Die Leselustige Ati's Rezi-Seite – Buchbesprechungen, Ankündigungen, etc.

13. Januar 2013

Susanne Jung: Besser leben mit dem Tod oder Wie ich lernte Abschied zu nehmen

Filed under: Neuerscheinungen und/oder gepl. Rezensionen — Ati @ 10:02

Susanne Jung: Besser leben mit dem Tod oder Wie ich lernte Abschied zu nehmen
ISBN: 9783608947458                              Klett-Cotta EVT 03/2013

351_jung_besserlebenmitdemtod.jpg

Inhalt laut Verlagsseite  

Warum es für die Lebenden wichtig ist, sich von den Toten richtig zu verabschieden.
Susanne Jung erzählt aus ihrem Leben mit dem Tod. Wie sie ihm selbst begegnete – und wie ihm all die Menschen begegnen, die sie dabei begleitet, ihre Toten zu bestatten und zu verabschieden. Sie ist dabei viel mehr als eine konventionelle Bestatterin, die Sarg und Trauerfeiertermin organisiert. Sie ist eine Begleiterin der Hinterbliebenen.
Berührende Geschichten aus dem Leben einer Bestatterin
Susanne Jung holt die Leser ab und begleitet sie durch eine Black Box – den Tod. Sie hat ein Anliegen: den Tod zu enttabuisieren und für einen bewussten, achtsamen Umgang damit zu sensibilisieren. Wer Verluste nicht in sein Leben integrieren kann, wird nicht wachsen, wird auch selbst unter Angst und Unfreiheit leiden. Ein guter Umgang mit dem Tod bezieht sich also aufs ganze Leben, auf unseren Umgang mit Trennungen und ­Verlusten. Und wer im Leben mit sich, seiner ­Familie und seinen Mitmenschen im Reinen ist, der kann auch besser in den Tod gehen. Oder andere gehen lassen. In dem Buch geht es ans Eingemachte, um eine Philo­sophie des guten Lebens. Es ist analytisch und emotional und mit großer Intensität geschrieben.
Ein neuer Umgang mit dem Tod: weg von Geschäft und Massen­abfertigungen.

Zwischenzeitlich meins, Buchbesprechung folgt

12. Januar 2013

SCHÜRMANN, MARC & JOLYNE: URLAUB MIT DEINEN ELTERN HALTE ICH FÜR KEINE GUTE IDEE 222 Dinge, die Liebespaare sich mal sagen sollten

Filed under: Fach- & Sachbuch,Ratgeber — Ati @ 15:51

309_schurmann_urlaubmitdeineneltern.jpg

blanvalet
ISBN-13:
9783442380213
ISBN-10:
3442380219
Ratgeber Beziehungen
1. Auflage 11/2012
Taschenbuch mit Klappenbroschur, 192 Seiten
[D] 8,99 €


Verlagsseite

 

Etwa 38 Stunden nach dem ersten Kuss, 11 Tage nach der ersten Begegnung, und damit 18 Tage nach der ersten Mail, wurde der Sohn von Marc und Jolyne Schürmanns gezeugt, wenn man den Ausführungen des Autors glauben darf, die er unter anderem auf NEON.de kundtut. Darüber hat der 1976 geborene Textchef der Zeitschrift NEON ein Buch mit dem Titel Von null auf Papa geschrieben. Auch seine 1982 geborene Frau Jolyne Schürmann ist Journalistin und freie Comedy-Autorin. Aus ihrer Feder stammt beispielsweise der Ratgeber 200 Tricks für ein besseres Leben.

Das Kind der beiden entstand also quasi vor der richtigen Beziehung. Klingt natürlich im Grunde genommen unüberlegt, doch das macht die Beziehung ja nicht unbedingt schlechter, zumal genau dieses Kind heute quicklebendig ist. Die beiden sind zudem zwischenzeitlich nicht nur verheiratet, sondern haben auch ein zweites Kind und mittlerweile auch ein gemeinsames Buch herausgebracht.

