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10. März 2011

Chevalier, Tracy: Zwei bemerkenswerte Frauen

Filed under: Belletristik,Historisch,Roman — Ati @ 19:26

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Tracy Chevalier
Zwei bemerkenswerte Frauen

Originaltitel Remarkable Creatures
aus dem Englischen übersetzt von Anne Rademacher
Knaus Verlag
ISBN 978-3813503685
ISBN 3813503682
Historischer Roman
Deutsche Erstausgabe 2010       
Hardcover mit Schutzumschlag, 368 Seiten
[D] 19,99 €

 

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Zur Autorin

 

Die heute in London lebende, 1962 in den USA/Washington, DC., geborene und aufgewachsene Tracy Chevalier war das jüngste von drei Kindern. Sie studierte Anglistik in Ohio und – nach ihrem Umzug Anfang der 1980er-Jahre nach England – kreatives Schreiben. Kurz vor der Geburt ihres Sohnes im Jahr 1998 vollendete sie ihren bisher erfolgreichsten Roman Das Mädchen mit dem Perlenohrring. Das Schreiben ist mittlerweile eine Vollzeitbeschäftigung für sie und zahlt sich auch aus. So gewann Das Mädchen mit dem Perlenohrring nicht nur den Barnes und Noble Award – es wurde über 4 Millionen Mal weltweit verkauft und 2003 mit Scarlett Johansson und Colin Firth in den Hauptrollen verfilmt. Auch die anderen Bücher der Autorin eroberten kurz nach Erscheinen die Bestsellerlisten Englands.

 

Zum Buch

 

Das Erste, was mir an dem Buch auffiel, war das Umschlagmotiv. Es zeigt neben einem Küstenabschnitt mit zwei Frauen einen goldfarbenen Ammoniten. Dieser ist etwas herausgearbeitet, was man beim Darüberstreichen fühlt.

 

Auch in Zwei bemerkenswerte Frauen vermischt Chevalier einmal mehr Fiktives mit historisch belegten Personen und Tatsachen. Dafür bedient sie sich – wie man ihrer Anmerkung im Buch entnehmen kann – der beiden von der Fachwelt lange totgeschwiegenen, aber dennoch belegten Frauen Mary Anning und Elizabeth Philpot, die sehr erfolgreich im Bereich der Fossilienforschung tätig waren.

 

Der Roman spielt im England des 19. Jahrhunderts und umfasst einen mehrjährigen Zeitraum. Elizabeth zieht zusammen mit ihren ebenfalls ledigen Schwestern aus finanziellen Gründen in den kleinen südenglischen Küstenort Lyme Regis. Ihr Leben verändert sich dadurch drastisch. Doch nachdem sie es zunächst eher als Strafe betrachtet, aufs Land abgeschoben zu werden, muss sie bald feststellen, dass der Umzug auch gewisse Vorteile bietet. So lebt sie beispielsweise wesentlich freier als im sittenstrengen London. Und einen Zeitvertreib hat sie auch bald gefunden, denn die Küste ist durchsetzt von Fossilien, die teils nach und nach durch die Flut freigespült werden, teils ausgegraben werden müssen. Hierbei begegnet sie Mary, die in Lyme Regis geboren und aufgewachsen ist und dort mit ihrer Familie in ärmlichen Verhältnissen lebt. Ein Zubrot verdienen sie sich durch den Verkauf von Fossilien. Entgegen aller Konventionen und trotz des Altersunterschiedes freunden sich Mary und Elizabeth an, verbringen viel gemeinsame Zeit, machen spektakuläre Entdeckungen. Und verlieben sich in den gleichen Mann, was fatale Folgen nach sich zieht und die Freundschaft schweren Prüfungen unterwirft.

 

Meine Meinung

 

