Die Leselustige Ati's Rezi-Seite – Buchbesprechungen, Ankündigungen, etc.

22. April 2013

Müller, Melissa: Das Mädchen Anne Frank – Die Biografie

392_Mueller_DasMaedchenAnneFrankISBN-13: 9783596189021
Fischer 04/2013
Leseprobe 

Inhaltsangabe laut Verlagsseite

Vollständig überarbeitete, um unbekanntes Material erweiterte Neuausgabe der maßgeblichen Biographie Anne Franks.
Melissa Müllers fesselnde Biographie der Anne Frank erregte Ende der 1990er Jahre international großes Aufsehen. Zwei zuvor geheimgehaltene Tagebucheinträge Annes sowie Briefe und Aufzeichnungen nie zuvor befragter Zeitzeugen erweiterten das Bild der Familie Frank um wesentliche Facetten. Die Verfilmung des Buchs wurde 2001 mit dem Emmy-Award ausgezeichnet. In dieser überarbeiteten Neuausgabe kann Melissa Müller anhand neuester Forschungsergebnisse und nach Durchsicht erst kürzlich freigegebener Akten umfassender untersuchen, wer zum Netzwerk der Mitwisser gehörte und die Untergetauchten verraten haben könnte; bisher noch nie publizierte Fotos ergänzen das Bild.

Buchbesprechung folgt

 

19. April 2013

RIEBE, BRIGITTE: DIE SCHÖNE PHILIPPINE WELSERIN

Die_schöne_Phili_Welserin_RLYVerlag: Gmeiner
ISBN-13. 9783839213513
ISBN-10: 3839213517
Genre: Historischer Roman
Ausgabe: 1. Auflage 03/2013
Taschenbuch, 336 Seiten
Neupreis [D] 14,99 €

 

Verlagsseite
Autorenseite 

Autorin: Brigitte Riebe ©Schelke Umbach

Autorin: Brigitte Riebe
©Schelke Umbach

Seit 1994 sind 21 Bücher der 1953 geborenen, promovierten Historikerin, einstigen Museumspädagogin und ehemaligen Verlagslektorin veröffentlicht worden. Allesamt historisch wenden sie sich teils an ein jugendliches Publikum, größtenteils jedoch an erwachsene Leser. Als freie Autorin begann Griebe allerdings bereits vier Jahre vorher. Und im Grunde sind die eben erwähnten Romane, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden, auch nur ein Teil ihrer Arbeit. Denn unter den Pseudonymen Lara Stern und Felicitas Gruber (hier in Zusammenarbeit mit Gesine Hirsch) verfasste sie zudem bislang mindestens 9 veröffentlichte Krimis.

Gerade liegt der aktuelle Roman der Autorin vor mir. Bei dem ist mir etwas passiert, was äußerst selten vorkommt. Das in Pink gehaltene Hintergrundmotiv des Covers löste seltsamerweise mehrmals den Reflex aus, das Buch auf meinem SuB nach unten zu packen, kaum dass es oben lag. Wie auch immer, es dauerte etwas, bis ich mich an die Lektüre machte. Und obwohl ich mit der Farbe besagten Covers noch immer meine Probleme habe, hat mir der Inhalt wie gewohnt (ent-)spannend-unterhaltsame Lesestunden beschert. Schön fand ich übrigens die Gestaltung der Kapitelanfänge, die verschiedene Kräuter zeigen und beschreiben. Dies geschieht nicht willkürlich. Jede der so vorgestellten Pflanzen spielt im anschließenden Kapitel eine Rolle und stellt somit einen Bezug zur Geschichte her.

In der geht es um eine ertrotzte Liebe mit einem Habsburger. Falsch liegt allerdings, wer dabei sofort an Elisabeth Amalie Eugenie, auch Sisi, Sissi oder Lisi genannt, denkt. Die mag zwar auch nicht für Franz Josef vorgesehen gewesen sein, lebte aber erstens wesentlich später und zweitens verrät ja schon der Titel, dass es um jemand anderen geht.

