Die Leselustige Ati's Rezi-Seite – Buchbesprechungen, Ankündigungen, etc.

20. Januar 2013

NEWIGER, CHRISTOPH: OSTEOPATHIE – Sanftes Heilen mit den Händen

Filed under: Fach- & Sachbuch,Gesundheit/Behandlung — Ati @ 15:21

250_newiger_osteopathiesanftesheilen.jpg

NEWIGER, CHRISTOPH: OSTEOPATHIE – Sanftes Heilen mit den Händen

Trias
ISBN-13:
9783830432708
ISBN-10: 3830432704
Sachbuch, Gesundheit
3. vollständig überarbeitete Auflage 2005
Broschiert, 224 Seiten
[D] 14,95 €

Verlagsseite

 

Schon seit Längerem ist das Buch Osteopathie – Sanftes Heilen mit den Händen von Christoph Newiger auf dem Markt. 2005 erschien bereits die dritte vollständig bearbeitete Auflage. Ein Exemplar dieser Auflage bereichert mein Bücherregal. Es versorgt mich bei jedem Blick hinein mit nützlichem Basiswissen und Informationen rund um die alternative Behandlungsform Osteopathie, wenn ich wieder einmal jemanden für diese sanfte Alternative begeistern möchte. Dank Christoph Newiger geht das erfreulich leicht, hat er doch in seinem Buch die Entwicklungsgeschichte und den Hintergrund dieser Behandlungsform für interessierte Laien in plausibler, fundierter und interessanter Form zusammengefasst. Der Autor ist selbst kein Osteopath, beschäftigt sich allerdings schon mehrere Jahre mit dem Thema. Er arbeitet als freier Journalist und Sachbuchautor, war acht Jahre lang Redakteur der DO – Deutsche Zeitschrift für Osteopathie und ist seit 2011 Mitherausgeber der Zeitschrift Osteopathische Medizin.

Für die, die sie noch nicht kennen: Osteopathie ist eine seit 1874 bekannte, von Andrew Taylor Still entwickelte ganzheitliche Behandlungsmethode, die auf wissenschaftlichen, schulmedizinischen Grundlagen fußt. Sie wird, wie der Untertitel bereits verrät, ohne Medikamente und Instrumente nur mit den Händen durchgeführt. Osteopathen behandeln keine Krankheiten oder Krankheitssymptome, gehen jedoch gegen deren Ursache(n) vor, indem sie die Selbstheilungskräfte aktivieren. Osteopathie erfreut sich schmerz- und nebenwirkungsfrei nicht nur zunehmend an Beliebtheit, sondern wird (zwischenzeitlich glücklicherweise auch von immer mehr Krankenkassen von der AOK bis hin zur Techniker Krankenkasse bezuschusst. Wer sich einen (Kassen-)Überblick verschaffen möchte, findet beispielsweise auf der Seite osteokompass.de eine entsprechende Auflistung.

Newiger hat sein Buch in vier Teile gegliedert. Nach dem Inhaltsverzeichnis und je einem Vorwort zur ersten und zweiten Auflage beschäftigt sich der Autor im ersten Teil mit den Grundlagen. Auf 62 Seiten geht er nicht nur darauf ein, was Osteopathie ist, sondern auch auf die Selbstheilungskräfte und Bestandteile unseres Körpers (Bewegungsapparat, Organe, etc.) und deren Zusammenspiel. Im 26 Seiten umfassenden zweiten Teil widmet er sich der Methode der Ursachensuche und Behandlungstechnik. Anhand von Praxistipps, in denen einfachste Handgriffe zum Nachmachen erklärt werden, können auch Skeptiker die grundsätzliche Wirkweise der Osteopathie versuchen nachzufühlen. Welche Vielfalt an Anwendungsmöglichkeiten diese Behandlungsform beinhaltet, erfährt man dann auf den folgenden 82 Seiten. Im dritten Teil wird nicht nur anschaulich-ausführlich auf die Ursachen gesundheitlicher Beeinträchtigungen und Schmerzen eingegangen, sondern auch darauf hingewiesen, wo die Grenzen der Osteopathie liegen. Im vierten Teil schließlich findet man auf 33 Seiten nützliche Hinweise und Definitionen von A – Z. Alle vier Teile sind mittels farbiger Trennseiten klar voneinander abgegrenzt; die linken Buchseiten oben zudem jeweils deutlich mit den Überschriften der einzelnen Teile gekennzeichnet (1 Grundlagen, 2 Methoden, 3 Anwendungen, 4 Nützliche Hinweise). Ein umfassendes Stichwortverzeichnis rundet das Buch Osteopathie – Sanftes Heilen mit den Händen ab.