Auch in diesem Roman ist es Chevalier gelungen, ein so lebensnahes Bild ihrer Charaktere zu zeichnen, dass man mit ihnen fühlt, fiebert und leidet. Nicht nur der beiden Haupt-, sondern auch sämtlicher Nebenfiguren. Atmosphärisch dicht gewebt, öffnet jede Szene einen klaren Blicken auf die verstaubten Konventionen, die Missstände, aber auch auf die dünkelhafte Ignoranz und die Verschlossenheit der männlich-dominierten (naturwissenschaftlichen) Welt jener Zeit. Daneben gibt es noch die kindliche Neugier mit der Elizabeth an die Fossiliensuche herangeht oder die abgeklärte, geduldige, großzügige und immer wieder begeisterungsfähige Mary, die nicht nur ihr dabei hilft. Die Autorin lässt einmal sie, dann wieder Elizabeth zu Wort kommen. Auch dadurch werden die gesellschaftlichen Unterschiede deutlich. Elizabeth, etwas exzentrisch, die sich gewählt und sprachgewandt auszudrücken vermag. Mary, deren einfaches Gemüt sich ebenso wie ihre mangelhafte Bildung in ihrer Sprache und bisweilen auch in ihrem Tun niederschlägt. Der Kampf um die Anerkennung ihrer Leistung ist hart, scheint manchmal vergeblich bis unmöglich zu sein. Die sanften und dennoch eindringlichen Worte, mit denen Chevalier ihr Schicksal und den Verrat an ihr beschrieben hat, wecken den Kampfgeist. Nicht nur von Elizabeth, fast möchte man selbst mit zur Tat schreiten, um zu helfen.

 

Ein kleines Manko der Geschichte ist, dass die Beschreibung von Ausgrabungsszenen relativ häufig vorkommt. Das wirkt etwas störend, obwohl es natürlich rein von der Fossilienthematik her passt. Die ist zwar eindeutig die Passion beider Hauptfiguren, aber für mein Dafürhalten trotz aller Fundbeschreibungen auf vielen Seiten nur ein Nebenhandlungsstrang. Was mich viel mehr angesprochen hat, war die Emanzipierung, die die beiden Frauen durchlaufen. Und das alles in einer Zeit, in der das bis dahin geltende Weltbild aufgrund fossiler Funde ins Wanken geriet – was die Männer zwar (hin und wieder unter empörten Aufschreien der Kirche) machen durften, bei Frauen jedoch als skandalös und untragbar empfunden wurde.

 

Die ebenfalls enthaltene Liebesgeschichte ist eher angedeutet, dennoch berührt sie. Ebenso die Eifersüchteleien, die in diesem Zusammenhang entstehen. Dass die Frauen ihre Freundschaft über dieses Zerwürfnis hinaus in gewisser Weise retten können, wird ebenso nachvollziehbar beschrieben, wie alles andere. Chevalier bedient sich nicht falscher Dramatik, dafür aber einer gut strukturieren und greifbaren Dynamik, die den Roman trotz aller Versteinerungen lebendig lesenswert macht.

 

Fazit

 

Ein wunderschönes, unaufgeregt erzähltes Buch über eine ungewöhnliche Freundschaft und das Behaupten zweier starker Frauen in einer verknöcherten, männlich-dominierten Gesellschaft, dem ich 4,5 von 5 Punkten geben möchte.

 

Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

 

Laurie, Victoria: Abby Cooper – Detektivin mit 7. Sinn

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Victoria Laurie
Abby Cooper – Detektivin mit 7. Sinn

Originaltitel Psychic Eye
aus dem amerikanischen übersetzt von Angela Koonen
Lyx
ISBN 978-3802582837
ISBN 3802582837
Roman
Dt. Erstausgabe 2010
Taschenbuch, 317 Seiten
[D] 9,95 €

 

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Zur Autorin

 

Bevor die Autorin Victoria Laurie 2003 mit dem Schreiben der ersten Novelle um Abby Cooper begann, war sie, wie ihre Hauptfigur, selbst bereits jahrelang als Medium tätig. Damals kam es ihr noch nicht in den Sinn, dass sich das Schreiben zu einer Vollzeittätigkeit entwickeln könnte. Zwischenzeitlich wurden 12 Romane (darunter auch die Serie über die Geisterjägerin M. J. Holliday) veröffentlicht und in andere Sprachen übersetzt. Laurie erarbeitete sich einen Platz in den Bestsellerlisten der New York Times. Der Auftaktroman um Abby Cooper erschien bereits 2004 in den Staaten. Seit 2010 ist er als deutsche Taschenbuchausgabe erhältlich. Der Folgeband soll im Juni 2011 erscheinen. Obwohl sie selbst mittlerweile nicht mehr als Medium tätig ist, findet sie Sensitivsein cool, was sich eindeutig in ihren Büchern niederschlägt.

 

Zum Buch / Meine Meinung

 

Das im Comicstil aufgemachte Cover erinnert ein wenig an die Bücher von Michelle Rowen, was mich sofort an entspannende Wochenendlektüre denken ließ. Die Inhaltsangabe tat ein übrigens.

