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2. Mai 2011

St. Crow, Lili: Strange Angels 01 – Verflucht

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Lili St. Crow

Strange Angels 01: Verflucht


Originaltitel Strange Angels
aus dem Englischen übersetzt von Sabine Schilasky
PAN
ISBN 9783426283455
ISBN 342628345X
Fantasy, Jungenbuch 12 – 15 Jahre
Deutsche Erstausgabe 2011
Umschlaggestaltung ZERO Werbeagentur, München
Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag, 384 Seiten
[D] Preis 16,99 €

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Autorenseite  

 

Lili St. Crow – unter diesem Pseudonym veröffentlicht die 1976 in New Mexico geborene und z. T. im Vereinigten Königreich auf einer Militärbasis aufgewachsene Autorin Lilith Saintcrow Geschichten und Bücher für Jugendliche, während sie sich unter ihrem richtigen Namen an ein erwachsenes Publikum wendet. Ein weiteres Pseudonym ist Anna Beguine. Die heute mit einigen Katzen und ihrer Familie in Vancouver lebende Autorin bevorzugt dabei die Genres Paranormale Romance oder Urban Fantasy.

 

Die Liste ihrer Veröffentlichungen deutet darauf hin, dass sie nicht nur seit ihrem 10. Lebensjahr gerne schreibt, sondern geradezu süchtig danach zu sein scheint. Neben der frei zugänglichen Onlineserie „Selene“, erschienen seit 2004 auch mehrere Novellen und Buchreihen der Autorin unter einem der drei oben genannten Namen.

 

2004 – 2008: Watcher-Serie, 5 Bände

2005:              Society-Serie, 2 Bände

2005 – 2008: Dante-Valentine-Serie, 5 Bände

2007:              Smoke, Mirror, Steelflower

2009:              The Demon’s Librarian

2008 – 2011: Jill-Kismet-Serie, 6 Bände

 

Wer „Selene“ verfolgt oder verfolgt hat, wird vielleicht die eine oder andere Figur aus der Dante-Valentine-Reihe wiedererkennen. Dante Valentine? Jill Kismet? Richtig, diese beiden Reihen kennen Fans des Genres aus den von LYX für den deutschen Buchmarkt übersetzten Bänden. Und dank PAN wird auch die anvisierte jugendliche Zielgruppe hierzulande etwas mit dem Namen St. Crow anfangen können. Der Verlag brachte im April 2011 den gleichnamigen Auftaktroman der bislang fünfteiligen Serie Strange Angels unter dem Titel „Verflucht“ in die Buchläden.

 

Wie bei den übrigen Büchern des Verlags kann man auch bei „Verflucht“ zunächst bereits zur Covergestaltung gratulieren. Der dunkle, matt gehaltene Umschlag zeigt ein schlafendes Mädchen, wirkt durch die Drucktechnik fast samtig, fasst sich griffig an. Die weiße Schrift des Titels leuchtet förmlich ins Auge, obwohl sie gleichzeitig etwas verschwommen und dadurch unwirklich wirkt. Und damit einen Bezug zum Buchinhalt bekommt.

 

Im Buch selbst geht es um die 16jährige Dru, die – vorübergehend – in den Dakotas lebt. Die Geschichte spielt über einen Zeitraum von einigen Tagen im Winter. Der eben erwähnte Bezug zum Buchcover zeigt sich darin, dass Dru visionsartige Träume erlebt.

 

Neben Dru geht es aber auch um Zombies und Dämonen, Vampire und Gestaltwandler. Die kennt der Teenager nicht nur aus Büchern und Filmen, sondern weiß schon von klein auf, dass sie zur Realität gehören, auch wenn die meisten Menschen nichts davon mitbekommen. Ihre Mutter ist vor Jahren gestorben. Ihre Großmutter, die sie daraufhin großgezogen hat, lebt auch nicht mehr. Einzig ihr Vater ist ihr geblieben, der Dinge jagt, die für gewöhnlich ohne nachzudenken ins Reich der Mythen und Gruselgeschichten sortiert werden. Jedenfalls, bis er eines Tages auf jemanden trifft, der ihn tötet und seiner Tochter als Zombie auf den Hals hetzt. Und er ist nicht der Einzige, der auf Dru angesetzt wird, denn in ihr schlummert ein Geheimnis. Sie selbst hat keine Ahnung, worum es dabei geht, ihr Widersacher jedoch offenbar schon, weshalb ihr gar nichts anderes übrig bleibt, als sich zu wehren.

 

Sollten hier Buffy und Konsorten in leicht variierter Form à la Supernatural wiederauferstehen?

 

Steckt in der Geschichte nur ein weiterer Teenager, der unwahrscheinlich zäh, widerspenstig und nicht totzukriegen ist? Der seinen Daseinszweck allein im Killen von Monstern und nebenbei im Anschmachten eines übernatürlichen Wesens sieht? Der schlaflose Nächte en masse erlebt, horrormäßige Gestalten einfach so im Kickboxstil vernichtet und das Erlebte auch noch problemlos wegsteckt? Ein Teenie, der cool damit umgeht, dass er den zum Zombie mutierten eigenen Vater töten muss, um zu überleben?

 

Glücklicherweise wird man in „Verflucht“ davon verschont. Dru ist trotz ihres Wissens um die Anderen ein völlig normales Mädchen, das – zumindest im Auftaktroman – keine übermäßig übernatürlichen Kräfte in sich bündelt. Sie kann sich wehren, sie kann mit Waffen umgehen, doch sie ist keine Heldin, die über allem steht und nebenbei stets noch perfekt gestylt ist. Sie ist ein junges Mädchen, das neben den ganz normalen Problemen wie Schule und Erwachsenwerden auch damit kämpfen muss, mit den ständigen Ortswechseln zu leben, die das Leben mit ihrem Vater und seinen Aufträgen so mit sich bringt. Keine gute Voraussetzung um Freundschaften zu schließen. Dru ist trotzig und in gewisser Weise zornig. Wenn man alle auf Abstand hält, fällt das Abschiednehmen gar nicht erst schwer. Einsam – so stellt sich Dru dar. Dru muss schreien und weinen, ist verzweifelt und ängstlich. Eben eher eine Gejagte als eine Jägerin.

