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7. November 2010

Früh & Krawczyk (Hg.): Märchen von Müttern und Töchtern

Filed under: Jugendbuch,Märchen — Ati @ 15:23

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Sigrid Früh und Ulrike Krawczyk (Hg.)
Märchen von Müttern und Töchtern

Königsfurt-Urania Verlag GmbH
ISBN 978-3-86826-010-6
Kinderbuch, Märchen
Sonderausgabe 2009
Umschlaggestaltung Stefan Hose, Götheby-Holm
Gebundene Ausgabe, 192 Seiten

Verlagsseite
 

Autorenseite 

 

Die 1935 geborene, studierte Germanistin und Volkskundlerin Sigrid Früh zählt zu den bekanntesten Märchenforscherinnen bzw. –Erzählerinnen in unserem Land. Sie lebt und arbeitet in der Nähe von Stuttgart und bringt ihre Arbeit unter anderem in Seminaren und Vorträgen einer breiteren Öffentlichkeit dar. Die Vorliebe für das Märchengenre teilt sie mit ihrer Tochter Ulrike Krawczyk, die, 1953 geboren, ebenfalls Germanistik studierte. Ferner absolvierte sie ein Studium in Linguistik und zusätzliche Ausbildungen in Sprecherziehung und Stimmbildung. Auch sie hält Seminare zum Thema Märchen und veröffentlichte, unter anderem in Zusammenarbeit mit ihrer Mutter,  ihre Arbeiten bei verschiedenen Verlagen.

 

Nicht zum ersten Mal haben sich Mutter und Tochter zusammengetan, um das zu tun, was sie leidenschaftlich gerne tun. Mündlich überlieferte wie schriftlich aufgezeichnete Geschichten in ganz Europa sammeln, übersetzen und, zu einem Buch zusammengefasst, veröffentlichen. Der Verlag hat eine Reihe Märchenbücher veröffentlicht, in denen jeweils andere Themen aufgegriffen wurden.

 

Dieses Mal geht es um Märchen in denen, wie der Titel schon verrät, Mütter und Töchter die Hauptrolle spielen. Das Schöne an diesem Buch ist, dass es eine Sammlung an 29 Märchen beinhaltet, wie es sie nicht überall gibt. Bekannte Gestalten, wie etwa Frau Holle, kommen zwar vor; allerdings in einem weniger bekannten Zusammenhang. Auch die in Märchen selten beliebte Stiefmutter wird hier etwas anders gezeichnet und muss sich beispielsweise nicht in glühenden Schuhen zu Tode tanzen.

 

Alles Friede, Freude, Eierkuchen? Mitnichten. Die Beziehungen von Müttern zu ihren Kindern, Mädchen wie Jungen, können vielfach gestaltet sein. Nicht immer und zu jeder Zeit sind Mütter ihren Töchtern gegenüber (oder umgekehrt) hilfreich und, sogar über den Tod hinaus, beschützend.  Es gibt auch eifersüchtige und bedrohliche Mutter-Töchter-Verhältnisse. Oder mystisch und magisch angehauchte, in denen eine ganze Bandbreite an Gefühlen zum Ausdruck kommt. Neid und Missgunst treiben manche der Mütter im Hinblick auf ihre eigenes (vertanes) Leben und der Schönheit und dem damit verbundenen Erfolg ihrer Töchter zu Handlungen, die deren Vernichtung dienen sollen. Doch, obwohl bedrohliche Situationen vorkommen, werden diese meines Erachtens nach nicht zu gewalttätig, wie es bisweilen in den eher bekannten Märchen vorkommt.

 

Es gibt Märchen, in denen die innige Beziehung der Mütter und ihrer Töchter beschrieben wird, während andere von Neid und Missgunst bestimmt sind. Und solche, die von Trauer, Krieg, Tod und Melancholie berichten. Problematisch-konfliktbeladene Situationen wiegen sich mit innig-verbundenen auf. Die Symbolik in den Märchen spiegelt das wider, was im Leben passiert. Und das, was den Menschen antreibt – Hoffnung. Auf das Erreichen von Liebe und Glück, aber auch Selbstständigkeit, Zufriedenheit. Bis das soweit ist, durchlaufen die Hauptfiguren der Märchen diverse Prozesse. Abnabelung, der Weg von der Unselbstständigkeit in ein selbst behauptetes Leben, der Moment des Loslassens. Situationen, in denen der Schutz der Kinder oberste Priorität hat und solche, in denen ohne nachzudenken willkürlichen Befehlen Folge geleistet wird, Situationen, in denen das beschrieben wird, was jahrhundertelang real praktiziert wurde und stellenweise nach wie vor praktiziert wird: die Vormachtstellung des Patriarchats. Augenblicke des Verlustes und solche der Wiederkehr.

