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27. April 2011

Seifried, Victoria-Louise: Victorianisch

Filed under: Belletristik — Ati @ 11:10

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Victoria-Louise Seifried
Victorianisch

periplaneta
ISBN 9783940767615
ISBN 3940767611
Kurzgeschichten, Slam
Originalausgabe 2010
Broschiert, 90 Seiten mit CD
[D] 12,50 €

Verlagsseite

 

Mundwerk …

 

Hinter diesem Wort verbirgt sich so einiges. Gibt man es bei einem bekannten Internetsuchdienst ein, so erfährt man beispielsweise, dass es eine Vereinigung von Kieferorthopäden gibt, die sich so nennt, oder auch ein internationales Filmcatering für Kino – Fernsehen – Werbung – Musikproduktionen und Tourneeservice mit mobilem Aufenthaltsraum. Ein deutschsprachiges A-Cappella-Comedy-Ensemble findet sich ebenso wie ein Theater gleichen Namens.

 

Kürzlich fand ich das Wort bei einem Titel aus dem Programm des Verlages periplaneta, der immer wieder für positive Überraschungen in meinem Bücherregal bzw. beim Lesen der Bücher, bevor sie in besagtes Regal wandern, sorgt. Das Buch aus der Edition Mundwerk (die sich mit Bühnentexten, Comedy, Kabarett und Slam beschäftigt) ist mit seinen 13,5 x 13,5 cm und 90 Seiten ein eher kleiner Vertreter seiner Sorte, doch kann es Victorianisch inhaltlich betrachtet durchaus mit den größeren aufnehmen. Ergänzend sind die Buchtexte mit einer CD versehen. Alles wurde von der Autorin Seifried verfasst und gesprochen. Einige Titel auf der CD kann man im Buch nachlesen, sie sind gegenüber denen, die sich nicht dort finden, bis auf die letzte Nummer mit der Musik von „Big Plaice in the Desert“ untermalt. Interessierte können übrigens Hörproben auf der periplaneta-Seite finden.

 

Das Buch selbst ist – nicht nur auf dem Umschlag – mit Fotos versehen, die die Autorin zusammen mit dem Shar Pei Pucca harmonisch auf einem Sofa zeigen. Während außen Hochglanz und Farbe wirken, verblassen innen die Motive in ihrer Schwarz-Weiß-Optik keineswegs (allein die Schuhe würden mich nach dem Buch greifen lassen….).

 

Seifrieds Seite bei myslam.net verrät, dass die junge Studentin der Psychologie, Philosophie und Politikwissenschaften sich seit 2007 im Bereich Poetry- oder Saal-Slam engagiert und gleich im ersten Jahr Berlinmeisterin wurde. Neben zahlreichen Auftritten bei Kulturprojekten, Wettbewerben und Lesungen kann man sie neben YouTube auch seit 2008 wöchentlich im Fernsehen bei Lettra TV finden. Und wer den Quatsch Commedy Club kennt, der weiß vielleicht auch, dass sie sich dort im Wettbewerb so gut durchgesetzt hat, dass sie diesen Monat im Finale für den Titel Quatsch Comedy Talent 2011 kämpft.

 

2010 unterschrieb sie bei periplaneta und in diesem Zusammenhang kam Ende des vergangenen Jahres das Buch mit CD in der Edition Mundwerk heraus, das momentan vor mir liegt, bzw. gerade auch aus den Lautsprechern um mich herum schallt. In ihren kurzen Prosa-Texten und Gedichten widmet sich die junge, vielversprechende Autorin querbeet Themen in unserer Gesellschaft.  Dingen, die ihr im Alltag begegnen. Ihren Namen zum Programm machend, nutzt sie dabei ihre Sprache – Viktorianisch. Das ist für sie nämlich nicht einfach nur ein Zeitalter oder eine Modeerscheinung, wie sie gleich eingangs erklärt. Gleichzeitig kann man aber auch erkennen, dass es nicht nur eine Sprache, sondern auch eine Lebenseinstellung ist.

 

Wer mit offenen Augen, einer gesunden Portion Neugier und auch mit der Tendenz sich für gewisse Dinge mal in die Nesseln zu setzen, durchs Leben geht, der kann wie Seifried mit einem witzigen und selbstironischen Augenzwinkern und bisweilen auch mit biestiger Eloquenz in konzentrierten Pointen so profane Dinge wie Eiscreme und Schokolade, das seltsame Verhalten an Heiligabend oder gesperrte Kreditkarten thematisieren. Gleichzeitig aber auch Missstände (wie etwa in Viitourol începe), Ängste und andere Emotionen ansprechen und dabei den erhobenen Zeigefinger aufrüttelnd und nachdenklich machend, nicht aber hochmütig belehrend wirken lassen. Die von Seifried beschriebenen und/oder gesprochenen Episoden gehen bei aller Kürze unter die Haut. Sie fesseln durch Humor und Besinnung, durch Wortwahl wie durch Betonung.

 

Fazit

 

Buch und CD überzeugen, machen förmlich Lust auf mehr und bekommen fünf Punkte von fünf Punkten.


Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

26. April 2011

Ashwood, Sharon: Dark Forgotten 02 – Vampirdämmerung

Filed under: Buch- & Sammelreihe,Fantasy, Horror, SciFi,Roman — Ati @ 16:22

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Sharon Ashwood
Dark Forgotten 02 – Vampirdämmerung

Originaltitel: Scorched
aus dem Amerikanischen übersetzt von Sabine Schilasky
Knaur
ISBN 9783426652442
ISBN
3426652447
Fantasy
Deutsche Erstausgabe 2011
Umschlaggestaltung ZERO Werbeagentur, München
Breitklappenbroschur, 496 Seiten
[D] 12,99 €


Verlagsseite 

Autorenseite

 

 

Bereits in ihrer Kindheit interessierte sich die in British Columbia lebende Autorin Sharon Ashwood für Märchen und Mythen. Ihre bis heute anhaltende Faszination für Seltsames, Unwirkliches, Unheimliches oder Fantastisches setzt die freie Autorin und Journalistin mit einem Universitätsabschluss in Englischer Literatur in Urban-Fantasy-Romane um. 2009 erschien der Auftaktroman ihrer Dark-Forgotton-Reihe unter dem Titel „Ravenous“, der bei uns in Deutschland 2010 von Knaur als „Hexenlicht“ veröffentlicht wurde. Der zweite Teil „Scorched“ erschien in den Staaten ebenfalls 2009, die deutsche Übersetzung „Vampirdämmerung“ folgte dann Anfang 2011. Auch die beiden Folgebände Seelenkuss und Höllenherz (Originaltitel „Unchained“ 2010 und „Frostbound“ 2011) sind bereits für den deutschen Buchmarkt avisiert.