 

Trotzdem schreckt sie einen Jungen nicht ab: Graves, ebenfalls ein Außenseiter, der sich nach und nach als ein Junge herausstellt, der ohne festen Wohnsitz auch niemanden hat, der sich um ihn kümmert, spricht sie an. Und als kurz darauf Dru’s kleine Welt durch den doppelten Tod ihres Vaters zusammenbricht, ist er es, der ihr hilft. Er bietet ihr neben einem Unterschlupf eine Schulter zum Anlehnen, obwohl er nicht einmal andeutungsweise ahnt, worauf er sich da einlässt. Er fragt nicht viel, sondern handelt. Er schreckt nicht vor dem zurück, was ihn da überrollt, sondern stellt sich dem Ganzen – ebenfalls nicht cool und abgeklärt, sondern eher wie jemand, der nach dem Prinzip mitgehangen-mitgefangen lebt. Was hier ins Auge fällt, ist, dass Graves, ganz unauffällig eine erwachsene und erzieherische Rolle einnimmt, indem er Dru auf „wichtige“ Dinge im „normalen“ Leben verweist und sie animieren möchte, sich daran zu halten. Was in vergleichbaren Romanen oftmals von Erwachsenen ausgeht und dadurch bisweilen eher ermüdend-belehrend als motivierend wirkt, stellt sich im Hinblick auf seine Person durchaus überlegt und schlüssig dar.

 

Wer zwischen Graves und Dru eine Liebesgeschichte vermutet, wird enttäuscht. Dafür gibt es zunächst eine Geschichte über eine sich anbahnende Freundschaft und Vertrauen, über Werte, Perspektiven und Ziele. Alles andere wäre fehl am Platz, zu heftig ist das, was die beiden erleben. Bereits anfangs der von Dru erzählten und von ihren Gedanken durchsetzten Geschichte wird klar, dass die Autorin nicht sehr zartfühlend mit ihnen umgeht. Die Leser werden nicht von gut aussehenden Blutsaugern und scheinbar unwiderstehlichen Werwölfen an-, sondern von zerfallenden Zombies und beißwütigen Gestaltwandlern ins Geschehen gezogen. Dru und Graves machen gezwungenermaßen das, was zum Überleben notwendig ist, sind dabei aber verletzlich und auch durchaus wehrlos. Beide Charaktere wirken mit ihren Schwächen und in ihrer Hilflosigkeit bei allem was sie tun lebensecht. Flüssig verwebt die Autorin die fantastischen Elemente mit dem realen Hintergrund zu einer Atmosphäre, die den Leser schnell einhüllt, auch Erwachsene hin und wieder schlucken lässt, jedoch nicht nur platt auf blutrünstigen Horror abzielt. Gegen Ende von „Verflucht“ bekommen die beiden Hilfe durch den nach Apfelkuchen duftenden Blutsauger Christope, der eine nicht gleich einfach und klar zu definierende Rolle spielt.

 

Ein kleines Manko ist, das Dru’s Gedanken, die als kursiver Text dargestellt werden, sich häufen. Was einerseits gut zu ihrer inneren Zerrissenheit passt, stört andererseits in seiner Häufigkeit. Durch Wiederholungen bestimmter Dinge entwickeln sich zusätzlich Längen. Zumindest Letztere werden jedoch meist schnell von spannungsreichen Momenten abgelöst und gehen in dem grundsätzlich flüssigen Schreibstil fast unter.

 

Ein weiteres Manko stellt die von der Autorin gewählte Erzählform dar. Man sieht alles aus Dru’s Sicht, kann so nur ihrem Fokus folgen und verschiedenen Zusammenhänge nicht ohne Weiteres erkennen. Obwohl letztendlich alles verwoben wird, sucht man manchmal den roten Faden. Ein Perspektivwechsel hätte hier gut getan, obwohl der Leser an sich in diesem Buch mit einer Fülle an Informationen versorgt wird. Sie ergeben sich aus Rückblicken auf Dru’s bisheriges Leben, aus Träumen, Andeutungen, Ahnungen; was alles in allem für einen trotz allem gelungenen Auftakt der Strange-Angels-Reihe sorgt. Das nachvollziehbare Verhalten der lebensecht wirkenden Hauptfiguren tut ein Übriges.

 

Letztlich wird bereits mit diesem ersten Band klar, dass die Bücher der Reihe vermutlich nicht in sich abgeschlossen und separat lesbar sind. Das Ende von „Verflucht“ ist völlig offen. So wird weder das Geheimnis um Dru gelüftet, noch die Rolle des eben erwähnten Blutsaugers ganz klar. So ist ungeklärt, was aus Graves wird oder wer wirklich hinter dem Mord an Dru‘s Vater steckt. Dieses Ende kann jedoch bei allen Fragen schwer als Cliffhanger bezeichnet werden.

 

Fazit

 

Die fehlenden Antworten macht Lust auf die im Herbst erscheinende Fortsetzung „Verraten“, zumal bereits jetzt erkennbar scheint, dass die Geschichte sich steigert. Die kleinen Schwächen sorgen dennoch für einen Punkteabzug, weshalb ich nur vier Punkte von fünf Punkten vergeben möchte. Zudem habe ich bei der Altersfreigabe ab 12 Jahre Bedenken, da die Zombiepassagen doch sehr anschaulich beschrieben sind.

 

Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

26. April 2011

Ashwood, Sharon: Dark Forgotten 02 – Vampirdämmerung

Filed under: Buch- & Sammelreihe,Fantasy, Horror, SciFi,Roman — Ati @ 16:22

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Sharon Ashwood
Dark Forgotten 02 – Vampirdämmerung

Originaltitel: Scorched
aus dem Amerikanischen übersetzt von Sabine Schilasky
Knaur
ISBN 9783426652442
ISBN
3426652447
Fantasy
Deutsche Erstausgabe 2011
Umschlaggestaltung ZERO Werbeagentur, München
Breitklappenbroschur, 496 Seiten
[D] 12,99 €


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Bereits in ihrer Kindheit interessierte sich die in British Columbia lebende Autorin Sharon Ashwood für Märchen und Mythen. Ihre bis heute anhaltende Faszination für Seltsames, Unwirkliches, Unheimliches oder Fantastisches setzt die freie Autorin und Journalistin mit einem Universitätsabschluss in Englischer Literatur in Urban-Fantasy-Romane um. 2009 erschien der Auftaktroman ihrer Dark-Forgotton-Reihe unter dem Titel „Ravenous“, der bei uns in Deutschland 2010 von Knaur als „Hexenlicht“ veröffentlicht wurde. Der zweite Teil „Scorched“ erschien in den Staaten ebenfalls 2009, die deutsche Übersetzung „Vampirdämmerung“ folgte dann Anfang 2011. Auch die beiden Folgebände Seelenkuss und Höllenherz (Originaltitel „Unchained“ 2010 und „Frostbound“ 2011) sind bereits für den deutschen Buchmarkt avisiert.

