Die Leselustige Ati's Rezi-Seite – Buchbesprechungen, Ankündigungen, etc.

12. Mai 2013

Ravel, Edeet: Du liebst mich nicht

Du liebst mich nicht von Edeet RavelISBN-13: 9783570308295
cbt 05/2013
Leseprobe

Inhalt laut Verlagsseite

Während eines Sommeraufenthaltes in Griechenland wird die Amerikanerin Chloe gekidnappt. Tag für Tag steht das einst selbstbewusste, lebensfrohe Mädchen nun Todesängste aus. Ihre Hilflosigkeit, die körperlichen Qualen durch einen der Entführer und die Einsamkeit treiben sie an den Rand des Wahnsinns. Zu Hause kämpft man für ihre Freilassung, doch hier gibt es nur einen, auf den sie sich verlassen kann. Nur einen, der ihr Überleben sichert. Einen, den sie wirklich liebt … ihr Peiniger.

Buchbesprechung folgt

16. April 2013

FITZPATRICK, BECCA: RETTE MICH

354_fitzpatrick_rettemich_engeldernacht03.jpgOriginaltitel: Crescendo
übersetzt von Sigrun Zühlke
Verlag: Page & Turner
ISBN-13: 9783442204076
ISBN-10: 3442204070
Fantasy, Jugendbuch
Ausgabe 03/2013
Serie: The Hush Hush Saga/ Engel der Nacht (Band 03)
Taschenbuch mit Klappenbroschur, 448 Seiten
Neupreis [D] 16,99 €

Verlagsseite
Autorenseite englisch

Becca Fitzpatrick © Ali Eisenach

Becca Fitzpatrick
© Ali Eisenach

Es ist 10 Jahre her, dass ihr Mann sie anlässlich ihres 24. Geburtstages zu einem Kurs für Literarisches Schreiben anmeldete. Doch die 1979 geborene und in Colorado lebende, amerikanische Autorin Becca Fitzpatrick konnte damit ihren seit Langem bestehenden Traum vom Schreiben näherkommen und nutze ihre Chance. Bereits damals begann sie mit der Arbeit an Hush Hush. Zusammen mit anderen AutorInnen war sie auch an einer Sammlung von Kurzgeschichten beteiligt, die unter dem Titel Kiss me deadly – 13 tales of paranormal love veröffentlicht wurde.

Ihr Debütroman landete auf der Bestsellerliste der New York Times und erregte auch außerhalb der Staaten Aufmerksamkeit. Page & Turner veröffentlichte die deutschen Übersetzungen der Hush Hush Saga unter dem Reihentitel Engel der Nacht. Die Cover der amerikanischen und deutschen Ausgaben von Band 1 (Hush Hush/Engel der Nacht) und Band 3 (Silence/Rette mich) sind vom Motiv her gleich geblieben. Ob das Motiv von Band 4 (Finale)  ebenso vom amerikanischen Original abweicht wie Band 2 (Crescendo/Bis das Feuer die Nacht erhellt) ist mir nicht bekannt. Sicher ist jedoch, dass LD Entertainment sich mittlerweile die Filmrechte an der Buchreihe sicherte. Noch ist allerdings nicht gewiss, ob tatsächlich ein Film daraus wird.

Es empfiehlt sich, die Bücher in der Reihenfolge ihrer Erscheinung zu lesen, denn obwohl im dritten Band einiges wiederholt wird, würde sonst einfach zu viel fehlen. Wie zuvor gelingt es der Autorin auch im dritten Band, eine atmosphärische dichte Hintergrundatmosphäre zu schaffen. Reales wird mit Fantasy gemixt.

Obwohl ich zugegebenermaßen mit Büchern, die (gefallene) Engel thematisieren, das eine oder andere Problem habe, versuche ich mich immer wieder daran. Und so habe ich mir vor etlichen Wochen in die beiden Vorgängerbücher vertieft.