 

Während anfangs noch genau das eintrat, was ich beim ersten Augenschein des Buches dachte (Chick-Lit ohne Tiefgang), wurde ich relativ schnell überrascht. Die in einem Vorort von Detroit in der Gegenwart spielende Geschichte beginnt, wie viele Auftaktromane, etwas schleppend, was daran liegt, dass einfach bestimmte Details eingebracht werden müssen und nicht weiter schlimm ist. Auch Abby, die die Geschichte in der Ich-Form erzählt, zeigt sich anfangs etwas durchscheinend.

 

Dennoch: Es handelt sich zwar um eine leichte, überaus entspannende Lektüre. Der Auftaktroman der Detektivin mit siebtem Sinn ist jedoch noch ein wenig mehr. Zwar stellt sich Cooper zunächst tatsächlich als sehr oberflächlich dar und verschwendet mehr Zeit und Gedanken an ihre Garderobe und ein Blind Date als an ihre Kunden und die Geister, mit denen sie in Kontakt steht. Ihre Tätigkeit als Medium wird auch eher von den mehr oder weniger vorhandenen Lebenskrisen ihrer Kunden als von wirklich spannenden Momenten geprägt. Das ändert sich jedoch spätestens dann, als eine ihrer Kundinnen ums Leben kommt. Die wollte kurz vor ihrem Tod nochmals zu ihr, was Abby aber abgelehnt hat. Prinzipiell will sie mit ihren Kunden nie mehr als zwei Sitzungen pro Jahr abhalten, damit die nicht abhängig von ihr werden.

 

Abgesehen davon, dass sie mit Toten kommunizieren kann, zeigt Abby sich schlagfertig bis zickig, witzig (nervt aber bisweilen), ist unzufrieden mit sich selbst und voller Zweifel, selbstironisch und auch noch chaotisch. Da sie trotz ihrer Andersartigkeit jedoch mit beiden Beinen fest im Leben steht, sich um andere kümmert und mehrere Prinzipien hat, an die sie sich streng hält, kommt sie sehr liebenswürdig herüber. Teilweise wirkt sie, obwohl sie bereits über 30 ist, jung und unerfahren. Aber vor allem wirkt sie normal, auch wenn zu ihrer Normalität schon mal gehört, dass sie einem Blind Date Details einer Entführung verraten kann, an der sie gar nicht beteiligt ist.

 

Dass ihr Gegenüber Dutch Rivers Polizist ist, weiß sie zu diesem Zeitpunkt nicht, aber ihre Eingebungen führen zu der Aufklärung des Falls. Dummerweise ist Dutch auch Ermittler in dem Fall der ermordeten Klientin – und heißes erstes Date hin oder her, da diese einen Mitschnitt der letzten Sitzung bei sich hatte, reißt der Kontakt mit ihm nicht ab. Obwohl er so gar nichts von übersinnlichen Fähigkeiten hält und Abby nicht so recht traut, kommen die beiden immer wieder zusammen und es entwickelt sich eine zaghafte Liebesgeschichte. Dutch – Abby lässt sich sehr ausführlich über ihn aus – ist ein Traum von einem Mann. Auch er wirkt liebenswürdig und real und geht seinem Beruf mit Inbrunst nach. Auch er ist schlagfertig, was zu amüsanten Dialogen und mehr als einer komischen Situation führt. Sein Humor, seine Charakterfestigkeit steht Abby in nichts nach. Der Verlauf ihrer Beziehung ist interessant und macht Lust auf mehr. Kein Wunder, die beiden Figuren kabbeln sich, sie sind vielschichtig, sie entwickeln sich zunehmend und wirken genau dadurch lebensnah und echt.

 

Die Geschichte zwischen den beiden steht jedoch eindeutig nicht im Vordergrund. Wer auf erotische Szenen hofft, wird vielleicht enttäuscht. Gefehlt haben sie allerdings nicht, dazu ist der Handlungsverlauf viel zu kurzweilig und gleichzeitig spannend. Denn Abby kann auch im Fall der toten Kundin ihren Mund nicht halten und möchte – aus Schuldgefühlen heraus – ihre Fähigkeiten bei der Suche nach deren Mörder einbringen. Was sie mehr als einmal in Schwierigkeiten bringt, weil die grausame Realität nicht nur sie immer wieder einholt. Dieser Fall ist keine blasse Nebenhandlung, sondern geschickt und ausgewogen verwoben mit der sich anbahnenden Beziehung von Abby und Dutch.