Der Roman beschreibt vielmehr das Leben der Patriziertochter Philippine (kurz Pippa) Welser, die von der Öffentlichkeit nur als Geliebte eines kaiserlichen Thronfolgers betrachtet wurde, obwohl sie tatsächlich, wenn auch heimlich, mit ihm verheiratet war und mehrere gemeinsame Kinder zur Welt brachte. Der sich aus dieser Ehe ergebende Status rief neben Bewunderern etliche Neider und Widersacher auf den Plan. Das Leben Philippines war geprägt von dieser unerlaubten Liebe, Glück und Trauer (nicht alle ihre Kinder erreichten das Erwachsenenalter) und beständiger Angst. Sie wusste nicht, wem sie trauen konnte, fürchtete sich vor Giftanschlägen. Herauszufinden, wer Freund oder Feind war, beeinflusste ihren Alltag. Bevor man allerdings etwas darüber erfährt, beginnt der Roman zunächst mit Philippines Ende, im Zuge dessen sie sich an ihr Leben erinnert.

Das Buch wird im Genre historischer Kriminalroman angeboten. Obwohl tatsächlich mehrere Personen sterben und Giftanschläge eine Rolle spielen, würde ich es dennoch persönlich eher von einer historischen Liebes- bzw. Lebensgeschichte sprechen, deren dominierendes Kernstück Philippine ist. Tatsächliche Aufklärung, wie ich sie in einem Krimi erwarte, findet nicht statt. Es bleibt offen, ob die Anschläge auf Pippa und ihre Kinder politisch motiviert oder eher durch Eifersucht begründet waren. Nebenbei erwähnt, Philippine Welserin ist nicht frei erfunden. Das Covermotiv zeigt ein Gemälde der echten Philippine Welserin. Auch die übrigen Charaktere sind nicht rein fiktiv. Vielleicht wirken sie deshalb alle so echt und facettiert? Obwohl das Buch keine Biografie der historischen Persönlichkeit ist, hat die Autorin zahlreiche Rechercheergebnisse in die Geschichte eingeflochten. Sie fügt in einem Nachwort ergänzende Daten und Tatsachen an und lässt sich darin auch über Fiktion und Wirklichkeit aus.

Die reale Philippine fiel bereits früh durch ihre Schönheit ebenso auf, wie durch ihr Interesse an naturwissenschaftlichen Dingen und kaufmännischen Angelegenheiten. Und auch Griebe stellt Pippa klug und gebildet, und das nicht nur auf die Pflanzenheilkunde bezogen, dar. Als eine Frau, die angesichts der heimlich gehaltenen Beziehung und dem Wunsch eine gute Frau und Mutter zu sein, zu zerbrechen drohte. Die, wie bereits erwähnt und durchaus berechtigt, Angst hatte, beiseitegeschafft zu werden und dennoch die glücklichen Momente im Kreise ihrer Familie genießen konnte. Die mit Intrigen und Schicksalschlägen kämpfen musste, ohne sich wirklich unterkriegen zu lassen. Angesichts aller Erlebnisse wirkt der Roman in weiten Teilen recht schwermütig.

Griebes Erzählstil lässt einen leicht in die Geschichte eintauchen. Einerseits hat sie Dialoge der damaligen Zeit (16. Jahrhundert) angepasst, andererseits eine einfache Sprache gewählt. Dass sich auch mit einer solchen eine dichte, aber nicht zu üppige, und authentische Hintergrundatmosphäre weben lässt, beweist die Autorin nicht zum ersten Mal. Andererseits nehmen LeserInnen aus verschiedenen Perspektiven am Geschehen teil. Es gibt Tagebuchpassagen, in denen Pippa direkt zu Wort kommt, und Kapitel, in denen alles von einem Erzähler aus Pippas Sicht vermittelt wird. Das sorgt dafür, dass der Roman lebendig wirkt. Man kann mitfiebern und -fühlen.

