Guido Dieckmann
Die Königin der Gaukler
Rowohlt Taschenbuch Verlag
ISBN 978-3499254109
ISBN 3499254107
historischer Roman
Originalausgabe 2010
Umschlaggestaltung any.way, Hanke/Schmidt
Taschenbuch, 448 Seiten
[D] 9,95
Zum Autor
Mit Königin der Gaukler bringt der 1969 in Heidelberg geborene Autor Guido Dieckmann bereits seinen zehnten Roman auf den Buchmarkt und ist somit kein ganz Unbekannter in diesem Sektor. Nach seinem Studium in Anglistik und Geschichte war er zunächst als Wirtschaftshistoriker für Versicherungen tätig. Wenn er nicht schreibt, ist er unter anderem im Vorstand des Literarischen Forums Neustadt an der Weinstraße tätig. Darüber hinaus ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Quo Vadis, die sich für historische Romane einsetzt. Dieckmanns Romane umfassen verschiedene historische Epochen, er selbst bevorzugt das Spätmittelalter, die Reformationszeit und das 18. Jahrhundert.
Nachdem im Jahr 2000 sein erster Roman Die Poetin veröffentlicht wurde, der in seiner Geburtsstadt Heidelberg spielt, folgten Schlag auf Schlag weitere Bücher, unter anderem der unter dem gleichnamigen Titel verfilmte Roman Luther im Jahr 2003. Dieses Buch brachte ihn auch in die Bestsellerlisten und wurde in mehrere Sprachen übersetzt.
Zum Buch / Meine Meinung
Das grün-rot gehaltene Cover zeigt, neben floralen Mustern, eine junge Frau mit barock wirkendem Gesicht, einer Geige und einem Geigenbogen, passt also schon mal zu dem, was die Verlagsseite oder auch die Rückseite des Taschenbuches verrät.
Zitat Verlagsseite/Buchrücken
DIE RUNEN DER GAUKLERIN VERKÜNDEN DEN TOD. UND WEITAUS SCHLIMMERES.
Eine Intrige verurteilt die Würzburger Bürgerstochter Regina zu einem Leben als Ausgestoßene. Sie ist dem Tode nahe, als ein Gauklerpaar sie unter die Fittiche nimmt. Mit seiner Hilfe entwickelt sich die einstige Klosterschülerin zur Königin der Gaukler, die sich auch auf das Deuten verbotener Runen versteht. Dies bleibt dem Fürstbischof nicht verborgen. Er entsendet Regina auf geheime Mission ins Taubertal, wo Meister Riemenschneider an einem prachtvollen Altar arbeitet. Unheimliche Vorkommnisse bedrohen das Werk des begnadeten Künstlers. Wer hat ein Interesse daran, den Kult um den Germanengott Wotan wiederzubeleben, dessen steinernes Abbild an der Creglinger Herrgottskirche angeblich Tränen vergießt? Und wer schreckt nicht einmal vor Mord und Grabschändung zurück? Bald ist auch Reginas Leben in Gefahr.
Nach dem Lesen der Inhaltsangabe von Die Königin der Gaukler, ahnte ich schon beinahe, dass das, was die erste Zeile (Die Runen der Gauklerin .) so spannend ankündigt, eine eher untergeordnete Rolle spielt. Und mein erster Eindruck hat mich nicht wirklich getäuscht. Erst auf Seite 269 von 441 landet die Gauklerin Regina in Creglingen. Davor wird ihr bisheriges Leben erzählt, wobei große Sprünge gemacht werden. Es beginnt im Prolog eigentlich vor ihrer Geburt wo ihrer Mutter bzw. ihrem Vater von einem, das Volk begeisternden der Obrigkeit aber verhassten, Prediger prophezeit wird, dass sie noch ein Kind bekommen ein Gauklerkind. Danach macht die Geschichte im ersten Kapitel sofort einen Sprung ins Jahr 1496, in ein Kloster, in dem Regina untergebracht ist und man lernt ein junges Mädchen kennen, das auf die erste Liebe hofft und bitter enttäuscht wird. Was so harmlos beginnt, endet für sie nicht nur mit körperlicher Gewalt, es beendet auch ihr Leben im Kloster und ihr Vater verstößt sie. Und alles nur, weil sie ihren Vater, den Stadtvogt auf etwas Unheilvolles in ihrem Kloster aufmerksam machen wollte.
