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4. Mai 2013

SCHEUNEMANN, FRAUKE: HOCHZEITSKÜSSE

Filed under: Belletristik,Roman — Schlagwörter: , , , , — Ati @ 17:30

377_Scheunemann_HochzeitskuesseVerlag: Page & Turner
ISBN-13: 9783442203925
ISBN-10: 3442203929
Genre: Belletristik, Liebesromane
Serie: kein Serientitel, 4. Band um und mit Dackel Herkules
Ausgabe: 04/2013
Taschenbuch, 288 Seiten
Neupreis [D]: 14,99 €

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Frauke Scheunemann © MelanieDreysse

Frauke Scheunemann © MelanieDreysse

Der 2010 veröffentlichte Roman Dackelblick war der erste Soloroman der Autorin, Journalistin und promovierten Juristin Frauke Scheunemann. Die vierfache Mutter ist die Schwester von Wiebke Lorenz. Beide zusammen veröffentlichen auch unter dem Pseudonym Anne Hertz. Nach seinem Debüt und den Folgebänden Katzenjammer und Welpenalarm tritt in Hochzeitsküsse das charmant-niedliche und männliche Wesen mit dem Dackelblick bereits zum vierten (und vorläufig letzten) Mal und die 1969 in Düsseldorf geborene Autorin wieder als Solistin in Aktion.

In den vorherigen Bänden der Reihe um den vierbeinigen Frauenversteher landete der für die Jagdhundzucht ungeeignete Dackel Herkules zunächst im Tierheim, woraus Caro ihn rettete. Doch Caros damaliger Freund hasste Hunde und war auch sonst in den Augen des krummbeinigen Vierbeiners recht unsympathisch. Zusammen mit dem Kater Herr Beck gelang es Herkules, Thomas zu vertreiben. Allerdings weinte sich Caro die Augen nach ihm, weshalb ein neuer Mann her musste. Was nicht ganz einfach war, denn die Geschmäcker von Herkules und Caro lagen nicht gerade auf einer Wellenlänge. Dennoch schaffte es der einfallsreiche Dackel, sein Frauchen mit dem Tierarzt zu verkuppeln. Doch bald schon tauchte die Ex von Marc für Probleme und Herkules verliebte sich zusätzlich in eine Hündin. Die war zwei Köpfe größer als er und übersah ihn geflissentlich trotz seiner glühenden Verehrung. Und sobald Caro und Marc sich reproduzierten, war mit dem kleinen Henry weiterer Ärger vorprogrammiert. Dackelherzen sind groß und Henry passt da zwar durchaus rein. Doch als sich Herkules beispielsweise als Retter in der Not bei einer vollen Windel übte, stieß er bei seinem Frauchen auf kein allzu großes Verständnis.

Auch in Hochzeitsküsse macht sich Dackel Herkules, wie in den vorherigen Bänden, seine eigenen, durchaus ernsten aber nicht immer allzu ernst zu nehmenden Gedanken zu dem Geschehen um ihn herum. Dieses Mal wollen sein Frauchen Caro und Marc heiraten. Als wären die beiden mit dem Baby, Caros Wunsch wieder arbeiten zu gehen und dem Alltag im Allgemeinen nicht genug gestresst, droht auch die von ihnen gewünschte Feier im intimen Kreis dem pompösen Planungswillen von Caros Schwiegermutter zum Opfer zu fallen. Während Herkules wieder einmal auf seine Art versucht, seinem Frauchen aus der Patsche zu helfen, kämpft er nach wie vor mit den Schmetterlingen in seinem Bauch. Allerdings kommt er der von ihm angebeteten Hündin Cherie nicht wirklich näher und die oberschlauen Ratschläge des Katers Herr Beck helfen auch nicht weiter. Abgesehen davon ist er mit seinem Liebeskummer nicht alleine. Doch Herkules wäre nicht Herkules würde er nicht dafür sorgen, dass sich alles zum Guten wendet.

Wie gehabt erfahren die LeserInnen alles aus Herkules Sicht und dürfen an seinen Gedankengängen ebenso teilhaben wie an seinen analytischen Gesprächen mit dem Kater Herr Beck. Beide sind erneut stellenweise sehr vermenschlicht und gleichzeitig auf ihre tierische Art niedlich bis süß.

Wenn ich eine Buchreihe beginne, möchte ich sie auch fertiglesen. Und da macht Scheunemanns charmant-pfiffiger und eigenwilliger Dackel keine Ausnahme. Allerdings: So niedlich ich Herkules auch im vierten Buch finde, bin ich dennoch froh, den vorläufig letzten Band in Händen zu halten.