Fazit: 05perlenpunkte.jpg

Ein absolut empfehlenswertes Buch für eine überaus empfehlenswerte Behandlungsform. Ich selbst durfte bereits erfreulicherweise 2004 damit Bekanntschaft machen und mich von ihrer Wirksamkeit überzeugen (wofür ich heute noch dankbar bin).

Es ist kein Lehrbuch, das dabei helfen könnte, sich selbst oder andere entsprechend zu behandeln. Doch wer bereits in Behandlung ist oder eine solche in Erwägung zieht und Näheres dazu erfahren will, findet in Newigers sehr gut aufgebautem Buch ausführliche und anschaulich beschriebene Informationen. Man merkt, dass der Autor weiß, wovon er schreibt. Sein Buch ist wieder einmal ein Beweis dafür, dass man fundiertes Wissen nicht nur trocken sondern auch leicht verständlich präsentieren kann. Insgesamt möchte ich dem Buch fünf von fünf Punkten geben.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

16. Januar 2013

KLEIS, CONSTANZE: STERBEN SIE BLOSS NICHT IM SOMMER – und andere Wahrheiten, die Sie über Ihr Ende wissen sollten

Filed under: Erfahrungen/Biografien,Tod/Trauer — Ati @ 17:17

256_kleis_sterbensieblossnichtimsommer.jpg

Dumont Buchverlag
ISBN-13: 9783832196578
ISBN-10: 3832196579
Erfahrungen
1. Auflage 08/2012
Hardcover mit Schutzumschlag, 220 Seiten
[D] 19,99 €

Verlagsseite

Constanze Kleis ist – wie man dem Buchumschlag oder diversen Verlagsseiten entnehmen kann – Journalistin und Buchautorin. Zusammen mit Susanne Fröhlich verfasste sie mehrere Bestseller, war 2002 für den Deutschen Buchpreis nominiert. Darüber hinaus arbeitet sie freiberuflich für Zeitschriften wie Cosmopolitan und Elle aber auch für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung.

Normalerweise schreibt Kleis in ihren Büchern auf spritzige Art und Weise über erheiternde Themen. Ihr Name, das Cover und der provokative Titel Sterben Sie bloß nicht im Sommer – Und andere Wahrheiten, die Sie über Ihr Ende wissen sollten vermitteln bei einem flüchtigen Blick den Eindruck, dass es in dem im August 2012 bei Dumont erschienen Buch ebenfalls so sein könnte. Allerdings ist das Gegenteil der Fall. Trotz des erkennbaren, frisch-humorigen Schreibstils der Autorin ist das Buch bitterernst. Constanze Kleis verfasste es nach der unheilbaren, tödlich verlaufenden Erkrankung ihrer Mutter und den in diesem Zusammenhang gemachten Erfahrungen im Krankenhaus-, Reha- und Pflege-Alltag.

Ohnmächtige Wut kann dafür sorgen, dass man ungerecht wird. Blind um sich beißt oder schlägt, um sich zu wehren. Dass man anklagend auf jemanden zeigt, weil man sich verraten fühlt. Und angesichts der von der Autorin geschilderten Erlebnisse kann man ihre Wut in gewisser Weise fühlen. So lässt sie sich etwa auf Seite 210, kurz nach dem Tod ihrer Mutter, über den Hausarzt aus. Zitat: Er wäre so gerne ein wirklich guter Mensch. Außer mittwochs. Da ist die Praxis geschlossen und auch das Mitgefühl hat Ruhetag.

Ist das Buch nur ein posthumer Aufschrei nach dem Tod ihrer Mutter? Stellvertretend gegen all das, wogegen man anschreien kann, weil besagter Tod einfach keine Ohren hat? Oder steckt mehr dahinter?

In ihrem Buch erzählt die Autorin nicht nur die Krankengeschichte ihrer Mutter, die sie zusammen mit ihrer Schwester und ihrem Vater bis zuletzt eng begleitete. Sie startet tatsächlich auch einen Rundumschlag gegen die Entmenschlichung in unserem zunehmend privatisierten und gewinnmaximierten Gesundheitssystem und der damit verbundenen profitablen Sterbeindustrie. Erwähnt dabei Ärzte, die nicht mit der Familie reden wollen. Pampig reagierendes Klinikpersonal, das zudem stellenweise schlampig bis fahrlässig arbeitet. Schreibt von denjenigen, die gerade dann im Urlaub sind, wenn man sie braucht und fatalerweise keine Vertretung haben. Von Behandlungsdokumentationen, die nicht nur lückenhaft sind, sondern von der Wirklichkeit abweichen. Berichtet von Klinikverwaltungen, die nach berechtigten Reklamationen Einschüchterungsversuche starten. Lässt auch  Versicherungen, Kranken- und Pflegekassen und den Medizinischen Dienst nicht außen vor, die auf Paragrafen und/oder Richtlinien beharrend auf Zeit spielen, wo es gar keine Zeit mehr zu verlieren gibt. Und wettert eben gegen jenen Hausarzt, der entgegen der Beteuerung, jederzeit erreichbar zu sein, nicht erreichbar war.