 

Durch die liebevoll zusammengetragenen und umgesetzten Geschichten ist dieses Buch nicht nur zum Vorlesen geeignet, sondern – für Märchenfans, wie beispielsweise mich – auch einfach so zum darin schmökern. Geschichten, die zum Nachdenken anregen. Die an Werte erinnern, die heute oft viel zu flüchtig verkommen; durch das Bewahren dieser Geschichten jedoch erhalten und weitergegeben werden können.

 

Fazit:

 

Empfehlenswert. Für Märchenfans und solche, die es werden wollen. Und diejenigen, die einfach mal etwas andere Märchen kennenlernen möchten.

 

Copyright © 2010 by Antje Jürgens

3. November 2010

Becker, Marbel: Hohes Gras

Filed under: Roman — Ati @ 15:19

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Medu-Verlag
ISBN 978-3938926864
Roman, Krimi
Originalausgabe 2009
Umschlaggestaltung Vanya Kostadinova (Verlag)
Softcover, 372 Seiten
€ 9,95 [D]

 

www.medu-verlag.de

 

Die 1958 geborene Autorin lebt mit ihrer Familie im Frankfurter Raum. Aus ihrer Feder stammt auch das demnächst erscheinende Kinderbuch „Paunile und ihre Freunde“ und der Roman Tennlos.

 

Zitat Inhaltsangabe 

Als Alexander Bach eine Kanzlei beauftragt, seinen Lebenspartner zu finden, wird offenkundig, dass ein Mann namens Rolf Winter nie existiert hat! Dass dies allerdings über Jahre hinweg an einem Banker wie ihm hat vorbeigehen können, ist ihm völlig schleierhaft. Aber Liebe blendet ja bekanntlich, und in diesem Fall hat die Liebe ganze Arbeit geleistet Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint in diesem Verwirrspiel um Liebe und Schuld, in dem Wasser dicker als Blut ist und Liebe Mittel zum Zweck. Hinter der hochglanzpolierten Fassade ereignen sich Inzest, Affären und Mord, schlummern Habgier, Sadismus und Hass und werden Doppelleben gelebt: Renommierte Professoren werden zu masochistischen Sklaven, langjährige Freunde zu erbitterten Feinden, Söhne zu Mördern, Familien entzweit. Über Jahrzehnte bewegen sich die Protagonisten dieses vielschichtigen Romans über Ländergrenzen hinweg und an Abgründen vorbei auf ein Ende zu, das an Dramatik nichts zu wünschen lässt.

 

Zusammen mit dem Coverfoto (Dunkelheit etwas Gras, etwas Nebel, mit einer Kette gefesselte Hände) weckte diese Inhaltsangabe meine Neugier. Das las sich doch schon mal spannend.

 

Es gibt ja Bücher, die nimmt man in die Hand und sie fesseln einen von der ersten bis zur letzten Seite. Dann gibt es welche, die man mit einigen Unterbrechungen liest, weil der Spannungsbogen nicht allzu hoch ist. Und abgesehen von denen, die man nie anrühren würde, gibt es noch solche, die man mehrmals in die Hand nimmt und versucht sie zu Ende zu lesen, in der Hoffnung, dass noch irgendetwas passiert, was die Geschichte rettet.

 

Leider muss ich gestehen, dass „Hohes Gras“ für mich persönlich in die letzte Kategorie fällt. Die Idee an sich ist spannend, allerdings ist die Umsetzung abgesehen von mir vermutlich auch für andere Leser etwas gewöhnungsbedürftig. Auch fünf Versuche an unterschiedlichen Tagen (da ich davon ausgehe, dass Geschmack auch tagesabhängig ist), lösten keine Meinungsänderung bei mir aus.

 

Nach dem ersten Teil der Inhaltsangabe ging ich davon aus, dass besagter Alex Bach die Hauptfigur dieser Geschichte ist. Er ist zwar Bestandteil, aber die Annahme an sich war schon mal falsch. Vielmehr ist es seine (platonische) Freundin Emilia, die in den Vordergrund rückt und aufgrund des Erzählstils abwechselnd stark vor und zurück weicht. Die Geschichte springt wild zwischen den Jahren 1965 und 2007 hin und her und hüpft darüber hinaus auch zwischen den einzelnen Charakteren (letztlich 20 an der Zahl) genauso ungestüm herum. Leider wird der Geschichte damit die Spannung genommen, die allein vom Grundgedanken her da sein müsste. Kleinigkeiten verraten dem Leser Dinge, die ihn den Handlungsverlauf vorhersehen lassen.

