Die Leselustige Ati's Rezi-Seite – Buchbesprechungen, Ankündigungen, etc.

5. Mai 2013

GRANT, CECILIA: EIN UNSITTLICHES ANGEBOT

8871_1A_LYX_UNSITTLICHES_ANGEBOT.IND8Originaltitel: A lady awakened
übersetzt von Kirsten Middeke
Verlag: Egmont LYX
ISBN-13: 9783802588716
ISBN-10: 3802588711
Genre: historischer Liebesroman
Ausgabe: 1. Auflage 04/2013
Taschenbuch, 416 Seiten
Neupreis [D]: 9,99 €

Verlagsseite
Autorenseite

Cecilia Grant © privat

Cecilia Grant © privat

Wieder einmal einen Debütroman halte ich mit Ein unsittliches Angebot in Händen. Er stammt von Cecilia Grant, die mittlerweile bereits drei Romane (Genre Historical Romance) veröffentlicht hat, von denen jedoch derzeit nur einer ins Deutsche übersetzt verlegt wurde. Die Autorin, die Englisch studiert hat, lebt nach eigenen Angaben mit ihrem ebenfalls schreibenden Ehemann, zwei Bücherwürmern und (literarisch eher unbeleckt) Katze und Hund im Nordwesten Nordamerikas. Das kann somit von Washington bis Kalifornien alles und sowohl in den Vereinigten Staaten als auch Kanada, an der pazifischen Küste oder auch sehr weit im Landesinneren sein.

Doch zurück zu ihrem Roman, der den Auftakt der Cecilia-Grant-Reihe bei Egmont-LYX darstellt. Die Fortsetzung (Das Versprechen der Kurtisane) ist bereits für Oktober angekündigt. Die Handlung wird sich dann allerdings nicht mehr um die in Ein unsittliches Angebot vorkommenden Hauptfiguren drehen. Ob sie noch Erwähnung finden? Wer weiß. Sicher ist schon jetzt, dass sie genauso ungewöhnlich sein dürften, wie Martha und Theo.

Denn mit Grant bietet der Egmont LYX Verlag eine weitere Autorin auf, die mit nicht ganz so konventionellen Figuren und genretypischen Klischees aufwartet, wie LeserInnen historischer Liebesromane es hierzulande gewöhnt sind. Aktuell geht es um die erst 21jährige, frisch verwitwete Martha Russells. Der trotz des Altersunterschiedes überraschende Tod ihres Ehemannes stellt sie vor ein Problem. Ohne Erben steht sie mit nahezu nichts da, denn die beweglichen wie unbeweglichen Besitztümer, einschließlich ihrer Mitgift, gehen größtenteils an ihren Schwager. Der ist den Dienstboten im Haus nur allzu gut bekannt und nicht nur bei Martha löst seine bevorstehende Ankunft Beklemmung aus. Statt sich brav in das sich daraus für sie ergebende Los zu fügen, beschließt Martha zu einem nicht ganz ehrlichen Mittel zu greifen. Da sie nicht in guter Hoffnung ist, muss sie es schnellstmöglich werden. Und so ist sie bereit, dem wegen seiner Eskapaden in London auf den Landsitz seiner Familie verbannten Bonvivant Theophilus Mirkwood, Geld gegen seinen hoffentlich fruchtbaren Samen zu bieten.

Schon damit dürfte klar sein, dass Martha nicht zu den naiv-hilflosen Weibchen gehört, die dieses Genre für gewöhnlich zieren. Einerseits wirkt sie steif, spießig und verklemmt. Andererseits zeigt sie sich kämpferisch, fast besessen. So stolz, dass sie lieber Probleme in Kauf nimmt, als klein beizugeben. Sie hat keine schwärmerisch-romantischen Wünsche, denn die Ehe mit ihrem verstorbenen Mann hat ihr die gründlich ausgetrieben, sofern sie überhaupt je vorhanden waren. Entsprechend sachlich, ja fast lieblos gestalten sich die Treffen mit Theo, obwohl dieser durchaus bereit ist, mehr  daraus zu machen. Mehr als einmal verpasst ihm Martha einen emotionalen Dämpfer und stellt seine Verführungskünste auf eine harte Probe. Die Beschreibung der heimlichen Treffen wirkt manchmal etwas unbeholfen, aber nicht unwirklich. Gerade durch das Weglassen romantischer Details, Zärtlichkeiten oder durch die  nüchternen Gedanken Marthas wird der Zeitdruck und das Dilemma deutlich, in dem sie steckt. Unmerklich und in kleinen Details merkt man, dass Gefühle ins Spiel kommen, die die Affäre jedoch nicht kitschig verkomplizieren.