Im ersten Band begegnete Nora Patch zum ersten Mal. Der wirkt unheimlich und geheimnisvoll auf sie und ist ihr nicht ganz geheuer. Erschwerend kommt hinzu, dass sich Nora immer häufiger verfolgt fühlt. Obwohl sie nicht ausschließen kann, dass Patch dahinter steckt, fühlt sie sich zu ihm hingezogen. Außerdem würde sie zu gerne wissen, was die seltsame Narbe auf seinem Rücken zu bedeuten hat. Den Reihenauftakt fand ich durchwachsen, doch machte er mich neugierig auf die Fortsetzung.

Dass Nora wahrhaftig Kontakt mit einem Engel hat, wird bald klar. Noch dazu mit ihrem Schutzengel, der sein Leben für sie opfert. Doch statt im zweiten Band ihre Gefühle für Patch, die übrigens auf Gegenseitigkeit beruhen, ausleben zu können, muss sie feststellen, dass Patch sich zunehmend zurückzieht. Und auch noch Interesse für ihre Erzfeindin Marcie Millar entwickelt. Nur gut, dass Patch dennoch seine schützende Hand über sie zu halten scheint. Denn im Zusammenhang mit der Suche nach der Wahrheit bezüglich ihres vor Jahren verschwundenen Vaters gerät sie auf gefährliches Terrain. Allerdings, je näher sie dieser Wahrheit kommt, desto mehr muss sie Patchs Verhalten hinterfragen. Obwohl dieser Band mir etwas weniger gefiel als der Vorgänger, blieb meine Neugier auf die Fortsetzung erhalten.

Der dritte Band Rette mich setzt mit dem Erwachen Noras auf einem Friedhof an. Nein, sie ist nicht gestorben und beerdigt worden. Allerdings fehlen ihr fünf Monate in ihrem Gedächtnis. Sie wurde offenbar entführt, kann sich jedoch an nichts erinnern. Nicht einmal an Patch. Ihre Mutter und ihre beste Freundin scheinen mehr zu wissen, geben dieses Wissen jedoch nicht wirklich preis. Der Vater ihrer Erzfeindin Marcie Millar hat sich zwischenzeitlich an Noras Mutter herangemacht, was in Nora alle Alarmglocken schrillen lässt. Und ein alter Bekannter meldet sich zurück, gerade als sie eine seltsame Warnung in ihrem Zimmer findet. Als sie und Patch sich ebenfalls wiedersehen, dringen immer mehr Erinnerungen an die Oberfläche und verwirren Nora zusehends. Wem kann sie trauen, wem nicht?

Soweit so gut. Durch diesen Gedächtnisverlust wird die Geduld von Fitzpatricks LeserInnen auf die Probe gestellt. Wer die Vorgängerbücher gelesen hat, weiß, was Nora darin so alles widerfahren ist. Genau dadurch entwickeln sich bei ihrem Versuch sich zu erinnern Längen, die dem Spannungsbogen nicht gut tun. Man braucht also Durchhaltevermögen. Denn obwohl Nora dickschädelig geblieben ist und neuerdings sogar etwas biestig wirkt, muss man sich erst einmal durch langatmige Überlegungen, Streitgespräche mit Vee und ihrer Mutter und Ähnliches kämpfen. Etwas unglaubwürdig fand ich in diesem Zusammenhang ihren Versuch, ihr altes Leben wieder aufzunehmen. Der Spagat zwischen dem fantastischen Engelelement und dem normalen Dasein eines amerikanischen Teenagers erscheint spätestens in Rette mich zu gewagt, um wirklich authentisch zu wirken.

Da Nora sich nicht an Patch erinnert und der anfangs nur spärlich in Erscheinung tritt, hat sie keine Beziehungsprobleme (die in Band 2 fast zu viel waren). Da Patch allerdings eine, wenn nicht für viele LeserInnen gar die tragende Figur im Geschehen ist, fehlt hier eindeutig etwas. Vee, die mir in den Vorgängerbüchern nicht sehr sympathisch und eher nervig-aufdringlich vorkam, ist glücklicherweise im dritten Buch auch deutlich in den Hintergrund getreten. Oder doch nicht glücklicherweise? Denn bei den Längen hätten ein paar ihrer Kommentare hier womöglich durchaus gut getan.