 

Zur Gestaltung der Cover der Reihe bediente sich der Verlag der derzeit gerne gebräuchlichen Darstellung eines hälftigen Männer- oder Frauengesichtes vor einer Großstadtkulisse, die sich auf den Innenseiten des Buchumschlags fortsetzt. Abwechselnd wechseln die Gesichter von links (Band 1 und 3) nach rechts (Band 2 und 4). Zusätzlich wird ein geflügeltes, mystisches Wesen gezeigt, welches bei den Bänden 1 und 2 auf von Menschen errichteten Gebäuden stehend, bei den Bänden 3 und 4 auf Felsen hockend zeigt. Ein dezenter Metalliclook und ein Lichtpunkt auf einem der Buchstaben des jeweiligen Buchtitels runden die Covergestaltung gelungen ab.

 

Die Autorin lässt ihre Romanreihe teils in der realen Welt, teils in einer Fantasywelt spielen. In „Vampirdämmerung“ findet der größte Teil des Geschehens in der zur Fantasywelt gehörenden Burg statt – einem düster-bedrohlichen und gleichzeitig sicheren Gefängnis für übernatürliche Wesen, was die reale Welt sehr verblassen lässt. Umso deutlicher wird das geheimnisvolle, magische Labyrinth, in das Leserinnen wie Leser dank der in dritter Person erzählten Ereignisse eintauchen können.

 

Während sich der erste Band um Holly Carver und den ihr zugedachten Partner dreht, geht es in „Vampirdämmerung“ um den zum Dämon mutierenden Ex-Cop Conall Macmillan und die Vampirin Constance. Macmillan ist bereits aus Hexenlicht bekannt, wo er von einer Dämonin geküsst wurde, was ihn selbst nach und nach in ein übernatürliches Wesen verwandelt. Zwar gelingt es Holly den auf Macmillan lastenden Fluch etwas zu lösen, aber eben nicht ganz – was zu seiner Inhaftierung in der Burg führt. Macmillan gelingt zwar die Flucht von dort, doch kaum draußen trifft er auf den Vampir Caravelli (ebenfalls ein Bekannter aus dem Auftaktroman). Also kehrt er gezwungenermaßen in die Burg zurück. Dort begegnet er Constance. Noch ist sie keine richtige Vampirin, ist auch aufs Bluttrinken nicht unbedingt versessen bzw. hat noch gar keins getrunken. Doch sie benötigt momentan die Kräfte, die ihr als richtige Vampirin zur Verfügung stünden. Und deshalb will sie an Macmillans Blut. Dabei merkt sie sehr schnell, dass der so appetitlich menschlich riechende Mann nur scheinbar menschlich und nicht sehr willig ist. In Anbetracht der Tatsache, wie Macmillan zu seinem neuen Dasein kam, ist er nicht allzu erpicht darauf, als Snack herzuhalten. Dass er ihr trotzdem helfen möchte ihren Ziehsohn zu retten, liegt daran, dass etwas an ihr seine ehemals rein menschliche Seite zum Klingen bringt und seine Beschützerinstinkte weckt. Hier scheint der dämonische Anteil in ihm dann tatsächlich eine positive Seite zu bekommen. Vor allem, weil Constances Ziehsohn eng mit der Burg und damit mit dem Schicksal aller Insassen verknüpft ist.

 

Ein weiterer Nackenbeißerroman ohne Tiefgang? Der Auftaktroman, mit dem die Autorin sich angenehm von anderen Büchern abhebt, versprach schon mal das Gegenteil. In Hexenlicht bot sie nicht einfach nur eine gewöhnliche und nichtssagende Story und mit ihren fantastischen Elementen auch nicht nur eine platte Stilvorlage für eine bisweilen sinnlose Anhäufung erotischer Szenen. Ashwood setzte darin auf interessante Charaktere, auf ein eher düsteres Hintergrundszenario, sehr wohl auf etwas Romantik, eine softe Erotik, aber eben auch auf eine Geschichte, die geschickt verwobene Handlungsfäden zusammenlaufen lässt.

 

Leider passiert dann aber in „Vampirdämmerung“ über einhundert Seiten anfangs erst einmal nicht viel. Obwohl Ashwood genau genommen direkt an Hexenlicht anknüpft, somit deutlich macht, dass auch ein abgeschlossener Roman ohne Weiteres zu einer Reihe zählen kann, sucht man zunächst leicht vergeblich den roten Faden der Geschichte zu erhaschen. Nur bedingt tröstend wirkt der Umstand, dass Holly und Caravelli in „Vampirdämmerung“ ein eigener Nebenhandlungsstrang gewidmet wird und nicht einfach nur ihre Namen eingestreut werden. Doch bedauerlicherweise fehlt hier Hollys Sarkasmus, ihr Humor. Humorlos ist „Vampirdämmerung“ damit jedoch noch lange nicht und je länger man liest, desto mehr besticht Ashwoods Mixtur aus Fantasy und erotisch angehauchter Liebesgeschichte. Desto mehr steigt die Spannung. Desto mehr reißt „Vampirdämmerung“ mit. Desto mehr wird die gelungene Verknüpfung des düsteren Erzählstrangs mit einer sinnlichen Liebesgeschichte deutlich. Gleichzeitig zeigt sich, dass man zwar die Bücher unabhängig voneinander lesen kann, dass aber Bezüge auf bereits Erzähltes hergestellt werden, die empfehlen, die Bände in der erschienenen Reihenfolge zu lesen.

 

Die Autorin verwendet auch in „Vampirdämmerung“ viele Details zur Beschreibung des Aussehens aller Figuren, ihrer Charaktereigenschaften, aber auch der einzelnen Szenen. Sie arbeitet Motivationen heraus und bindet neue Gestalten geschickt ein. Während Constance und Macmillan um ihre Menschlichkeit ebenso wie um die Rettung von Constances Ziehsohn kämpfen, merkt man schnell, dass keiner der Nebencharaktere überflüssig ist und alle zusammen zu dem gelungen inszenierten Geschehen beitragen. Die sympathischen Hauptfiguren entwickeln sich zügig. Sie sind nicht einfach nur übermenschliche Helden, sie haben ihre Fehler und Schwächen. Doch auch ihre Kräfte und ihre Macht wachsen, was sich spätestens am Schluss des Buches als dringend notwendig erweist, da sie dabei Kreaturen und Problemen gegenüberstehen, denen sie zuvor hoffnungslos unterlegen gewesen wären. Doch ob nun mysteriös, rücksichtslos und oder einfach nur fehlgeleitet, ihre Widersacher ziehen zwar letztlich den Kürzeren, doch sie bringen auch Spannung in die Geschichte und sorgen mit für eine kurzweilige, interessante Handlung.