Genau dadurch wirkt dieser Handlungsstrang nachvollziehbar echt. Romantik hätte hier unpassend weich gezeichnet gewirkt. Und so sollte, jeder der Wert darauf legt, eindeutig die Finger von Grants Debüt lassen. Andererseits: Obwohl ich eigentlich etwas gänzlich anderes erwartet hatte, war ich von dem Roman keineswegs enttäuscht. Vielmehr wurde ich angenehm überrascht.

Nebenbei gibt es jedoch auch noch einen zweiten Handlungsstrang, der Marthas Alltag umfasst. Modern im Denken will sie manchmal fast zu verbissen die Welt verbessern. Praktisch und nüchtern stellt sie sich ihrem Problem ebenso wie ihrem Alltag. In dem sie bemüht darum ist, die Lebensbedingungen der kleinen Leute zu verbessern; sie zu bilden und den Wunsch nach Veränderung in ihnen erwachen zu lassen. Damit infiziert sie Zug um Zug auch Theo, der dann beginnt, sein bisheriges Leben infrage stellen.

Fazit: 04aPerlenpunkte

Grants Schreibstil ist sprachlich der damaligen Zeit angemessen. Obwohl manches (Marthas Reformwillen betreffend) fast zu modern wirkt, entstand durch die bildhaften Beschreibungen ein Sittengemälde vor meinem inneren Auge, mit authentisch wirkenden Handlungsorten und nachvollziehbar agierenden, glaubwürdigen Figuren. Sehr schnell tauchte ich in die Geschichte ein. Ein Manko sind kleinere Längen, doch die fallen nicht allzu sehr ins Gewicht und Ein unsittliches Angebot lässt sich leicht lesen. Ein unterhaltsames und gelungenes Debüt, dem ich vier von fünf Punkten geben möchte. Die untypische Darstellung der beiden Hauptfiguren weckt bei mir die Lust auf weitere Romane der Autorin.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

4. Mai 2013

SCHEUNEMANN, FRAUKE: HOCHZEITSKÜSSE

Filed under: Belletristik,Roman — Schlagwörter: , , , , — Ati @ 17:30

377_Scheunemann_HochzeitskuesseVerlag: Page & Turner
ISBN-13: 9783442203925
ISBN-10: 3442203929
Genre: Belletristik, Liebesromane
Serie: kein Serientitel, 4. Band um und mit Dackel Herkules
Ausgabe: 04/2013
Taschenbuch, 288 Seiten
Neupreis [D]: 14,99 €

Verlagsseite

Frauke Scheunemann © MelanieDreysse

Frauke Scheunemann © MelanieDreysse

Der 2010 veröffentlichte Roman Dackelblick war der erste Soloroman der Autorin, Journalistin und promovierten Juristin Frauke Scheunemann. Die vierfache Mutter ist die Schwester von Wiebke Lorenz. Beide zusammen veröffentlichen auch unter dem Pseudonym Anne Hertz. Nach seinem Debüt und den Folgebänden Katzenjammer und Welpenalarm tritt in Hochzeitsküsse das charmant-niedliche und männliche Wesen mit dem Dackelblick bereits zum vierten (und vorläufig letzten) Mal und die 1969 in Düsseldorf geborene Autorin wieder als Solistin in Aktion.