Warum? Es ist gut möglich, dass ich in letzter Zeit zu viele Scheunemann- und/oder Hertz-Romane gelesen (aber nicht besprochen) habe und momentan einfach von deren Schreibstil übersättigt bin. So etwas passiert mir manchmal. Tatsächlich ließ mich die einfach gehaltene, lockere und frische Sprache ebenso wie die recht banale Handlung in raschem Erzähltempo auch dieses Mal schnell durch die Seiten fliegen. Sie bot also wie gehabt und durchaus entspannende Unterhaltung. Wortwitz und Schlagfertigkeit halfen mir dabei über kleinere Längen hinweg. Doch obwohl etliche Passagen für hochgezogene Mundwinkel oder Lacher sorgten, wirkten andere fast zu klamaukartig, um wirklich witzig zu sein. Passierte etwas Neues? Nicht wirklich, auch wenn sich einige Dinge geändert haben (die anstehende Hochzeit, während im Band davor beispielsweise das Baby kam).

Fazit:03aPerlenpunkte

Insgesamt erschien mir der vierte Band etwas abgeflacht. Dennoch ist der Roman ein netter Lesequickie mit einem niedlichen Hauptcharakter. Der allein kann aber nicht alles herausreißen, weshalb dieses Mal der Funke irgendwie nicht so richtig auf mich übersprang. Und so gibt es nur drei von fünf Punkten für Scheunemanns Hochzeitsküsse.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

16. April 2013

FITZPATRICK, BECCA: RETTE MICH

354_fitzpatrick_rettemich_engeldernacht03.jpgOriginaltitel: Crescendo
übersetzt von Sigrun Zühlke
Verlag: Page & Turner
ISBN-13: 9783442204076
ISBN-10: 3442204070
Fantasy, Jugendbuch
Ausgabe 03/2013
Serie: The Hush Hush Saga/ Engel der Nacht (Band 03)
Taschenbuch mit Klappenbroschur, 448 Seiten
Neupreis [D] 16,99 €

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Autorenseite englisch

Becca Fitzpatrick © Ali Eisenach

Becca Fitzpatrick
© Ali Eisenach

Es ist 10 Jahre her, dass ihr Mann sie anlässlich ihres 24. Geburtstages zu einem Kurs für Literarisches Schreiben anmeldete. Doch die 1979 geborene und in Colorado lebende, amerikanische Autorin Becca Fitzpatrick konnte damit ihren seit Langem bestehenden Traum vom Schreiben näherkommen und nutze ihre Chance. Bereits damals begann sie mit der Arbeit an Hush Hush. Zusammen mit anderen AutorInnen war sie auch an einer Sammlung von Kurzgeschichten beteiligt, die unter dem Titel Kiss me deadly – 13 tales of paranormal love veröffentlicht wurde.

Ihr Debütroman landete auf der Bestsellerliste der New York Times und erregte auch außerhalb der Staaten Aufmerksamkeit. Page & Turner veröffentlichte die deutschen Übersetzungen der Hush Hush Saga unter dem Reihentitel Engel der Nacht. Die Cover der amerikanischen und deutschen Ausgaben von Band 1 (Hush Hush/Engel der Nacht) und Band 3 (Silence/Rette mich) sind vom Motiv her gleich geblieben. Ob das Motiv von Band 4 (Finale)  ebenso vom amerikanischen Original abweicht wie Band 2 (Crescendo/Bis das Feuer die Nacht erhellt) ist mir nicht bekannt. Sicher ist jedoch, dass LD Entertainment sich mittlerweile die Filmrechte an der Buchreihe sicherte. Noch ist allerdings nicht gewiss, ob tatsächlich ein Film daraus wird.

Es empfiehlt sich, die Bücher in der Reihenfolge ihrer Erscheinung zu lesen, denn obwohl im dritten Band einiges wiederholt wird, würde sonst einfach zu viel fehlen. Wie zuvor gelingt es der Autorin auch im dritten Band, eine atmosphärische dichte Hintergrundatmosphäre zu schaffen. Reales wird mit Fantasy gemixt.

Obwohl ich zugegebenermaßen mit Büchern, die (gefallene) Engel thematisieren, das eine oder andere Problem habe, versuche ich mich immer wieder daran. Und so habe ich mir vor etlichen Wochen in die beiden Vorgängerbücher vertieft.

Im ersten Band begegnete Nora Patch zum ersten Mal. Der wirkt unheimlich und geheimnisvoll auf sie und ist ihr nicht ganz geheuer. Erschwerend kommt hinzu, dass sich Nora immer häufiger verfolgt fühlt. Obwohl sie nicht ausschließen kann, dass Patch dahinter steckt, fühlt sie sich zu ihm hingezogen. Außerdem würde sie zu gerne wissen, was die seltsame Narbe auf seinem Rücken zu bedeuten hat. Den Reihenauftakt fand ich durchwachsen, doch machte er mich neugierig auf die Fortsetzung.

Dass Nora wahrhaftig Kontakt mit einem Engel hat, wird bald klar. Noch dazu mit ihrem Schutzengel, der sein Leben für sie opfert. Doch statt im zweiten Band ihre Gefühle für Patch, die übrigens auf Gegenseitigkeit beruhen, ausleben zu können, muss sie feststellen, dass Patch sich zunehmend zurückzieht. Und auch noch Interesse für ihre Erzfeindin Marcie Millar entwickelt. Nur gut, dass Patch dennoch seine schützende Hand über sie zu halten scheint. Denn im Zusammenhang mit der Suche nach der Wahrheit bezüglich ihres vor Jahren verschwundenen Vaters gerät sie auf gefährliches Terrain. Allerdings, je näher sie dieser Wahrheit kommt, desto mehr muss sie Patchs Verhalten hinterfragen. Obwohl dieser Band mir etwas weniger gefiel als der Vorgänger, blieb meine Neugier auf die Fortsetzung erhalten.