 

Zur Gestaltung der Cover der Reihe bediente sich der Verlag der derzeit gerne gebräuchlichen Darstellung eines hälftigen Männer- oder Frauengesichtes vor einer Großstadtkulisse, die sich auf den Innenseiten des Buchumschlags fortsetzt. Abwechselnd wechseln die Gesichter von links (Band 1 und 3) nach rechts (Band 2 und 4). Zusätzlich wird ein geflügeltes, mystisches Wesen gezeigt, welches bei den Bänden 1 und 2 auf von Menschen errichteten Gebäuden stehend, bei den Bänden 3 und 4 auf Felsen hockend zeigt. Ein dezenter Metalliclook und ein Lichtpunkt auf einem der Buchstaben des jeweiligen Buchtitels runden die Covergestaltung gelungen ab.

 

Die Autorin lässt ihre Romanreihe teils in der realen Welt, teils in einer Fantasywelt spielen. In „Vampirdämmerung“ findet der größte Teil des Geschehens in der zur Fantasywelt gehörenden Burg statt – einem düster-bedrohlichen und gleichzeitig sicheren Gefängnis für übernatürliche Wesen, was die reale Welt sehr verblassen lässt. Umso deutlicher wird das geheimnisvolle, magische Labyrinth, in das Leserinnen wie Leser dank der in dritter Person erzählten Ereignisse eintauchen können.

 

Während sich der erste Band um Holly Carver und den ihr zugedachten Partner dreht, geht es in „Vampirdämmerung“ um den zum Dämon mutierenden Ex-Cop Conall Macmillan und die Vampirin Constance. Macmillan ist bereits aus Hexenlicht bekannt, wo er von einer Dämonin geküsst wurde, was ihn selbst nach und nach in ein übernatürliches Wesen verwandelt. Zwar gelingt es Holly den auf Macmillan lastenden Fluch etwas zu lösen, aber eben nicht ganz – was zu seiner Inhaftierung in der Burg führt. Macmillan gelingt zwar die Flucht von dort, doch kaum draußen trifft er auf den Vampir Caravelli (ebenfalls ein Bekannter aus dem Auftaktroman). Also kehrt er gezwungenermaßen in die Burg zurück. Dort begegnet er Constance. Noch ist sie keine richtige Vampirin, ist auch aufs Bluttrinken nicht unbedingt versessen bzw. hat noch gar keins getrunken. Doch sie benötigt momentan die Kräfte, die ihr als richtige Vampirin zur Verfügung stünden. Und deshalb will sie an Macmillans Blut. Dabei merkt sie sehr schnell, dass der so appetitlich menschlich riechende Mann nur scheinbar menschlich und nicht sehr willig ist. In Anbetracht der Tatsache, wie Macmillan zu seinem neuen Dasein kam, ist er nicht allzu erpicht darauf, als Snack herzuhalten. Dass er ihr trotzdem helfen möchte ihren Ziehsohn zu retten, liegt daran, dass etwas an ihr seine ehemals rein menschliche Seite zum Klingen bringt und seine Beschützerinstinkte weckt. Hier scheint der dämonische Anteil in ihm dann tatsächlich eine positive Seite zu bekommen. Vor allem, weil Constances Ziehsohn eng mit der Burg und damit mit dem Schicksal aller Insassen verknüpft ist.

 

Ein weiterer Nackenbeißerroman ohne Tiefgang? Der Auftaktroman, mit dem die Autorin sich angenehm von anderen Büchern abhebt, versprach schon mal das Gegenteil. In Hexenlicht bot sie nicht einfach nur eine gewöhnliche und nichtssagende Story und mit ihren fantastischen Elementen auch nicht nur eine platte Stilvorlage für eine bisweilen sinnlose Anhäufung erotischer Szenen. Ashwood setzte darin auf interessante Charaktere, auf ein eher düsteres Hintergrundszenario, sehr wohl auf etwas Romantik, eine softe Erotik, aber eben auch auf eine Geschichte, die geschickt verwobene Handlungsfäden zusammenlaufen lässt.

 

Leider passiert dann aber in „Vampirdämmerung“ über einhundert Seiten anfangs erst einmal nicht viel. Obwohl Ashwood genau genommen direkt an Hexenlicht anknüpft, somit deutlich macht, dass auch ein abgeschlossener Roman ohne Weiteres zu einer Reihe zählen kann, sucht man zunächst leicht vergeblich den roten Faden der Geschichte zu erhaschen. Nur bedingt tröstend wirkt der Umstand, dass Holly und Caravelli in „Vampirdämmerung“ ein eigener Nebenhandlungsstrang gewidmet wird und nicht einfach nur ihre Namen eingestreut werden. Doch bedauerlicherweise fehlt hier Hollys Sarkasmus, ihr Humor. Humorlos ist „Vampirdämmerung“ damit jedoch noch lange nicht und je länger man liest, desto mehr besticht Ashwoods Mixtur aus Fantasy und erotisch angehauchter Liebesgeschichte. Desto mehr steigt die Spannung. Desto mehr reißt „Vampirdämmerung“ mit. Desto mehr wird die gelungene Verknüpfung des düsteren Erzählstrangs mit einer sinnlichen Liebesgeschichte deutlich. Gleichzeitig zeigt sich, dass man zwar die Bücher unabhängig voneinander lesen kann, dass aber Bezüge auf bereits Erzähltes hergestellt werden, die empfehlen, die Bände in der erschienenen Reihenfolge zu lesen.