Patch hat sich zurückgezogen, um Nora zu schützen. Allzu gesprächig ist er ja sowieso grundsätzlich nicht. Allerdings strebt er seinem Ziel so eigenmächtig entgegen, dass man auch als LeserIn nicht so wirklich versteht, was hier gerade Sache ist. Das liegt auch daran, dass genau wie in den Vorgängerbüchern der eine oder andere Handlungsfaden (nicht nur Patch betreffend) rot aufleuchtet und sich dann stillschweigend im Nichts verliert. Wie zuvor scheint nicht alles schlüssig verwoben und logisch, und da dies mittlerweile der dritte Band ist, sollte die Autorin für mein Dafürhalten langsam in die Gänge kommen, was Antworten betrifft. Andererseits liefert sie diese zumindest teilweise. Doch so wie sich Noras Erinnerungen wieder einstellen, ergeben sich einige Verwicklungen bezüglich ihres leiblichen Vaters, die etwas absonderlich und recht konstruiert wirken.

Fazit: 02aperlenpunkte.jpg

Vielleicht bin ich einfach zu alt, doch nachdem mir Bis das Feuer die Nacht erhellt schon nicht mehr so gut wie der Auftaktroman gefallen hat, fand ich Rette mich weniger unterhaltsam als den zweiten Band der Reihe. Manches wird zu konstruiert, anderes zu oberflächlich, das eine oder andere zu langatmig und mehrere Dinge zu unglaubwürdig, als das mich das Buch wirklich fesseln konnte. Und wieder war es Patch, der mir bei aller Kürze seiner Auftritte am ehesten zugesagt hat. Rette mich bekommt trotzdem allenfalls starke zwei von fünf Punkten. Spätestens jetzt bin ich wirklich am Überlegen, ob ich den vierten Band der Reihe nach seinem Erscheinen denn überhaupt noch lesen soll.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

HOCKING, AMANDA: STERNENLIED – WATERSONG 01

366_hocking_watersongsternenlied.jpgOriginaltitel: Wake – A Watersong Novel
übersetzt von Violeta Topalova und Anja Hansen-Schmidt
Verlag: cbt
ISBN-13: 9783570161593
ISBN-10: 3570161595
Fantasy, Jugendbuch (ab 13 Jahren)
Serie: Watersong (Band 01)
1. Auflage 03/2013
Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag,
320 Seiten
Neupreis [D]: 16,99 €

Verlagsseite
Autorenblog englisch

AmandaHocking  ©-Mariah-Paaverud-Chimera-Studios

AmandaHocking
© Mariah-Paaverud-Chimera-Studios

1984 in Austin, Minnesota, geboren wurde die Erfolgsautorin Amanda Hocking. Alle Achtung kann man da nur sagen, respektive schreiben. Denn die Verfasserin von Fantasyromanen gilt derzeit als erfolgreichste Selbstverlegerin der Welt. Ihre E-Books wurden weit über 1 Million mal verkauft, was die ehemalige Altenpflegerin zur Dollar-Millionärin machte. Ebenfalls zu diesem Reichtum beigetragen hat der Verkauf der Filmrechte der Trilogie Die Tochter der Tryll. Aus Hockings Feder stammt auch die Buchreihe Unter dem Vampirmond, die dystopische Grafiknovelle The Hollows, der märchenhafte Roman Virtue und die Watersong-Quadrologie. Während in den Staaten nach Wake, Lullaby und Tidal bereits der vierte, abschließende Roman Elegy für August 2013 angekündigt ist, erschien im März die deutsche Übersetzung des Auftaktromans der Reihe unter dem Titel Sternenlied.

Das englische Cover wurde motivmäßig für den Schutzumschlag der deutschen Ausgabe übernommen. Das im Wasser befindliche Mädchen stellt, laut Autorenblog, die Hauptfigur Gemma dar. Was ich übrigens an diesem Umschlag besonders schön finde, ist der irisierende bzw. holografische Streifeneffekt, der an Lichtstrahlen unter Wasser erinnert. Außerdem ist besagter Schutzumschlag relativ stabil gearbeitet und wer ihn entfernt und umdreht, hält quasi ein Poster in der Hand.