In den vorherigen Bänden der Reihe um den vierbeinigen Frauenversteher landete der für die Jagdhundzucht ungeeignete Dackel Herkules zunächst im Tierheim, woraus Caro ihn rettete. Doch Caros damaliger Freund hasste Hunde und war auch sonst in den Augen des krummbeinigen Vierbeiners recht unsympathisch. Zusammen mit dem Kater Herr Beck gelang es Herkules, Thomas zu vertreiben. Allerdings weinte sich Caro die Augen nach ihm, weshalb ein neuer Mann her musste. Was nicht ganz einfach war, denn die Geschmäcker von Herkules und Caro lagen nicht gerade auf einer Wellenlänge. Dennoch schaffte es der einfallsreiche Dackel, sein Frauchen mit dem Tierarzt zu verkuppeln. Doch bald schon tauchte die Ex von Marc für Probleme und Herkules verliebte sich zusätzlich in eine Hündin. Die war zwei Köpfe größer als er und übersah ihn geflissentlich trotz seiner glühenden Verehrung. Und sobald Caro und Marc sich reproduzierten, war mit dem kleinen Henry weiterer Ärger vorprogrammiert. Dackelherzen sind groß und Henry passt da zwar durchaus rein. Doch als sich Herkules beispielsweise als Retter in der Not bei einer vollen Windel übte, stieß er bei seinem Frauchen auf kein allzu großes Verständnis.

Auch in Hochzeitsküsse macht sich Dackel Herkules, wie in den vorherigen Bänden, seine eigenen, durchaus ernsten aber nicht immer allzu ernst zu nehmenden Gedanken zu dem Geschehen um ihn herum. Dieses Mal wollen sein Frauchen Caro und Marc heiraten. Als wären die beiden mit dem Baby, Caros Wunsch wieder arbeiten zu gehen und dem Alltag im Allgemeinen nicht genug gestresst, droht auch die von ihnen gewünschte Feier im intimen Kreis dem pompösen Planungswillen von Caros Schwiegermutter zum Opfer zu fallen. Während Herkules wieder einmal auf seine Art versucht, seinem Frauchen aus der Patsche zu helfen, kämpft er nach wie vor mit den Schmetterlingen in seinem Bauch. Allerdings kommt er der von ihm angebeteten Hündin Cherie nicht wirklich näher und die oberschlauen Ratschläge des Katers Herr Beck helfen auch nicht weiter. Abgesehen davon ist er mit seinem Liebeskummer nicht alleine. Doch Herkules wäre nicht Herkules würde er nicht dafür sorgen, dass sich alles zum Guten wendet.

Wie gehabt erfahren die LeserInnen alles aus Herkules Sicht und dürfen an seinen Gedankengängen ebenso teilhaben wie an seinen analytischen Gesprächen mit dem Kater Herr Beck. Beide sind erneut stellenweise sehr vermenschlicht und gleichzeitig auf ihre tierische Art niedlich bis süß.

Wenn ich eine Buchreihe beginne, möchte ich sie auch fertiglesen. Und da macht Scheunemanns charmant-pfiffiger und eigenwilliger Dackel keine Ausnahme. Allerdings: So niedlich ich Herkules auch im vierten Buch finde, bin ich dennoch froh, den vorläufig letzten Band in Händen zu halten.

Warum? Es ist gut möglich, dass ich in letzter Zeit zu viele Scheunemann- und/oder Hertz-Romane gelesen (aber nicht besprochen) habe und momentan einfach von deren Schreibstil übersättigt bin. So etwas passiert mir manchmal. Tatsächlich ließ mich die einfach gehaltene, lockere und frische Sprache ebenso wie die recht banale Handlung in raschem Erzähltempo auch dieses Mal schnell durch die Seiten fliegen. Sie bot also wie gehabt und durchaus entspannende Unterhaltung. Wortwitz und Schlagfertigkeit halfen mir dabei über kleinere Längen hinweg. Doch obwohl etliche Passagen für hochgezogene Mundwinkel oder Lacher sorgten, wirkten andere fast zu klamaukartig, um wirklich witzig zu sein. Passierte etwas Neues? Nicht wirklich, auch wenn sich einige Dinge geändert haben (die anstehende Hochzeit, während im Band davor beispielsweise das Baby kam).