 

Sehr ausführliche Beschreibungen der Personen, die zwar in die Geschichte verwickelt sind, aber eher doch nur Randfiguren darstellen, erinnerten mich phasenweise an den Stil amerikanischer Autoren von True-Crime-Stories. Die Verknüpfungen der einzelnen Figuren erscheinen, obwohl recht eng, abenteuerlich und stellenweise fast zwanghaft zusammengefügt. Der am Ende eingebrachte fantastische Touch (eine der Figuren hat Visionen, die letztlich eine der Hauptfiguren retten), wirkt sehr bemüht und unglaubwürdig – wie überhaupt die eine oder andere Handlungsweise der Charaktere. Und obwohl eigentlich alles vorkommt, was in der Inhaltsangabe erwähnt wird – Inzest (aus Unwissenheit), Affären, Mord (der sogar mehrfach), Habgier, Sadismus, Hass, Doppelleben, Schuld (eher künstlich stilisierte Schuldgefühle einzelner Figuren) – dümpelt die Geschichte vor sich hin. Die ebenfalls erwähnte Liebe zeigt sich nur sehr zart angedeutet. Das Ende spitzt sich nicht dramatisch zu, obwohl der Tod einer Figur eingebaut wird – deren Part dann aber jemand anderes, fix, wie ein Kastenteufelchen, zu übernehmen scheint. Vielmehr flacht es ab und verpufft dann völlig unspektakulär.

 

Erschwerend kommt hinzu, dass obwohl so viele Personen vorkommen, keine lebendige Unterhaltung zustande kommt. Einzelne Sätze, die unbeantwortet bleiben. Gedanken. Selbstgespräche. Nichts davon reißt einen aus dem …. Ich habe gerade unweigerlich einen träge dahinfließenden Strom vor Augen. Und das, obwohl eigentlich Wirbel in Form der Handlungs- und Zeitsprünge da sein müssten. Was vielleicht daran liegt, dass ich angedeutete Wiederholungen in der Geschichte fand, die das Ganze unnötig hinzogen? Ich weiß es ehrlich gesagt wirklich nicht. Aber ich gehe davon aus, dass die Geschichte ohne Weiteres auch mit 100 Seiten weniger ausgekommen wäre. Der gleichförmige Schreibstil – unaufgeregt passt hier nicht – tötete leider in meinen Augen ansatzweise aufkommende Spannung fast augenblicklich wieder ab.

 

Fazit: Es gibt sicher Leser, die diesen Stil mögen. Für mich war das Buch leider gar nichts. Auf einer Skala von 1 – 5 würde ich 1,5 Punkte vergeben. Aber nur, weil ich weiß, wie viel Arbeit und Herzblut in einen Roman einfließt und weil die Aufmachung des Buches qualitativ sehr gut ist.

 

Copyright © 2010 by Antje Jürgens (AJ)

2. November 2010

Früh, Sigrid: Märchen vom Tod und neuem Leben

Filed under: Jugendbuch,Märchen — Ati @ 23:14

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Sigrid Früh (Hg.)
Märchen vom Tod und neuem Leben

Königsfurt-Urania Verlag GmbH
ISBN 978-3868260120
Kinderbuch, Märchen
Sonderausgabe 2009
Umschlaggestaltung Stefan Hose, Götheby-Holm
Gebundene Ausgabe, 192 Seiten
€ 4,95 [D]

Verlagsseite 

Autorenseite 

 

Die 1935 geborene, studierte Germanistin und Volkskundlerin Sigrid Früh zählt zu den bekanntesten Märchenforscherinnen bzw. –Erzählerinnen in unserem Land. Sie lebt und arbeitet in der Nähe von Stuttgart und bringt ihre Arbeit unter anderem in Seminaren und Vorträgen einer breiteren Öffentlichkeit dar.

 

Der Inhalt einer Traueranzeige (Zu früh, zu spät, tragisch, grausam, schmerzvoll, sinnlos, mitverschuldet, plötzlich. Immer unerwünscht, immer sinnlos darüber zu diskutieren, immer schmerzhaft, immer ungewollt, aber immer und schon von Geburt an vorbestimmt.), den ich kürzlich gelesen und aus unerfindlichen Gründen nicht mehr aus dem Kopf bekommen habe, hat mich mehr oder weniger dazu veranlasst, zu diesem Buch zu greifen. Dessen Cover übrigens in Natura nicht so grellleuchtend wie oben herüberkommt.

Es ist Teil einer Märchenreihe, die der Königsfurt-Urania Verlag in den letzten Jahren thematisch getrennt auf den Markt gebracht hat. Es gibt Märchen von Hexen und Weisen Frauen, von Wünschen, von Müttern und Töchtern ebenso wie Indianische Märchen, keltische oder türkische und – neben etlichen anderen – auch solche vom Tod und neuem Leben. Die teils überlieferten, teils schriftlich niedergelegten Geschichten im vorliegenden Buch wurden von Sigrid Früh in ganz Europa zusammengesucht, übersetzt und herausgegeben.

 

In diesem Buch wird der Tod als Freund und Gefährte dargestellt oder als Wegweiser. Als unabdingbarer Bestandteil des Lebens. Als Tor in eine andere Welt. Er tritt in vielerlei Gestalt auf. Mal strahlend faszinierend schön und jung, mal hässlich und alt. Wandelbar. Mal übermächtig und mal so, dass er gar überlistet werden kann. Jedenfalls zunächst, denn irgendwann heißt man ihn dann doch willkommen.