 

Was mir auch sehr gut gefallen hat, war der Umstand, dass die Autorin ihr Medium nicht im Stil von Ghostwisperer und ähnlich hinlänglich bekannten Serien arbeiten lässt. Es gibt keine zerfallenden, entstellten Leichen, die unbedingt etwas loswerden müssen und damit pausenlos für Schockeffekte und Albträume sorgen. Der gesamte Handlungsverlauf (ob paranormal oder normal) ist gut durchdacht und schlüssig. Die Spannungsbogen gekonnt geschlagen. Zusammen mit dem überaus flüssig zu lesenden Schreibstil konnte ich schnell in die Geschichte eintauchen und das Buch war an einem Abend ausgelesen.

Es ist nichts bahnbrechend Neues. Das muss es aber auch nicht sein, wenn die Umsetzung so gut gelungen ist wie in diesem Fall.

 

Fazit

 

Der erste Band der Abby-Cooper-Reihe (Psychic Eye) macht eindeutig Lust auf mehr. Es ist eine gelungene Mischung aus Übersinnlichem und Realität mit einem klitzekleinen Hauch Chick-Lit. Amüsant und entspannend bekommt das Buch fünf von fünf Punkten von mir.

 

Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

 

8. März 2011

Peñalver, Mónica: Die Flamme und das Schwert

Filed under: Belletristik,Historisch,Roman — Ati @ 12:43

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Mónica Peñalver
Die Flamme und das Schwert

Originaltitel: La espada y la llama
aus dem Spanischen übersetzt von Daniela Pérez y Effinger
Rowohlt Taschenbuch Verlag
ISBN 978-3499253850
ISBN 3499253852
historischer Roman
Deutsche Erstausgabe 2010
Umschlaggestaltung any.way Hanke/Schmidt
Taschenbuch, 352 Seiten
[D] 8.95 €

 

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Zur Autorin

 

Mónica Peñalver, auch bekannt unter dem Pseudonym Caroline Bennet, wurde 1975 in Asturien geboren. Ihr bevorzugtes Genre ist der historische Liebesroman. 2007 erschienen die beiden unter ihrem Pseudonym veröffentlichten Romane „La dama y el dragón“ und „El corazón de la doncella“. 2008 erschien dann erstmals ein Buch unter dem Namen Mónica Peñalver mit dem Titel „Adorable canalla“, dem dann im Jahr darauf „Estirpe“ und der ins Deutsche übersetzte Roman Die Flamme und das Schwert folgte. Dabei handelt es sich um den ersten Teil einer Mittelaltertrilogie. Der zweite Teil („El mirlo blanco“) wurde in Spanien bereits veröffentlicht, der dritte ist noch in Arbeit.

 

Zum Buch

 

Das Covermotiv wirkt mit seiner Berglandschaft, ein paar Gebäuden und vereinzelten Menschen, dem abend- oder morgendlich gefärbten Himmel im Hintergrund und der jungen Frau mit Perlenschnur im roten Haar, welche ein Schwert im Arm hält, gefällig. Das Motiv zieht sich über das gesamte Buch und nicht nur über die Vorderseite. Die Bindung des mir vorliegenden Exemplars ist leider so, dass sie sehr schnell starke Gebrauchsspuren aufwies, was sehr schade ist.

 

Einleitend wird auf den Zeitrahmen, in dem der Roman spielt, eingegangen. Das Buch selbst umfasst zwei Teile. Den des Schwerts und den der Flamme – den vor und den nach der Hochzeit. Was mir gefallen hat, waren die kleinen Ornamente, die anfangs und innerhalb der Kapitel, die zum Teil recht kurz und damit leicht zu lesen sind, zur besseren Abgrenzung dienen. Diese Ornamente finden sich auch über den Seitenzahlen wieder, was zusammengenommen sehr liebevoll aufgemacht wirkt. Ein Epilog und eine Anmerkung der Autorin runden das Ganze dann ab. Erzählt wird alles in der dritten Person.

 

Doch worum geht es? Laut Inhaltsangabe um das, worum es bei Peñalver meist geht. Also um Romantik, Leidenschaft, Krieger – dieses Mal in eine Landschaft verpackt, die von anderen Autoren für gewöhnlich nicht so beleuchtet wird: ihre Heimat Asturien.