Dabei handelt es sich um den bei blanvalet erschienen Ratgeber Urlaub mit deinen Eltern halte ich für keine gute Idee – 222 Dinge, die Liebespaare sich mal sagen sollten. Auf 192 Seiten geht das Autorenduo darin auf Dinge ein, die sich Liebespärchen selten bis gar nicht sagen, obwohl besagte Dinge durchaus einmal ausgesprochen werden sollten. Denn unweigerlich kommt nach den ersten Schmetterlingen im Bauch und dem wackligen Gefühl in den Knien der Tag, an dem die rosarote Brille runterfällt und einem prompt Macken am bislang bedenkenlos angehimmelten Partner auffallen. Und je länger man die mit zusammengebissenen Zähnen hinnimmt, desto eher können sich manche Scheidungsanwälte hinterher freuen.

Nach dem Vor- und vor dem Schlusswort widmen sich die Schürmanns in 15 Kapiteln den Themen

·      Freizeitstress

·      Andere Männer, andere Frauen

·      Im Büro

·      In Feierlaune

·      Der Wirtschaftsteil

·      Bin ich schön?

·      Die Quadratur des Freundeskreises

·      Vier Wände und alles dazwischen

·      Alte Liebe rostet nicht?

·      Sehr witzig!

·      Du kannst mich mal …

·      Schwiegermuttermilch

·      Das Kreuz mit der Politik

·      Kinderkram

·      Und nun zum Sex

Jeweils eingangs des Kapitels kann man eine kleine thematisch passende Geschichte lesen, dann folgen Ich-liebe-dich-aber-Seiten, auf denen kleine Macken und Dinge – wie der Buchuntertitel verrät 222 Stück an der Zahl – genannt werden. Dabei greift das Autorenduo nicht nur auf die eigenen Erfahrungen zurück, sondern auch auf Interviews mit anderen Paaren.

Fazit: 03perlenpunkte.jpg

Beziehungen sollen ja harte Arbeit sein. Ratgeber können diese etwas erleichtert. Urlaub mit deinen Eltern halte ich für keine gute Idee – 222 Dinge, die Liebespaare sich mal sagen sollten liest sich leicht verständlich, präsentiert eine an sich ernsthafte Thematik spielerisch leicht und ist eher amüsant aufgemacht. Die Fragen stehen natürlich nur stellvertretend für das, was einem womöglich persönlich so auf der Seele brennt und können nur als Anregung verstanden werden. Allerdings eher für Pärchen, die sich noch nicht so lange kennen. Darauf verweist schon passend die Inhaltsangabe (Zitat: 222 Dinge, die man einander mal sagen sollte – und zwar solange alles noch rosarot aussieht). Leser, bei denen es in der Beziehung schon kriselt, werden vermutlich wenig bis keine Freude daran haben, weil der Ratgeber eher auf Prävention statt Schadensbegrenzung abzielt. Trotz Ratgeber-Charakter eher ein Lesequickie, der drei von fünf Punkten von mir bekommt.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

11. Januar 2013

HUNTER, MADELEINE: EIN SKANDALÖSES RENDEZVOUS

Filed under: Belletristik,Historisch,Liebe,Roman — Ati @ 17:34

308_hunter_einskandalosesrendezvous.jpg

Originaltitel. Ravishing in Red
ins Deutsche übersetzt von Stefanie Pannen
Egmont-LYX
ISBN13: 978-3802587924
ISBN10: 3802587928
Historical romance
deutsche Erstausgabe 07/2012
Taschenbuch mit Klappenbroschur, 400 Seiten

[D] 9,99 €

Verlagsseite

Autorenseite

 

Die in Pennsylvania lebende Autorin hat Kunstgeschichte studiert und arbeitet als Lehrerin an einem College. Daneben verfasst sie Romane. Mit ihrem im Jahr 2000 erscheinenden Debüt erhielt sie den Preis Waldenbooks Bestselling Debut Author. Egmont-LYX veröffentlicht eine kleine Buchserie der Autorin. Ein skandalöses Rendezvous bot im Juli 2012 dabei den Auftakt. Der zweite Band Die widerspenstige Braut ist seit Januar erhältlich. Ein dritter Band mit dem Titel Eine Lady von zweifelhaftem Ruf ist für Juni 2013 geplant.