 

Anders also, als wir ihn gemeinhin sehen. In unserer realen Welt ist er oftmals zu etwas stilisiert, das Angst macht, wird mit Verderben und Hoffnungslosigkeit gleichgesetzt, ausgeklammert. Von vielen als Endpunkt betrachtet und gefürchtet. Unbekannt, durch das, was wir viele von uns aus ihm gemacht haben: ein Tabu. Dennoch gehört er bereits bei der Geburt zum Leben dazu.

 

Die in Märchen von Tod und neuem Leben enthaltenen 29 Geschichten sind in drei Bereiche gegliedert. Im ersten Teil handeln sie von der Gestalt des Todes, im Zweiten von Jenseitsvorstellungen, der Dritte geht auf die Punkte Tod und Wiederkehr ein – womit klar wird, dass er nicht als das Ende des Lebens verstanden werden soll. Teils sind sie bekannter (etwa von den Gebrüdern Grimm), teils sind sie (zumindest mir) eher unbekannt.

 

Einige der Geschichten sind sich trotz unterschiedlicher Herkunft sehr ähnlich. Das fällt besonders auf, da sie unmittelbar nacheinander kommen. Manche sind nur wenige Sätze lang, andere mehrere Seiten. In manchen müssen die Figuren symbolische Todeserfahrungen und Jenseitserlebnisse durchleben, über das Irdische hinausgehen, mutig ihre Furcht überwinden. Auch bei der dem Buch zugrunde liegenden Thematik spielen Demut, Aufopferung, Vertrauen und Liebe eine wichtige Rolle. Sie stehen für den Aufruf das Leben zu leben und dafür, dass es Dinge gibt, die über den physischen Tod hinausgehen. Für Hoffnung, durch Überwindung von Aufgaben und Ängsten weiterzukommen, beisammenzubleiben mit denen die wir lieben. Aber auch für die Hoffnung, nicht vergessen zu werden, Spuren zu hinterlassen.

 

Denn wie sagte schon Friedrich von Logau? Wenn wir aus dieser Welt durch Sterben uns begeben, so lassen wir den Ort. Wir lassen nicht das Leben.

 

Fazit:

 

Traurig und hoffnungsvoll zugleich. Da der Tod märchenhaft abstrakt dargestellt wird, eigenen sie sich zum Vorlesen und Erzählen genauso wie zum einfach so darin Lesen.

 

Copyright © 2010 by Antje Jürgens

1. November 2010

Zehm, Carsten: Die Chroniken der Reisenden – Staubkristall

Filed under: Abenteuer,Fantasy, Horror, SciFi,Jugendbuch — Ati @ 11:55

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Carsten Zehm
Die Chroniken der Reisenden – Staubkristall

ACABUS Verlag Hamburg
ISBN 978-3941404045
Fantasyroman
Originalausgabe 2010
Umschlaggestaltung grafikdesign-silvia.de
Taschenbuch 232 Seiten
€ 14,90 [D]

Verlagsseite www.abacus-verlag.de

Autorenseite www.carsten-zehm.de und www.chroniken-der-reisenden.de

 

Zum Autor

 

Der 1962 in Erfurt geborene Berufsschullehrer und Autor stellt mit „Die Chroniken der Reisenden – Staubkristall“ seinen ersten Roman vor. Die Idee zu der in diesem Buch erwähnten „Schwelle“ kam ihm bereits in seiner Jugend. Doch obwohl er sich schon immer gerne dem Fantasygenre (mit Ausflügen zu Märchen, Krimis und Horror) widmete, schrieb er lange Zeit nur Kurzgeschichten. Viele davon wurden ab 2004 in diversen Anthologien oder der Tagespresse veröffentlicht. 2009 erschien sein erstes Kinderbuch.

 

Zum Buch/Meine Meinung

 

Was, wenn unsere Erde nur eine Erscheinungsform von vielen ist, nur eine Ebene von scheinbar unendlich vielen Parallelwelten? Was, wenn diese Welten durch ein System miteinander verbunden sind?

Es ist die ‚Schwelle’, welche Reisende auswählt und diese auf andere Ebenen der Erde schickt, weil sie dort eine Aufgabe zu erfüllen haben.
Ihre Abenteuer sind festgehalten in den ‚Chroniken der Reisenden‘.

Nach diesen vielversprechend klingenden Worten habe ich mich neugierig an den 232 Seiten starken Roman gemacht – und ihn in einem Rutsch durchgelesen. Und ich bin sicher, dass es vielen Lesern ebenso gehen wird.

 

Warum? Eigentlich ist die Idee nichts grundsätzlich Neues. Es geht um die bekannte Erzählung von Zerstörung und Vertreibung aus dem Paradies, und dem Versuch es wieder zurückzugewinnen. Es gibt eine uralte Prophezeiung, die Möglichkeit zwischen Welten zu wandeln, die zur nah und doch unerreichbar scheinenden Lösung des Problems führt. Menschen gelangen in eine andere Welt und müssen eine nahezu unlösbare Aufgabe erfüllen, um diese Welt zu retten, bevor sie wieder in ihre eigene zurückdürfen. Etwas Altbekanntes also, das aber so wie von Zehm beschrieben zu einem kurzweiligen und packenden Lesegenuss wird.