 

WENN DIE LIEBE SPRICHT, SCHWEIGEN DIE WAFFEN. – Lua ist die rebellische Tochter des Stammesfürsten Galo. Sie lebt mit ihrem Clan in den Bergen Kantabriens. Die Winter sind hart, es fehlt an Vorräten. Bei einem Beutezug stiehlt Lua das Pferd eines westgotischen Adeligen: Morvan de Bres, der neue Lehnsherr, soll die Gegend vor Angriffen muslimischer Berberheere schützen. Er erhascht einen kurzen Blick auf die Frau mit dem flammend roten Haar – und ist wie verzaubert. Auch Lua fühlt sich zu dem mutigen Krieger hingezogen. Doch sie hat nicht mit den ehrgeizigen Plänen ihrer Schwester gerechnet. Aia will durch eine Heirat mit Morvan in den Adelsstand aufsteigen – und setzt alles daran, ihr Ziel zu erreichen.

 

Das verrät nicht allzu viel, ich möchte aber nicht weiter auf den Inhalt eingehen, da ich sonst Gefahr laufe, zu viel zu verraten. Genau genommen bezieht sich diese Inhaltsangabe jedoch lediglich auf den ersten Teil. Also vor der Hochzeit, die de Bres anstrebt, damit ihm die Bevölkerung des ihm überlassenen Lehens keine weiteren Scherereien macht.

 

Meine Meinung

 

Gleich vorab. Es handelt sich um einen seichten Liebesroman, in dem die Autorin auf Altbewährtes setzt. Ihr Schreibstil ist flüssig, unterhaltsam und stellenweise sehr amüsant. Die Gefühlskonflikte sind nachvollziehbar und durchaus spannend aufgebaut. Art und Weise, wie die Autorin zwischen ihren Romanfiguren hin und her springt, machen es leicht, sich sowohl in die Geschichte als auch in die Figuren einzufinden. Glaubwürdig sind leider nicht alle Szenen, diese befinden sich vorwiegend am Schluss und betreffen Aia und ihr Verhalten.

 

Die Figuren sind – wie bereits erwähnt – eine Wiederholung dessen, was man schon zuhauf auf dem Markt findet, was sie nicht automatisch schlecht macht. Lua begehrt gegen die ihr zeitgemäß zugedachte Rolle der Frau auf. Wie viele ihrer in anderen Romanen auftauchenden Mitstreiterinnen ist sie rothaarig und nimmt kein Blatt vor den Mund. Spätestens als sie de Bres begegnet, wird ihr jedoch ihre weibliche Seite oder vielmehr das vermeintliche Fehlen derselben äußerst bewusst. Ihr gegenüber steht de Bres – der einsame Streiter. Ein kontrollierter, gefühlsarmer Krieger. Jedenfalls, bis er sie sieht, denn er ist natürlich sofort von ihr verzaubert und genau dadurch immer in Gefahr, seine ansonsten unerschütterliche Ruhe und Stärke und vor allem die Kontrolle über seine Gefühle zu verlieren. Nicht zu vergessen ist natürlich die Widersacherin der weiblichen Hauptfigur – in Fall von Die Flamme und das Schwert in Gestalt von Luas Schwester, die der Liebe der beiden nicht nur im Weg steht, sondern alles in ihrer Macht stehende tut, um sie zu verhindern. Und ganz nebenbei am Ego von Lua säbelt. Last, but not least braucht natürlich auch der männliche Protagonist einen Gegenpart. Clodomirus hat eine alte (vielleicht nicht ganz so nachvollziehbare) Rechnung mit de Bres offen und über ihn erfüllt sich dann gewissermaßen nicht nur Aias, sondern auch Luas Schicksal.

 

Wie gesagt, das eine oder andere Kapitel, der eine oder andere Handlungsfaden ist nicht ganz schlüssig, wirkt aufgesetzt und stellenweise vorhersehbar oder steckt voller Klischees. Das schmälert Peñalvers Roman jedoch nur bedingt und wird in der Regel durch humorige Einlagen – wie etwa Luas nicht vorhandenen Kochkünsten deutlich, mit denen sie neben sich selbst auch einen ganzen Trupp Krieger in einen Rauschzustand versetzt – allemal wettgemacht.

 

Fazit

 

Eine seichte, dennoch kurzweilige Geschichte für die eine oder andere Stunde zur Entspannung, Ablenkung oder reinen Unterhaltung, die unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, vier von fünf Punkten bekommt.