 

Was auffällt ist, dass Constance und Macmillan flirten, was das Zeug hält, egal wie die Situation ist, in der sie sich gerade befinden. Die Gefühle der beiden keimen nicht erst behutsam im Verlauf der Geschichte, ersticken in ihrer Fülle den eigentlichen Handlungsverlauf aber nicht. Auch wirken bestimmte Textstellen fast zu flüssig. Nicht unbedingt problemlos, aber fast zu gekonnt umschiffen Constance und Macmillan Hindernis um Hindernis – was daran liegen könnte, dass an ihrer Seite unter anderem Holly und Caravelli kämpfen, wenn es hart auf hart kommt. Das könnte störend wirken, tut es aber tatsächlich nicht.

 

Fazit

 

Auch der zweite Band der Reihe zeichnet sich durch den originellen, flüssigen und klar verständlichen Stil der Autorin aus, was sich allerdings nicht von der ersten Seite an zeigt. Doch wer durchhält, wird mit einer spannenden Geschichte belohnt, die eindeutig Lust auf den dritten Band macht und für die ich vier von fünf Punkten vergeben möchte.

 

Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

25. April 2011

Patterson, James: Alex Cross 13 – Dead

Filed under: Buch- & Sammelreihe,Krimi/Thriller,Roman — Ati @ 14:22

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James Patterson
Alex Cross 13: Dead

Originaltitel: Double Cross
aus dem Amerikanischen übersetzt von Leo Strohm
Blanvalet
ISBN  9783442372041
ISBN 3442372046
Krimi/Thriller
1. Auflage 2009
Umschlaggestaltung Hilden Design, München
Taschenbuch, 384 Seiten
[D] 8,95 €

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Patterson müsste man heißen …. Das ist eine Standardantwort für eine Freundin, die sich hin und wieder nach meinen eigenen Verkaufszahlen erkundigt. Warum? Als ich 2010 den Artikel im Spiegel entdeckte, brannten sich mir die darin genannten Zahlen förmlich ein. Denn an dem 1949 geborenen, in New York aufgewachsenen und in Florida lebenden Autor James Patterson kommt in den USA seit Jahren vermutlich niemand in den Buchhandlungen vorbei. Und längst ist er nicht nur dort eine feste Größe auf dem Buchmarkt. In mehrere Sprachen übersetzt, finden seine Bücher weltweit reißenden Absatz. Laut Spiegel wurden mehr Patterson-Bücher verkauft als Brown, King und Grisham gemeinsam loswurden. Über 170 Millionen bedeuten umgerechnet, dass jeder siebzehnte verkaufte Roman in den Staaten von ihm stammt. Allein in Deutschland standen zwanzig seiner Bücher auf den Bestsellerlisten. Teilweise wurden sie bereits verfilmt, so etwa „Denn zum Küssen sind sie da“ und „Im Netz der Spinne“ in der Morgan Freeman den Polizeipsychologen und Profiler spielte.

 

Patterson, ehemaliger Kreativdirektor einer Werbeagentur hat stets mehrere Projekte gleichzeitig laufen. So umgeht er Schreibblockaden. Er bevorzugt das Krimi- und Thrillergenre, verfasst aber auch Kinder- oder Sachbücher. 2009 unterschrieb er einen Vertrag für siebzehn Bücher. Dieser Deal brachte und bringt nicht nur ihm Millionen ein, auch die Verlage leben gut damit. So verdiente die Hachette-Gruppe – der Mutterkonzern von Litte, Brown & Co. (Pattersons Verlag) allein mit seinen Titeln in zwei Jahren 500 Millionen Dollar. Dort gilt er längst als Verfasser, Produzent, Lektor, Agent und Werbeagentur der Marke, zu der er sich und seine Bücher gemacht hat. Wie gesagt: Patterson müsste man heißen.

 

Dabei stammt mittlerweile gar nicht mehr alles aus seiner eigenen Feder, wird teilweise nur von ihm abgehakt oder umgearbeitet, was von seinen Hilfsschreibern beigesteuert wird. Und Patterson war natürlich nicht immer Bestsellerautor. Anfangs plagten ihn die gleichen Probleme wie viele Autoren und er hatte Schwierigkeiten, seine Manuskripte unterzubringen. Sein 1976 entstandener Roman „The Thomas Berryman Number“ gewann den Edgar – einen Preis für Krimineulinge. Doch erst als er nach mehreren Einzelromanen die 1993 auf den Markt kommende Serie um Alex Cross begann, kam der Erfolg wirklich zu ihm und riss auch mit seiner zweiten Serie Women’s Murder Club nicht ab.

 

Ursprünglich als Alexis Cross angelegt, merkte Patterson beim Schreiben des ersten Bandes schnell, dass er die farbige weibliche Hauptfigur nicht authentisch schreiben konnte und funktionierte sie kurzerhand zu einem Mann um. Alex Cross, der Vater dreier Kinder kam 2009 in Dead zum bereits dreizehnten Mal zum Einsatz, obwohl er eigentlich mittlerweile seine Tätigkeit bei der Polizei längst aufgegeben hat und sich um seine Privatpraxis kümmern möchte. Statt um psychopathische Killer bemüht er sich dort fortan lieber um Patienten mit Angst vor Bakterien, Kriegstraumata, Einsamkeitsproblemen, etc..

 

Die einzelnen Bände um Alex Cross können – wie mir schnell klar wurde – separiert voneinander gelesen werden, da sie in sich abgeschlossen sind, selbst wenn man diverse Figuren in anderen Bänden wiederfindet. Der Nachteil dabei ist natürlich, dass bestimmte Figuren irgendwann blass und eher eindimensional daherkommen, wenn der Autor eingefleischte Fans nicht mit endlosen Wiederholungen ihrer Beschreibung langweilen will. Im Juli 2010 kam mit „Fire“ übrigens bereits der vierzehnte Band auf den deutschen Buchmarkt. Doch zurück zu Dead, zurück zu dem Buch, an das ich mit entsprechend großen Erwartungen herangegangen bin.

 

Ein psychopathischer Serienmörder macht Cross in Washington D. C. einen Strich durch die Rechnung und würfelt ihn mit seiner Freundin, Detective Bree Stone, und ihren Kollegen zu einem Team zusammen, das eine grauenvolle Mordserie beenden muss, während ihnen die Zeit davon läuft. Der Killer inszeniert seine Taten als öffentliche Hinrichtungen vor einem unfreiwilligen Livepublikum, richtet dafür zudem eine eigene Website ein, verhöhnt die ermittelnden Beamten, spielt Katz und Maus mit ihnen.