Abgesehen vom Genre, dem historischen Hintergrund und der Tatsache, dass diese Bücher eben von Madeleine Hunter geschrieben wurden, bieten sie keine größeren Gemeinsamkeiten. Sie können deshalb unabhängig voneinander gelesen werden, da die Hauptfiguren von Buch zu Buch ebenso wie die Hintergrundgeschichten wechseln.

Im Auftaktband, der gerade vor mir liegt, geht es um Audrianna, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Ruf ihres Vaters reinzuwaschen. Dieser soll für sein Land minderwertiges Schießpulver gekauft haben und so für Tod und Verletzungen diverser Soldaten verantwortlich sein. Aus Scham nahm er sich das Leben. Nach seinem Tod zieht Audrianna zu einer Cousine und versucht, so gut es geht, auf eigenen Füßen zu stehen. Doch Audrianna untersucht nicht alleine die Vorgänge um das minderwertige Material, auch Lord Sebastian Summerhays tut dies. Dadurch treffen die beiden aufeinander. Audrianna erhofft sich entlastende Informationen, Summerhays belastendes Material. Die beiden werden dabei jedoch unglücklicherweise in einer kompromittierenden Situation erwischt, Summerhays sogar verletzt, und der Skandal schwappt über Audriannas gerade noch einigermaßen stolz erhobenes Haupt hinweg. Einzig die Heirat mit Summerhays kann ihren Ruf jetzt noch retten.

Die Autorin zeichnet ihre weibliche Hauptfigur, ebenso wie deren Cousine, bezogen auf die Zeit überraschend modern und unabhängig und gleichzeitig durchaus glaubwürdig. Ihr Selbstbewusstsein schwindet jedoch jedes Mal, sobald der attraktive Summerhays auf den Plan tritt. Der ist eigentlich nur der zweite Sohn, hat ein eher schwierig gestaltetes Verhältnis zu seiner mit Standesdünkeln behafteten Mutter und ein enges Verhältnis zu seinem kriegsversehrten älteren Bruder. Auch die etwas schrulligen Freunde jenes Bruders sind mit von der Partie. Alle Charaktere sind klar gezeichnet, haben alle ihre kleinen Macken, Fehler und Ängste.

Wie so oft bei LYX ist auch dieses Mal das Cover/Buch ansprechend liebevoll und passend gestaltet. Es zeigt eine junge Frau in einem cremefarbenen Kleid, dessen Schnitt der damaligen Zeit entsprechen dürfte. Das Muster ihres Kleides – kleine goldene Ornamente – wiederholen sich in einer Art Rahmen um diese Gestalt ebenso wie an den Kapitelanfängen (wo sie dann natürlich grau gehalten sind). Bei der Frauengestalt sieht man keinen Kopf/kein Gesicht – was gut zu der Thematik passt, möchte Audrianna doch unerkannt nach der Wahrheit forschen. Die sittsam gefalteten Hände passen zu ihrem Charakter und der kleine Ausschnitt ihres Kleides deutet auf die im Buch dezent aufflammende erotische Grundspannung zwischen Audrianna und Summerhay hin.

Die zwischen den beiden Hauptfiguren entstehende romantische Beziehung wächst behutsam und gerade deshalb gut nachvollziehbar. Es geht aber auch um Freundschaft und Gier, um Schuldgefühle und ein wenig Eifersucht, denn Audrianna und Sebastians Bruder verstehen sich blendend. Nicht nur hier zeigt sich, dass Sebastian zwar durchaus über Autorität verfügt, gleichzeitig jedoch selbst stetig zurücksteckt, seit er für seinen älteren Bruder nach dessen Unfall dessen Position übernommen hat. Dass ihm ein eigenes Leben fehlt, wird ihm erst durch Audrianna bewusst.