 

Die Autorin verwendet auch in „Vampirdämmerung“ viele Details zur Beschreibung des Aussehens aller Figuren, ihrer Charaktereigenschaften, aber auch der einzelnen Szenen. Sie arbeitet Motivationen heraus und bindet neue Gestalten geschickt ein. Während Constance und Macmillan um ihre Menschlichkeit ebenso wie um die Rettung von Constances Ziehsohn kämpfen, merkt man schnell, dass keiner der Nebencharaktere überflüssig ist und alle zusammen zu dem gelungen inszenierten Geschehen beitragen. Die sympathischen Hauptfiguren entwickeln sich zügig. Sie sind nicht einfach nur übermenschliche Helden, sie haben ihre Fehler und Schwächen. Doch auch ihre Kräfte und ihre Macht wachsen, was sich spätestens am Schluss des Buches als dringend notwendig erweist, da sie dabei Kreaturen und Problemen gegenüberstehen, denen sie zuvor hoffnungslos unterlegen gewesen wären. Doch ob nun mysteriös, rücksichtslos und oder einfach nur fehlgeleitet, ihre Widersacher ziehen zwar letztlich den Kürzeren, doch sie bringen auch Spannung in die Geschichte und sorgen mit für eine kurzweilige, interessante Handlung.

 

Was auffällt ist, dass Constance und Macmillan flirten, was das Zeug hält, egal wie die Situation ist, in der sie sich gerade befinden. Die Gefühle der beiden keimen nicht erst behutsam im Verlauf der Geschichte, ersticken in ihrer Fülle den eigentlichen Handlungsverlauf aber nicht. Auch wirken bestimmte Textstellen fast zu flüssig. Nicht unbedingt problemlos, aber fast zu gekonnt umschiffen Constance und Macmillan Hindernis um Hindernis – was daran liegen könnte, dass an ihrer Seite unter anderem Holly und Caravelli kämpfen, wenn es hart auf hart kommt. Das könnte störend wirken, tut es aber tatsächlich nicht.

 

Fazit

 

Auch der zweite Band der Reihe zeichnet sich durch den originellen, flüssigen und klar verständlichen Stil der Autorin aus, was sich allerdings nicht von der ersten Seite an zeigt. Doch wer durchhält, wird mit einer spannenden Geschichte belohnt, die eindeutig Lust auf den dritten Band macht und für die ich vier von fünf Punkten vergeben möchte.

 

Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

25. April 2011

Vollmar, Klausbernd: Schlaf und Traum; Besser schlafen – gut träumen

Filed under: Fach- & Sachbuch — Ati @ 17:44

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Klausbernd Vollmar
Schlaf und Traum

Königsfurt-Urania
ISBN 9783868260830
ISBN 3868260838
Sachbuch Gesundheit, Wohlbefinden
Neuausgabe 2011
Umschlaggestaltung Antje Betken
Broschiert, 224 Seiten
[D] 14,99 €

Verlagsseite

Autorenseite http://www.kbvollmar.de oder auch http://www.traumonline.de

Bisher kannte ich Klausbernd Vollmar nur als Autor von Büchern über Farben, ihrer Wirkungsweise, Einsatzmöglichkeiten, etc. Da mir diese Bücher gefallen haben, konnte ich nicht widerstehen, weshalb momentan sein Buch Schlaf und Traum mit dem Untertitel Besser schlafen – gut träumen vor mir liegt.

 

Die Homepage des Autors verrät, dass der kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Nordrhein-Westfalen bei Köln geborene Vollmar breit gefächerte Interessen hat und auch reiselustig ist. So gibt er an, nach dem Abitur Germanistik, Linguistik, Geowissenschaften und Philosophie studiert und 1973 sein Staatsexamen an der Ruhr-Universität Bochum abgelegt zu haben. Er arbeitete als Lektor für das Goethe-Institut in Finnland, lehrte und forschte im Bereich Literaturwissenschaften in Montreal, und arbeitete für Zeitschriften und als beratender Regisseur beim Theater. Ein einjährige Tour durch amerikanische Landkommunen zog einen Bestseller, Radiosendungen und Vortragsreihen darüber nach sich, bevor Vollmar sich als geschäftsführender Gesellschafter einer Firma betätigte, die weite Landstriche der griechischen Insel Ithaka kaufte, um sie nach ökologischen Gesichtspunkten zu erschließen. Er beschäftigte sich beruflich an der Ruhr Universität Bochum mit autogenem Training und katathymen Bilderleben. Nach Abschluss eines Zweitstudiums in Psychologie führte er Jugendberatungsstellen in Amsterdam und Solingen, engagierte sich in der deutschen Männerbewegung und unterstützte ihre Emanzipationsversuche. Er reiste nach Nepal und blieb für zwei Jahre, bevor er ein Institut für Krisenintervention gründete, einen Verlag der Findhorngruppe mit aufbaute und leitete und zeitgleich Schüler von Dr. von Ungern-Sternberg, einer direkten Schülerin C.G. Jungs, und Mitglied einer englischen Gurdjieff-Gruppe wurde. Die von ihr vertretenen strengen psychologischen Ansätze führten zu einem von ihm entwickelten Persönlichkeitsmodell, was wiederum zu Buchveröffentlichungen, Radio- und Fernsehsendungen führte und unter anderem auch mit der intensiven Beschäftigung mit Träumen im Bezug auf Entwicklungsmöglichkeiten neuer Ideen und Problemlösungsprozessen einherging. Vollmar lebt heute an der englischen Ostküste, jedenfalls die meiste Zeit oder reist auch gerne in die Arktis, wenn er sich nicht um seinen Garten kümmern muss oder mit seinem Boot das Meer vor der englischen Küste erkundet. In dem Künstlerdorf Cley-Next-The-Sea hält er Seminare über kreative Arbeit mit Träumen und der Entwicklung der eigenen Potenziale und gründete und leitet zusammen mit dem Physiotherapeuten Konrad Lorenz auch die Internetfirma TraumOnline.

