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11. Januar 2013

HUNTER, MADELEINE: EIN SKANDALÖSES RENDEZVOUS

Filed under: Belletristik,Historisch,Liebe,Roman — Ati @ 17:34

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Originaltitel. Ravishing in Red
ins Deutsche übersetzt von Stefanie Pannen
Egmont-LYX
ISBN13: 978-3802587924
ISBN10: 3802587928
Historical romance
deutsche Erstausgabe 07/2012
Taschenbuch mit Klappenbroschur, 400 Seiten

[D] 9,99 €

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Die in Pennsylvania lebende Autorin hat Kunstgeschichte studiert und arbeitet als Lehrerin an einem College. Daneben verfasst sie Romane. Mit ihrem im Jahr 2000 erscheinenden Debüt erhielt sie den Preis Waldenbooks Bestselling Debut Author. Egmont-LYX veröffentlicht eine kleine Buchserie der Autorin. Ein skandalöses Rendezvous bot im Juli 2012 dabei den Auftakt. Der zweite Band Die widerspenstige Braut ist seit Januar erhältlich. Ein dritter Band mit dem Titel Eine Lady von zweifelhaftem Ruf ist für Juni 2013 geplant.

Abgesehen vom Genre, dem historischen Hintergrund und der Tatsache, dass diese Bücher eben von Madeleine Hunter geschrieben wurden, bieten sie keine größeren Gemeinsamkeiten. Sie können deshalb unabhängig voneinander gelesen werden, da die Hauptfiguren von Buch zu Buch ebenso wie die Hintergrundgeschichten wechseln.

Im Auftaktband, der gerade vor mir liegt, geht es um Audrianna, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Ruf ihres Vaters reinzuwaschen. Dieser soll für sein Land minderwertiges Schießpulver gekauft haben und so für Tod und Verletzungen diverser Soldaten verantwortlich sein. Aus Scham nahm er sich das Leben. Nach seinem Tod zieht Audrianna zu einer Cousine und versucht, so gut es geht, auf eigenen Füßen zu stehen. Doch Audrianna untersucht nicht alleine die Vorgänge um das minderwertige Material, auch Lord Sebastian Summerhays tut dies. Dadurch treffen die beiden aufeinander. Audrianna erhofft sich entlastende Informationen, Summerhays belastendes Material. Die beiden werden dabei jedoch unglücklicherweise in einer kompromittierenden Situation erwischt, Summerhays sogar verletzt, und der Skandal schwappt über Audriannas gerade noch einigermaßen stolz erhobenes Haupt hinweg. Einzig die Heirat mit Summerhays kann ihren Ruf jetzt noch retten.

Die Autorin zeichnet ihre weibliche Hauptfigur, ebenso wie deren Cousine, bezogen auf die Zeit überraschend modern und unabhängig und gleichzeitig durchaus glaubwürdig. Ihr Selbstbewusstsein schwindet jedoch jedes Mal, sobald der attraktive Summerhays auf den Plan tritt. Der ist eigentlich nur der zweite Sohn, hat ein eher schwierig gestaltetes Verhältnis zu seiner mit Standesdünkeln behafteten Mutter und ein enges Verhältnis zu seinem kriegsversehrten älteren Bruder. Auch die etwas schrulligen Freunde jenes Bruders sind mit von der Partie. Alle Charaktere sind klar gezeichnet, haben alle ihre kleinen Macken, Fehler und Ängste.

Wie so oft bei LYX ist auch dieses Mal das Cover/Buch ansprechend liebevoll und passend gestaltet. Es zeigt eine junge Frau in einem cremefarbenen Kleid, dessen Schnitt der damaligen Zeit entsprechen dürfte. Das Muster ihres Kleides – kleine goldene Ornamente – wiederholen sich in einer Art Rahmen um diese Gestalt ebenso wie an den Kapitelanfängen (wo sie dann natürlich grau gehalten sind). Bei der Frauengestalt sieht man keinen Kopf/kein Gesicht – was gut zu der Thematik passt, möchte Audrianna doch unerkannt nach der Wahrheit forschen. Die sittsam gefalteten Hände passen zu ihrem Charakter und der kleine Ausschnitt ihres Kleides deutet auf die im Buch dezent aufflammende erotische Grundspannung zwischen Audrianna und Summerhay hin.