 

Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

 

7. März 2011

Ward, J. R.: Vampirsohn

Filed under: Belletristik,Fantasy, Horror, SciFi,Roman — Ati @ 18:15

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J. R. Ward
Vampirsohn

Originaltitel: Story of son
aus dem Amerikanischen übersetzt von Corinna Vierkant
Wilhelm Heyne Verlag München
ISBN 978-3453527898
ISBN 3453527895
Fantasy, Chick-Lit
Deutsche Erstausgabe 2011
Umschlaggestaltung Nele Schütz Design, München
Taschenbuch mit Klappenbroschur, 144 Seiten

[D] 5,99 €

 

Zur Autorin

Zitat Verlagsseite

 

J. R. Ward ist in den USA eine der erfolgreichsten Bestseller-Autorinnen für die Mischung aus Mystery und Romance. Nach einem Studium der Rechtswissenschaften war sie zunächst im Gesundheitswesen tätig, wo sie unter anderem die Personalabteilung einer der renommiertesten Klinken des Landes leitete. Ihre „Black Dagger“-Romane haben in kürzester Zeit die internationalen Bestsellerlisten erobert. Gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem Hund lebt J. R. Ward im Süden der USA.

 

Zum Buch / Meine Meinung


Was sagt die Inhaltsangabe?

 

Seit Jahrzehnten wird der Vampir Michael im Keller eines uralten Hauses gefangen gehalten. Bis die toughe Anwältin Claire ihm gezwungenermaßen einige Tage Gesellschaft leistet und in ihm eine bis dahin unbekannte Leidenschaft entfacht.

 

Eine kleine Novelle als Verpackung für Black Dagger-Werbung? Obwohl ich bereits mehrfach geoutete Black Dagger-Anhängerin, und damit zwangsläufig Ward-Fan  bin, war genau das der erste Gedanke, der mir angesichts des Buches einfiel. Das Cover ist in gewohnter Manier gehalten. Ein paar flatternde Fledermaussilhouetten, vor einem bläulichen Hintergrund mit Vollmond, ein blasses Frauengesicht, etwas Blut. Schön und wenig aussagekräftig zugleich. Die Coverinnenseite vorne eine Werbefläche für die ersten Black Dagger-Romane, die hinten für Romane weiterer Heyne-Autorinnen. Alles vor blauem, leinwandähnlich wirkendem Untergrund mit Ranken und Fledermäusen. Leider sind auch die sechs letzten Buchseiten allein der Auflistung der Ward-Romane bei Heyne gewidmet. Nimmt man noch die Impressumsseiten, etc. weg, bleiben von den 144 Seiten gerade noch 130 für die 5,99 €, die die Novelle kostet.

 

Wer jetzt angesichts der Aufmachung denkt, dass Vampirsohn etwas mit den Black Daggern gemein hat, irrt. Eine eventuelle Verbindung besteht zwar beim Handlungsort (Caldwell, N. Y.) bzw. darin, dass Michael Blut zum Überleben benötigt. Oder beim Bindungsduft und sonstigen diversen Kleinigkeiten, die stark an bestimmte Merkmale der Krieger erinnern. Handlungstechnisch hat das aber keine Relevanz.  Ansonsten beinhaltet die Novelle das, was auf der Rückseite des Buches in drei Worten beschrieben wird: schnell, packend, sexy.

 

Das schnell ergibt sich schon aus der Tatsache, dass Vampirsohn „nur“ eine Novelle ist. Entsprechend kurz muss alles gefasst sein. Einen Großteil der 130 Seiten nehmen die drei Tage ein, die Claire in Gesellschaft von Michael verbringen muss. Wie sie wieder getrennt werden, und  ob bzw. wie es weitergeht (wir ahnen ja alle wie es ausgeht), verliert sich dagegen fast in der Eile, mit der Ward zum Abschluss kommt.

 

Nichtsdestotrotz hat mir ihre Beschreibung des Vampirs gefallen, der so ganz anders als ihre Krieger oder auch die von ihr in der Reihe gezeichneten Zivilvampire ist. Auch Claire kam glaubwürdig herüber, wenngleich sie sich natürlich nahezu blitzartig mit ihrer Situation abfinden musste. Natürlich kann kein Charakter bei 130 Seiten völlig ausgereift sein. Natürlich bleibt da vieles im Dunkeln. Aber wie gesagt, es handelt sich ja um eine Novelle und keinen Roman. Und die ist in gewohnter Ward-Art geschrieben. Flüssig zu lesen, bei aller Kürze spannend und sexy allemal.

 

Fazit

 

Lesequickie, der vermutlich niemals ausgebaut wird. Was schade ist – Michael wirkt sehr sympathisch und bekommt 5 von 5 Punkten.