 

Wer in diese Fantasywelt – wie auf der Buchrückseite beschrieben, eine parallele Ebene der Erde, in der die Uhren etwas anders gehen und fremdartige Pflanzen und Wesen existieren, aber durch die gleich aussehenden Gestirne eben doch ein Bezug zu unserer Welt da ist – eintaucht, bekommt sehr klar gezeichnete Figuren zu sehen. Der Leser der Chroniken wird in ein wunderschön gewobenes Geflecht aus Abenteuer, Liebe, Hoffnung und Verzweiflung geführt. Läuft durch die herrlichen Beschreibungen von Figuren und Landschaften quasi neben dem Protagonistenpärchen her und lacht oder leidet mit ihnen.

 

Auf ihrer Hochzeitsreise, zu der sich Karen nur widerstrebend überreden lässt, weil es sich nicht um einen von ihr favorisierten Pauschalurlaub, sondern um eine Trekkingtour in Deutschland handelt, geraten die beiden in unvorhergesehene Schwierigkeiten. Einer inneren Stimme folgend, macht sich Mihai auf, einen alten Stollen zu erkunden und als Karen ihm zunächst besorgt, dann eher leicht wütend folgt, muss sie mit Entsetzen feststellen, dass ihr Mann gerade durch einen Felsen vor ihren Augen verschwindet. Ohne groß nachzudenken, greift auch sie in diesen Stein, wagt einen Schritt nach vorne, dann noch einen und landet plötzlich, genau wie Mihai vor ihr, in der anderen Ebene. Ein Zurück gibt es nicht.

 

Das junge Paar – ganz Mensch – denkt sich zuerst irgendwo sicher Hilfe finden zu können. Wer geht schon bei genauerem Nachdenken einfach so durch Felswände, nachdem eine Stimme ihn gerufen hat? Es darf einfach nicht sein, was nicht sein kann. Sie marschieren los, in der Hoffnung eine Straße, Ansiedlung, Menschen zu finden. Doch bei einer Rast beginnt Mihai, genauer hinzusehen. Ihm fallen Merkwürdigkeiten an den Insekten auf. Es gibt keine größeren Tiere. Der Wald ist eigentümlich rötlich gefärbt, worauf der Verdacht in ihm erwacht, dass sie durch einen dummen Zufall auf einem atomaren Testgelände gelandet sind. Als sie kurz darauf Geräusche hören, die auf Funkgeräte schließen lassen und Gestalten sehen, die den Wald durchstreifen, versuchen sie so unsichtbar wie möglich zu bleiben, denn die Gestalten scheinen bewaffnet. Und bevor sie noch richtig begreifen, dass sie riesige aufrecht gehende Echsen vor sich haben, werden sie schon von diesen gefangen genommen und nicht sehr sanft, aber überaus neugierig betrachtet. Die Geräusche kamen nicht aus Funkgeräten, sondern direkt von den sich unterhaltenden Echsen. Es scheint keine Möglichkeit der Verständigung zu geben. Bis sie nach einigen Problemen in die Siedlung der Echsen kommen und durch einen sogenannten Hüter und dessen Nachfolgerin, die ihre Sprache sprechen, die eine oder andere Unklarheit ausgeräumt werden kann bzw. erst neu entsteht. Denn obwohl die Echsen schon mit Reisenden der Ebenen in Kontakt gekommen sind, ist ihnen noch nie jemand begegnet, der völlig unvorbereitet, zu zweit und vor allem ohne ihr Wissen in der Echsenebene gelandet ist. Die Echsen bemerkten, dass jemand eintraf, haben aber genau wie die Menschen keinen Plan, was diese genau machen sollen.

 

Doch sehr schnell kristallisiert sich heraus, dass sie den Staubkristall – eine uralte Waffe – zurückholen müssen, der kurz zuvor aus dem Dorf gestohlen wurde. Eine ebenso alte Prophezeiung sagt voraus, dass nach der Zerstörung der Echsenebene auch andere Ebenen der Erde vom Schattenherrn (dem Dieb des Kristalls) und dem von ihm geschaffenen Wesen erobert werden. Bereits jetzt scheint die Sonne nur noch durch einen grauen Schleier hindurch, raubt den Echsen zunehmend Kraft und zerstört sukzessive die Ebene der Echsen samt ihren Bewohnern.

 

Die beiden machen sich also auf, ihre Mission zu erfüllen. Begleitet von Echsen, die ihnen alle nicht feindlich, sondern freundschaftlich gesonnen sind. Echsen, die geistig hoch entwickelt sind, obwohl sie andererseits wie in der Steinzeit leben. Die, obwohl man es nicht einfach so sieht, tief empfinden und Moralvorstellungen haben. Echsen, die ihr eigenes Leben opfern, um das ihre zu retten. Denn Karen zieht wieder und wieder Kreaturen an, die ansonsten nie auf den Gedanken kämen, die Echsen anzugreifen. Auch die Pflanzen scheinen sich letztlich gegen sie verschworen zu haben.

