser dicker als Blut ist und Liebe Mittel zum Zweck. Hinter der hochglanzpolierten Fassade ereignen sich Inzest, Affären und Mord, schlummern Habgier, Sadismus und Hass und werden Doppelleben gelebt: Renommierte Professoren werden zu masochistischen Sklaven, langjährige Freunde zu erbitterten Feinden, Söhne zu Mördern, Familien entzweit. Über Jahrzehnte bewegen sich die Protagonisten dieses vielschichtigen Romans über Ländergrenzen hinweg und an Abgründen vorbei auf ein Ende zu, das an Dramatik nichts zu wünschen lässt.

 

Zusammen mit dem Coverfoto (Dunkelheit etwas Gras, etwas Nebel, mit einer Kette gefesselte Hände) weckte diese Inhaltsangabe meine Neugier. Das las sich doch schon mal spannend.

 

Es gibt ja Bücher, die nimmt man in die Hand und sie fesseln einen von der ersten bis zur letzten Seite. Dann gibt es welche, die man mit einigen Unterbrechungen liest, weil der Spannungsbogen nicht allzu hoch ist. Und abgesehen von denen, die man nie anrühren würde, gibt es noch solche, die man mehrmals in die Hand nimmt und versucht sie zu Ende zu lesen, in der Hoffnung, dass noch irgendetwas passiert, was die Geschichte rettet.

 

Leider muss ich gestehen, dass „Hohes Gras“ für mich persönlich in die letzte Kategorie fällt. Die Idee an sich ist spannend, allerdings ist die Umsetzung abgesehen von mir vermutlich auch für andere Leser etwas gewöhnungsbedürftig. Auch fünf Versuche an unterschiedlichen Tagen (da ich davon ausgehe, dass Geschmack auch tagesabhängig ist), lösten keine Meinungsänderung bei mir aus.

 

Nach dem ersten Teil der Inhaltsangabe ging ich davon aus, dass besagter Alex Bach die Hauptfigur dieser Geschichte ist. Er ist zwar Bestandteil, aber die Annahme an sich war schon mal falsch. Vielmehr ist es seine (platonische) Freundin Emilia, die in den Vordergrund rückt und aufgrund des Erzählstils abwechselnd stark vor und zurück weicht. Die Geschichte springt wild zwischen den Jahren 1965 und 2007 hin und her und hüpft darüber hinaus auch zwischen den einzelnen Charakteren (letztlich 20 an der Zahl) genauso ungestüm herum. Leider wird der Geschichte damit die Spannung genommen, die allein vom Grundgedanken her da sein müsste. Kleinigkeiten verraten dem Leser Dinge, die ihn den Handlungsverlauf vorhersehen lassen.

 

Sehr ausführliche Beschreibungen der Personen, die zwar in die Geschichte verwickelt sind, aber eher doch nur Randfiguren darstellen, erinnerten mich phasenweise an den Stil amerikanischer Autoren von True-Crime-Stories. Die Verknüpfungen der einzelnen Figuren erscheinen, obwohl recht eng, abenteuerlich und stellenweise fast zwanghaft zusammengefügt. Der am Ende eingebrachte fantastische Touch (eine der Figuren hat Visionen, die letztlich eine der Hauptfiguren retten), wirkt sehr bemüht und unglaubwürdig – wie überhaupt die eine oder andere Handlungsweise der Charaktere. Und obwohl eigentlich alles vorkommt, was in der Inhaltsangabe erwähnt wird – Inzest (aus Unwissenheit), Affären, Mord (der sogar mehrfach), Habgier, Sadismus, Hass, Doppelleben, Schuld (eher künstlich stilisierte Schuldgefühle einzelner Figuren) – dümpelt die Geschichte vor sich hin. Die ebenfalls erwähnte Liebe zeigt sich nur sehr zart angedeutet. Das Ende spitzt sich nicht dramatisch zu, obwohl der Tod einer Figur eingebaut wird – deren Part dann aber jemand anderes, fix, wie ein Kastenteufelchen, zu übernehmen scheint. Vielmehr flacht es ab und verpufft dann völlig unspektakulär.

 

Erschwerend kommt hinzu, dass obwohl so viele Personen vorkommen, keine lebendige Unterhaltung zustande kommt. Einzelne Sätze, die unbeantwortet bleiben. Gedanken. Selbstgespräche. Nichts davon reißt einen aus dem …. Ich habe gerade unweigerlich einen träge dahinfließenden Strom vor Augen. Und das, obwohl eigentlich Wirbel in Form der Handlungs- und Zeitsprünge da sein müssten. Was vielleicht daran liegt, dass ich angedeutete Wiederholungen in der Geschichte fand, die das Ganze unnötig hinzogen? Ich weiß es ehrlich gesagt wirklich nicht. Aber ich gehe davon aus, dass die Geschichte ohne Weiteres auch mit 100 Seiten weniger ausgekommen wäre. Der gleichförmige Schreibstil – unaufgeregt passt hier nicht – tötete leider in meinen Augen ansatzweise aufkommende Spannung fast augenblicklich wieder ab.

 

Fazit: Es gibt sicher Leser, die diesen Stil mögen. Für mich war das Buch leider gar nichts. Auf einer Skala von 1 – 5 würde ich 1,5 Punkte vergeben. Aber nur, weil ich weiß, wie viel Arbeit und Herzblut in einen Roman einfließt und weil die Aufmachung des Buches qualitativ sehr gut ist.