Fazit:03aPerlenpunkte

Insgesamt erschien mir der vierte Band etwas abgeflacht. Dennoch ist der Roman ein netter Lesequickie mit einem niedlichen Hauptcharakter. Der allein kann aber nicht alles herausreißen, weshalb dieses Mal der Funke irgendwie nicht so richtig auf mich übersprang. Und so gibt es nur drei von fünf Punkten für Scheunemanns Hochzeitsküsse.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

17. April 2013

McGUIRE, JAMIE: BEAUTIFUL DISASTER

Filed under: Roman — Schlagwörter: , , , , , , , — Ati @ 16:56

357_McGuire_BeautifulDisasterOriginaltitel: Beautiful Disaster
übersetzt von: Henriette Zeltner
Verlag: Piper
ISBN-13: 9783492303347
ISBN-10: 349230334X
Genre: Belletristik
Ausgabe: 1. Auflage 04/2013
Taschenbuch, 464 Seiten
Neupreis [D] 9,99 €

 

Verlagsseite
Autorenseite (englisch)

Für alle Fans von Stephenie Meyer und E. L. James hieß es in einer Mail, die ich vor einigen Wochen erhalten habe. Darin wurde Beautiful Disaster von Jamie McGuire beworben. Einer der Romane, der das bisherige Verlagswesen etwas durcheinanderwirbelt. Zunächst selbstständig von der in Oklahoma aufgewachsenen Autorin Jamie McGuire als eBook veröffentlicht, schaffte er es in die Top10 der Bestsellerliste der New York Times. Die daraus resultierende Printausgabe toppte dieses Ergebnis dann noch.

Offen gestanden war ich recht gespannt auf das Buch. Denn obwohl mir Meyers Roman Seelen gut gefallen hat, konnte ich mich mit ihrer Biss-Reihe überhaupt gar nicht anfreunden. Und auch bei James erotischer Trilogie verstand ich den Hype nicht im Geringsten. Inwiefern aber (thematisch) so gegensätzliche Reihen in einem Buch vereint worden sein sollten, machte mich neugierig. Sollte da ein erotisches Buch für Jugendliche oder junge Erwachsene herauskommen? Mhm …

Wobei: Ein Buch ist es letztlich dann doch nicht. Der zweite Band heißt Walking Disaster. Da flattert dann der Schmetterling auf dem Cover nicht mehr im Glas, sondern schmiegt sich an einen muskulösen, männlichen und tätowierten Oberkörper. Zumindest beim noch nicht übersetzten Anfang April 2013 erschienen Original. Darin kommt Travis zu Wort. Und da der Brüder hat, sollen auch sie eigene Bücher bekommen. Fans können angesichts dieser Aussichten jubeln, droht der McGuire- Lesestoff doch nicht so schnell auszugehen.

Tja, und da saß ich nun mit dem Buch, schlug es auf und las. Las recht schnell, denn die Übersetzung büßte zwar, wie ich gelesen habe, einiges an Kraftausdrücken ein, ist jedoch in recht einfacher, jugendlich angepasster Sprache geschrieben, die LeserInnen grundsätzlich nicht allzu viel abverlangt. Der eigentliche Inhalt jedoch … Nun, der forderte mir dann doch Durchhaltevermögen ab.

In Beautiful Disaster geht es um die Studentin Abby. Die hat ihr altes Leben hinter sich gelassen und gilt als brav und unauffällig. Recht harmlos gestaltet sich ihr Leben an der Uni bzw. im Wohnheim. Jedenfalls bis sie von ihrer besten Freundin zu einem Freestyle-Kampf mitgenommen wird. Sobald sie Travis (unersättlicher Womanizer, der einem unerlaubten aber gewinnträchtigen Hobby frönt und regelmäßig andere Kampfwillige vermöbelt) trifft, wird alles anders. Eine verlorene Wette zwingt sie mehr oder weniger dazu, bei Travis und seinem Wohnungsgenossen einzuziehen, der praktischerweise der Freund ihrer besten Freundin ist. Natürlich ist Travis mehr als ein gut aussehender, Fäuste schwingender Frauenheld. Klug und in gewisser Weise fürsorglich, versteckt er seine eher guten Seiten hinter seinem besitzergreifenden Bad Boy-Image. Und obwohl Abby eigentlich gleich von Anfang an ihre Krallen gegen ihn ausfährt, kommen sie sich zwangsläufig näher.

Könnte spannend und unterhaltsam sein, war es aber für mich nicht sonderlich. Meine schnell keimende Hoffnung, dass da doch noch etwas kommen müsste, erfüllte sich nicht. Allzu viel Handlung bietet McGuires Roman nicht. Und das bisschen, das es gibt, entwickelt sich eher zäh, enthält Wiederholungen und ist überaus vorhersehbar.