 

Mit seinen in fünfzehn Sprachen übersetzten bisher erschienen Veröffentlichungen und diesem Einblick in seine Vita ist Vollmar also bestens gerüstet, um sich in Schlaf und Traum, Besser schlafen – gut träumen mit zur Volkskrankheit mutierten Schlafproblemen  und beispielsweise auch mit dem Einsatz von Träumen für eine (postive) Veränderung der Lebensqualität zu beschäftigen. Gleichzeitig verspricht ein kurzer Text innen im Buch, dass es zeitgleich „eine informative und unterhaltsame Lektüre für Menschen darstellt, die an Themen wie Psychologie, Wohlbefinden, Kreativität und Erfolg interessiert sind“. Das Buch ist übrigens die überarbeitete, erweiterte und illustrierte Neuauflage des 2007 bei Königsfurt erschienenen „Besser schlafen – besser träumen“.

 

Wie sowohl vom Königsfurt-Urania Verlag als auch dem Autor gewohnt, ist das Buch mit zahlreichen Abbildungen (klassische Gemälde ebenso wie moderne Fotografien)  illustriert, liebevoll aufgemacht, mit diversen Zitaten versehen und in übersichtliche Kapitel gegliedert. Nach einer kurzen Einleitung geht es in jeweils mehreren Unterkapiteln zunächst um den Schlaf an sich (inklusive Schlafproblemen oder –Störungen), dann um Träume, bevor auf Seite 218 „Der Wandel der Nacht“-Beschluss beginnt, der zwei Seiten später in den Anhang übergeht. Der gerade eben genannte Beschluss hat übrigens nur etwas mit der Erfindung der Glühbirne und ihren Spätfolgen zu tun. Die Gewichtung liegt eindeutig beim Thema Schlaf, der mit 130 zu 76 Seiten gegenüber dem Thema Traum abgehandelt wurde.

 

Vollmar spannt einen Bogen aus der griechischen und jüdischen Mythologie in die Gegenwart, lässt wissenschaftliche Informationen ebenso locker einfließen wie alte Hausmittelchen gegen den fehlenden Schlaf, nennt Konfliktlösungsmöglichkeiten für Nachteulen und Lerchen, wie er die Frühaufsteher nennt, oder auch Zähneknirschen. Daneben räumt er mit diversen Vorurteilen auf, bevor er sich aufmacht und etwa mit bewusst herbeigeführtem oder produktivem Träumen beschäftigt. Alles in gewohnt flüssig und leicht verständlicher Sprache. Doch obwohl der oben erwähnte kleine Text innen im Buch stimmt, obwohl es logisch aufgebaut und ebenso interessant wie informativ ist, muss ich gestehen, dass ich mich zunächst etwas schwer getan habe. Was mich stolpern ließ, waren kleinere Widersprüche. So schreibt er etwa auf Seite 46, dass eine Einschlafstörung vorliegt, wenn man nach zwanzig Minuten noch nicht in Hypnos Arme gesunken ist, während er auf Seite 18 guten Schlaf auch daran misst, dass man etwa 15 – 30 Minuten zum Einschlafen braucht. Dieser Widerspruch ist natürlich ausgehebelt, wenn man Einschlafen und Schlafen in gewisser Weise trennt. Ebenfalls eher störend empfand ich einige Wiederholungen, die es so nicht gebraucht hätte; die jedoch genau genommen auch nicht gravierend sind.


Fazit

Trotz der eben erwähnten Schwächen in Schlaf und Traum bzw. meiner anfänglichen Probleme mit dem Buch möchte ich mit etwas zeitlichem Abstand vier Punkte von fünf Punkten dafür vergeben, da es wie bereits erwähnt gleichermaßen informativ wie unterhaltsam ist und die darin vorgestellten Tipps wirken.

 

Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

 

 

 

Patterson, James: Alex Cross 13 – Dead

Filed under: Buch- & Sammelreihe,Krimi/Thriller,Roman — Ati @ 14:22

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James Patterson
Alex Cross 13: Dead

Originaltitel: Double Cross
aus dem Amerikanischen übersetzt von Leo Strohm
Blanvalet
ISBN  9783442372041
ISBN 3442372046
Krimi/Thriller
1. Auflage 2009
Umschlaggestaltung Hilden Design, München
Taschenbuch, 384 Seiten
[D] 8,95 €

Verlagsseite
Autorenseite

 

Patterson müsste man heißen …. Das ist eine Standardantwort für eine Freundin, die sich hin und wieder nach meinen eigenen Verkaufszahlen erkundigt. Warum? Als ich 2010 den Artikel im Spiegel entdeckte, brannten sich mir die darin genannten Zahlen förmlich ein. Denn an dem 1949 geborenen, in New York aufgewachsenen und in Florida lebenden Autor James Patterson kommt in den USA seit Jahren vermutlich niemand in den Buchhandlungen vorbei. Und längst ist er nicht nur dort eine feste Größe auf dem Buchmarkt. In mehrere Sprachen übersetzt, finden seine Bücher weltweit reißenden Absatz. Laut Spiegel wurden mehr Patterson-Bücher verkauft als Brown, King und Grisham gemeinsam loswurden. Über 170 Millionen bedeuten umgerechnet, dass jeder siebzehnte verkaufte Roman in den Staaten von ihm stammt. Allein in Deutschland standen zwanzig seiner Bücher auf den Bestsellerlisten. Teilweise wurden sie bereits verfilmt, so etwa „Denn zum Küssen sind sie da“ und „Im Netz der Spinne“ in der Morgan Freeman den Polizeipsychologen und Profiler spielte.