Doch zurück zum Inhalt des Auftaktromans der Watersong-Quadrologie. Darin werden (nicht zum ersten Mal) Sirenen thematisiert. Die Faszination, aber auch die Gefahr, die von diesen mystischen Meerwesen ausgeht. Letzteres offenbart sich im Grunde bereits im Prolog. Gleichzeitig wird dabei aber auch deutlich, dass die Sirenen nicht unbedingt glücklich mit ihrem Schicksal sind.

Eine zwar nicht ganz unbekannte, aber nach wie vor spannende Grundidee, die Hocking da modifiziert hat. Dabei setzt die Autorin zwar auf differente aber nicht allzu komplexe Figuren. Sie bedient sich diverser Klischees und auch die Handlung ist nicht sonderlich tiefgründig oder durch eine rasche Entwicklung geprägt. Unterhaltsam ist ihr Roman aber allemal. Und trotz einer gewissen Eindimensionalität gelingt es Hocking, eine dichte Hintergrundatmosphäre zu schaffen.

Der Fokus in Sternenlied liegt auf Gemma und ihrer Schwester Harper. Nach dem einleitenden Prolog, der auf ein blutiges Ereignis verweist, ohne zunächst die Hintergründe zu offenbaren, lernt man die beiden näher kennen. Hocking lässt ihre LeserInnen an deren Gefühls- und Gedankenwelt teilnehmen und bietet einen Einblick in das ‚noch‘ normale Leben, das sie führen. Während Harper ruhiger, besonnener und verantwortungsbewusster wirkt, offenbart sich Gemma relativ aufgeweckt und sportlich ehrgeizig. Das Wasser ist eindeutig ihr Element. Sie liebt das Meer und kann sich ein Leben ohne nicht vorstellen. Dass ausgerechnet dort Gefahr lauert, ist deshalb natürlich umso fataler. Außerdem ist sie zum ersten Mal verliebt, in Alex. Da Harper sich um sie und ihren Vater kümmert, kann Gemma sich eigentlich ganz auf diese Dinge konzentrieren. Dann jedoch tauchen drei Mädchen auf, die genauso geheimnisvoll wie faszinierend wirken. Obwohl Harper sie vor Thea, Lexi und Penn warnt und Gemma auch spürt, dass etwas mit ihnen nicht stimmt, fühlt sie sich unaufhaltsam in deren Bann gezogen. Und bevor sie erkennen kann, was damit eigentlich auf sie zukommt, ist es bereits zu spät.

Insgesamt kommt die Autorin mit relativ wenig Figuren aus. Neben Harper und Gemma, Thea, Lexi und Penn gibt es Alex und Daniel (der ein Auge auf Harper geworfen hat). Typische Jungs von neben an, nicht sehr tiefgründig aber ganz nett. Die Liebesgeschichten, die zu einem an und für sich perfekten Sommer gehören, entwickeln sich sehr dezent und drängen zu keiner Zeit in den Vordergrund. Was in meinem Augen wiederum gut auf das anvisierte Zielpublikum passt. Es gilt dabei das eine oder andere Hindernis zu umschiffen und die Beteiligten gehen zaghaft und unsicher, aber glaubwürdig miteinander um. Insgesamt fügt sich dieser Erzählstrang sehr harmonisch und gut in die etwas spannendere Hintergrundgeschichte ein.

Obwohl diese sich zunächst nicht sehr temporeich entwickelt, fliegt man dank Hockings Schreibstil durch die kurz gehaltenen Kapitel. Leicht lesbar entwickelt sich sukzessive und gut nachvollziehbar die Bedrohungssituation. Und das, obwohl die Geschichte insgesamt wenig überraschende Wendungen und einiges an Vorhersehbarkeit bietet. Das wird allerdings etwas durch die nachvollziehbaren Handlungen der Figuren ausgeglichen. Sobald die drei fremden Mädchen auftauchen, zieht das Erzähltempo an. Dass man es hier nicht mit kleinen Meerjungfrauen im niedlich-netten Barbiestyle zu tun hat, macht ja bereits die Inhaltsangabe deutlich. Stattdessen lernt man Wesen kennen, die grausam sind und auch vor Mord nicht zurückschrecken. Prompt hält Hocking dann auch nicht mit blutigen und düsteren Passagen hinter den Berg, sodass ich persönlich (wie so oft bei Jugendbüchern) ein Problem mit der Altersfreigabe (ab 13 Jahren) habe.