Bei vielen historischen Romanen, die sich über mehrere Jahrzehnte ziehen und dabei auf eine Person fokussiert sind, habe ich für gewöhnlich das Gefühl, dass etwas fehlt bzw. einfach übersprungen wird, während andere Dinge zu ausführlich dargestellt werden. Nicht so in Griebes Roman Die schöne Philippine Welserin. Ausgewogen rollte sich das Leben Pippas vor meinem Augen auf und ließ nicht zu, dass ich das Buch aus der Hand legte.

Fazit: 04aperlenpunkte.jpg

Eine geschickte Auswahl an fiktiven und historischen Begebenheiten, die harmonisch und schlüssig, auf unterhaltsame und spannende Art miteinander verknüpft wurden. Das Porträt einer klugen Frau, die allen Intrigen und Widrigkeiten zum Trotz ihre Liebe zu einem der österreichischen Thronfolger auslebte. Dafür möchte ich vier von fünf Punkten vergeben.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

17. April 2013

McGUIRE, JAMIE: BEAUTIFUL DISASTER

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357_McGuire_BeautifulDisasterOriginaltitel: Beautiful Disaster
übersetzt von: Henriette Zeltner
Verlag: Piper
ISBN-13: 9783492303347
ISBN-10: 349230334X
Genre: Belletristik
Ausgabe: 1. Auflage 04/2013
Taschenbuch, 464 Seiten
Neupreis [D] 9,99 €

 

Verlagsseite
Autorenseite (englisch)

Für alle Fans von Stephenie Meyer und E. L. James hieß es in einer Mail, die ich vor einigen Wochen erhalten habe. Darin wurde Beautiful Disaster von Jamie McGuire beworben. Einer der Romane, der das bisherige Verlagswesen etwas durcheinanderwirbelt. Zunächst selbstständig von der in Oklahoma aufgewachsenen Autorin Jamie McGuire als eBook veröffentlicht, schaffte er es in die Top10 der Bestsellerliste der New York Times. Die daraus resultierende Printausgabe toppte dieses Ergebnis dann noch.

Offen gestanden war ich recht gespannt auf das Buch. Denn obwohl mir Meyers Roman Seelen gut gefallen hat, konnte ich mich mit ihrer Biss-Reihe überhaupt gar nicht anfreunden. Und auch bei James erotischer Trilogie verstand ich den Hype nicht im Geringsten. Inwiefern aber (thematisch) so gegensätzliche Reihen in einem Buch vereint worden sein sollten, machte mich neugierig. Sollte da ein erotisches Buch für Jugendliche oder junge Erwachsene herauskommen? Mhm …

Wobei: Ein Buch ist es letztlich dann doch nicht. Der zweite Band heißt Walking Disaster. Da flattert dann der Schmetterling auf dem Cover nicht mehr im Glas, sondern schmiegt sich an einen muskulösen, männlichen und tätowierten Oberkörper. Zumindest beim noch nicht übersetzten Anfang April 2013 erschienen Original. Darin kommt Travis zu Wort. Und da der Brüder hat, sollen auch sie eigene Bücher bekommen. Fans können angesichts dieser Aussichten jubeln, droht der McGuire- Lesestoff doch nicht so schnell auszugehen.

Tja, und da saß ich nun mit dem Buch, schlug es auf und las. Las recht schnell, denn die Übersetzung büßte zwar, wie ich gelesen habe, einiges an Kraftausdrücken ein, ist jedoch in recht einfacher, jugendlich angepasster Sprache geschrieben, die LeserInnen grundsätzlich nicht allzu viel abverlangt. Der eigentliche Inhalt jedoch … Nun, der forderte mir dann doch Durchhaltevermögen ab.