 

Parallel dazu taucht Kyle Craig, ein alter Bekannter von Cross (sein Vorgesetzter und Mentor – jedenfalls, bis ihm selbst einige Morde nachgewiesen wurden) wieder auf, der eigentlich in einer ausbruchsicheren Todeszelle auf seine Hinrichtung warten sollte. Ebenso parallel schwenkt Patterson zu der Beziehung zwischen Stone und Cross und zu den Sitzungen von Patienten, die Cross in seiner Privatpraxis behandelt.

 

Patterson erzählt also in gewohnter Manier aus verschiedenen Perspektiven. Mal berichtet Cross selbst (in Ich-Form), mal erfährt man alles aus Sicht des DCPK genannten Killers, mal von Craig, der es geschafft hat, sich aus seiner Todeszelle zu befreien (jedoch nicht von ihnen, sondern in dritter Person). Meist kommen mehrere Kapitel aus einer Perspektive hintereinander, bevor Patterson die Blickrichtung wechselt. Seltsamerweise erschien es mir während des Lesens so, dass der bzw. die Killer im Vordergrund stehen. Tatsächlich widmet der Autor jedoch Cross und dem mit ihm arbeitenden Team bzw. seiner Beziehung zu Stone mehr Aufmerksamkeit als dem DCPK oder dem entflohenen, nicht weniger gefährlichen Craig.

 

Bereits zu Anfang der Ermittlungen zeichnet sich ab, dass der DCPK will, dass Cross an dem Fall beteiligt wird und es ist auch relativ schnell klar, dass Craig etwas damit zu tun haben muss – was zweifelsohne an den erwähnten Perspektivwechseln liegt. Insoweit gibt es nicht wirklich überraschend, aber überraschend viel Vorhersehbarkeit in Dead, was unter anderem dazu führte, dass das Buch mich nicht wirklich gefesselt hat.

 

Vorwiegend lag es aber an verschiedenen anderen Schwachpunkten. Nehmen wir zunächst einmal Craig. Im Prolog, der aus zwei von ihm handelnden Kapiteln besteht, wird er gleich zu Anfang dazu verurteilt, den Rest seines Lebens in einem Hochsicherheitstrakt zu verbringen – ohne normale zwischenmenschliche Kontakte. Im zweiten Kapitel wird erneut beschrieben, dass die Gefangenen dieses Traktes dreiundzwanzig Stunden täglich in ihrer Zelle verbringen und nur Kontakt zum Wachpersonal und ihren Anwälten haben. Trotzdem hat Craig nicht nur Kontakt zu seinem Anwalt, der ihm letztlich zur Flucht verhilft. Auch zum DCPK gibt es eine Verbindung, die nicht nur in Form einer fatalen Verehrung eines Serienkillers besteht (welche im Übrigen auch die Komplizin des DCPK oder etwa auch Craigs Anwalt für diesen empfinden). Grundsätzlich ist dies nachvollziehbar, denn fatalerweise haben Gewaltverbrecher auch in der Realität eine seltsame Anziehungskraft auf bestimmte Personen. Und so begeht der DCPK die Morde quasi für Craig, eifert ihm nach, will ihn letztlich übertrumpfen. Ob das erste Opfer des DCPK ihren Kontakt zu Craig vor oder nach seiner Verurteilung geknüpft hat, wird nicht ganz klar, aber die Verbindung Killer-Killer-Opfer gibt es.

 

Statt jedoch gleich unmittelbar oder wenigstens später darauf oder auf die einzelnen Beweggründe dahinter näher einzugehen, schreibt Patterson lediglich, dass diese Verehrung besteht, und widmet sich lieber den wöchentlichen Anwaltsbesuchen von Craig. Wie er seinem Anwalt Woche für Woche, Jahr für Jahr acht gleiche Fragen stellt, ohne Antworten zu erwarten, bevor ein wenig Small Talk gemacht wird (der sich allerdings auch um Serienmörder drehen kann). Der Ausbruch ist perfekt geplant und verläuft ohne Probleme, sodass Craig – kaum draußen – natürlich gleich weitermorden kann, um seinem Serienkillerklischee zu entsprechen. Was hier wie oder warum wann von wem geplant wurde, steht in den Sternen – in Dead findet man es nicht, obwohl es der Geschichte gut getan hätte. Fast scheint es im Hinblick auf den letzten Satz im letzten Kapitel, dass dieser Handlungsstrang lediglich dazu dient, Craig in einem weiteren Alex-Cross-Band auftauchen zu lassen.

 

Doch das war es nicht allein. Wie bereits erwähnt, ergibt sich – sofern man einzelne Bände einer Reihe unabhängig von den anderen liest – das Problem, dass etwa Alex Cross bei aller Präsenz etwas schemenhaft dargestellt wird. Im Zusammenhang mit dem Protagonisten der Serie erscheint das durchaus nachvollziehbar, doch leider gilt es auch für neu hinzugekommene Antagonisten, wie etwa den DCPK in Dead. Da der Autor den Fokus auf seine Taten und Verwandlungskünste, und weniger auf die Person dahinter lenkt, bleibt auch er zu farblos, zu unscharf.

 

Und da gibt es auch die eigentlich sinnlose Aneinanderreihung grausam inszenierter Morde, die der Autor anschaulich beschreibt und für die der DCPK einen übertrieben wirkenden hohen Aufwand betreibt. Beides erscheint zwar grundsätzlich insofern logisch, dass Morde fatalerweise nicht zwangsläufig einen Sinn ergeben müssen und Täter bei weniger Aufwand vermutlich schneller gefasst würden bzw. sich der Wahnsinn passend darin spiegelt. Doch Dinge, wie das Bespielen und Löschen eines Videobandes, bevor ein Mord darauf festgehalten wird, damit die Ermittler nach einer Rekonstruktion der gelöschten Daten dadurch einen gewollten Hinweis auf den Mörder bekommen, erscheinen etwas übertrieben. Nachlässigkeit, weil der Täter Geld sparen und deshalb keine neue Videokassette verwenden wollte (ohne daran zu denken, dass ihm das zum Verhängnis werden könnte), hätte hier einen glaubwürdigeren Effekt erzielt.