Wie so oft in den Einzelbänden einer Buchreihe werden nicht alle Fragen beantwortet, die die Autorin in Sternenlied aufwirft. Doch da es eine Fortsetzung gibt, bleibt die Hoffnung, dass darin schlüssige Antworten gefunden werden.

Fazit: 04aperlenpunkte.jpg

Ein etwas zögerlicher und durchwachsener Auftaktroman. Hocking nimmt mystische Überlieferungen, würzt sie mit Fantasy und rundet das Ganze mit etwas Realität ab. Die spielerische Leichtigkeit einer aufkeimenden Teenagerliebe stellt sie der tödlichen Gefahr gegenüber. Die Erzählstränge sind dicht und harmonisch miteinander verwoben. Dennoch punktet Sternenlied nicht zwingend mit einem gleichmäßig hohen Spannungsbogen – trotz einiger härterer (und in meinen Augen für 13jährige grenzwertiger) Szenen. Doch das ist bei vielen Auftaktromanen so und deshalb nicht grundsätzlich schlecht zu bewerten. Tatsächlich zieht die Geschichte trotz der erwähnten Schwachpunkte ihre LeserInnen ganz unaufgeregt in ihren Bann. Sie hat Potenzial, und da sie weitergeht, bin ich bereits auf den zweiten Teil gespannt. Für den Auftakt der Watersong-Quadrologie möchte ich schwache vier von fünf Punkten vergeben.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

15. April 2013

ROBERTS, AILEEN P.: ELVANCOR – DAS LAND JENSEITS DER ZEIT

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371_Roberts_Elvancor01_DasLandJenseitsDerZeitGoldmann
ISBN-13: 978-3442478767
ISBN-10: 3442478766
Fantasy
Ausgabe 03/2013
Serie: Elvancor Band 01
Taschenbuch, 448 Seiten
Neupreis [D]: 12,99 €

Verlagsseite
Autorenseite

Aileen P. Roberts  © Isabelle Grubert

Aileen P. Roberts
© Isabelle Grubert

Hinter dem Pseudonym Aileen P. Roberts steckt die in Süddeutschland lebende Claudia Lössl. Die kam durch ihren Mann zum Schreiben. Teilweise erscheinen ihre Bücher im Selbstverlag. Goldmann veröffentlichte 2009 ihren Fantasy-Zyklus Thondras Kinder. Mit der Weltennebel-Trilogie legte die Autorin nach. Gerade liegt ihr Roman Elvancor vor mir, der ebenfalls von Goldmann auf den Buchmarkt gebracht wurde.

In Elvancor – Das Land jenseits der Zeit geht es um die 18jährige Lena, deren Start ins Erwachsenenleben etwas anders verläuft als geplant. Eigentlich wollte sie ja reisen und raus aus der öden Provinz. Dank ihrer eigenen Dummheit und der ihres Exfreundes muss sie jedoch Sozialstunden in einem Altenheim ableisten und hat mehr oder weniger Hausarrest. Bei ihren Sozialstunden lernt sie eine alte Frau kennen. Eigentlich denkt Lena, dass die alte Frau etwas wirr im Kopf sein muss und die fantastischen, zu magisch anmuteten Bildern passenden mystischen Geschichten frei erfunden sind. Doch nach deren Tod ergeben sich Umstände, die Lenas Welt ins Wanken bringen. Zusammen mit Ragnar, dem Enkel der alten Frau Winter, macht sie sich auf eine Schatzsuche mit unbekanntem Ausgang.