Die von ihr geschilderten Übel sind, so persönlich Constanze Kleis sie auch erlebt hat, seit Langem allgemein bekannt. Dennoch haben sie sich in den vergangenen Jahren fatalerweise eher intensiviert als verbessert.

Tatsächlich hat Kleis zu gut recherchiert und die Ergebnisse stringent in ihr Buch eingeflochten, als dass man ihr den Vorwurf eines traumabedingten, verzweifelt-pauschalen Rundumschlags machen kann. Die Autorin verweist zur Untermauerung ihrer Aussagen auf Studien und diverse Berichte, nennt Quellen und gibt Interviews wieder. Sie geht auf Fördermittel ein und Privatisierung, auf Lohndumping, bürokratischen Unsinn und unlogische Dezentralisierungen. Spricht explizit zu viele Dinge (etwa die ungleiche Bezahlung häuslicher Pflege im Gegensatz zu einer solchen mittels Pflegediensten oder in Pflegeheimen) an, die in unserem Gesundheitswesen allgemein eindeutig besser laufen bzw. völlig geändert werden müssen.

Stellenweise beißend sarkastisch, dann wieder leicht ironisch, mal bitter, mal voller Trauer aber nicht weinerlich und mal distanziert schildert die Autorin Missstände, die (wie ich aus eigener Erfahrung weiß) bedauerlicherweise und leider nicht nur hierzulande ganz und gar nicht unrealistisch sind. Egal ob es sich darum handelt, dass man als Angehöriger für diverse Ärzte praktisch unsichtbar oder für hysterisch oder grenzwertig minderbemittelt gehalten wird. Oder darauf, dass man seltsamerweise irgendwann sogar Verständnis für Dinge entwickelt, für die man im Grunde kein Verständnis haben kann, einfach weil man keine Alternative weiß. Dass unabhängig vom Umgang mit den Angehörigen Kranke zum Teil (glücklicherweise nicht immer) sukzessive ihrer Würde beraubt werden. Das Mitgefühl ein Auslaufmodell in unserer Gesellschaft zu sein scheint. Und dass man während der schweren Zeiten, die lebensbedrohliche und akute Erkrankungen mit sich bringen, in einem Meer aus Hilflosigkeit zu ertrinken droht. Dass man geradezu erstarrt und sich allein gelassen fühlt. Dass man sich nicht traut, auf den Tisch zu schlagen, weil man fürchtet, dass der Falsche und Schwächste die Konsequenzen tragen muss. Dass es eine riesengroße Diskrepanz zwischen beworbener oder gepriesener Wahrheit und tatsächlichen Gegebenheiten gibt.

Insgesamt lässt Kleis ihre LeserInnen nicht nur an ihren individuell gemachten schlechten Erfahrungen und schockierenden Rechercheergebnissen im Bezug auf Studien, Statistiken und Berichten teilhaben. Auch andere Betroffene und (menschlich gebliebene) Behandler tragen ihren Teil zum Buch in Form von Interviews bei. Etwa ein ganzheitlich denkender und handelnder Chirurg aus Frankfurt. Oder eine Krankenschwester, die ihren Beruf einst aus der Überzeugung ergriff, anderen damit wirklich helfen zu können; heute jedoch desillusioniert resümiert, dass sich das Berufsbild völlig verändert hat. Kleis ist nicht blind gegenüber der Tatsache, dass die eigene Moral angesichts häuslicher Pflege auf den Prüfstand gehört. Sie lässt auch die Tatsache nicht unberücksichtigt, dass manchen Angehörigen im Zuge einer privaten Pflege nichts anderes übrig bleibt, als konspirativ und nicht immer ganz legal zu agieren, wollen sie ihren Kranken eine adäquate Versorgung bieten. Fatalerweise werden – wie auf Seite 206 zu lesen ist – zu Hause betreuten Pflegebedürftigen doppelt so häufig Leistungen verwehrt, wie denen in Pflegeheimen.