 

Genauso benutzt der DCPK für jeden Mord eine andere Identität, verkleidet sich so meisterhaft, dass man – insbesondere auch Cross – nicht so schnell erkennt, dass es sich immer um die gleiche Person handelt. Dieses Problem hat der Leser durch die Perspektivwechsel natürlich nicht. Er beobachtet ja, wie der Killer für die Ermittler und sein Publikum in diese Rollen schlüpft, dass er sich für sich selbst sogar anders nennt. Der DCPK verwendet dazu – genau wie der entflohene und untergetauchte Craig oder dessen Fluchthelfer auch – unter anderem Gesichtsprothesen. Die bekommt man nicht wirklich an jeder Straßenecke, sie müssen genau angepasst werden, damit sie nicht auf den ersten Blick auffallen, und kosten darüber hinaus auch nicht gerade wenig. Vom enormen Zeitaufwand, den so ein Tarn-und-Täuschen-Spiel schlicht und ergreifend bedarf um echt zu wirken, ganz zu schweigen. Doch all das scheint für die Antagonisten der Geschichte absolut kein Problem darzustellen.

 

Hinzu kommt, dass Cross – genial, wie sich Profiler für gewöhnlich in TV-Serien, Filmen oder Romanen darstellen – rasend schnell Zusammenhänge erfasst, die für Otto-Normal-Verbraucher nicht erkennbar sind. So geht er bereits beim allerersten Hinrichtungsmord sofort von einem Serientäter aus. Immerhin sieht er Hinweise, die sonst niemand erkennt, kommt dafür aber erstaunlich langsam dahinter, was sie wirklich bedeuten, während der Leser wiederum paradoxerweise (ebenfalls dank der ständigen Perspektivwechsel) längst weiß, in welche Richtung es letztlich geht.

 

Auch der Aufklärungsdruck, der auf dem Ermittlerteam lastet, wirkt nur bedingt glaubwürdig. Cross wird zwar durch den Killer dazu gezwungen und von seiner Freundin Bree auch dazu aufgefordert, sich des Falles anzunehmen – seine Praxis schließt er dafür jedoch nicht. Genauso abgeklärt, man könnte es allerdings genauso gut oberflächlich nennen, wie er sich der sich im Zuge der Ermittlungen ergebenden Bedrohungssituation seiner Person oder seiner Familie stellt, widmet er sich ganz nebenbei seinen Patienten und Patterson lässt den Leser munter an diesen Sitzungen teilhaben. Dass der Profiler und Psychologe dabei trotz seiner Genialität bis zuletzt absolut keinen Zusammenhang zwischen dem DCPK, seiner Komplizin und zweier Patienten sieht, wirkt weder stimmig noch authentisch. Auch dieser Zusammenhang wird im Übrigen einfach präsentiert, ohne wirklich auf die Bedeutung einzugehen. Natürlich könnte man ihn einfach in einer Laune des Killers begründet sehen, doch bei einem Bestsellerautor wie Patterson sollte man hier mehr erwarten können.

 

Erschwerend kommt die Darstellung der Beziehung zwischen Stone und Cross hinzu. Die passt ebenfalls grundsätzlich in den Plot und so schwenkt der Autor (vermutlich mit einem Blick auf das schlagende Argument „sex sells“) auch immer wieder brav auf die Beiden. Überzeugen kann er allerdings auch damit nicht. Während im „realen“ Leben Ärzte, Ermittler und diverse andere Berufsgruppen eher Probleme mit ihrer Libido bekommen (sei es aus chronischer Überarbeitung oder einfach, weil das im Zusammenhang mit ihrer Arbeit stehende Geschehen um sie herum nicht sehr lustfördernd wirkt) merkt der Autor immer wieder an, wie scharf Cross auf seine Freundin ist oder wird. Die ihrer Ermittlungszeit mühsam abgeknapsten gemeinsamen Momente werden tatsächlich passend nicht explizit geschildert. Doch genau das, lässt die eben erwähnten ständigen Hinweise auf Cross Begehren, letztlich eher störend als unterhaltend wirken.

 

Positiv anzumerken ist, dass Patterson seine Hauptfigur nur einmal in eine rasante Verfolgungsjagd per Auto verwickelt. Dass nicht ständig etwas in die Luft fliegt oder der Täter nicht im Alleingang ein Waffenarsenal verschwendet, das für eine ganze Armee reichen würde. Oder dass der Autor seine Leser nicht mit ermittlungstechnischen Details überfrachtet. Doch im Bezug auf Letzteres gibt es gleich wieder ein Aber, denn die Ermittlungen selbst können nicht wirklich überzeugen. Sie stochern bei allen Geistesblitzen von Cross zu viel im Dunklen, hinken dem bzw. den Tätern bis zuletzt zu sehr hinter, leben eher von Zufällen als von erarbeiteten Erkenntnissen. Wäre der Täter nicht so selbstverliebt, könnte er Washington vermutlich entvölkern, ohne dass Cross und seine Leute ihn je dingfest machen könnten.

 

Fazit

 

Geschmäcker sind verschieden. Für die einen hat Pattersons Alex-Cross-Reihe Kultcharakter, andere begeistert sie eher weniger. Obwohl Patterson einen flüssigen, leicht zu lesenden Schreibstil pflegt, ziehen sich die kurz gehaltenen Kapitel. Der Autor verzettelt sich in Nebenschauplätzen. Obwohl die Handlungsfäden alle zu einem gewissen Ende gesponnen werden, werden sie nur bedingt schlüssig verwoben. Ob es nun an der Übersetzung, an der Dauer der Reihe oder Pattersons Stil liegt, kann ich nicht beurteilen. Dead war mein erster Roman von ihm und konnte mich nicht überzeugen, weshalb ich nur zwei Punkte von fünf Punkten dafür vergeben möchte.

 

Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

 

 

 

24. April 2011

Parrish, Leslie: Was kostet der Tod?

Filed under: Buch- & Sammelreihe,Krimi/Thriller,Roman — Ati @ 17:13

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Leslie Parrish
Black Cats 01: Was kostet der Tod?

Originaltitel Black Cats 01: Fade to Black
aus dem Amerikanischen übersetzt von Heide Frank
LYX
ISBN 9783802583759
Romantic Thrill
Deutsche Erstausgabe 2011
Umschlaggestaltung büosüd°; München
Breitklappenbroschur, 360 Seiten
[D] 9,99 €

Verlagsseite
Autorenseite (deutsch)

Leslie Parrish hat drei Töchter, zwei Hunde und lebt mit ihnen und ihrem Ehemann Bruce in Maryland. Unter dem Namen Leslie Kelly hat sie bereits mehrere Liebesromane geschrieben, von denen bereits Übersetzungen in Deutschland bei Cora in der Tiffany-Reihe erschienen sind. 2006 erhielt sie für ihre Arbeit den Romantic Times Award und wurde für weitere Preise nominiert. Ihr erstes Buch erschien 1999, seitdem hat sie mehr als dreißig Liebesgeschichten mit frechen Dialogen und sexy Handlung für Harlequin geschrieben.