Abgeschlossen ist die Geschichte nach 448 Seiten nicht. Es gibt einen zweiten Teil, mit dem Titel Das Reich der Schatten. Dieser soll im August 2013 erscheinen. Wer frühere Bücher der Autorin kennt, weiß, dass mit Sicherheit einige Fragen aufgeworfen und im ersten Teil nicht erschöpfend beantwortet werden. Die Bücher sollten also in der Reihenfolge ihrer Erscheinung gelesen werden.

Die Inhaltsangabe las sich sehr interessant für mich. Und da ich Geschichten mag, in denen Drachen, magische Portale oder die Suche nach mystischen Gegenständen vorkommen, stürzte ich mich so schnell als möglich nach Erhalt auf das Buch. Es geht (wie in vielen anderen Fantasyromanen auch) darum, dass die reale und eine mystische Welt aufeinandertreffen. Dass Wesen von der einen zur anderen Welt wechseln können, was nicht immer gut ist. Und grundsätzlich um das Thema Hoffnung.

Gleich vorab: Obwohl sehr gut erklärt wird, was es mit Elvancor – Das Land jenseits der Zeit auf sich hat, führte mich dieser Titel völlig in die Irre. Ich ging davon aus, dass ich als LeserIn an der Seite von Ragnar und Lena einen Großteil des Buches in Elvancor verbringe. Doch dem war nicht so. Auch die Suche nach dem mystischen Schatz, auf die die verstorbene Frau Winter Lena und Ragnar gemeinsam ansetzt, gestaltet sich eher nebenbei und etwas langwierig. Erst gegen Ende des Buches nimmt der Roman deutlich an Fahrt auf, in dem, nebenbei erwähnt, die Pferdeliebe der Autorin deutlich zu spüren ist.

Überhaupt kamen mir die fantastischen Elemente und damit im Grunde die Spannung etwas zu kurz. Ein paar Schattenwesen, die erst relativ spät klar auszumachen sind, ein paar Geister, ein magisches Amulett. Hinzu kommt, dass ich mich mit Lena nicht anfreunden konnte. Die kam mir das ganze Buch hindurch zickig und mürrisch vor, konnte wenig Sympathiepunkte sammeln. Ihr beständiges Wanken zwischen einem Arbeitskollegen und Ragnar, und überhaupt ihr ganzes Verhalten, erscheint sehr unreif und oberflächlich. Magische Momente, die sie ja durchaus erlebt, akzeptiert sie ohne Fragen. Dann jedoch stellt sie Dinge infrage, die bei mir für hochgezogene Augenbrauen sorgten. Wenn ich wie sie bewusst erleben würde, dass sich vor meinen Augen, in meinen Händen, Teile eines Amuletts fest zusammenfügen, würde ich zumindest nicht mehr infrage stellen, dass es grundsätzlich Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die eigentlich nicht sein können.

Doch es gab auch sympathische Figuren. Allen voran Frau Winter. Auch deren geheimnisvollen Geliebten aus Elvancor oder Lenas Oma fand ich ganz nett. Und obwohl Ragnar mir in großen Teilen zu distanziert vorkam, gehört er doch eher zu denen, die mir positiv auffielen. Alle zusammen stehen jedoch eher im Hintergrund, obwohl sie im Grunde genommen Schlüsselfiguren zu sein scheinen. Und grundsätzlich ist es ja auch so, dass man nicht Romancharaktere nicht zwingend mögen muss. Tatsächlich sind Roberts Figuren sehr realitätsnah beschrieben. Teils zu oberflächlich skizziert wirken sie dennoch echt. Genau wie die Handlungsorte, die man sich gut vorstellen kann.

Das Geschehen insgesamt spielt auf mehreren Handlungs- und Zeitebenen. Mal geht es in die Vergangenheit von Frau Winter oder die ihres Geliebten. Dann wieder erfährt man etwas über aktuell in der realen Welt agierende Schattenwesen. Dann wieder etwas über Lenas Vergangenheit und jetziges Erleben. Dabei verwebt Roberts in gewohnter Manier die Handlungsfäden zu einer dichten Atmosphäre, die mich wieder einmal dazu gebracht hat, das Buch nicht wegzulegen und später weiterzulesen.