 

Patterson, ehemaliger Kreativdirektor einer Werbeagentur hat stets mehrere Projekte gleichzeitig laufen. So umgeht er Schreibblockaden. Er bevorzugt das Krimi- und Thrillergenre, verfasst aber auch Kinder- oder Sachbücher. 2009 unterschrieb er einen Vertrag für siebzehn Bücher. Dieser Deal brachte und bringt nicht nur ihm Millionen ein, auch die Verlage leben gut damit. So verdiente die Hachette-Gruppe – der Mutterkonzern von Litte, Brown & Co. (Pattersons Verlag) allein mit seinen Titeln in zwei Jahren 500 Millionen Dollar. Dort gilt er längst als Verfasser, Produzent, Lektor, Agent und Werbeagentur der Marke, zu der er sich und seine Bücher gemacht hat. Wie gesagt: Patterson müsste man heißen.

 

Dabei stammt mittlerweile gar nicht mehr alles aus seiner eigenen Feder, wird teilweise nur von ihm abgehakt oder umgearbeitet, was von seinen Hilfsschreibern beigesteuert wird. Und Patterson war natürlich nicht immer Bestsellerautor. Anfangs plagten ihn die gleichen Probleme wie viele Autoren und er hatte Schwierigkeiten, seine Manuskripte unterzubringen. Sein 1976 entstandener Roman „The Thomas Berryman Number“ gewann den Edgar – einen Preis für Krimineulinge. Doch erst als er nach mehreren Einzelromanen die 1993 auf den Markt kommende Serie um Alex Cross begann, kam der Erfolg wirklich zu ihm und riss auch mit seiner zweiten Serie Women’s Murder Club nicht ab.

 

Ursprünglich als Alexis Cross angelegt, merkte Patterson beim Schreiben des ersten Bandes schnell, dass er die farbige weibliche Hauptfigur nicht authentisch schreiben konnte und funktionierte sie kurzerhand zu einem Mann um. Alex Cross, der Vater dreier Kinder kam 2009 in Dead zum bereits dreizehnten Mal zum Einsatz, obwohl er eigentlich mittlerweile seine Tätigkeit bei der Polizei längst aufgegeben hat und sich um seine Privatpraxis kümmern möchte. Statt um psychopathische Killer bemüht er sich dort fortan lieber um Patienten mit Angst vor Bakterien, Kriegstraumata, Einsamkeitsproblemen, etc..

 

Die einzelnen Bände um Alex Cross können – wie mir schnell klar wurde – separiert voneinander gelesen werden, da sie in sich abgeschlossen sind, selbst wenn man diverse Figuren in anderen Bänden wiederfindet. Der Nachteil dabei ist natürlich, dass bestimmte Figuren irgendwann blass und eher eindimensional daherkommen, wenn der Autor eingefleischte Fans nicht mit endlosen Wiederholungen ihrer Beschreibung langweilen will. Im Juli 2010 kam mit „Fire“ übrigens bereits der vierzehnte Band auf den deutschen Buchmarkt. Doch zurück zu Dead, zurück zu dem Buch, an das ich mit entsprechend großen Erwartungen herangegangen bin.

 

Ein psychopathischer Serienmörder macht Cross in Washington D. C. einen Strich durch die Rechnung und würfelt ihn mit seiner Freundin, Detective Bree Stone, und ihren Kollegen zu einem Team zusammen, das eine grauenvolle Mordserie beenden muss, während ihnen die Zeit davon läuft. Der Killer inszeniert seine Taten als öffentliche Hinrichtungen vor einem unfreiwilligen Livepublikum, richtet dafür zudem eine eigene Website ein, verhöhnt die ermittelnden Beamten, spielt Katz und Maus mit ihnen.

 

Parallel dazu taucht Kyle Craig, ein alter Bekannter von Cross (sein Vorgesetzter und Mentor – jedenfalls, bis ihm selbst einige Morde nachgewiesen wurden) wieder auf, der eigentlich in einer ausbruchsicheren Todeszelle auf seine Hinrichtung warten sollte. Ebenso parallel schwenkt Patterson zu der Beziehung zwischen Stone und Cross und zu den Sitzungen von Patienten, die Cross in seiner Privatpraxis behandelt.

 

Patterson erzählt also in gewohnter Manier aus verschiedenen Perspektiven. Mal berichtet Cross selbst (in Ich-Form), mal erfährt man alles aus Sicht des DCPK genannten Killers, mal von Craig, der es geschafft hat, sich aus seiner Todeszelle zu befreien (jedoch nicht von ihnen, sondern in dritter Person). Meist kommen mehrere Kapitel aus einer Perspektive hintereinander, bevor Patterson die Blickrichtung wechselt. Seltsamerweise erschien es mir während des Lesens so, dass der bzw. die Killer im Vordergrund stehen. Tatsächlich widmet der Autor jedoch Cross und dem mit ihm arbeitenden Team bzw. seiner Beziehung zu Stone mehr Aufmerksamkeit als dem DCPK oder dem entflohenen, nicht weniger gefährlichen Craig.

 

Bereits zu Anfang der Ermittlungen zeichnet sich ab, dass der DCPK will, dass Cross an dem Fall beteiligt wird und es ist auch relativ schnell klar, dass Craig etwas damit zu tun haben muss – was zweifelsohne an den erwähnten Perspektivwechseln liegt. Insoweit gibt es nicht wirklich überraschend, aber überraschend viel Vorhersehbarkeit in Dead, was unter anderem dazu führte, dass das Buch mich nicht wirklich gefesselt hat.

 

Vorwiegend lag es aber an verschiedenen anderen Schwachpunkten. Nehmen wir zunächst einmal Craig. Im Prolog, der aus zwei von ihm handelnden Kapiteln besteht, wird er gleich zu Anfang dazu verurteilt, den Rest seines Lebens in einem Hochsicherheitstrakt zu verbringen – ohne normale zwischenmenschliche Kontakte. Im zweiten Kapitel wird erneut beschrieben, dass die Gefangenen dieses Traktes dreiundzwanzig Stunden täglich in ihrer Zelle verbringen und nur Kontakt zum Wachpersonal und ihren Anwälten haben. Trotzdem hat Craig nicht nur Kontakt zu seinem Anwalt, der ihm letztlich zur Flucht verhilft. Auch zum DCPK gibt es eine Verbindung, die nicht nur in Form einer fatalen Verehrung eines Serienkillers besteht (welche im Übrigen auch die Komplizin des DCPK oder etwa auch Craigs Anwalt für diesen empfinden). Grundsätzlich ist dies nachvollziehbar, denn fatalerweise haben Gewaltverbrecher auch in der Realität eine seltsame Anziehungskraft auf bestimmte Personen. Und so begeht der DCPK die Morde quasi für Craig, eifert ihm nach, will ihn letztlich übertrumpfen. Ob das erste Opfer des DCPK ihren Kontakt zu Craig vor oder nach seiner Verurteilung geknüpft hat, wird nicht ganz klar, aber die Verbindung Killer-Killer-Opfer gibt es.