 

Mit dem Auftaktroman der Black-Cats-Reihe und einem der Titel aus der Romantic-Thrill-Reihe von LYX  beschreitet sie neue Wege, um ihre etwas dunklere Seite als Schriftstellerin auszuleben. Zur deutlicheren Abgrenzung ihrer bisherigen Veröffentlichungen hat sie sich für das Pseudonym Leslie Parrish entschieden. Wer den gewohnt rasanten, sexy-frechen Stil in Was kostet der Tod? erwartet, den man aus Kellys bisherigen Romanen gewohnt ist, wird vielleicht enttäuscht. Denjenigen, die auf die von LYX gewohnte Erotik setzen, wird eventuell auch etwas fehlen.

 

Dennoch lohnt es sich durchaus, das Buch zu lesen. Wie bereits in Susan Crandalls „Pitch Black” aus dem gleichen Verlagsprojekt, sind die romantischen Elemente in Was kostet der Tod? eher dezent und weder mit erotischen Sequenzen überfrachtet, noch werden sie von gnadenloser Brutalität überdeckt, obwohl es durchaus um knallharte Verbrechen geht. Die sind übrigens härter als man unter Umständen bei einem romantischen Thriller erwartet, weshalb ausufernde Romantik bei dieser Thematik einfach unangebracht wäre. Doch kann man beides überhaupt in einen halbwegs harmonischen Einklang bringen?

 

Dass es tatsächlich geht, zeigt unter anderem auch Parrish alias Kelly in ihrer Black-Cats-Reihe. Bereits im Auftaktroman zeichnet sich ab, dass die einzelnen Romane in sich abgeschlossen sind und unabhängig voneinander gelesen werden können, da sie jeweils andere Paare behandeln. Der Folgeband „Im Netz des Todes“, in dem zwei Figuren aus dem ersten Teil weiter behandelt werden, soll im September 2011 in Deutschland erscheinen. In den Staaten ist bereits der dritte Band mit dem Titel „Black at heart“ erhältlich.

 

Die Geschichte selbst spielt in den Staaten der Gegenwart und wird in dritter Person erzählt. Das Cover der deutschen Ausgabe fällt durch seine Schlichtheit auf. LYX verzichtet auf einen, derzeit Verlag übergreifend gerne verwendeten muskelgestählten Oberkörper oder das ebenso gern verwendete ernste oder geheimnisvoll wirkende Frauen- oder Männergesicht und zeigt statt dessen eine verblühte, kopfüberhängende rosa Tulpe auf dunklem Hintergrund. Diese rosa Tulpe setzt sich übrigens Ton in Ton auf der Innenseite des Umschlages vorne wie hinten fort.

 

Was rein vom Umschlag her auf ersten Blick so harmlos wirkt, versetzt einem gleich darauf einen kleinen Schock. Bereits im Prolog taucht man in den ersten Mordfall und damit in das Geschehen ein, bevor es im ersten Kapitel siebzehn Monate später mit Aufnahme der Ermittlungen durch die CAT-Abteilung des FBI, die sich mit Internetkriminalität auseinandersetzt, weitergeht. Was kostet der Tod? handelt von einem brutalen Killer, der seine Opfer in immer kürzeren Zeitabständen maßlos quält und tötet und seine Werke per Video im Internet präsentiert. Unabhängig davon und gleichzeitig eng mit einem der Opfer verwoben, geht es aber auch um Missbrauch und häusliche Gewalt. Hierbei ist es der Autorin gelungen, die Unfassbarkeit der Morde durch geschicktes Weglassen zu detaillierter Beschreibungen so gekonnt subtil zu umschreiben, dass die Fantasie des Lesers zwar durchaus für Gänsehaut sorgt, ihn jedoch nicht zwanghaft alle Fenster und Türen kontrollieren lässt, sobald er das Buch zur Seite legt.

 

Zugegebenermaßen: Ganz neu ist die Idee natürlich nicht – das muss sie aber auch nicht sein, solange die Umsetzung stimmt. Und während beispielsweise Katzenbach in „Der Professor“ als unterbrechende Nebenhandlung Halluzinationen und Gespräche seiner Hauptfigur mit verstorbenen Familienangehörigen einsetzt, baut Parrish die sich anbahnende Beziehung zwischen Stacey Rhodes, die als Sheriff der Kleinstadt Hope Valley tätig ist, und dem FBI-Agenten und Angehörigen der CAT-Einheit Dean Taggert ein. Beide haben eigentlich von großen und brutalen Verbrechen genug und sich bewusst für ihre momentane und bis zu diesem Zeitpunkt eher ruhigere Tätigkeit entschieden. Beide können jedoch nicht die Augen davor verschließen, dass es Verbrecher gibt, die unbedingt dingfest gemacht werden müssen, bevor noch mehr passiert, zumal Stacey eines der Opfer von klein auf kannte.

 

Als eine Spur das FBI-Team nach Hope-Valley führt und Rhodes Taggert und seinen Kollegen helfen kann, zeigt sich gleichzeitig, dass Stacey und Dean auf einer Wellenlänge schwimmen. Unaufgeregt kommen sie einander näher. Stacey, selbstbewusst, autonom – eine Kleinstadtpflanze, die den Duft der Großstadt geschnuppert und sich wieder aufs Land zurückgezogen hat, geht offen auf Dean zu. Dean ist geschieden und durch seine Tätigkeit immer in Gefahr, das Umgangsrecht mit seinem Sohn zu verlieren. Dennoch stürzt er sich in seinen neuen Fall. Obwohl die Autorin hier fast in ihr bisheriges Genre abgerutscht wäre, tänzeln die Beiden letztlich nicht lange umeinander herum, gehen jedoch auch nicht wirklich zur Sache und ihre Liebesgeschichte ist, wie bereits erwähnt, eher dezent. Sie bildet den Hintergrund für die eigentliche Verbrecherjagd. Bietet sozusagen kleinere Entspannungsinseln, bevor es weitergeht bei der Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen im Kampf gegen die Zeit. Geschickt lenkt die Autorin ihre Leser in verschiedene Richtungen, lässt Verdachtsmomente gegen mehrere der Figuren wachsen, bevor sie sie wieder auf die von ihr gelegte Spur zurücklotst. So bleibt bis zuletzt offen, wer der Täter ist.