Der zum Skandal und der Heirat führende Handlungsstrang um Audriannas Vater und das minderwertige Schießpulver wird im Hintergrund weitergesponnen und geschickt mit dem romantisch ausgebauten Hauptteil verwoben. Durch den flüssigen Schreibstil können Hunters LeserInnen leicht in die Geschichte eintauchen.

Fazit:04perlenpunkte.jpg

Sympathische Charaktere in einer leichten, romantisch gestalteten Geschichte. Mit Ein skandalöses Rendezvous hat Madeleine Hunter einen Roman für ein paar entspannend-unterhaltsame Lesestunden geschaffen, weshalb ich dem Buch vier von fünf Punkten geben möchte.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

FORMAN, GAYLE: LOVESONG

Filed under: Belletristik,Jugendbuch,Roman — Ati @ 14:44

310_forman_lovesong.jpg

Originaltitel: Where she went
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Bettina Spangler
blanvalet
ISBN-13: 9783442379422
ISBN-10: 3442379423
Jugendbuch
1. Auflage 06/2011
Taschenbuch mit Klappenbroschur, 272 Seiten
[D] 12,99

Verlagsseite
Autorenseite (englisch)

 

If I stay, Where she went, Sister in sanity, You can’t get there from here sind Bücher aus der Feder der 1975 geborenen, in New York lebenden amerikanischen Autorin Gayle Forman. Sie war als Journalistin für Magazine wie Seventeen, Details, Jane und Glamour aber auch Elle und Cosmopolitan tätig, bevor sie sich dem Schreiben von Kinder- und Jugendbüchern widmete. Ihre mehrfach mit Preisen ausgezeichneten Bücher sind in verschiedene Sprachen übersetzt.

Eines der gerade genannten Bücher, genauer If I stay (deutscher Titel Wenn ich bleibe, erschienen bei blanvalet) hat mich zu Tränen gerührt, obwohl ich allgemein absolut unsentimental eingeschätzt werde und zudem weit über der Altersgrenze der damit anvisierten Leserschaft liege. Es ging darin um die gerade erst erwachsen werdende Mia. Was als fröhlicher Tagesausflug beginnt, endet für sie in einer Katastrophe. Ihr kleiner Bruder und ihre Eltern werden bei einem Verkehrsunfall tödlich verletzt, sie selbst überlebt schwer verletzt und ringt im Koma liegend mit dem Tod. Dennoch bekommt sie mit, wer sich alles um sie bemüht und sie steht vor der Entscheidung ihrer Familie zu folgen oder um ihr Leben und ihre Zukunft zu kämpfen. Eine der Personen, die bei ihrer Entscheidung eine wichtige Rolle spielt, ist ihr Freund Adam.

Mit Lovesong halte ich die deutsche Übersetzung des Folgeromans dazu in Händen. Laut Inhaltsangabe handelt es sich dabei um ein unvergessliches Buch über eine unvergessene Liebe (…) Eine große Liebesgeschichte zweier Menschen, die gegensätzlicher nicht sein können und sich doch brauchen, um vollständig zu sein. (Zitat Verlagsseite)

Das dunkel gehaltene Cover zeigt als Motiv ein junges Paar, das Kopf an Kopf auf dem Rücken auf einer Art Steg liegt. Der Mann trägt einen Kopfhörer und hat die Augen geschlossen, die Frau sieht einen an. Zusammen mit dem ersten Satz (Zitat: Jeden Morgen wache ich auf und sage mir: Nur ein weiterer Tag, nichts als ein Zeitraum von vierundzwanzig Stunden, den ich bewältigen muss.) war ich in Erinnerung an den eben erwähnten und bereits gelesenen Roman der Autorin sofort Feuer und Flamme.

Lovesong spielt einige Jahre nach Wenn ich bleibe. Wie man der Inhaltsangabe entnehmen kann, ist Adam ein gefeierter Rockstar und Mia eine erfolgreiche Cellistin geworden. Die Welt steht ihnen also offen, doch die Wege der beiden haben sich getrennt. Adam wird mit der von Mia initiierten Trennung nicht fertig, droht daran zu zerbrechen. Eines Tages befinden sich beide zufällig in der gleichen Stadt. Mia gibt ein Konzert, welches Adam aufsucht, um sie wenigstens heimlich zu sehen. Danach kommt es zu einem ungeplanten Treffen, einem Gespräch, einer Versöhnung. Wird damit alles gut?