All dies, ist trotz der enthaltenen Tragik und Wut dank des ganzen Sarkasmus auf durchaus unterhaltsame Weise und mit dezentem Wortwitz niedergeschrieben. Leichter wird die Lektüre dadurch nicht, dazu ist die Thematik einfach zu ernsthaft und aufwühlend.

Verständlicherweise hat die Autorin mit ihrem Buch einigen Widerspruch bei denen ausgelöst, die sich negativ davon angesprochen fühlen. Bei einigen davon kann man mit Sicherheit den Spruch „getroffene Hunde bellen“ anwenden. Genauso sicher darf man aber vermutlich davon ausgehen, dass Kleis im Zuge des Erlebten dem einen oder anderen Beteiligten auf die Füße getreten ist, obwohl der oder die betreffende Person am wenigsten dafürkonnte. Einfach, weil man auch als Kranker oder Angehöriger einen (durchaus nachvollziehbaren) Egoismus entwickelt, den man anderen jedoch nur bedingt zubilligt.

Nicht jeder hat das Glück im Fall einer schwerwiegenden oder gar tödlichen Krankheit über Angehörige zu verfügen, die sich finanziell und/oder zeitlich in Pflege und Versorgung einbringen können. Nicht jeder hat die Kraft, im Fall der Fälle den Kampf gegen Windmühlenflügel aufzunehmen. Doch genau so ein Kampf kommt viel zu häufig auf Kranke und ihre Angehörigen zu. Constanze Kleis hat ihn, gemeinsam mit ihrer Familie, erlebt und in einem berührenden, aufwühlenden Buch verarbeitet.

Fazit: 05perlenpunkte.jpg

Sterben Sie bloß nicht im Sommer – Und andere Wahrheiten, die Sie über Ihr Ende wissen sollten ist kein Buch für nebenher. Die darin von der Autorin aufgeworfenen Fragen können Angst machen, ebenso wie die eine oder andere von ihr gefundene Antwort. Nicht, weil es keine Lösungsansätze an sich zu geben scheint. Eher, weil die wenigsten von uns vor schwerwiegender Krankheit und den daraus resultierenden Folgen gefeit sind. Es ist kein leichtes Buch, aber ein lesenswertes. Eins das berührt, polarisiert, fassungslos und nachdenklich macht und unter die Haut geht. Die in dem Buch zum Ausdruck kommenden Gefühle (Trauer, Verbitterung, Wut) sind logischerweise nicht objektiv, da sie aus eigenen schmerzhaften Erfahrungen entstanden sind. Sie lassen sich nicht werten. Die Recherchen und der Schreibstil schon. Ob man es im Fall der Fälle schafft, den latent enthaltenen oder explizit ausgesprochenen Empfehlungen der Autorin Folge zu leisten, steht zugegebenermaßen auf einem anderen Blatt. Doch es ist wichtig, dass diese Themen immer wieder und immer lauter angesprochen werden. Dass man nicht alles hinnimmt. Dass man sich wehrt. Nur so schaffen wir es vielleicht irgendwann wieder, unsere Kranken in Würde zu behandeln, zu pflegen und zu verabschieden, statt uns kräfteraubend um Unsinnigkeiten streiten und gegen gewinnorientierte Sparmaßnahmen kämpfen zu müssen.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

15. Januar 2013

HÖFLER, HEIKE: ATEM-ENTSPANNUNG – Soforthilfe bei inneren und äußeren Spannungen – Über 70 einfache Übungen zum Lockerwerden

Filed under: Fach- & Sachbuch,Gesundheit/Behandlung,Ratgeber — Ati @ 12:22

255_hofler_atem-entspannung.jpg

TRIAS
ISBN-13: 9783830461401
ISBN-10: 3830461402
Ratgeber Gesundheit
1. Auflage 08/2012
Softcover, 112 Seiten
[D] 14,99
€

Verlagsseite
Autorenseite 

 

Es gibt sowohl Studien als auch Berichte von Menschen in Notsituationen (etwa nach einem Erdbeben), die belegen, dass ein Mensch ohne Nahrung mehr oder weniger problemlos einige Wochen hungern kann, sofern er genügend Flüssigkeit zu sich nimmt. Ohne Flüssigkeit wiederum beträgt die Überlebensdauer eines Erwachsenen im Schnitt etwa eine Woche im Maximum, soweit ich gehört habe (jedenfalls so lange er nicht an Diabetes Insipidus leidet und dabei ebenfalls ohne Medikamente auskommen muss). Der Freitaucher Stéphane Mifsud schaffte im Juni 2009 den Weltrekord im Zeittauchen und blieb 11 Minuten und 35 Sekunden unter Wasser. Luft hat ihm dabei natürlich nicht wirklich gefehlt, weil er sie zuvor eingesogen hat und trainingsbedingt über ein doppelt so großes Lungenvolumen verfügt wie sonst üblich. Im Schnitt kommt ein Mensch jedoch, wenn er Glück hat, gerade mal zwischen zwei und vier Minuten ohne Luft aus, wenn sie von jetzt auf gleich ausbleibt. Möglicherweise liegt es an dem Umstand, dass wir mit einem Atemreflex zur Welt kommen, doch die Wenigsten machen sich Gedanken über die ebenso selbstverständliche wie lebensnotwendige Tatsache, dass wir atmen müssen. Wer atmet bewusst und dann auch noch richtig?