 

Die Reise und Aufgabe der Menschen und ihrer Echsenfreunde ist lang und beschwerlich und wird immer schwieriger, weil die Kraft der Echsen mit dem immer weniger werdenden Sonnenlicht zusehends schwindet. Weil Verletzte und Tote zu beklagen sind. Zuletzt müssen Karen und Mihai alleine weiterziehen und gegen den Schattenherrn kämpfen. Ein Kampf, der einen hohen Preis fordert. Ein Kampf, der von vornherein eher für Karen als für den „gerufenen“ Mihai gedacht war? Zumal der Schattenherr ein besonderes Interesse an Mihai hat.

 

Besonders gefallen hat mir, dass Zehm seine „Menschen“ menschlich kämpfen ließ. Genau wie die Echsen. Diese Geschichte kommt ohne Zaubersprüche aus. Es werden keine Feuerbälle wie so oft geschleudert. Es gibt keine wirbelnden Lichtschwerter. Mit Pfeil und Bogen, Messern und vor allem Köpfchen müssen sich Karen und Mihai und ihre Freunde verteidigen und angreifen. Ihre tierischen oder pflanzlichen Widersacher, die unter dem Einfluss des Schattenherrn stehen, werden nicht einfach als böse klassifiziert. Die Unterhaltungen zwischen Hüter und Menschen weisen die Eigenheiten auf, die eben auftauchen, wenn unterschiedliche Menschen bzw. Sprachen aufeinandertreffen und nur einer davon beide Sprachen kann. Es gibt kleinere Probleme, obwohl man im Großen und Ganzen miteinander reden kann. Karen und Mihai werden nicht zu übernatürlichen Helden stilisiert. Zehm lockert ihre Unterhaltungen mit kleinen Wortgefechten und Spitzfindigkeiten auf, die ich in kaum einem anderen Roman jemals auch nur angedeutet so gelesen habe und die die beiden einfach nur menschlich machen. Zu jemandem, der direkt neben uns leben könnte. Lässt sie lebendige Unterhaltungen führen, die teilweise vielleicht sogar an eigene Gespräche erinnern. Sie Erzieherin, er Lehrer. Sie Tochter einer Alkoholikerin, er ehemals selbst am Abgrund des Drogensumpfs. Genau das ist es übrigens, was die beiden zusammenschweißt und Kraft für das zu absolvierende Abenteuer gibt.

 

Fazit

 

Der Schreibstil Zehms, seine spannende Umsetzung einer an sich nicht unbekannten Idee: Für diese Geschichte würde ich auf einer Skala von 1 – 5 Punkten die volle Punktzahl vergeben. Es herrscht eine gesunde Ausgewogenheit zwischen Kampfszenen, dem Herantasten der unterschiedlichen Figuren untereinander, der Beziehung zwischen Mihai und Karen. Nichts wird irgendwo kopflastig oder zäh. Eine lebendige Geschichte, die sowohl für Jugendliche wie auch Erwachsene lesenswert ist.

 

Der letzte Satz im Buch macht Hoffnung auf eine Fortsetzung dieser, in meinen Augen empfehlenswerten, Fantasiegeschichte.

 

Copyright © 2010 by Antje Jürgens

 

31. Oktober 2010

Jahnke, Stefan: Ausgelöscht

Filed under: Belletristik,Historisch,Roman — Ati @ 22:24

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BoD – Books on Demand, Norderstedt
ISBN 978-3837087253
Historischer Thriller
Originalausgabe 2009
Umschlaggestaltung Stefan Jahnke
Taschenbuch 310 Seiten


Autorenseite

Obwohl der 1967 geborene Autor seine Liebe zum Schreiben früh entdeckte, wagte er sich erst 2008 an Romane heran. Seither erscheinen mit schöner Regelmäßigkeit Bücher von ihm. Sein Spektrum reicht von Krimis und Thrillern über historische Romane bis hin zu Reiseberichten. Die privaten wie beruflichen Interessen des studierten Maschinenbauers sind breit gefächert. So arbeitete er unter anderem in einer Werbeagentur in London. Diese Tätigkeit ging in Anstellungen in der Verlagsbranche über, was wiederum von der Leitung und Beteiligung an einer Bildungseinrichtung oder leitenden Forschungs- und Entwicklungsaufgaben bei einem der größten Reprografen Deutschlands abgelöst wurde. Jahnke ist verheiratet und lebt zusammen mit seiner Frau und zwei Kindern in Dresden und Radebeul. Er ist Mitbegründer des Autorenvereins Kristallfeder.

Das Cover ziert das Foto einer verschneiten Landschaft und lässt noch nicht viele Rückschlüsse auf das Buch zu.