Abby und Travis zoffen und vertragen sich und zoffen und vertragen sich. Dazwischen eine kleine Trennung und Versöhnung. Hab ich noch etwas vergessen? Ach ja, sie zoffen und vertragen sich. Und das alles dank der Wette. Ein seltsames Konstrukt übrigens. Es sorgt zwar dafür, dass die beiden Hauptfiguren Zeit miteinander verbringen (hab ich schon erwähnt, dass sie die nutzen, um sich zu zoffen und zu vertragen?), bleibt jedoch trotzdem eben nur ein seltsames Konstrukt. Und das, wo Abby doch angeblich so tough ist.

Hätte die Autorin sich darauf beschränkt, Bad Boy Travis von Abby bezähmen zu lassen, wäre das zwar nicht nervenaufreibend spannend aber vermutlich noch ganz okay gewesen. Doch dann brachte sie zunehmend Abbys Vergangenheit und kitschige Klischees ins Spiel. Spätestens damit lief McGuires Roman ernsthaft Gefahr auf dem recht niedrigen Stapel abgebrochener Bücher zu landen (die kann ich auch nach vielen Jahren Lesewut noch an einer Hand abzählen, weil ich weiß, wie viel Arbeit in einem Buch steckt).

Möglicherweise hätten komplexe Charaktere die Geschichte retten können? Wer weiß, allerdings habe ich keinen solchen gefunden. Teils sind sie zu schwach skizziert, teils zu eindimensional. Wirklich einfühlen konnte ich mich in niemanden. Sympathiepunkte gab es auch nicht.

Außerdem habe ich vergeblich versucht, die Liebesgeschichte zu sehen. Sicher, die beiden kommen sich näher. Und auch wenn es nicht allzu häufig, eher lau als heiß hergeht, weiß man, was die beiden machen. Aber das ist ja nicht unbedingt Liebe, sondern kann allenfalls als Flattern im Bauch bezeichnet werden. Was genau den einen für den anderen liebenswert macht? Irgendwie ging das für mich in unbeherrschten Aktionen seitens Travis, Partys und viel, viel, viel Alkohol unter. Vermutlich war nach der Lektüre, und allein von dieser, mein Blutalkoholgehalt nicht mehr ganz bei null. Wehe, wenn sie losgelassen. Amerikanische Teenager sollen ja diesbezüglich gerne über die Stränge schlagen, wenn sie unbeaufsichtigt sind. Doch ein paar Promille weniger hätten McGuires Figuren hier eindeutig gut getan. Dann hätte Travis vielleicht auch nicht auf alles außer Abby eingedroschen, was seinen Unmut erregt hat.

Ein gutes Ende hätte mich meine negative Meinung über den Roman vielleicht noch einmal revidieren lassen. Doch angesichts der zunehmend schnulzig-abgeschmackten Entwicklung endete der Roman für mich nicht gut. Vielmehr war ich froh, als ich endlich damit durch war.

Fazit:01aperlenpunkt.jpg

Beautiful? Na ja. Disaster? Schon eher. Recht schnell verlor das Umblättern an Reiz, obwohl der Schreibstil leicht lesbar ist. Da die Handlung weder überraschende Wendungen noch allzu viel Inhalt bot, vieles einfach überzogen wirkte und die Charaktere mich nicht überzeugen konnten, gibt es nur einen von fünf Punkten für McGuires Roman Beautiful Disaster. Lust auf Travis Sichtweise, sprich auf Walking Disaster, hat er nicht in mir geweckt.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

16. April 2013

HOCKING, AMANDA: STERNENLIED – WATERSONG 01

366_hocking_watersongsternenlied.jpgOriginaltitel: Wake – A Watersong Novel
übersetzt von Violeta Topalova und Anja Hansen-Schmidt
Verlag: cbt
ISBN-13: 9783570161593
ISBN-10: 3570161595
Fantasy, Jugendbuch (ab 13 Jahren)
Serie: Watersong (Band 01)
1. Auflage 03/2013
Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag,
320 Seiten
Neupreis [D]: 16,99 €