 

Die Hauptcharaktere sind gut gelungen. Die Autorin taucht erzählend in ihre Vergangenheit ein und bringt ihre Motivation passend zum Ausdruck. Die Nebencharaktere weisen insoweit eine kleine Schwäche auf, als ihre Beschreibung das eine oder andere Mal zu einfach ausfällt, zu klischeehaft böse und schlecht. Der flüssige, leicht zu lesende Schreibstil und die übrige stilistische Handhabung der Autorin, die Dialoge und Erzählungen in einem ausgewogenen Verhältnis mischt, macht dieses Manko größtenteils wieder wett. Einen richtigen Minuspunkt, der die Auflösung des Falls betrifft, gibt es jedoch. Dieser Teil des Romans wirkt zu schnell abgehandelt. Da nutzt es auch nur bedingt etwas, dass die Lösung so klar und stimmig beschrieben wird, wie man sie sich erhofft. Um den Roman gekonnt abzurunden, fehlt einfach eine ausführlichere Betrachtung der Motivation des Täters.

 

Fazit

 

Gelungener Auftakt einer neuen Reihe trotz kleinerer Schwächen. Ich bin gespannt auf den Folgeband und vergebe vier Punkte von fünf Punkten.

 

Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

11. April 2011

Berry, Steve: Antarctica

Filed under: Buch- & Sammelreihe,Krimi/Thriller — Ati @ 15:01

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Steve Berry
Antarctica

Originaltitel: The Charlemagne Pursuit
aus dem Amerikanischen übersetzt von Barbara Ostrop
Blanvalet
ISBN 9783442373352
ISBN 3442373352
Thriller
1. Auflage 2011
Umschlaggestaltung Hilden Design, München
Taschenbuch, 608 Seiten
[D] 13,00 €

Verlagsseite
Autorenseite

Mit 35 Jahren begann der 1955 geborene und heute in St. Augustine, Florida, lebende Anwalt Steve Berry mit Schreiben. Sein bevorzugtes Genre sind Thriller. Zehn bzw. elf Jahre danach wurde er Sieger des „Georgia State bar Fiction Writing Contest“, wiederum zwei Jahre darauf wurde sein erster Roman „The Amber Room“ veröffentlicht. Neben seiner anwaltlichen und schriftstellerischen Tätigkeit engagiert sich der verheiratete Autor und Vater einer Tochter auch auf lokalpolitischer Ebene. Er mag das Meer und Golf und reist sehr gerne, immer auf der Suche nach neuen Ideen für seine Geschichten. Zusammen mit seiner Frau hat er die Stiftung „History Matters“ gegründet.

 

Sieben Bücher später ist der in den Staaten als Bestsellerautor bekannte Berry natürlich auch in Deutschland längst kein Unbekannter mehr. Publishers Weekly bezeichnete ihn als „den wahren Meister unter den Thrillerautoren“. Und sieht man sich seine Verkaufszahlen an, darf man getrost davon ausgehen, dass durchaus etwas an dieser Lobeshymne dran ist. Seine Bücher (über 12 Millionen gedruckte Exemplare) werden, in 40 Sprachen übersetzt, in 51 Ländern vertrieben. Berrys Schreibstil wurde und wird öfter mit dem von Dan Brown verglichen, was allerdings nicht immer durchweg positive Reaktionen hervorruft.

 

Nach „Alpha et Omega“, „Patria“ und „Der Pandora-Pakt“ schickt Berry mit Antarctica erneut den ehemaligen Agenten Cotton Malone ins Rennen, wobei die Bücher unabhängig voneinander gelesen werden können, da sie in sich abgeschlossen sind. Und wie schon zuvor, hat auch der Fall, mit dem er es im aktuell vorliegenden Roman zu tun bekommt, etwas mit seiner Familie zu tun. Im vierten Buch der Malone-Reihe wird ein Bezug zu seinem verstorbenem Vater hergestellt, der bei einem U-Boot-Unglück ums Leben kam. Erst Jahrzehnte später, als Malone längst seinen Dienst bei der Regierung der Vereinigten Staaten beendet hat, bekommt er Einsicht in die Akte seines Vaters. Die wirft allerdings mehr Fragen auf, als sie Antworten bietet, und rückt ihn ins Visier skrupelloser Mörder.

 

Wie in seinen anderen Malone-Romanen lenkt Berry auch in Antarctica den Fokus eher auf die Handlungsebene als auf seine Charaktere, womit sie allesamt eher eindimensional bleiben. Und wie zuvor zieht er auch in diesem Roman die Handlungsorte weit auseinander; lässt Malone vom Südpol bis nach Aachen und zurück in die Antarktis nach der Wahrheit und mit ihm etliche andere Charaktere nach einem großen Geheimnis suchen. Auch in Antarctica kommt Geschichte nicht zu kurz, versteht Berry es doch, einen Bogen von Karl dem Großen im achten Jahrhundert nach Christus über das Dritte Reich bis in die Gegenwart zu schlagen. Aktuelles wird mit Historischem vermischt, geschichtlich reales Wissen mit fiktiven Einschlüssen. Seine Interpretationen geschichtlicher Begebenheiten sind durchaus nachvollziehbar und er lenkt seine Figuren geschickt und abwechslungsreich durch das spannende Geschehen. Hinzu kommt ein Hauch Mystery, denn das U-Boot mit Malones Vater ist an einem Ort gesunken, der mysteriöse Zeichen birgt und auf eine untergegangene, geheimnisvolle Kultur verweist. Alles gemeinsam führt letztlich zu einem großen Showdown in der Antarktis.

 

Obwohl die Hauptcharaktere, wie bereits erwähnt und aus früheren Büchern bekannt, nicht im Vordergrund stehen, tut das der Spannung keinen wirklichen Abbruch. Dies gilt auch für die Detailverliebtheit, die Berry hin und wieder an den Tag legt. Er wird damit nicht bei allen Lesern Jubel hervorrufen, dennoch kann beides nicht überdecken, dass er eine flüssige und interessante Geschichte geschrieben hat. Und das, obwohl er sowohl zeitlich aus auch örtlich einige Sprünge absolviert, die eher das Gegenteil vermuten lassen. Doch Berry schafft es, den roten Faden der Geschichte konsequent zu Ende zu spinnen und ermöglicht es dem Leser, in eine dicht gewobene Atmosphäre einzutauchen.

 

Fazit

 

Spannend, flüssig, unterhaltsam und nebenbei kann man noch geschichtliches Wissen auffrischen oder lernen. Dafür gibt es vier Punkte von insgesamt fünf Punkten.

 

Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

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