Der dritte Band Rette mich setzt mit dem Erwachen Noras auf einem Friedhof an. Nein, sie ist nicht gestorben und beerdigt worden. Allerdings fehlen ihr fünf Monate in ihrem Gedächtnis. Sie wurde offenbar entführt, kann sich jedoch an nichts erinnern. Nicht einmal an Patch. Ihre Mutter und ihre beste Freundin scheinen mehr zu wissen, geben dieses Wissen jedoch nicht wirklich preis. Der Vater ihrer Erzfeindin Marcie Millar hat sich zwischenzeitlich an Noras Mutter herangemacht, was in Nora alle Alarmglocken schrillen lässt. Und ein alter Bekannter meldet sich zurück, gerade als sie eine seltsame Warnung in ihrem Zimmer findet. Als sie und Patch sich ebenfalls wiedersehen, dringen immer mehr Erinnerungen an die Oberfläche und verwirren Nora zusehends. Wem kann sie trauen, wem nicht?

Soweit so gut. Durch diesen Gedächtnisverlust wird die Geduld von Fitzpatricks LeserInnen auf die Probe gestellt. Wer die Vorgängerbücher gelesen hat, weiß, was Nora darin so alles widerfahren ist. Genau dadurch entwickeln sich bei ihrem Versuch sich zu erinnern Längen, die dem Spannungsbogen nicht gut tun. Man braucht also Durchhaltevermögen. Denn obwohl Nora dickschädelig geblieben ist und neuerdings sogar etwas biestig wirkt, muss man sich erst einmal durch langatmige Überlegungen, Streitgespräche mit Vee und ihrer Mutter und Ähnliches kämpfen. Etwas unglaubwürdig fand ich in diesem Zusammenhang ihren Versuch, ihr altes Leben wieder aufzunehmen. Der Spagat zwischen dem fantastischen Engelelement und dem normalen Dasein eines amerikanischen Teenagers erscheint spätestens in Rette mich zu gewagt, um wirklich authentisch zu wirken.

Da Nora sich nicht an Patch erinnert und der anfangs nur spärlich in Erscheinung tritt, hat sie keine Beziehungsprobleme (die in Band 2 fast zu viel waren). Da Patch allerdings eine, wenn nicht für viele LeserInnen gar die tragende Figur im Geschehen ist, fehlt hier eindeutig etwas. Vee, die mir in den Vorgängerbüchern nicht sehr sympathisch und eher nervig-aufdringlich vorkam, ist glücklicherweise im dritten Buch auch deutlich in den Hintergrund getreten. Oder doch nicht glücklicherweise? Denn bei den Längen hätten ein paar ihrer Kommentare hier womöglich durchaus gut getan.

Patch hat sich zurückgezogen, um Nora zu schützen. Allzu gesprächig ist er ja sowieso grundsätzlich nicht. Allerdings strebt er seinem Ziel so eigenmächtig entgegen, dass man auch als LeserIn nicht so wirklich versteht, was hier gerade Sache ist. Das liegt auch daran, dass genau wie in den Vorgängerbüchern der eine oder andere Handlungsfaden (nicht nur Patch betreffend) rot aufleuchtet und sich dann stillschweigend im Nichts verliert. Wie zuvor scheint nicht alles schlüssig verwoben und logisch, und da dies mittlerweile der dritte Band ist, sollte die Autorin für mein Dafürhalten langsam in die Gänge kommen, was Antworten betrifft. Andererseits liefert sie diese zumindest teilweise. Doch so wie sich Noras Erinnerungen wieder einstellen, ergeben sich einige Verwicklungen bezüglich ihres leiblichen Vaters, die etwas absonderlich und recht konstruiert wirken.

Fazit: 02aperlenpunkte.jpg

Vielleicht bin ich einfach zu alt, doch nachdem mir Bis das Feuer die Nacht erhellt schon nicht mehr so gut wie der Auftaktroman gefallen hat, fand ich Rette mich weniger unterhaltsam als den zweiten Band der Reihe. Manches wird zu konstruiert, anderes zu oberflächlich, das eine oder andere zu langatmig und mehrere Dinge zu unglaubwürdig, als das mich das Buch wirklich fesseln konnte. Und wieder war es Patch, der mir bei aller Kürze seiner Auftritte am ehesten zugesagt hat. Rette mich bekommt trotzdem allenfalls starke zwei von fünf Punkten. Spätestens jetzt bin ich wirklich am Überlegen, ob ich den vierten Band der Reihe nach seinem Erscheinen denn überhaupt noch lesen soll.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

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