In meinem eigenen Leben gab es gab einmal eine Zeit, in der mir die Luft förmlich ausging. Genau genommen war sie natürlich da, ich konnte nur nichts mit ihr anfangen, hustete, was das Zeug hielt, und brachte meinen Körper so in arge Bredouille. Irgendwann sagte mein Lungenfacharzt, dass ich damit einfach leben müsse. Für eine Nonkonformistin wie mich war das natürlich genau das gewesen, was meinen Widerspruchsgeist auf den Plan rief. Obwohl ich kurz darauf Blut zu husten begann, verließ ich mich fortan weniger auf die Ratschläge diverser Ärzte und suchte nach adäquaten Alternativen.

Im Zuge meiner damaligen Erkrankung musste ich das Atmen jedenfalls völlig neu lernen und kam unter anderem zum ersten Mal mit Atemgymnastik in Berührung. Dank diverser Kurse und Bücher wurde mir die Bedeutung des Atmens erst so richtig bewusst. Heute kann ich meinen Atem gezielt lenken, Stress damit bereits im Vorfeld ausschalten, quasi punktgenau und vor allem schnell entspannen. Ich kann Schmerzen und Müdigkeit bekämpfen, aber auch konzentrierter arbeiten. Lauter singen, länger tauchen, weiter laufen, leichter meditieren und noch vieles mehr. Damit allein bin ich natürlich nicht auf der 100%ig sicheren Seite. Es kann logischerweise auch immer wieder mal etwas Akutes vorkommen (etwa eine Bronchitis), doch Notfallspray, Cortison und sonstige Dauermedikation, all das gehört schon seit Langem nicht mehr zu meiner lebensnotwendigen Standardausrüstung.

Zum einen, weil man nie auslernt, zum anderen, weil ich immer noch mal ein Mittel oder einen neuen Weg suche, anderen Hilfestellungen für die Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, landete im November letzten Jahres das gerade aktuell vor mir liegende Buch Atem-EntspannungSoforthilfe bei inneren und äußeren Spannungen – Über 70 einfache Übungen zum Lockerwerden in meinen Händen. Heike Höfler, die in Trossingen lebende Autorin, hat über TRIAS schon die Bücher Entspannungstraining für Kiefer, Nacken und Schulter sowie Fitness-Training fürs Gesicht herausgebracht und arbeitet als Sport- und Gymnastiklehrerin. In ihrem im August erschienenen Buch geht es um Atmung und wie sie dazu eingesetzt werden kann, mehr Lebensqualität und Kraft durch gezielte Atem-Entspannung zu erreichen. Wie der Titel verrät andeutet, muss man natürlich gar nicht erst krank sein, um sich die positive Kraft der richtigen Atmung zunutze zu machen.

Einem bahnbrechend neuen Thema widmet sich die Autorin damit nicht. Auch hat sie keine einmalige Patentlösung für ewige Jugend und Gesundheit, von der Schönheit ganz zu schweigen, parat. Lohnt es sich trotzdem für Neulinge oder LeserInnen, die sich bereits länger mit der Materie beschäftigen, einen ausführlichen Blick ins Buch zu werfen?

Eindeutig ja. Das Informationsspektrum ist breit gefächert, leicht verständlich und gut erklärt, ohne trocken-wissenschaftlich präsentiert zu werden. Längere Texte sind durch Praxistipps und Kurzinfos aufgelockert. Natürlich ist grundsätzlich noch thematisches Ausbaupotenzial vorhanden, die 112 Seiten des Buches sind jedoch bereits prall mit allerlei Wissenswertem gefüllt und der Universalkönner Atem wird von mehreren Seiten in seiner körperlich und geistigen Wirkung ebenso wie die Konzentration auf das Innere beleuchtet.