 

Copyright © 2010 by Antje Jürgens (AJ)

2. November 2010

Früh, Sigrid: Märchen vom Tod und neuem Leben

Filed under: Jugendbuch,Märchen — Ati @ 23:14

11_marchen_von_tod_und_neuem_leben.jpg

Sigrid Früh (Hg.)
Märchen vom Tod und neuem Leben

Königsfurt-Urania Verlag GmbH
ISBN 978-3868260120
Kinderbuch, Märchen
Sonderausgabe 2009
Umschlaggestaltung Stefan Hose, Götheby-Holm
Gebundene Ausgabe, 192 Seiten
€ 4,95 [D]

Verlagsseite 

Autorenseite 

 

Die 1935 geborene, studierte Germanistin und Volkskundlerin Sigrid Früh zählt zu den bekanntesten Märchenforscherinnen bzw. –Erzählerinnen in unserem Land. Sie lebt und arbeitet in der Nähe von Stuttgart und bringt ihre Arbeit unter anderem in Seminaren und Vorträgen einer breiteren Öffentlichkeit dar.

 

Der Inhalt einer Traueranzeige (Zu früh, zu spät, tragisch, grausam, schmerzvoll, sinnlos, mitverschuldet, plötzlich. Immer unerwünscht, immer sinnlos darüber zu diskutieren, immer schmerzhaft, immer ungewollt, aber immer und schon von Geburt an vorbestimmt.), den ich kürzlich gelesen und aus unerfindlichen Gründen nicht mehr aus dem Kopf bekommen habe, hat mich mehr oder weniger dazu veranlasst, zu diesem Buch zu greifen. Dessen Cover übrigens in Natura nicht so grellleuchtend wie oben herüberkommt.

Es ist Teil einer Märchenreihe, die der Königsfurt-Urania Verlag in den letzten Jahren thematisch getrennt auf den Markt gebracht hat. Es gibt Märchen von Hexen und Weisen Frauen, von Wünschen, von Müttern und Töchtern ebenso wie Indianische Märchen, keltische oder türkische und – neben etlichen anderen – auch solche vom Tod und neuem Leben. Die teils überlieferten, teils schriftlich niedergelegten Geschichten im vorliegenden Buch wurden von Sigrid Früh in ganz Europa zusammengesucht, übersetzt und herausgegeben.

 

In diesem Buch wird der Tod als Freund und Gefährte dargestellt oder als Wegweiser. Als unabdingbarer Bestandteil des Lebens. Als Tor in eine andere Welt. Er tritt in vielerlei Gestalt auf. Mal strahlend faszinierend schön und jung, mal hässlich und alt. Wandelbar. Mal übermächtig und mal so, dass er gar überlistet werden kann. Jedenfalls zunächst, denn irgendwann heißt man ihn dann doch willkommen.

 

Anders also, als wir ihn gemeinhin sehen. In unserer realen Welt ist er oftmals zu etwas stilisiert, das Angst macht, wird mit Verderben und Hoffnungslosigkeit gleichgesetzt, ausgeklammert. Von vielen als Endpunkt betrachtet und gefürchtet. Unbekannt, durch das, was wir viele von uns aus ihm gemacht haben: ein Tabu. Dennoch gehört er bereits bei der Geburt zum Leben dazu.

 

Die in Märchen von Tod und neuem Leben enthaltenen 29 Geschichten sind in drei Bereiche gegliedert. Im ersten Teil handeln sie von der Gestalt des Todes, im Zweiten von Jenseitsvorstellungen, der Dritte geht auf die Punkte Tod und Wiederkehr ein – womit klar wird, dass er nicht als das Ende des Lebens verstanden werden soll. Teils sind sie bekannter (etwa von den Gebrüdern Grimm), teils sind sie (zumindest mir) eher unbekannt.

 

Einige der Geschichten sind sich trotz unterschiedlicher Herkunft sehr ähnlich. Das fällt besonders auf, da sie unmittelbar nacheinander kommen. Manche sind nur wenige Sätze lang, andere mehrere Seiten. In manchen müssen die Figuren symbolische Todeserfahrungen und Jenseitserlebnisse durchleben, über das Irdische hinausgehen, mutig ihre Furcht überwinden. Auch bei der dem Buch zugrunde liegenden Thematik spielen Demut, Aufopferung, Vertrauen und Liebe eine wichtige Rolle. Sie stehen für den Aufruf das Leben zu leben und dafür, dass es Dinge gibt, die über den physischen Tod hinausgehen. Für Hoffnung, durch Überwindung von Aufgaben und Ängsten weiterzukommen, beisammenzubleiben mit denen die wir lieben. Aber auch für die Hoffnung, nicht vergessen zu werden, Spuren zu hinterlassen.

 

Denn wie sagte schon Friedrich von Logau? Wenn wir aus dieser Welt durch Sterben uns begeben, so lassen wir den Ort. Wir lassen nicht das Leben.

 

Fazit:

 

Traurig und hoffnungsvoll zugleich. Da der Tod märchenhaft abstrakt dargestellt wird, eigenen sie sich zum Vorlesen und Erzählen genauso wie zum einfach so darin Lesen.

 

Copyright © 2010 by Antje Jürgens

« Newer PostsOlder Posts »

Powered by WordPress