Verlagsseite
Autorenblog englisch

AmandaHocking  ©-Mariah-Paaverud-Chimera-Studios

AmandaHocking
© Mariah-Paaverud-Chimera-Studios

1984 in Austin, Minnesota, geboren wurde die Erfolgsautorin Amanda Hocking. Alle Achtung kann man da nur sagen, respektive schreiben. Denn die Verfasserin von Fantasyromanen gilt derzeit als erfolgreichste Selbstverlegerin der Welt. Ihre E-Books wurden weit über 1 Million mal verkauft, was die ehemalige Altenpflegerin zur Dollar-Millionärin machte. Ebenfalls zu diesem Reichtum beigetragen hat der Verkauf der Filmrechte der Trilogie Die Tochter der Tryll. Aus Hockings Feder stammt auch die Buchreihe Unter dem Vampirmond, die dystopische Grafiknovelle The Hollows, der märchenhafte Roman Virtue und die Watersong-Quadrologie. Während in den Staaten nach Wake, Lullaby und Tidal bereits der vierte, abschließende Roman Elegy für August 2013 angekündigt ist, erschien im März die deutsche Übersetzung des Auftaktromans der Reihe unter dem Titel Sternenlied.

Das englische Cover wurde motivmäßig für den Schutzumschlag der deutschen Ausgabe übernommen. Das im Wasser befindliche Mädchen stellt, laut Autorenblog, die Hauptfigur Gemma dar. Was ich übrigens an diesem Umschlag besonders schön finde, ist der irisierende bzw. holografische Streifeneffekt, der an Lichtstrahlen unter Wasser erinnert. Außerdem ist besagter Schutzumschlag relativ stabil gearbeitet und wer ihn entfernt und umdreht, hält quasi ein Poster in der Hand.

Doch zurück zum Inhalt des Auftaktromans der Watersong-Quadrologie. Darin werden (nicht zum ersten Mal) Sirenen thematisiert. Die Faszination, aber auch die Gefahr, die von diesen mystischen Meerwesen ausgeht. Letzteres offenbart sich im Grunde bereits im Prolog. Gleichzeitig wird dabei aber auch deutlich, dass die Sirenen nicht unbedingt glücklich mit ihrem Schicksal sind.

Eine zwar nicht ganz unbekannte, aber nach wie vor spannende Grundidee, die Hocking da modifiziert hat. Dabei setzt die Autorin zwar auf differente aber nicht allzu komplexe Figuren. Sie bedient sich diverser Klischees und auch die Handlung ist nicht sonderlich tiefgründig oder durch eine rasche Entwicklung geprägt. Unterhaltsam ist ihr Roman aber allemal. Und trotz einer gewissen Eindimensionalität gelingt es Hocking, eine dichte Hintergrundatmosphäre zu schaffen.

Der Fokus in Sternenlied liegt auf Gemma und ihrer Schwester Harper. Nach dem einleitenden Prolog, der auf ein blutiges Ereignis verweist, ohne zunächst die Hintergründe zu offenbaren, lernt man die beiden näher kennen. Hocking lässt ihre LeserInnen an deren Gefühls- und Gedankenwelt teilnehmen und bietet einen Einblick in das ‚noch‘ normale Leben, das sie führen. Während Harper ruhiger, besonnener und verantwortungsbewusster wirkt, offenbart sich Gemma relativ aufgeweckt und sportlich ehrgeizig. Das Wasser ist eindeutig ihr Element. Sie liebt das Meer und kann sich ein Leben ohne nicht vorstellen. Dass ausgerechnet dort Gefahr lauert, ist deshalb natürlich umso fataler. Außerdem ist sie zum ersten Mal verliebt, in Alex. Da Harper sich um sie und ihren Vater kümmert, kann Gemma sich eigentlich ganz auf diese Dinge konzentrieren. Dann jedoch tauchen drei Mädchen auf, die genauso geheimnisvoll wie faszinierend wirken. Obwohl Harper sie vor Thea, Lexi und Penn warnt und Gemma auch spürt, dass etwas mit ihnen nicht stimmt, fühlt sie sich unaufhaltsam in deren Bann gezogen. Und bevor sie erkennen kann, was damit eigentlich auf sie zukommt, ist es bereits zu spät.