Fazit: 03aperlenpunkte.jpg

Obwohl sich die Geschichte rein vom Tempo her bis fast zum Schluss gänzlich unaufgeregt entwickelt und die eine oder andere Länge beinhaltet, wollte ich wissen, wie es weitergeht. Trotzdem ich nicht wirklich mit den Figuren mitlitt oder -fieberte, waren sie mir nicht völlig egal. Und obschon ich nicht wirklich tief in das Geschehen eintauchen konnte, steckte ich doch definitiv darin fest. Der Auftaktroman lässt mich offen gestanden mit einem sehr zwiespältigen Gefühl zurück. Doch da ich andere Romane der Autorin kenne und die Geschichte eindeutig Entwicklungspotenzial hat, werde ich mir auf alle Fälle auch den zweiten Band des Fantasyzweiteilers holen. Für Elvancor – Das Land jenseits der Zeit möchte ich drei von fünf Punkten vergeben.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

12. April 2013

WUNDER, WENDY: FLAMINGOS IM SCHNEE

337_wunder_flamingosimschnee.jpgOriginaltitel: The Probability of Miracles
übersetzt von Karin Diemerling
Goldmann Verlag
ISBN-13: 9783442313235
ISBN-10: 3442313236
Belletristik
Ausgabe 03/2013
gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag, 352 Seiten
Neupreis [D] 17,99 €

Verlagsseite
Autorenseite (englisch)

WendyWunder © Heather Parker Photography

WendyWunder
© Heather Parker Photography

Es kommt selten vor, dass ich zwei Bücher nacheinander lese, die mich in etwa gleich berühren. Noch dazu zwei Debütromane. Doch nach Wo Milch und Honig fließen von Grace McCleen ließ mich auch Wendy Wunders Debütroman Flamingos im Schnee erst los, als ich die letzte Seite gelesen hatte. Und auch hier muss ich sagen: Die kam viel zu schnell. Und nebenbei bemerkt ist auch dieser Roman eins der Bücher, die man nicht so schnell vergisst. Kurz zur Autorin: Wendy Wunder unterrichtet Yoga in Boston, wenn sie nicht gerade schreibt oder Zeit mit ihrem Mann und ihrer zauberhaften Tochter Cadence verbringt. Flamingos im Schnee ist ihr erster Roman, und ja, Wendy Wunder ist tatsächlich ihr richtiger Name. (Quelle Verlagsseite)

Wunders Roman ist eigentlich todtraurig. Wer nah am Wasser gebaut hat, sollte sich vorsichtshalber Taschentücher bereitlegen, obwohl die Autorin gänzlich auf Melodramatik verzichtet und ihre Figuren darüber hinaus trotz der ernsten Thematik nicht in völliger Verzweiflung versinken lässt. Ein Hauch Fantasy verhindert dies ebenfalls, ohne der Geschichte die Glaubwürdigkeit zu nehmen. Eine Geschichte, die im Grunde, abgesehen von dem einen oder anderen Detail, jedem von uns geschehen könnte.

Im Fokus steht die im glitzernden Schaustellermillieu eines Vergnügungsparks aufgewachsene Campbell. Ihr Vater verstarb früh. Mit dem neuen Partner der Mutter kann sie nicht wirklich etwas anfangen. Aber das ist auch nebensächlich, denn tatsächlich deutet gleich zu Beginn des Romans alles darauf hin, dass das Mädchen den Kampf gegen den seit Jahren in ihrem Körper tobenden Krebs verloren hat. Mit dieser Diagnose will sich ihre Mutter nach wie vor nicht abfinden. Es gelingt ihr Cam zu überreden, an einen Ort zu fahren, der angeblich wahre Wunder und womöglich sogar eine Chance auf Heilung bringen kann. Obwohl Cam eigentlich längst aufgegeben hat, fahren sie und ihre jüngere Schwester gemeinsam mit der Mutter los.

Einfühlsam und nachvollziehbar, unpathetisch und bildhaft beschreibt die Autorin die Gefühle, die sowohl die Krankheit als auch dieser letzte Versuch, sich der tückischen Krankheit entgegenzustellen, mit sich bringen.