Laut Inhaltsangabe geht es jedenfalls ins Mittelalter. Jahnkes Schreibstil, obwohl sofort klar erkennbar, bedient sich einer etwas anderen Sprache als sonst. Einer, die mir auf Mittelaltermärkten begegnet ist, was das Eintauchen in die Geschichte für mich gleichermaßen erleichterte, wie erschwerte. Denn der Autor lässt seine Charaktere nicht nur so sprechen und denken. Seine Beschreibungen von Dingen, Gegenden und/oder Begebenheiten sind genauso gehalten.  

Leser, die sich darauf einlassen, landen in einer Welt, in der die Bevölkerung den willkürlichen Entscheidungen und Launen ihrer Landesherren und der heiligen Kirche unterworfen waren, die ihre Dogmen genau wie ihre Vormachtstellung auf Biegen und Brechen halten wollten. Was dafür getan werden, wer dafür bezahlen musste, war völlig gleichgültig. Die Kirche ging dafür so weit, ein ganzes Dorf verschwinden zu lassen.

Doch das kristallisiert sich erst später heraus. Zunächst einmal lernt man im Prolog jenen Ritter kennen, der später mit zur Aufklärung des Sachverhalts beiträgt. Einen Menschen mit allen Fehlern und Schwächen der damaligen Welt, der bisweilen allerdings schon wie jemand zu denken scheint, der etwas später gelebt und andere Denkweisen gelernt hat. Der, obwohl seit Jahren ein treuer und loyaler Diener seines Herrn, trotzdem immer damit rechnen muss, in Ungnade zu fallen. Und dem geht es zu Anfang gar nicht gut. Ihm droht Folter oder gar der Tod, weil er seinem Herrn nicht das besorgen konnte, was der wollte – ein wirksames Mittel gegen die Pest und andere Gebrechen. Dabei konnte er das gar nicht, denn Eich, ein Dorf, das jahrzehntelang neben zahlreichen Wundern (in Form von Heilungen) auch für Ärger sorgte, ist mit Mann und Maus, Haus und Hof verschwunden. Nichts scheint mehr darauf hinzudeuten, dass dort überhaupt jemals eine florierende Siedlung stand. Nur mit einigem Glück kann Hannes Balthasar überzeugen gen Eich zu ziehen, um sich selbst von dieser Ungeheuerlichkeit zu überzeugen.

Danach geht es in die eigentliche Geschichte und der Leser lernt den ungestümen Balthasar kennen, der trotz seiner Jugend von gerade mal 13 Jahren nicht vor Raub, Unterdrückung und Vergewaltigung zurückschreckt und schon eine Gruppe um sich schart, die ihn ein Leben lang begleitet. Bereits allein durch ihn wird deutlich, dass Frauen damals weniger als Vieh galten, das die arme, z. T. hungernde Bevölkerung geknechtet und ausgepresst wurde und gegen all das wenig unternehmen konnte, weil sie quasi zum Besitz des Landesherren gehörten. Und der Junge – Balthasar – ist der Sohn dieses Landesherren, und schreckt übrigens auch nicht davor zurück, den eigenen Vater zu bestehlen.

Dann jedoch geschieht etwas, was den Hitzkopf Balthasar zum Umdenken bewegt. Er wird kein Heiliger, aber er ändert sich. Es ist ein langsamer, aber unaufhaltsamer Prozess, der beginnt, als sich ihm der unbewaffnete Holger von Roßberg in den Weg stellt. Er ist aufgrund einer Eingebung nach Eich gezogen, um den Bewohnern dort beizustehen. Etwas an dem Mann lässt Balthasar innehalten und wieder und wieder nach Eich kommen, um von ihm zu lernen. Dabei könnte er ihn kurz nach ihrem Kennenlernen, ohne irgendwelche Repressalien fürchten zu müssen, vernichten. Denn Balthasars Vater stirbt und er, obwohl er das Mündel seines älteren Bruders Friedrich ist, wird zum Herrn über die Wartburg. Doch er merkt schnell, dass er mehr von einem lebendigen als von einem toten von Roßberg profitieren kann.

Der junge Herr der Wartburg hebt bald schon seine schützende Hand über die Gemeinde Eich und von Roßberg. Schutz ist nötig, denn was von Roßberg bewirkt, lässt das Misstrauen der Kirche erwachen. Seine Bemühungen sind nicht ganz ungefährlich, denn auch Adlige können schnell unter Kirchenbann gestellt werden. Damit taucht der Autor in einen sehr dunklen Abschnitt der Glaubensgeschichte ein. Die damalige Kirche verteilte Vergebung und Gnade nicht an Bedürftige, sondern an zahlende Kundschaft. Doch der Autor geht weiter, erinnert an die Welle von Tod und Verderben, die die damalige Kirche lostrat, um ihre Machtposition zu halten.