Dieses Erlebnis sorgt dafür, dass sich die Prophezeiung des Predigers 20 Jahre zuvor erfüllt. Regina landet bei den Gauklern und wird von diesen nicht nur aufgenommen, sondern darf auch bei ihnen bleiben. Die Gaukler ziehen nur im Kreis Würzburg herum, da die Anführerin Rieke aufgrund einer besonderen Vereinbarung mit dem für Würzburg zuständigen Fürstbischof ein Anwesen nutzen darf. Bevor der Leser sich versieht, sind zehn Jahre vergangen und Regina begeistert nicht nur mit ihrer Geige, die eine besondere Verbindung zu ihrer Vergangenheit und die ihrer Mutter aufweist, sondern auch als Runenleserin die Menschen von denen sie auftritt. Doch da sie Würzburg nie wirklich verlassen hat, gerät sie erneut ins Visier des Menschen, der für ihren Fall von der Bürgerstochter zur Gauklerin verantwortlich ist. Was dazu führt, dass sie nach Creglingen gesandt wird, wo Dinge geschehen, die mit dem heidnischen Gott Wotan in Verbindung gebracht und Runenzeichen gefunden werden. Die Zeit in Creglingen dient dann nicht nur dazu, die seltsamen Vorkommnisse und Todesfälle aufzuklären, sondern auch Reginas Ehre wiederherzustellen. Da dieser Part der Geschichte in meinen Augen etwas zu kurz kommt, möchte ich nicht weiter darauf eingehen.
Mit Die Königin der Gaukler halte ich wieder einmal ein Buch in Händen, das mich etwas gespalten zurücklässt. Der Roman ist atmosphärisch eigentlich gut aufgebaut. Die historischen Bezüge sind lebensecht dargestellt, die Grundidee spannend, die Wortwahl und der Erzählstil des Autors so gewählt, dass man ein farbenprächtiges, klares Bild der Zeit vor Augen hat. Doch während im ersten Teil (vor Creglingen) die Personen noch recht deutlich gezeichnet sind, wurden im zweiten Teil so viele in die Handlung eingreifende Personen hereingenommen, dass ihre Charakterisierung eher flach ausfällt. Dadurch konnte ich kein wirkliches Gefühl für diese Figuren entwickeln. Hier wäre zudem eventuell eine Auflistung aller agierenden Figuren hilfreich, wenn auch sehr umfangreich, gewesen.
Das Buch wird aus der Sicht eines unbeteiligten Dritten erzählt. Dabei wechselt Dieckmann die Perspektiven. Zwar laufen alle Handlungsfäden bei Regina selbst zusammen, doch wird mal Regina selbst beleuchtet, mal die Figur des Bildhauers und Kunstschnitzers Riemenschneider, mal die des Arztes Marcello, mal die des Stadtvogtes Babel, und, und, und. Dieser Wechsel versorgt den Leser manchmal der Spannung abträglich etwas zu früh – mit dem einen oder anderen Detail, das den agierenden Romanfiguren noch fehlt. Die frei erfundene, jedoch mit Bezügen zu historischen Orten und Persönlichkeiten geschriebene Geschichte Reginas ist gespickt mit Intrigen und Unrecht, Glaube und Aberglaube, Verbrechen und Verrat. Als Gegenpol gibt es auch Liebe und Treue, wobei dies in einem relativ ausgewogenen Verhältnis erzählt wird. Dennoch scheint etwas zu fehlen. Doch vielleicht aufgrund des in einem Handlungsfaden offenen Endes gibt es ja eine Fortsetzung.
Fazit
Ein farbenprächtiger Roman für einen gemütlichen Leseabend. Leider hat er mich nicht völlig ins Geschehen gezogen, weshalb ich nur 3,5 von 5 Punkten vergeben möchte.
Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)