 

Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

Moning, Karen Marie: Gefangene der Dunkelheit

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Karen Marie Moning
Gefangene der Dunkelheit

Originaltitel Dreamfever
aus dem Amerikanischen übersetzt von Ursula Walther
Ullstein Taschenbuch
ISBN 978-3548280844
ISBN 3548280846
Fantasy, Chick-Lit
Dt. Erstausgabe 2010
Umschlaggestaltung Hilden Design, München
Taschenbuch, 544 Seiten
[D] 8,95 €

Verlagsseite
Autorenseite

 

Zur Autorin

 

Mit ihren 12 Romanen (der Highländer- und Fever-Serie) landete die 1964 in Ohio geborene Karen Moning nicht nur in den Bestsellerlisten von New York Times und Publishers Weekly. Ihre Romane werden, in 21 Sprachen übersetzt, weltweit vertrieben. Vor ihrem Erfolg als Bestsellerautorin war die studierte Juristin im Versicherungsrecht und Schiedsgerichtsbereich tätig. Heute verbringt sie ihre Zeit zwischen den Bergen von Georgia und den Stränden von Florida und schreibt oder arbeitet beispielsweise an einer Grafiknovelle mit. Ihr bevorzugtes Genre ist Fantasy.

Zum Buch

 

Bei der Covergestaltung setzt der Verlag auf Altbewährtes. Eine junge Frau, die sich an einen Mann lehnt, dessen Gesicht nicht zu sehen ist, weil er mit dem Rücken zum Betrachter steht. Beide in einer Halle mit gotischen (Fenster-)Bögen. Alles grünlich angehaucht auf schwarzem Untergrund. Die rote Schrift mit dem Titel „Gefangene der Dunkelheit“ hebt sich davon genauso viel oder wenig ab, wie auf der Buchrückseite der Kommentar der Chicago Tribune „Dunkle, gefährliche Erotik – einfach verführerisch!“. Ein wirklicher Bezug zu einer der Figuren lässt sich damit nicht herstellen.

 

Auch im vierten Band der fünfteiligen Fever-Serie geht es um MacKayla Lane, die noch immer gegen das Böse kämpft. Was sagt die Inhaltsangabe?

 

Sie können mich nicht brechen. Ich werde nicht vergehen. Ich bin stark. Und ich werde niemals gehen, bevor ich nicht bekommen habe, wofür ich hergekommen bin ….

 

Die junge Seherin MacKayla Lane, die sich in Dublin auf der Suche nach dem Mörder ihrer Schwester befindet, gerät in die Hände des gefährlichen Lord Master. Doch bevor der Herrscher über das Reich der Dunkelheit und seine Geschöpfe sie vollends in seinen Bann schlagen kann, wird Mac von ihren Freunden Dani und Barrons gerettet. Vorerst in Sicherheit, erfährt sie, dass sich während ihrer Gefangenschaft Schreckliches ereignet hat: Die Barriere zwischen der Welt der Menschen und der der dunklen Mächte ist gefallen – und Macs Eltern sind in die Hände des Lord Master gefallen. Kann Mac sie retten und die Unseelie in die Unterwelt zurückdrängen?

 

Diesen Teil erzählt uns wie gehabt Mac, allerdings bekommt sie anfangs Unterstützung von Dani, einer jugendlich-pubertären Sidhe-Seherin, die ebenfalls einige Passagen erzählt. Dies geschieht in der Zeit, in der Mac eine Pri-ya ist (was eine auf ihr Verlangen konzentrierte Nymphomanin hoch zehn ist). Teilweise erzählen sie rückblickend, teilweise aktuell das Geschehen in einem Prolog und 37 Kapiteln (gegliedert in drei Teile), bevor das Buch mit einem Wort der Autorin sowie dem Glossar (Auszug aus Macs Tagebuch) endet. Nein halt, es gibt da noch dieses Rezepte aus Dublin zur Zubereitung von Unseelie-Fleisch. Nun ja …

 

Meine Meinung

 

Obwohl mehrere Monate seit Erscheinen des dritten Teils vergangen sind, knüpft der vierte Roman übergangslos an das vorherige Geschehen an. Da keiner der vorigen Bände wirklich abgeschlossen ist, bietet es sich an, zunächst die Vorgängerbände zu lesen, wenn man sich an diesen vierten Band der Fever-Reihe machen will. Ansonsten könnte es schwierig sein, sich durch die Vielzahl an Figuren durchzufinden. Während die ersten Teile der Serie durchaus in den Bereich Urban Fantasy gehören, hat sich das Geschehen im vierten Teil in eine reine Fantasiewelt verlagert.