Insgesamt kommt die Autorin mit relativ wenig Figuren aus. Neben Harper und Gemma, Thea, Lexi und Penn gibt es Alex und Daniel (der ein Auge auf Harper geworfen hat). Typische Jungs von neben an, nicht sehr tiefgründig aber ganz nett. Die Liebesgeschichten, die zu einem an und für sich perfekten Sommer gehören, entwickeln sich sehr dezent und drängen zu keiner Zeit in den Vordergrund. Was in meinem Augen wiederum gut auf das anvisierte Zielpublikum passt. Es gilt dabei das eine oder andere Hindernis zu umschiffen und die Beteiligten gehen zaghaft und unsicher, aber glaubwürdig miteinander um. Insgesamt fügt sich dieser Erzählstrang sehr harmonisch und gut in die etwas spannendere Hintergrundgeschichte ein.

Obwohl diese sich zunächst nicht sehr temporeich entwickelt, fliegt man dank Hockings Schreibstil durch die kurz gehaltenen Kapitel. Leicht lesbar entwickelt sich sukzessive und gut nachvollziehbar die Bedrohungssituation. Und das, obwohl die Geschichte insgesamt wenig überraschende Wendungen und einiges an Vorhersehbarkeit bietet. Das wird allerdings etwas durch die nachvollziehbaren Handlungen der Figuren ausgeglichen. Sobald die drei fremden Mädchen auftauchen, zieht das Erzähltempo an. Dass man es hier nicht mit kleinen Meerjungfrauen im niedlich-netten Barbiestyle zu tun hat, macht ja bereits die Inhaltsangabe deutlich. Stattdessen lernt man Wesen kennen, die grausam sind und auch vor Mord nicht zurückschrecken. Prompt hält Hocking dann auch nicht mit blutigen und düsteren Passagen hinter den Berg, sodass ich persönlich (wie so oft bei Jugendbüchern) ein Problem mit der Altersfreigabe (ab 13 Jahren) habe.

Wie so oft in den Einzelbänden einer Buchreihe werden nicht alle Fragen beantwortet, die die Autorin in Sternenlied aufwirft. Doch da es eine Fortsetzung gibt, bleibt die Hoffnung, dass darin schlüssige Antworten gefunden werden.

Fazit: 04aperlenpunkte.jpg

Ein etwas zögerlicher und durchwachsener Auftaktroman. Hocking nimmt mystische Überlieferungen, würzt sie mit Fantasy und rundet das Ganze mit etwas Realität ab. Die spielerische Leichtigkeit einer aufkeimenden Teenagerliebe stellt sie der tödlichen Gefahr gegenüber. Die Erzählstränge sind dicht und harmonisch miteinander verwoben. Dennoch punktet Sternenlied nicht zwingend mit einem gleichmäßig hohen Spannungsbogen – trotz einiger härterer (und in meinen Augen für 13jährige grenzwertiger) Szenen. Doch das ist bei vielen Auftaktromanen so und deshalb nicht grundsätzlich schlecht zu bewerten. Tatsächlich zieht die Geschichte trotz der erwähnten Schwachpunkte ihre LeserInnen ganz unaufgeregt in ihren Bann. Sie hat Potenzial, und da sie weitergeht, bin ich bereits auf den zweiten Teil gespannt. Für den Auftakt der Watersong-Quadrologie möchte ich schwache vier von fünf Punkten vergeben.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

15. April 2013

FROST, JEANIENE: RUBINROTER SCHATTEN

blanvalet-chall.-12_Frost_RubinroterSchattenOriginaltitel: Eternal Kiss of Darkness
übersetzt von Sandra Müller
Blanvalet
ISBN-13: 9783442269235
ISBN-10: 3442269237
Fantasy
04/2013
Serie: Night Huntress World 02
Taschenbuch, 400 Seiten
Neupreis [D]: 8,99 €
Verlagsseite
Autorenseite englisch

Jeaniene Frost © Matthew Frost

JeanieneFrost
© Matthew Frost

Sie trägt gern schwarz und geht spät zu Bett. Sie hasst es zu kochen und liebt es über Friedhöfe zu gehen. Nein, ich beschreibe gerade keinen Vampir. Vielmehr geht es um die Autorin von Vampirromanen. Jeaniene Frost lebt mit Mann und Hund in Florida und arbeitet bereits an einem neuen Roman.

2011 kam bei Penhaglion Rubinroter Schatten heraus. Wem das Buch mit € 14,99 zu teuer war, kann jetzt über Blanvalet die Neuauflage des Romans für € 8,99 erwerben. Ich bin damals wie heute auf das Buch aufmerksam geworden, weil die Geschichte sich um Figuren dreht, die ich aus der Cat & Bones-Reihe kannte. Da es mir vor allem Mencheres angetan hat, bin ich froh, dass ihm die Autorin ein separates Buch zugestanden hat.