Deshalb sorgt Balthasar auch dafür, dass König Karl und der amtierende Papst Eich ebenfalls Schutz bieten. In diesem Zusammenhang lernt auch der Ritter Hannes den geheimnisumwobenen Ort und den Mann kennen, der dafür verantwortlich ist. Der Heiler bringt nicht nur Balthasar viel bei, sondern sorgt durch seine wundersam wirkenden Handlungen dafür, dass die bis dahin unscheinbare Gemeinde zu einer blühenden Siedlung heranwächst und Pilgerströme anzieht. Während das übrige Land unter der Pest leidet und Raubrittertum, Verwahrlosung und Hunger sich ausbreiten, blüht neben Eich auch der Verwaltungsbereich auf, den Balthasar leitet. Bis, ja bis eben zu jenem schicksalshaften Tag Jahre später, an dem Eich von heute auf morgen verschwunden zu sein scheint. Zauberei? Eine dreiste Lüge und Verschwörung seines bisher treuen Ritters Hannes und des Heilers von Roßberg?

Erst als Balthasar sich mit eigenen Augen von dem an sich unerklärlichen Phänomen überzeugt, erteilt er Hannes den Auftrag, nach einer Klärung zu suchen. Sehr bald stellt sich heraus, dass die Kirche etwas mit dem Verschwinden zu tun haben muss. Eine Kirche, die damals schnell etwas als Häresie und Ketzerei abtat, die Menschen folterte, ertränkte oder verbrannte, nur weil sie anders dachten, altes Wissen hegten und pflegten, etc. Nur – welcher der gerade amtierenden Päpste hat den Auftrag erteilt? Und was ist aus den Menschen von Eich geworden, allen voran aus Holger von Roßberg? Was haben die Templer mit diesem Ort zu tun, die von der Kirche verfolgt werden, weil sie Maria Magdalena verehren und nicht als Hure abstempeln? Was haben sie mit dem Ritter selbst zu tun. Von diesem Handlungsstrang (Templer) hätte ich ehrlich gesagt gerne mehr gelesen. Aber er fügt sich auch so gut in die Geschichte ein.

 

Der Autor schlägt einen weiten Bogen, der letztlich im Epilog in Schottland mit Hannes endet, Jahre nach dem Verschwinden von Eich oder dem Tod Balthasars, der beteiligten Päpste oder Könige.

Die von Jahnke gewählte Sprache, das Herausstellen der teilweise recht verqueren Ansichten sogenannter „Edler“ und „Ritter“, das Schlaglicht auf ein sehr dunkles Kapitel in der europäischen Geschichte – all das führt den Leser durch die 310 gut gefüllten Seiten.

Seiten, die auch flüchtig davon sprechen, dass man ohne Vergangenheit, ohne das gelebte Wissen langjähriger Erfahrungen, wohl existieren, aber nicht immer unbedingt gut leben kann. Diese Thematik ist nach wie vor aktuell und wird doch so oft ignoriert. Ebenso aktuell, wenn auch in veränderter Form, ist der Umstand, dass auch heute noch sinnlose Opfer auf dem Altar der Machterhaltung gemacht und gebracht werden, sowohl vor religiösen wie auch wirtschaftlichen Hintergründen. Auch wenn vieles in Jahnkes Roman reine Fiktion ist, der weitergesponnene Faden einer teilweise sicher belegten Recherche – man stellt sich unwillkürlich die Frage, welch ungeheurer (Wissens-)Schatz verloren ging, weil ein machthungriger Teil einer Organisation, der weit jenseits dessen scheint, was Glauben bedeuten sollte, seine Interessen rücksichtslos und zielstrebig wahrte. Führt allgemein betrachtet vor Augen, dass einige wenige reichen, um viele zu unterdrücken; Halbwahrheiten oder gar Lügen zu verbreiten, wenn sie es geschickt anstellen. Intrigen zu spinnen, die in die heutige Zeit reichen, auch wenn sich vieles zum Besseren geändert haben mag. Macht klar, dass viele vieles über sich ergehen lassen, weil sie eigentlich nur eins wollen: Leben.

Beim Lesen des Titels fiel mir übrigens ein Spruch ein. Ich weiß nicht, von wem er stammt, aber er lautet: „Alles, was lebt, sich bewegt, hinterlässt eine Spur. Keine Tat wird ausgelöscht, kein Gedanke fällt ins nichts.“ Dass an dem Spruch etwas dran ist, belegen die Worte des Autors ganz vorne im Buch. Eich und andere Orte mögen aus welchen Gründen auch immer ausgelöscht worden sein. Doch etwas von ihnen lebt weiter: In Archiven, Gedanken, Erinnerungen. Seine Recherchen haben Jahnke für diese Geschichte in Archive in Berlin, Eisenach, Avignon und Rom gebracht und mich durch seine Worte für einen kurzweiligen Abend ins Mittelalter. Wer historische Roman mag, sollte auf alle Fälle einen Versuch wagen.

Copyright © 2010 Antje Jürgens

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