 

MacKayla hat inzwischen einige Fähigkeiten dazugewonnen und auch ihr Dummchen-Image abgelegt, verliert aber gleichzeitig wieder etwas von der Stärke, die sie im dritten Band dazugewonnen hat. Noch immer ist sie auf der Suche nach dem Sinsar Dubh. Dem Buch, das die Welt retten kann und das sie als Einzige fühlen kann, weshalb logischerweise Gute wie Böse hinter ihr her sind. Dublin hat sich verändert, es ist zunehmend finsterer geworden. Mehr und mehr verlagert sich die Geschichte in die Welt der Feen.

 

Wirklich greifen kann ich es nicht, aber etwas hat sich am Schreibstil verändert. Irgendwie erinnert mich Monings Roman stellenweise an einen kürzlich gelesenen von Marjorie M. Liu – weniger inhaltlich, eher was Wortwahl und Satzstellung betrifft. Noch immer ist er flüssig und leicht zu lesen, trotz der vielen Begriffe, die einen umschwirren, aber auch nach drei Teilen nur bedingt gebräuchlich sind.

 

Auch im vierten Band um MacKayla Lane geschieht wieder ungeheuer viel. Gleichzeitig kommt man aber keinen Schritt weiter. Magie nimmt einen größeren Anteil als in den bisherigen Bänden ein. Es kommen wieder einige Figuren dazu. Die im Kampf gegen die Unseelie kämpfenden Sidhe-Seherinnen Mac und Dani müssen einige Rückschläge einstecken und gleichzeitig gegen die ihren kämpfen, denn von denen bekommen sie nicht die Unterstützung, die man logischerweise erwarten würde. Im Gegensatz zu anderen Fantasiebüchern, wo dies meist eher anfangs geschieht, erfährt Mac dieses Mal von einer Prophezeiung, die sie und ihre Schwester betrifft. Immer wieder folgen Andeutungen, dass noch weitaus mehr in ihr steckt.

 

Barrons bleibt auch in diesem Teil undurchsichtig, gewinnt jedoch zunehmend. Nicht nur, weil er MacKayla aus ihrem Pri-ya-Dasein rettet, indem er ihr u. a. die Erinnerungen zurückgibt. (Man könnte auch sagen, er handelt nach einer Art homöopathischem Grundsatz: Gleiches mit Gleichem heilen.) Das wird erschöpfend in den ersten Kapiteln beschrieben. Hier kommt es zwar auch zu der Annäherung zwischen Barrons und MacKayla, worauf man ja schon seit dem ersten Band wartet. Allerdings könnte dies zu diesem Zeitpunkt aufgrund der Vorgeschichte der Mehrfachvergewaltigung auf manchen eher störend wirken. Der Umgang mit der schwierigen Thematik Vergewaltigung wird zwar durch die Verlagerung ins Fantasygenre abstrahiert, dabei jedoch zu oberflächlich gehandhabt. MacKayla geht letztlich so schnell zu ihrer neuen Tagesordnung über, dass die eingehenden ersten Kapitel unglaubwürdig wirken.

 

Leider weiß man übrigens auch am Ende des vierten Bandes, trotz einiger neu dazu gekommener Informationen nicht, was oder wer Barrons wirklich ist. Nicht einmal Mac (wie man dem Glossar-/Tagebuch am Ende entnehmen kann. Diesbezüglich bleibt zu hoffen, dass die Autorin noch zu einer schlüssigen Erklärung im letzten bereits angekündigten Teil der Fever-Reihe kommt.

 

Moning führt die Leser in gewohnter Art nur stückchenweise weiter, lässt ihre Figuren mal mit-, mal gegeneinander kämpfen. Lässt auch in diesem Band die einen gut, die anderen böse und wieder andere irgendwo zwischendrin sein, hat aber das etwas Klischeehafte des ersten Bandes größtenteils abgelegt.

 

Fazit

 

Obwohl etliche Antworten geliefert werden, führen diese nur zu neuen Fragen und auch im vorletzten Teil der Serie bleibt einfach ALLES offen. Dennoch: Der Wechsel von Urban Fantasy zu Fantasy hat mich besser unterhalten, als die anderen Bände, weshalb ich vier von fünf Sternen vergeben möchte und gespannt auf den Folgeband warte. Da die englischsprachige Taschenbuchausgabe in Deutschland erst im August 2011 auf den Markt kommen soll, ist Geduld angesagt – die Übersetzung dürfte noch um einiges länger dauern.

 

Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

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