 

Statt jedoch gleich unmittelbar oder wenigstens später darauf oder auf die einzelnen Beweggründe dahinter näher einzugehen, schreibt Patterson lediglich, dass diese Verehrung besteht, und widmet sich lieber den wöchentlichen Anwaltsbesuchen von Craig. Wie er seinem Anwalt Woche für Woche, Jahr für Jahr acht gleiche Fragen stellt, ohne Antworten zu erwarten, bevor ein wenig Small Talk gemacht wird (der sich allerdings auch um Serienmörder drehen kann). Der Ausbruch ist perfekt geplant und verläuft ohne Probleme, sodass Craig – kaum draußen – natürlich gleich weitermorden kann, um seinem Serienkillerklischee zu entsprechen. Was hier wie oder warum wann von wem geplant wurde, steht in den Sternen – in Dead findet man es nicht, obwohl es der Geschichte gut getan hätte. Fast scheint es im Hinblick auf den letzten Satz im letzten Kapitel, dass dieser Handlungsstrang lediglich dazu dient, Craig in einem weiteren Alex-Cross-Band auftauchen zu lassen.

 

Doch das war es nicht allein. Wie bereits erwähnt, ergibt sich – sofern man einzelne Bände einer Reihe unabhängig von den anderen liest – das Problem, dass etwa Alex Cross bei aller Präsenz etwas schemenhaft dargestellt wird. Im Zusammenhang mit dem Protagonisten der Serie erscheint das durchaus nachvollziehbar, doch leider gilt es auch für neu hinzugekommene Antagonisten, wie etwa den DCPK in Dead. Da der Autor den Fokus auf seine Taten und Verwandlungskünste, und weniger auf die Person dahinter lenkt, bleibt auch er zu farblos, zu unscharf.

 

Und da gibt es auch die eigentlich sinnlose Aneinanderreihung grausam inszenierter Morde, die der Autor anschaulich beschreibt und für die der DCPK einen übertrieben wirkenden hohen Aufwand betreibt. Beides erscheint zwar grundsätzlich insofern logisch, dass Morde fatalerweise nicht zwangsläufig einen Sinn ergeben müssen und Täter bei weniger Aufwand vermutlich schneller gefasst würden bzw. sich der Wahnsinn passend darin spiegelt. Doch Dinge, wie das Bespielen und Löschen eines Videobandes, bevor ein Mord darauf festgehalten wird, damit die Ermittler nach einer Rekonstruktion der gelöschten Daten dadurch einen gewollten Hinweis auf den Mörder bekommen, erscheinen etwas übertrieben. Nachlässigkeit, weil der Täter Geld sparen und deshalb keine neue Videokassette verwenden wollte (ohne daran zu denken, dass ihm das zum Verhängnis werden könnte), hätte hier einen glaubwürdigeren Effekt erzielt.

 

Genauso benutzt der DCPK für jeden Mord eine andere Identität, verkleidet sich so meisterhaft, dass man – insbesondere auch Cross – nicht so schnell erkennt, dass es sich immer um die gleiche Person handelt. Dieses Problem hat der Leser durch die Perspektivwechsel natürlich nicht. Er beobachtet ja, wie der Killer für die Ermittler und sein Publikum in diese Rollen schlüpft, dass er sich für sich selbst sogar anders nennt. Der DCPK verwendet dazu – genau wie der entflohene und untergetauchte Craig oder dessen Fluchthelfer auch – unter anderem Gesichtsprothesen. Die bekommt man nicht wirklich an jeder Straßenecke, sie müssen genau angepasst werden, damit sie nicht auf den ersten Blick auffallen, und kosten darüber hinaus auch nicht gerade wenig. Vom enormen Zeitaufwand, den so ein Tarn-und-Täuschen-Spiel schlicht und ergreifend bedarf um echt zu wirken, ganz zu schweigen. Doch all das scheint für die Antagonisten der Geschichte absolut kein Problem darzustellen.

 

Hinzu kommt, dass Cross – genial, wie sich Profiler für gewöhnlich in TV-Serien, Filmen oder Romanen darstellen – rasend schnell Zusammenhänge erfasst, die für Otto-Normal-Verbraucher nicht erkennbar sind. So geht er bereits beim allerersten Hinrichtungsmord sofort von einem Serientäter aus. Immerhin sieht er Hinweise, die sonst niemand erkennt, kommt dafür aber erstaunlich langsam dahinter, was sie wirklich bedeuten, während der Leser wiederum paradoxerweise (ebenfalls dank der ständigen Perspektivwechsel) längst weiß, in welche Richtung es letztlich geht.

 

Auch der Aufklärungsdruck, der auf dem Ermittlerteam lastet, wirkt nur bedingt glaubwürdig. Cross wird zwar durch den Killer dazu gezwungen und von seiner Freundin Bree auch dazu aufgefordert, sich des Falles anzunehmen – seine Praxis schließt er dafür jedoch nicht. Genauso abgeklärt, man könnte es allerdings genauso gut oberflächlich nennen, wie er sich der sich im Zuge der Ermittlungen ergebenden Bedrohungssituation seiner Person oder seiner Familie stellt, widmet er sich ganz nebenbei seinen Patienten und Patterson lässt den Leser munter an diesen Sitzungen teilhaben. Dass der Profiler und Psychologe dabei trotz seiner Genialität bis zuletzt absolut keinen Zusammenhang zwischen dem DCPK, seiner Komplizin und zweier Patienten sieht, wirkt weder stimmig noch authentisch. Auch dieser Zusammenhang wird im Übrigen einfach präsentiert, ohne wirklich auf die Bedeutung einzugehen. Natürlich könnte man ihn einfach in einer Laune des Killers begründet sehen, doch bei einem Bestsellerautor wie Patterson sollte man hier mehr erwarten können.