In Rubinroter Schatten geht es nämlich um ihn. Zwar durfte ich in diesem Roman keinen wirklichen Zeitsprung in seinem Leben mitmachen – immerhin stammt er noch aus de Zeit der Pharaonen und war dazumal ein mächtiger Herrscher – doch gut unterhalten habe ich mich allemal gefühlt.

In der Gegenwart offenbart er sich als alter und lebensmüder Vampir. Seine Gabe, die ihn all die Jahre zu dem gemacht hat, was er ist, hat sich verabschiedet. Doch er ahnt, dass ihm bald die Stunde schlägt. Das findet er grundsätzlich nicht weiter schlimm, denn in Bones hat er einen würdigen Nachfolger.

Doch so einfach lässt Frost ihn natürlich (und glücklicherweise) nicht vom Haken. Als er von Ghulen angegriffen wird, will Mencheres sich eigentlich gar nicht wehren. Allerdings kommt die Privatdetektivin Kira Graceling zufällig vorbei, die Zivilcourage besitzt und ihn prompt zu retten versucht. Ihr respektloses Mundwerk, ihre Mut zur Tat und natürlich ihr Körperbau lassen Empfindungen in dem seit Jahrhunderten enthaltsam lebenden Vampir erwachen. Gegen seine Gefühle für eine toughe, aufgeweckte und ehrliche Frau könnte Mencheres ja noch ankämpfen. Doch als sein Gegenspieler Radjadef, ein Vampirhüter, ausgerechnet Kira für seine Zwecke zu missbrauchen droht, erwacht sein Beschützerinstinkt schlagartig und mit seinem lebensmüden Dasein ist es vorbei.

Zugegeben: Insgesamt keine ganz neue Grundidee, die zudem wenig Überraschungen bietet, sondern eher auf Altbewährtes setzt. Dennoch empfinde ich sie als gut und packend umgesetzt. Mir gefällt, dass Frosts Vampire nicht immer nett und handzahm sind, sobald sie sich verlieben. Sie haben ihre Ecken und Kanten, können auch mal zugeknöpft und kalt sein. Ebenso gefällt mir, dass Frost diesen Roman eng mit dem Geschehen der Cat & Bones-Reihe verknüpft. Dramatisch entwickelt sich das Geschehen rund um die sich zwischen Mencheres und Kira anbahnende Liebesgeschichte allemal. Die beiden müssen etliche Gefahren überstehen, sich Kämpfen stellen und auch sonstige Schwierigkeiten meistern. Rubinroter Schatten bietet also genug Potenzial, Eigenständigkeit und Handlung, dass die Bücher der Cat & Bones-Reihe zuvor nicht gelesen werden müssen. Doch kleiner Tipp: Wer das bis jetzt noch nicht getan hat, sollte es nachholen. Es lohnt sich.

Erotische Szenen kommen vor, überfrachten die Geschichte jedoch nicht. Viel zu spannend geht es vordergründig um Mencheres Auseinandersetzung mit seinem Gegenspieler. Und obwohl in diesem Buch, wie in der Cat & Bones-Reihe, alles etwas brutaler abläuft als in den zahlreichen ebenfalls auf den Markt befindlichen Vampir-Romanen mit Chick-Lit-Charakter, kommen bei Frost Passagen nicht zu kurz, die für hochgezogene Mundwinkel sorgen.

Fazit: 04aperlenpunkte.jpg

Unterhaltsam, spannend, lesenswert. Leider zu kurz, denn Mencheres & Kira könnten es durchaus mit Cat & Bones aufnehmen. Aber was nicht ist, kann ja vielleicht noch werden. Für das Spinn-Off Rubinroter Schatten gibt es jedenfalls vier von fünf Punkten von mir.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

Spinn-Offs der Cat & Bones-Reihe
Nachtjägerin
Rubinroter Schatten

Reihenfolge der Cat & Bones-Reihe
Blutrote Küsse
Kuss der Nacht
Gefährtin der Dämmerung
Der sanfte Hauch der Finsternis
Dunkle Sehnsucht

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