In Beautiful Disaster geht es um die Studentin Abby. Die hat ihr altes Leben hinter sich gelassen und gilt als brav und unauffällig. Recht harmlos gestaltet sich ihr Leben an der Uni bzw. im Wohnheim. Jedenfalls bis sie von ihrer besten Freundin zu einem Freestyle-Kampf mitgenommen wird. Sobald sie Travis (unersättlicher Womanizer, der einem unerlaubten aber gewinnträchtigen Hobby frönt und regelmäßig andere Kampfwillige vermöbelt) trifft, wird alles anders. Eine verlorene Wette zwingt sie mehr oder weniger dazu, bei Travis und seinem Wohnungsgenossen einzuziehen, der praktischerweise der Freund ihrer besten Freundin ist. Natürlich ist Travis mehr als ein gut aussehender, Fäuste schwingender Frauenheld. Klug und in gewisser Weise fürsorglich, versteckt er seine eher guten Seiten hinter seinem besitzergreifenden Bad Boy-Image. Und obwohl Abby eigentlich gleich von Anfang an ihre Krallen gegen ihn ausfährt, kommen sie sich zwangsläufig näher.

Könnte spannend und unterhaltsam sein, war es aber für mich nicht sonderlich. Meine schnell keimende Hoffnung, dass da doch noch etwas kommen müsste, erfüllte sich nicht. Allzu viel Handlung bietet McGuires Roman nicht. Und das bisschen, das es gibt, entwickelt sich eher zäh, enthält Wiederholungen und ist überaus vorhersehbar.

Abby und Travis zoffen und vertragen sich und zoffen und vertragen sich. Dazwischen eine kleine Trennung und Versöhnung. Hab ich noch etwas vergessen? Ach ja, sie zoffen und vertragen sich. Und das alles dank der Wette. Ein seltsames Konstrukt übrigens. Es sorgt zwar dafür, dass die beiden Hauptfiguren Zeit miteinander verbringen (hab ich schon erwähnt, dass sie die nutzen, um sich zu zoffen und zu vertragen?), bleibt jedoch trotzdem eben nur ein seltsames Konstrukt. Und das, wo Abby doch angeblich so tough ist.

Hätte die Autorin sich darauf beschränkt, Bad Boy Travis von Abby bezähmen zu lassen, wäre das zwar nicht nervenaufreibend spannend aber vermutlich noch ganz okay gewesen. Doch dann brachte sie zunehmend Abbys Vergangenheit und kitschige Klischees ins Spiel. Spätestens damit lief McGuires Roman ernsthaft Gefahr auf dem recht niedrigen Stapel abgebrochener Bücher zu landen (die kann ich auch nach vielen Jahren Lesewut noch an einer Hand abzählen, weil ich weiß, wie viel Arbeit in einem Buch steckt).

Möglicherweise hätten komplexe Charaktere die Geschichte retten können? Wer weiß, allerdings habe ich keinen solchen gefunden. Teils sind sie zu schwach skizziert, teils zu eindimensional. Wirklich einfühlen konnte ich mich in niemanden. Sympathiepunkte gab es auch nicht.

Außerdem habe ich vergeblich versucht, die Liebesgeschichte zu sehen. Sicher, die beiden kommen sich näher. Und auch wenn es nicht allzu häufig, eher lau als heiß hergeht, weiß man, was die beiden machen. Aber das ist ja nicht unbedingt Liebe, sondern kann allenfalls als Flattern im Bauch bezeichnet werden. Was genau den einen für den anderen liebenswert macht? Irgendwie ging das für mich in unbeherrschten Aktionen seitens Travis, Partys und viel, viel, viel Alkohol unter. Vermutlich war nach der Lektüre, und allein von dieser, mein Blutalkoholgehalt nicht mehr ganz bei null. Wehe, wenn sie losgelassen. Amerikanische Teenager sollen ja diesbezüglich gerne über die Stränge schlagen, wenn sie unbeaufsichtigt sind. Doch ein paar Promille weniger hätten McGuires Figuren hier eindeutig gut getan. Dann hätte Travis vielleicht auch nicht auf alles außer Abby eingedroschen, was seinen Unmut erregt hat.