 

Erschwerend kommt die Darstellung der Beziehung zwischen Stone und Cross hinzu. Die passt ebenfalls grundsätzlich in den Plot und so schwenkt der Autor (vermutlich mit einem Blick auf das schlagende Argument „sex sells“) auch immer wieder brav auf die Beiden. Überzeugen kann er allerdings auch damit nicht. Während im „realen“ Leben Ärzte, Ermittler und diverse andere Berufsgruppen eher Probleme mit ihrer Libido bekommen (sei es aus chronischer Überarbeitung oder einfach, weil das im Zusammenhang mit ihrer Arbeit stehende Geschehen um sie herum nicht sehr lustfördernd wirkt) merkt der Autor immer wieder an, wie scharf Cross auf seine Freundin ist oder wird. Die ihrer Ermittlungszeit mühsam abgeknapsten gemeinsamen Momente werden tatsächlich passend nicht explizit geschildert. Doch genau das, lässt die eben erwähnten ständigen Hinweise auf Cross Begehren, letztlich eher störend als unterhaltend wirken.

 

Positiv anzumerken ist, dass Patterson seine Hauptfigur nur einmal in eine rasante Verfolgungsjagd per Auto verwickelt. Dass nicht ständig etwas in die Luft fliegt oder der Täter nicht im Alleingang ein Waffenarsenal verschwendet, das für eine ganze Armee reichen würde. Oder dass der Autor seine Leser nicht mit ermittlungstechnischen Details überfrachtet. Doch im Bezug auf Letzteres gibt es gleich wieder ein Aber, denn die Ermittlungen selbst können nicht wirklich überzeugen. Sie stochern bei allen Geistesblitzen von Cross zu viel im Dunklen, hinken dem bzw. den Tätern bis zuletzt zu sehr hinter, leben eher von Zufällen als von erarbeiteten Erkenntnissen. Wäre der Täter nicht so selbstverliebt, könnte er Washington vermutlich entvölkern, ohne dass Cross und seine Leute ihn je dingfest machen könnten.

 

Fazit

 

Geschmäcker sind verschieden. Für die einen hat Pattersons Alex-Cross-Reihe Kultcharakter, andere begeistert sie eher weniger. Obwohl Patterson einen flüssigen, leicht zu lesenden Schreibstil pflegt, ziehen sich die kurz gehaltenen Kapitel. Der Autor verzettelt sich in Nebenschauplätzen. Obwohl die Handlungsfäden alle zu einem gewissen Ende gesponnen werden, werden sie nur bedingt schlüssig verwoben. Ob es nun an der Übersetzung, an der Dauer der Reihe oder Pattersons Stil liegt, kann ich nicht beurteilen. Dead war mein erster Roman von ihm und konnte mich nicht überzeugen, weshalb ich nur zwei Punkte von fünf Punkten dafür vergeben möchte.

 

Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

 

 

 

24. April 2011

Parrish, Leslie: Was kostet der Tod?

Filed under: Buch- & Sammelreihe,Krimi/Thriller,Roman — Ati @ 17:13

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Leslie Parrish
Black Cats 01: Was kostet der Tod?

Originaltitel Black Cats 01: Fade to Black
aus dem Amerikanischen übersetzt von Heide Frank
LYX
ISBN 9783802583759
Romantic Thrill
Deutsche Erstausgabe 2011
Umschlaggestaltung büosüd°; München
Breitklappenbroschur, 360 Seiten
[D] 9,99 €

Verlagsseite
Autorenseite (deutsch)

Leslie Parrish hat drei Töchter, zwei Hunde und lebt mit ihnen und ihrem Ehemann Bruce in Maryland. Unter dem Namen Leslie Kelly hat sie bereits mehrere Liebesromane geschrieben, von denen bereits Übersetzungen in Deutschland bei Cora in der Tiffany-Reihe erschienen sind. 2006 erhielt sie für ihre Arbeit den Romantic Times Award und wurde für weitere Preise nominiert. Ihr erstes Buch erschien 1999, seitdem hat sie mehr als dreißig Liebesgeschichten mit frechen Dialogen und sexy Handlung für Harlequin geschrieben.

 

Mit dem Auftaktroman der Black-Cats-Reihe und einem der Titel aus der Romantic-Thrill-Reihe von LYX  beschreitet sie neue Wege, um ihre etwas dunklere Seite als Schriftstellerin auszuleben. Zur deutlicheren Abgrenzung ihrer bisherigen Veröffentlichungen hat sie sich für das Pseudonym Leslie Parrish entschieden. Wer den gewohnt rasanten, sexy-frechen Stil in Was kostet der Tod? erwartet, den man aus Kellys bisherigen Romanen gewohnt ist, wird vielleicht enttäuscht. Denjenigen, die auf die von LYX gewohnte Erotik setzen, wird eventuell auch etwas fehlen.

 

Dennoch lohnt es sich durchaus, das Buch zu lesen. Wie bereits in Susan Crandalls „Pitch Black” aus dem gleichen Verlagsprojekt, sind die romantischen Elemente in Was kostet der Tod? eher dezent und weder mit erotischen Sequenzen überfrachtet, noch werden sie von gnadenloser Brutalität überdeckt, obwohl es durchaus um knallharte Verbrechen geht. Die sind übrigens härter als man unter Umständen bei einem romantischen Thriller erwartet, weshalb ausufernde Romantik bei dieser Thematik einfach unangebracht wäre. Doch kann man beides überhaupt in einen halbwegs harmonischen Einklang bringen?