Hinzu kommen die im Untertitel angesprochenen Übungen. Nach Inhaltsverzeichnis und Vorwort folgen drei größere Kapitel. In Energiequelle Atmen findet man grundsätzliche Informationen, in Entspannt Atmen ab Seite 35 Basisübungen und in Entspannungsprogramme ab Seite 81 ganze Übungsfolgen. Ein Sachwortverzeichnis rundet das Buch schließlich ab. Die Kapitel sind mit zahlreichen Fotos, die u. a. auch die Übungen erleichtern, gestaltet. Farbige Vorschaltseiten grenzen die Kapitel gut voneinander ab.

Interessierte LeserInnen erfahren, sofern sie es noch nicht wissen, dass die avisierte Atem-Entspannung nicht nur über atemgymnastische Übungen zu erreichen ist. Akupressur, Gähnen, Lachen, Reinigungs- oder Farbatmung und heilende (Atem-) Töne werden ebenso angesprochen wie unterstützende Helfer (ätherische Öle). Es gibt Übungen im Sitzen, Gehen, Stehen oder Liegen. Mal wird geklopft, mal wird sich gedehnt. Mal atmet man laut, mal leise. Mal tief, mal weniger tief. Alles ist sehr gut und leicht nachvollziehbar erklärt. Was mir sehr gut gefallen hat: Bereits auf der vorderen Innenseite des Buchumschlags findet man ein Kurzprogramm zur Entspannung.

Praktischerweise kann grundsätzlich jeder fast immer und überall eine oder mehrere diese Übungen ausführen, egal ob jung oder alt, krank oder gesund. Die beiden wichtigsten Bestandteile (unseren Körper und Atemluft) haben wir ja stets dabei. Wer Höflers Anregungen befolgt, wird sukzessive das tun, was das eigentliche Ziel des Buches ist: Die gewonnenen Erfahrungen vertiefen, in der täglichen (Atem-)Praxis umsetzen und Lebensqualität gewinnen.

 

Wer sich noch nie intensiver mit seiner Atmung beschäftigt hat, sollte den Selbsttest auf den Seiten 32 und 33 durchführen, bevor er mit den Übungen beginnt, und sich einfach einmal überraschen lassen, wie viel man bei so etwas Selbstverständlichen wie Luft holen falsch machen kann.

Fazit: 05perlenpunkte.jpg

Man muss, wie vorher bereits erwähnt, nicht krank sein, um das Atmen neu zu lernen. Besser ist es, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen. Auf viele Dinge haben wir keinen Einfluss. Auf unseren Atem bzw. unsere Atemtechnik jedoch schon. Es lohnt sich auf alle Fälle es zu probieren, denn bereits der Entspannungseffekt ist herrlich. Atem-EntspannungSoforthilfe bei inneren und äußeren Spannungen – Über 70 einfache Übungen zum Lockerwerden ist ein informatives, gut aufgebautes und ansprechend aufgemachtes Praxis-Handbuch für Neulinge und jene, die ihr Wissen auffrischen möchten. Ich möchte Heike Höflers Buch  fünf von fünf Punkten geben.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

12. Januar 2013

SCHÜRMANN, MARC & JOLYNE: URLAUB MIT DEINEN ELTERN HALTE ICH FÜR KEINE GUTE IDEE 222 Dinge, die Liebespaare sich mal sagen sollten

Filed under: Fach- & Sachbuch,Ratgeber — Ati @ 15:51

309_schurmann_urlaubmitdeineneltern.jpg

blanvalet
ISBN-13:
9783442380213
ISBN-10:
3442380219
Ratgeber Beziehungen
1. Auflage 11/2012
Taschenbuch mit Klappenbroschur, 192 Seiten
[D] 8,99 €


Verlagsseite

 

Etwa 38 Stunden nach dem ersten Kuss, 11 Tage nach der ersten Begegnung, und damit 18 Tage nach der ersten Mail, wurde der Sohn von Marc und Jolyne Schürmanns gezeugt, wenn man den Ausführungen des Autors glauben darf, die er unter anderem auf NEON.de kundtut. Darüber hat der 1976 geborene Textchef der Zeitschrift NEON ein Buch mit dem Titel Von null auf Papa geschrieben. Auch seine 1982 geborene Frau Jolyne Schürmann ist Journalistin und freie Comedy-Autorin. Aus ihrer Feder stammt beispielsweise der Ratgeber 200 Tricks für ein besseres Leben.

Das Kind der beiden entstand also quasi vor der richtigen Beziehung. Klingt natürlich im Grunde genommen unüberlegt, doch das macht die Beziehung ja nicht unbedingt schlechter, zumal genau dieses Kind heute quicklebendig ist. Die beiden sind zudem zwischenzeitlich nicht nur verheiratet, sondern haben auch ein zweites Kind und mittlerweile auch ein gemeinsames Buch herausgebracht.