Die zwischen den beiden Hauptfiguren entstehende romantische Beziehung wächst behutsam und gerade deshalb gut nachvollziehbar. Es geht aber auch um Freundschaft und Gier, um Schuldgefühle und ein wenig Eifersucht, denn Audrianna und Sebastians Bruder verstehen sich blendend. Nicht nur hier zeigt sich, dass Sebastian zwar durchaus über Autorität verfügt, gleichzeitig jedoch selbst stetig zurücksteckt, seit er für seinen älteren Bruder nach dessen Unfall dessen Position übernommen hat. Dass ihm ein eigenes Leben fehlt, wird ihm erst durch Audrianna bewusst.

Der zum Skandal und der Heirat führende Handlungsstrang um Audriannas Vater und das minderwertige Schießpulver wird im Hintergrund weitergesponnen und geschickt mit dem romantisch ausgebauten Hauptteil verwoben. Durch den flüssigen Schreibstil können Hunters LeserInnen leicht in die Geschichte eintauchen.

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Sympathische Charaktere in einer leichten, romantisch gestalteten Geschichte. Mit Ein skandalöses Rendezvous hat Madeleine Hunter einen Roman für ein paar entspannend-unterhaltsame Lesestunden geschaffen, weshalb ich dem Buch vier von fünf Punkten geben möchte.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

5. Januar 2013

Taylor, Cally: Heiter bis himmlisch

Filed under: Belletristik,Chick-Lit,Liebe,Roman,Tod/Trauer — Ati @ 13:50

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Originaltitel Heaven can wait
aus dem Englischen übersetzt von Eva Kornbichler
Goldmann
ISBN13: 9783442472321
ISBN10: 3442472326
Belletristik
1. Auflage 10/2010
Taschenbuch, 408 Seiten
[D] 7,95 €

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Bereits vor mehreren Monaten habe ich den Debütroman von Cally Taylor Heiter bis himmlisch gelesen, der bei Goldmann erschienen ist. Über Weihnachten habe ich ihn mir jetzt ein zweites Mal vorgenommen, weil mir der Schluss beim ersten Lesen so gut gefallen hat.

Wie auch in ihrem zweiten Buch geht die im englischen Worcester geborene und mit Freund und Sohn in Bristol lebende Autorin Cally Taylor das Thema Leben nach dem Tod / Engel an. Allerdings lässt sie dabei keine mehr oder weniger übernatürliche Frauen himmlische und vollkommene, gute oder böse geflügelte Wesen anschmachten, wie es seit einigen Monaten am Büchermarkt zuhauf geschieht, sondern hebt sich angenehm davon ab. Ganz neu ist ihre Grundidee dabei natürlich andererseits auch nicht. Aber schließlich kommt es auf die Umsetzung an.

Da ihr Vater als Soldat in Deutschland stationiert war, erlebte Taylor ihre Kindheit ebenfalls dort. Später ging sie nach England zurück. Die Autorin studierte Psychologie in Newcastle und war in verschiedenen Bereichen, als Obstpflückerin bis hin zur Grafikdesignerin tätig. Ihre Liebe zum Lesen wurde durch Blyton-Romane geweckt. Auch die zum Schreiben scheint früh erwacht zu sein, denn bereits mit acht Jahren wollte sie Autorin werden. Beides hat sich bis heute gehalten, obwohl Taylor damals auch ihre erste Absage seitens eines Verlages erhielt. Diese Informationen findet man unter anderem auf ihrer Homepage oder der Verlagsseite, weshalb ich mich jetzt lieber ihrem Buch zuwenden möchte, das gerade vor mir liegt. Nachdem bereits Taylors Kurzgeschichten mit mehreren Auszeichnungen bedacht wurden, erhielt sie auch für Heiter bis himmlisch und ihren zweiten Roman (Home for christmas – deutsche Übersetzung Himmlische Küsse, ebenfalls bei Goldmann erschienen) diverse Preise. Beide Romane wurden zudem bereits kurz nach Erscheinen in mehrere Sprachen übersetzt.

Das gemalte Motiv des hellblauen Einbands von Heiter bis himmlisch deutet an, dass es sich um eine unterhaltsam-romantische Komödie für Frauen handelt. Es zeigt eine junge Frau, die, einen scheinbar aus Draht geformten Heiligenschein über ihren Kopf haltend, gemeinsam mit einem weißen Täubchen auf einer Wolke sitzt, während im Hintergrund weitere Wolken und ein Vogel vorbeiziehen. Der englische Originaltitel Heaven can wait lässt, genau wie die Inhaltsangabe, schon erahnen, dass allerdings auch der Tod eine größere Rolle darin spielt.