Ein gutes Ende hätte mich meine negative Meinung über den Roman vielleicht noch einmal revidieren lassen. Doch angesichts der zunehmend schnulzig-abgeschmackten Entwicklung endete der Roman für mich nicht gut. Vielmehr war ich froh, als ich endlich damit durch war.

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Beautiful? Na ja. Disaster? Schon eher. Recht schnell verlor das Umblättern an Reiz, obwohl der Schreibstil leicht lesbar ist. Da die Handlung weder überraschende Wendungen noch allzu viel Inhalt bot, vieles einfach überzogen wirkte und die Charaktere mich nicht überzeugen konnten, gibt es nur einen von fünf Punkten für McGuires Roman Beautiful Disaster. Lust auf Travis Sichtweise, sprich auf Walking Disaster, hat er nicht in mir geweckt.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

EVANS, HARRIET: DAS BUCH DER VERBORGENEN WÜNSCHE

Filed under: Belletristik,Roman — Schlagwörter: , , , , , , — Ati @ 14:57

355_evans_dasbuchderverborgenenwuensche.jpgOriginaltitel: Love always
übersetzt von Tina Thesenfitz
Verlag: Knaur Taschenbuch
ISBN-13: 9783426511909
ISBN-10: 3426511908
Belletristik
Ausgabe: 03/2013
Taschenbuch, 592 Seiten
Neupreis [D] 9,99 €

Verlagsseite
Autorenseite (englisch)

Die 1974 in London geborene Autorin sandte 2003 die ersten Seiten eines Manuskripts unter einem Pseudonym an einen Agenten. Damals arbeitete Sie hauptberuflich, z. B. als Lektorin, in der Buchbranche, unter anderem bis 2003 bei Penguin. Doch nachdem gleich fünf ihrer Romane bei Harper Collins verlegt wurden, kann sie sich spätestens seit 2008 ganz dem Schreiben widmen. Ihre Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt und Evans zählt mittlerweile zu den ganz Großen der Frauenunterhaltung. Mit entsprechend großen Erwartungen ging ich denn an Das Haus der verborgenen Wünsche heran, die deutsche Übersetzung von Love always und mein erstes Buch der Autorin.

Darin geht es um Natasha. Deren Leben bricht gerade auseinander. Ihre Beziehung ist kaputt und die Schmuckdesignerin steht kurz vor dem Bankrott. Dann stirbt auch noch ihre Großmutter. Ausgerechnet die Frau, die so etwas wie ein Fels in der Brandung war. Ihr Vorbild. Ihr sicherer Halt, den sie bei ihrer unbeständigen, rastlosen und augenscheinlich lieblosen Mutter und ganz ohne Vater dringend benötigte.

Als Auszüge eines Tagebuchs auftauchen, ergeben sich Fragen. Summercove, das bisher nicht nur Feriendomizil, sondern auch so etwas wie Heimat für sie war, wird verkauft und ihre eigenen Erinnerungen erscheinen vor dem, was sie erfährt, falsch zu sein. Obwohl Natasha es sich angesichts ihrer momentanen persönlichen Situation gar nicht leisten kann, geht sie auf Spurensuche und findet letztlich etwas, womit sie gar nicht gerechnet hat.

Evans erzählt die Geschichte bildhaft detailliert, was für eine dichte Atmosphäre, allerdings auch für einzelne Längen sorgt. Das Haus der verborgenen Wünsche spielt auf verschiedenen Zeitebenen. Die Autorin springt zwischen den 1960er-Jahren und der Gegenwart hin und her, lässt teilweise Natasha selbst und dann wieder einen Erzähler zu Wort kommen. Teils siedelt sie das Geschehen in Cornwall, dann wieder in London an. Und offenbart Stück für Stück die brüchige Fassade einer scheinbar respektablen Familie, Lügen und Mutmaßungen, Vorwürfe und Ausgrenzungen. Ein Jahrzehnte zurückliegender Todesfall, über den selten gesprochen wird, änderte alles. Sorgte für Gefühle, die lange unterdrückt, und Schuldgefühle, die nie überwunden wurden.