Die jahrelange Krankheit hat dafür gesorgt, dass Campbell keine wirkliche Jugend hatte. Sie wirkt gleichermaßen erwachsen wie pubertär. Das wird schnell klar, denn Wunder stößt ihre LeserInnen gleich mitten ins Geschehen. Bringt gleich anfangs eine Liste mit Dingen ins Spiel, die Cam und eine ebenfalls todkranke Freundin noch erleben wollen. Die Art und Weise, wie Wunder Cam und ihre Freundin beschreibt, gibt sehr treffend wieder, was ich bei betroffenen Patienten und auch selbst erlebt habe. Selbstironie und verzweifelter Sarkasmus, eine gewisse Kaltblütigkeit und der stete Versuch, sich selbst Hoffnung zu verbieten. Dies wird – im Buch, wie im realen Leben – von verzweifelten Angehörigen und Freunden unterlaufen, die genau diese Hoffnung immer wieder aufs Neue anregen wollen. Ebenfalls sehr stimmig ist die Stärke, die Cam ausstrahlt. Der Versuch andere vor der grausamen Wahrheit zu schützen. Oder das Bedürfnis schreien zu müssen, weil man in Watte gepackt wird. Und dann das blindwütige Um-sich-schlagen im übertragenen Sinn, weil Cam genau weiß, wie sie andere verbal oder durch bestimmte Handlungen verletzen kann. Weil niemand außer ihr das Offensichtliche sehen will. Der Versuch, keine Ängste und Schwächen zuzulassen, weil das den Schutzwall zu sprengen droht, den sie um sich aufgebaut hat und der sie aufrecht hält.

Einerseits ist Cams Darstellung dadurch etwas distanziert, doch im Bezug auf die Krankheit gesehen so in sich stimmig, dass LeserInnen einfach mit ihr fühlen müssen. Genau wie mit ihrer Mutter, die versucht, den Spagat zwischen dem drohenden Verlust ihrer Tochter und dem Alltag zu bewältigen. Oder Cams kleiner Schwester, die stets zu kurz kommt, weil Cams Krankheit im Vordergrund steht.

Doch dies sieht Cam genau genommen erst einige Zeit nach der Ankunft in Promise. Dort durchlebt nicht nur sie eine Wandlung. Plötzlich dreht sich nicht mehr alles nur um sie und ihre Krankheit. Andere Dinge rücken in den Vordergrund. Cam kann sogar den anfangs unmöglichsten Punkt auf ihrer Liste (ihre Entjungferung) abhaken und zwischen ihr und Asher, der in Promise lebt, bahnt sich eine zarte Beziehung an, obwohl Cam ihren teils verletzenden Sarkasmus nicht wirklich ablegt. Sie erlebt Dinge, die es sich zu erleben lohnt. Und während bei ihr ein Umdenken in Richtung Hoffnung einsetzt, vollzieht sich ein unmerklicher Umbruch im Fühlen ihrer Schwester und Mutter. Es werden Dinge ausgesprochen, die sie sich eingangs des Romans vermutlich nie gesagt hätten.

Unerwarteterweise musste ich an mehreren Stellen laut lachen. Etwa als Cam ihrer Schwester ein Einhorn präsentieren will. Cams Sarkasmus hatte teilweise ebenfalls diesen Effekt, andererseits hätte ich das Mädchen stellenweise am liebsten geschüttelt.

Fazit:05aperlenpunkte.jpg

Wunder hat Realität mit märchenhaften Fantasy-Elementen gemischt. Das könnte kitschig und melodramatisch wirken, tut es aber nicht. Vielmehr geht es um eine Heilung der besonderen Art. Um Akzeptanz und Loslassen. Um inneren Frieden. Um Zusammenhalt und Perspektivwechsel. Um Hoffnung und Ehrlichkeit. Flamingos im Schnee ist ein berührendes Debüt, welches wie Wo Milch und Honig fließen die volle Punktzahl verdient. Ein lesens- und empfehlenswerter Roman für jüngere und ältere LeserInnen.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

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