Der Inhalt beider Bücher gehört zwar irgendwie zusammen, allerdings könnten sie nicht unterschiedlicher sein.

Die Fortsetzung ist aus der Sicht Adams geschrieben. Er erzählt aus der Gegenwart heraus und erinnert sich an das, was war. Adam zeigt sich dabei wütend, weil Mia ihn aus ihrem Leben ausgeschlossen hat. Diese Wut verarbeitet er in seinen Texten. Forman lässt ihre LeserInnen daran teilhaben, denn jedes Kapitel der Gegenwart beginnt mit einem kleinen Bruchstück eines Songtextes. Die Texte kommen beim Publikum an. Adam auch, seine weiblichen Fans himmeln ihn an. Doch er ist ein seelisches Wrack. Er offenbart sich depressiv, melancholisch und sensibel, in seiner Sensibilität allerdings auch sehr auf sich bezogen. So hat er eine neue Beziehung, die jedoch darunter leidet, dass er Mia nicht vergessen kann. Er zeigt sich innerlich zerrissen, was sich aber in gewisser Weise nur absolut schlüssig offenbart, wenn man das Vorgängerbuch gelesen hat. Grundsätzlich ist dies aber kein Muss.

Abgesehen von der Perspektive an sich hat sich auch der Schreibstil grundlegend geändert. Das passt zwar perfekt zu den erzählenden Figuren (im ersten Buch Mia, die sich eher sanft, fast poetisch und vor allem hoffnungsvoll bei mir einprägte; im zweiten Buch wie bereits erwähnt Adam, der stellenweise derb unvermittelt und vorwiegend depressiv zu Wort kommt). Die Autorin hat genau durch diesen Perspektiv- und Stilwechsel sicher herausgearbeitet, wie unterschiedlich die beiden Hauptfiguren sind. Gleichzeitig schafft sie in mit beiden Büchern, ihre LeserInnen zu polarisieren. Ihre Figuren wirken dabei glaubwürdig, Handlungs- und Denkweisen kann man größtenteils gut nachvollziehen.

Doch während ich mit Mia und Adam im ersten Buch mitfiebern konnte, stießen sie mich im zweiten Buch eher ab, kamen mir zudem vollkommen fremd vor. Natürlich war der Fokus auf Adam in Wenn ich bleibe eher oberflächlich. Doch in Lovesong konnte er durch sein Denken und Verhalten wenig Sympathiepunkte bei mir erringen. Und auch Mia verlor durch ihr Verhalten und dessen Auswirkungen auf Adam erschreckend an positiver Kraft. Dabei bewirkt Formans Schreibstil, dass Mia eigentlich eher im Hintergrund schwebt und vorwiegend in den Rückblicken wenig schmeichelhaft in Erscheinung tritt. Gleichzeitig konnte ich nicht wirklich in die Fortsetzung der Geschichte eintauchen. Ich fühlte mich eher wie eine distanzierte Beobachterin. Vielleicht, weil speziell die Rückblicke im Zusammenhang mit dem Wissen um den Status quo einfach präsentiert und weniger erzählt auf mich wirkten und mir wenig Möglichkeiten für Gedankenspielereien boten.

Entgegen des zweiten Zitatteils der Inhaltsangabe auf der Verlagsseite geht es also gar nicht wirklich um eine Liebegeschichte. Titel und Covermotiv der gebundenen Ausgabe von Wenn ich bleibe haben in meinen Augen damals absolut gepasst. Bei Lovesong finde ich beides eher unglücklich gewählt, haben sie doch zusammen mit dem eben erwähnten Zitatteil eindeutig falsche Erwartungen an den Buchinhalt bei mir geweckt. Der erste Zitatteil stimmt zumindest irgendwie, denn Lovesong handelt natürlich von Gefühlen. Überaus stringent verfolgt die Autorin im Buch Verletztheit, Zorn, Trauer, Angst und die Erinnerung an die gescheiterte Beziehung zwischen Adam und Mia. Während Wenn ich bleibe voller Hoffnung war, droht in Lovesong jegliche Hoffnung in Depressivität unterzugehen.