Kann eine unaufgeregte Geschichte dramatisch sein? Evans Roman ist sowohl das eine wie das andere. Zusätzlich wartet sie auch noch mit einer dezent eingefügten Liebesgeschichte auf, die das Ganze abrundet. Sie passt sich genauso harmonisch dem übrigen Geschehen an, wie sie glaubwürdig wirkt. Vermutlich, weil sie von lebensecht wirkenden Charakteren erlebt wird. Insgesamt offenbaren sich Evans Figuren teils liebenswert oder unsympathisch und berechnend, teils hilflos oder wütend, aufmüpfig oder mutlos, kalt- oder warmherzig, facettenreich und immer authentisch. Ihre Handlungen wirken glaubwürdig.

Während der Teil, der die Vergangenheit betrifft, zwar wie bereits erwähnt dramatisch aber doch eher distanziert auf mich wirkte, war ich begierig zu lesen, alles zu lesen, was die Gegenwart und Natasha betraf. Sie durchläuft eine Entwicklung, die mich mit ihr fühlen ließ, gleichzeitig ließ mich das Schicksal ihrer Mutter nicht kalt.

Am Ende alles rosarot und wieder gut? Jein. Das Ende ist der Geschichte angepasst. Unaufgeregt erwachsen könnte man sagen. Nicht einfach schöngefärbt, nicht unwahrscheinlich, aus der Handlung heraus betrachtet das einzig mögliche konsequente Ende, das es für diesen Roman geben kann.

Fazit: 04aperlenpunkte.jpg

Berührender Roman mit Tiefgang. Er lässt sich leicht lesen, ohne einfach nur seicht-leichte Unterhaltungslektüre zu sein. Das Haus der verborgenen Wünsche bekommt vier von fünf Punkten von mir.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

Novak, Chase: Breed

Filed under: Neuerscheinungen und/oder gepl. Rezensionen — Ati @ 13:12

380_Novak_BreedISBN 9783455404418
Hofmann & Campe 03/2013

Inhalt laut Verlagsseite  

Wenn Eltern zu Monstern werden – in Manhattan wird der Traum vom Baby zum Alptraum.

Alex und Leslie sind zu allem bereit, um ein Kind zu bekommen. Als sie von den Erfolgen eines obskuren Arztes in Ljubljana hören, fahren sie hin – und kurz darauf wird Leslie wirklich schwanger. Aber ihr Körper verändert sich schneller als erwartet, und auch Alex spürt die Folgen der seltsamen Injektionen.

Eigentlich führen Alex und Leslie ein schönes Leben: tolle Jobs, ein großes Haus an der Upper Eastside von Manhattan, eine glückliche Ehe. Aber Alex wünscht sich nichts mehr als ein Kind. Die Suche nach neuen Behandlungsmethoden wird für ihn immer mehr zur Obsession, und er ist überglücklich, als Leslie schließlich schwanger ist, trotz der Veränderungen, die auch er nach der schmerzhaften Behandlung spürt und die er zu ignorieren versucht. Zehn Jahre später führen die Zwillinge Alice und Adam ein seltsames Doppelleben: Ihre Eltern lieben sie über alles, sperren sie aber jede Nacht in ihre Zimmer ein. Aus dem Keller dringen furchtbare Geräusche. Verzweifelt versuchen die beiden Kinder, herauszufinden, wer ihre Eltern sind. Aber die Wahrheit über Alex und Leslie hat einen hohen Preis …

Buchbesprechung folgt

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