Dabei handelt es sich um den bei blanvalet erschienen Ratgeber Urlaub mit deinen Eltern halte ich für keine gute Idee – 222 Dinge, die Liebespaare sich mal sagen sollten. Auf 192 Seiten geht das Autorenduo darin auf Dinge ein, die sich Liebespärchen selten bis gar nicht sagen, obwohl besagte Dinge durchaus einmal ausgesprochen werden sollten. Denn unweigerlich kommt nach den ersten Schmetterlingen im Bauch und dem wackligen Gefühl in den Knien der Tag, an dem die rosarote Brille runterfällt und einem prompt Macken am bislang bedenkenlos angehimmelten Partner auffallen. Und je länger man die mit zusammengebissenen Zähnen hinnimmt, desto eher können sich manche Scheidungsanwälte hinterher freuen.

Nach dem Vor- und vor dem Schlusswort widmen sich die Schürmanns in 15 Kapiteln den Themen

·      Freizeitstress

·      Andere Männer, andere Frauen

·      Im Büro

·      In Feierlaune

·      Der Wirtschaftsteil

·      Bin ich schön?

·      Die Quadratur des Freundeskreises

·      Vier Wände und alles dazwischen

·      Alte Liebe rostet nicht?

·      Sehr witzig!

·      Du kannst mich mal …

·      Schwiegermuttermilch

·      Das Kreuz mit der Politik

·      Kinderkram

·      Und nun zum Sex

Jeweils eingangs des Kapitels kann man eine kleine thematisch passende Geschichte lesen, dann folgen Ich-liebe-dich-aber-Seiten, auf denen kleine Macken und Dinge – wie der Buchuntertitel verrät 222 Stück an der Zahl – genannt werden. Dabei greift das Autorenduo nicht nur auf die eigenen Erfahrungen zurück, sondern auch auf Interviews mit anderen Paaren.

Fazit: 03perlenpunkte.jpg

Beziehungen sollen ja harte Arbeit sein. Ratgeber können diese etwas erleichtert. Urlaub mit deinen Eltern halte ich für keine gute Idee – 222 Dinge, die Liebespaare sich mal sagen sollten liest sich leicht verständlich, präsentiert eine an sich ernsthafte Thematik spielerisch leicht und ist eher amüsant aufgemacht. Die Fragen stehen natürlich nur stellvertretend für das, was einem womöglich persönlich so auf der Seele brennt und können nur als Anregung verstanden werden. Allerdings eher für Pärchen, die sich noch nicht so lange kennen. Darauf verweist schon passend die Inhaltsangabe (Zitat: 222 Dinge, die man einander mal sagen sollte – und zwar solange alles noch rosarot aussieht). Leser, bei denen es in der Beziehung schon kriselt, werden vermutlich wenig bis keine Freude daran haben, weil der Ratgeber eher auf Prävention statt Schadensbegrenzung abzielt. Trotz Ratgeber-Charakter eher ein Lesequickie, der drei von fünf Punkten von mir bekommt.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

10. Januar 2013

STREIDL, BARBARA: KANN ICH GLEICH ZURÜCKRUFEN? Der alltägliche Wahnsinn einer berufstätigen Mutter

Filed under: Fach- & Sachbuch,Feminismus,Gesellschaft/Politik — Ati @ 15:13

306_streidl_kannichgleichzurueckrufen.jpg

blanvalet
ISBN-13: 9783442379378
ISBN-10: 3442379377
Nonfiction
1. Auflage 06/2012
Taschenbuch, 256 Seiten
[D] 8,99 €

Verlagsseite

 

Die 1972 in München geborene und heute dort lebende Barbara Streidl beschäftigt sich nicht nur als Gründerin und auf ihrem Blog www.fraulila.de mit dem Thema Feminismus. Bereits 2008 wurden sie und die Mitbetreiber des Webblogs maedchenmannschaft.net mit dem Preis Best German Blog ausgezeichnet. Streidl studierte Germanistik und Komparatistik, arbeitet als Musikerin, Journalistin und Autorin. Aus ihrer Feder stammen die bei blanvalet erschienenen Bücher Wir Alphamädchen – Warum Feminismus das Leben schöner macht und das gerade vor mir liegende KANN ICH GLEICH ZURÜCKRUFEN? Der alltägliche Wahnsinn einer berufstätigen Mutter.