 

Dass es tatsächlich geht, zeigt unter anderem auch Parrish alias Kelly in ihrer Black-Cats-Reihe. Bereits im Auftaktroman zeichnet sich ab, dass die einzelnen Romane in sich abgeschlossen sind und unabhängig voneinander gelesen werden können, da sie jeweils andere Paare behandeln. Der Folgeband „Im Netz des Todes“, in dem zwei Figuren aus dem ersten Teil weiter behandelt werden, soll im September 2011 in Deutschland erscheinen. In den Staaten ist bereits der dritte Band mit dem Titel „Black at heart“ erhältlich.

 

Die Geschichte selbst spielt in den Staaten der Gegenwart und wird in dritter Person erzählt. Das Cover der deutschen Ausgabe fällt durch seine Schlichtheit auf. LYX verzichtet auf einen, derzeit Verlag übergreifend gerne verwendeten muskelgestählten Oberkörper oder das ebenso gern verwendete ernste oder geheimnisvoll wirkende Frauen- oder Männergesicht und zeigt statt dessen eine verblühte, kopfüberhängende rosa Tulpe auf dunklem Hintergrund. Diese rosa Tulpe setzt sich übrigens Ton in Ton auf der Innenseite des Umschlages vorne wie hinten fort.

 

Was rein vom Umschlag her auf ersten Blick so harmlos wirkt, versetzt einem gleich darauf einen kleinen Schock. Bereits im Prolog taucht man in den ersten Mordfall und damit in das Geschehen ein, bevor es im ersten Kapitel siebzehn Monate später mit Aufnahme der Ermittlungen durch die CAT-Abteilung des FBI, die sich mit Internetkriminalität auseinandersetzt, weitergeht. Was kostet der Tod? handelt von einem brutalen Killer, der seine Opfer in immer kürzeren Zeitabständen maßlos quält und tötet und seine Werke per Video im Internet präsentiert. Unabhängig davon und gleichzeitig eng mit einem der Opfer verwoben, geht es aber auch um Missbrauch und häusliche Gewalt. Hierbei ist es der Autorin gelungen, die Unfassbarkeit der Morde durch geschicktes Weglassen zu detaillierter Beschreibungen so gekonnt subtil zu umschreiben, dass die Fantasie des Lesers zwar durchaus für Gänsehaut sorgt, ihn jedoch nicht zwanghaft alle Fenster und Türen kontrollieren lässt, sobald er das Buch zur Seite legt.

 

Zugegebenermaßen: Ganz neu ist die Idee natürlich nicht – das muss sie aber auch nicht sein, solange die Umsetzung stimmt. Und während beispielsweise Katzenbach in „Der Professor“ als unterbrechende Nebenhandlung Halluzinationen und Gespräche seiner Hauptfigur mit verstorbenen Familienangehörigen einsetzt, baut Parrish die sich anbahnende Beziehung zwischen Stacey Rhodes, die als Sheriff der Kleinstadt Hope Valley tätig ist, und dem FBI-Agenten und Angehörigen der CAT-Einheit Dean Taggert ein. Beide haben eigentlich von großen und brutalen Verbrechen genug und sich bewusst für ihre momentane und bis zu diesem Zeitpunkt eher ruhigere Tätigkeit entschieden. Beide können jedoch nicht die Augen davor verschließen, dass es Verbrecher gibt, die unbedingt dingfest gemacht werden müssen, bevor noch mehr passiert, zumal Stacey eines der Opfer von klein auf kannte.

 

Als eine Spur das FBI-Team nach Hope-Valley führt und Rhodes Taggert und seinen Kollegen helfen kann, zeigt sich gleichzeitig, dass Stacey und Dean auf einer Wellenlänge schwimmen. Unaufgeregt kommen sie einander näher. Stacey, selbstbewusst, autonom – eine Kleinstadtpflanze, die den Duft der Großstadt geschnuppert und sich wieder aufs Land zurückgezogen hat, geht offen auf Dean zu. Dean ist geschieden und durch seine Tätigkeit immer in Gefahr, das Umgangsrecht mit seinem Sohn zu verlieren. Dennoch stürzt er sich in seinen neuen Fall. Obwohl die Autorin hier fast in ihr bisheriges Genre abgerutscht wäre, tänzeln die Beiden letztlich nicht lange umeinander herum, gehen jedoch auch nicht wirklich zur Sache und ihre Liebesgeschichte ist, wie bereits erwähnt, eher dezent. Sie bildet den Hintergrund für die eigentliche Verbrecherjagd. Bietet sozusagen kleinere Entspannungsinseln, bevor es weitergeht bei der Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen im Kampf gegen die Zeit. Geschickt lenkt die Autorin ihre Leser in verschiedene Richtungen, lässt Verdachtsmomente gegen mehrere der Figuren wachsen, bevor sie sie wieder auf die von ihr gelegte Spur zurücklotst. So bleibt bis zuletzt offen, wer der Täter ist.

 

Die Hauptcharaktere sind gut gelungen. Die Autorin taucht erzählend in ihre Vergangenheit ein und bringt ihre Motivation passend zum Ausdruck. Die Nebencharaktere weisen insoweit eine kleine Schwäche auf, als ihre Beschreibung das eine oder andere Mal zu einfach ausfällt, zu klischeehaft böse und schlecht. Der flüssige, leicht zu lesende Schreibstil und die übrige stilistische Handhabung der Autorin, die Dialoge und Erzählungen in einem ausgewogenen Verhältnis mischt, macht dieses Manko größtenteils wieder wett. Einen richtigen Minuspunkt, der die Auflösung des Falls betrifft, gibt es jedoch. Dieser Teil des Romans wirkt zu schnell abgehandelt. Da nutzt es auch nur bedingt etwas, dass die Lösung so klar und stimmig beschrieben wird, wie man sie sich erhofft. Um den Roman gekonnt abzurunden, fehlt einfach eine ausführlichere Betrachtung der Motivation des Täters.

 

Fazit

 

Gelungener Auftakt einer neuen Reihe trotz kleinerer Schwächen. Ich bin gespannt auf den Folgeband und vergebe vier Punkte von fünf Punkten.

 

Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

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