Recht bald entstand beim Lesen der Eindruck einer gewissen Gezwungenheit, die sich speziell am Ende noch verstärkte. Die Fortführung der Geschichte scheint lediglich dem Erhalt der Figuren zu dienen. Was eigentlich erfrischend wirken könnte (der wirklich sehr gut herausgearbeitete Gegensatz von Adam und Mia), sorgt nicht nur dafür, dass beide Figuren sympathiearm fremd wirken, sondern entbehrt bedauerlicherweise auch an Spannung.

Fazit: 03perlenpunkte.jpg

Gayle Forman hat zwei völlig gegensätzliche Bücher geschrieben. Leider empfinde ich die Fortsetzung des Romans als nicht gelungen, obwohl die Grundidee an sich gar nicht so schlecht und bestimmte Dinge (innere Zerrissenheit von Adam, Gegensatz der Figuren, u. ä.) zudem sehr gut herausgearbeitet sind. Die Punkte, die ich für die Geschichte vergeben möchte, sind eher der handwerklichen Gestaltung als dem wirklichen Inhalt geschuldet. Der mehr oder weniger offen gehaltene Schluss von Wenn ich bleibe setzte damals mein Gedankenkarussell in Gang, wie es mit den beiden weitergegangen sein könnte. Vermutlich wurde genau das Adam und Mia bei der Lektüre von Lovesong zum Verhängnis. Und der Schluss von Lovesong beendet die Geschichte dann zudem wieder nicht wirklich und hinterlässt in seiner Beschaffenheit ein eindeutig unbefriedigendes Gesamtgefühl. Insgesamt möchte ich deshalb nur drei von fünf Punkten vergeben.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

10. Januar 2013

WUDY, BRISSA. SCHIFFBRUCH – und das Leben ist doch vollkommen

WUDY, BRISSA. SCHIFFBRUCH – und das Leben ist doch vollkommen
ISBN 13: 9783902625137   /   Renate Götz Verlag 2012

337_wudy_schiffbruch.jpg

Inhalt laut Verlagsseite

Schiffbruch – und das Leben ist doch vollkommen erzählt die Geschichte einer Rollstuhlfahrerin, der Autorin selbst, die durch einen Unfall seit 14 Jahren querschnittgelähmt ist.

Zu diesem Zeitpunkt ist sie Alleinerzieherin zweier kleiner Kinder und vor große Herausforderungen gestellt, ihr Leben neu zu meistern. Sie erlebt ihr Überleben als Wunder und ihr Leben als Geschenk. Eine Zeit lang aus eigener Kraft nur fähig zu atmen und zu danken, entsteht ein neuer Blickwinkel auf ihre Mitmenschen. Der gewaltige Strom der Liebe und Fürsorge, sowohl von institutioneller als auch privater Seite, versetzt sie in einen Zustand des Staunens.

Trotzdem drängen sich essentielle Fragen auf wie: Bin ich, wenn ich halb gelähmt bin, noch ein ganzer Mensch? Bin ich noch eine Frau?

Auch der Alltag und die Integration ins neue, alte Leben fordern ihren Tribut. Durch viele Erfahrungen und Rückschläge kommt Brissa Wudy zur abschließenden Aussage: „Ich habe mich neu ins Leben verliebt – nichts, nichts, nichts ist wert, sich an der Liebe zum und in der Lust aufs Leben einschränken zu lassen. Die größte Einschränkung und Gefahr sind wir selbst, was uns aber nicht des Mitgefühls gegenüber denjenigen entbindet, die es gerade in irgendeiner Form schwerer haben als wir selbst.“

Zwischenzeitlich meins – Buchbesprechung folgt

« Newer PostsOlder Posts »

Powered by WordPress