Taylors Schreibstil wirkt frisch, liest sich angenehm leicht und größtenteils flüssig. An einigen Stellen gibt es kleinere Längen, die jedoch nicht wirklich ins Gewicht fallen und zudem durchweg von lustigen Passagen abgelöst werden. Die gerade verstorbene Lucy offenbart sich wie bereits erwähnt ein wenig anders als die momentan häufiger in Büchern anzutreffenden himmlischen Gestalten. Doch es gibt auch traurige Szenen, die berühren. Und zwar nicht etwa nur weil Lucys Leben abrupt endet.

Das passiert unmittelbar vor ihrer Hochzeit mit ihrem Traummann Dan und ist etwas, womit sie gar nicht klarkommt. Lucy landet in einer Art Zwischenwelt. Dort wird ihr angeboten, gleich in den Himmel aufzufahren, dort ihre bereits verstorbenen Eltern wiederzusehen und irgendwann nach dessen Tod auch ihren Verlobten Dan. Alternativ dazu kann sie auch zurück auf die Erde. Wenn sie es bewerkstelligt, innerhalb von 21 Tagen eine Freundin für Archie zu finden, darf sie quasi als Geist bei Dan bleiben. Ihre Sehnsucht nach Dan ist so groß, dass sie sich für die Alternative entscheidet. Die damit verbundene Aufgabe ist indes eigentlich schon deshalb unlösbar, weil Archie nicht gerade ein Traumtyp, sondern ein Außenseiter mit Langweiler- und Streber-Tendenz ist. Erschwert wird das Ganze noch dadurch, dass Lucy in diesen 21 Tagen immer wieder Dans Nähe sucht und dabei feststellen muss, dass ihre ehemals beste Freundin sich an ihn heranmacht.

Die Autorin lässt ihre liebevoll chaotisch gezeichnete Hauptfigur Lucy selbst erzählen. Diese darf in den 21 Tagen ihrer Aufgabe sozusagen untot unter den Menschen weilen. Zumindest unter denen, die sie nicht kennen. Dan oder ihre in ihren Augen verräterische Freundin, ihre Freunde, Bekannten oder Verwandten verstehen oder erkennen sie dagegen nicht. Man erlebt sie stur, dickköpfig, tollpatschig und ebenso verzweifelt wie warmherzig. Durch sie lernen Taylors LeserInnen auch die anderen Figuren näher kennen. Sei es Archie oder Claire und Brian, die ebenfalls eine Aufgabe erfüllen sollen und ebenso daran zu verzweifeln drohen wie Lucy selbst. Jede Figur ist anders gezeichnet. Das eine oder andere Klischee bleibt bei der Ausarbeitung dieser Charaktere nicht aus, doch das stört nicht weiter, da sie gleichzeitig lebensnah authentisch gestaltet sind.

Taylor stellt sowohl Lucys als auch Dans Trauer und auch die diversen Probleme aller Figuren einfühlsam berührend dar und lässt gleichzeitig Lucy ihre eigentliche Aufgabe eher oberflächlich angehen. Dieser Gegensatz könnte störend oder gezwungen wirken, tut es aber nicht. Insgesamt geht es um Liebe und Freundschaft, um daraus entstehende Komplikationen und Entwicklungen. Die Charaktere entfalten sich teils auf witzige Weise, ohne dass sie übertrieben komisch agieren. Während dem Erzählstrang um Archie eine gewisse Vorhersehbarkeit innewohnt, strebt die restliche Handlung um Lucy einem (für mich) völlig überraschenden, gleichermaßen traurig-heftigen wie hoffnungsfrohen Schluss zu.

Fazit: 04perlenpunkte.jpg

Unterhaltsam amüsant sorgt die Geschichte öfter für erhobene Mundwinkel und Lachanfälle. Gleichzeitig ist sie überraschend berührend und traurig, ohne melodramatisch zu wirken. Man kann schnell in das Geschehen eintauchen. Allzu tief geht dieses trotz der darin enthaltenen Todesfälle zugegebenermaßen nicht. Aber das habe ich einerseits im Vorfeld ohnehin angesichts von Cover und Titel nicht erwartet. Andererseits macht das ausgewogene Verhältnis zwischen lustigen und traurigen Passagen aus Heiter bis himmlisch aber ein gelungenes Debüt, das stellenweise durchaus zum Nachdenken anregt. Ich möchte dafür vier von fünf Punkten vergeben. Es hat bei mir auch beim zweiten Lesen Lust auf mehr geweckt, weshalb ich mir gestern Taylors zweiten Roman geholt habe.

Copyright © 2012 by Antje Jürgens (AJ)

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