Beide Bücher würde ich, da mir kein anderes Genre dazu einfällt, in die Kategorie Nonfiction sortieren, obwohl Streidl ihre LeserInnen in KANN ICH GLEICH ZURÜCKRUFEN? Der alltägliche Wahnsinn einer berufstätigen Mutter an acht Tagen aus dem Leben einer fiktiven Mutter, aktuell und von eben dieser Mutter selbst erzählt, teilnehmen lässt.

Das Cover, soviel gleich vorab, vermittelte mir einen etwas falschen Eindruck. Das gelbe Piktogramm einer weiblichen Gestalt, der der Kopf zu summen scheint, mit klingelndem Handy in der einen und einem Kinderwagen an der anderen Hand, scheint zusammen mit dem Titel zunächst auf einen heiteren Roman für Frauen hinzudeuten. Auch die Inhaltsangabe erweckt, flüchtig gelesen, diesen Eindruck. Die gewählte Farbe (Dunkelmagenta) für den Bucheinband an sich verstärkte dann meine heiter-fröhliche Erwartungshaltung an das Buch zusätzlich. Lediglich ein Satz von Andrea Nahles, in dem Sie das Buch als leidenschaftliches Plädoyer für eine Arbeitswelt bezeichnet, in der man sich nicht für seine Kinder entschuldigen muss, weckte in mir den Verdacht, dass es sich dann doch um etwas anderes handeln könnte.

Und tatsächlich las ich dann eine eher sachlich-ernste Schilderung von acht Tagen im Leben einer jungen Frau. Sie ist verheiratet mit einem verständnisvollen und so erfolgreichen Mann, dass sie gar nicht arbeiten muss. Sie haben ein gemeinsames Kind. Besagtes Kind geht in die Kita. Es gibt eine Oma, die ebenfalls darauf aufpasst. Es gibt eine Putzfrau, die im Haushalt hilft. Es gibt Elternzeit, Elterngeld sowie Kindergeld. Eigentlich alles also, um glücklich zu sein. Wenn da nicht das wäre, wovon jede Mutter ein Lied singen kann – und zwar nicht nur die Berufstätigen, wobei die natürlich eventuell in verschärfter Form. Ständiger Druck bestimmt den Alltag der jungen Frau, die gerne arbeitet und so schnell wie möglich in ihren Beruf zurückgekehrt ist, um den Anschluss nicht zu verlieren. Dieser Druck wird von der Angst zu versagen ausgelöst. Nicht nur weil das Muttersein beim ersten Kind eben noch neu ist, auch weil das Organisationstalent permanent auf die Probe gestellt wird, wenig zeitlicher Spielraum bleibt und die Schere zwischen Plan und Realität bisweilen zu sehr auseinanderklafft. Der Druck wird auch ausgelöst durch Wut und schlechtes Gewissen. Gegenüber dem Kind (weil es da ist?), dem Arbeitgeber, den Kollegen, dem Mann, der Oma, den Kita-Angestellten (weil sie sich von allen irgendwo, irgendwie, irgendwann im Stich gelassen oder angegriffen fühlt?) Das eine bedingt das andere und umgekehrt. Ganz kritisch wird es, als die Oma von heute auf morgen aus gesundheitsbedingten Gründen ausfällt und selbst zu einem Problem wird.

Diese Probleme haben sich – mal Hand aufs Herz – nicht allzu sehr geändert in den letzten Jahren. Kindererziehung und Pflege von Angehörigen ist etwas, das nach wie vor eher Frauen als Männer stemmen. Wer aus einer wirtschaftlich sicheren Situation als Mutter arbeiten geht, wird auch heutzutage noch schnell als karrieregeil und eigensüchtig verschrien. Die Mütter, die aus wirtschaftlicher Not heraus berufstätig sind, müssen einfach funktionieren und froh um ihren Arbeitsplatz sein. Kita, Kindergeld, Elterngeld, Erziehungsurlaub, Arbeitsplatzgarantie – all das haben die Mütter vor einigen Jahrzehnten nicht oder kaum gekannt und in Anspruch nehmen können. Trotzdem ist mit Einführung all dieser wunderbaren Errungenschaften das Leben für sie nicht zwingend leichter geworden, weil die Ansprüche gestiegen sind. Die Bildungschancen und Karrieremöglichkeiten der Frauen haben sich verbessert, in der beruflichen Perspektive werden Kinder jedoch immer noch als eine Art Hemmschuh betrachtet. Gleichzeitig verschärfen sich unabhängig davon die Bedingungen wieder. Wenn man etwa die brandaktuelle Entwicklung im Rentenbereich betrachtet, scheint es für alle künftigen Rentenempfängerinnen eindeutig ratsam, schnell wieder ins Arbeitsleben einzusteigen.

Streidl lässt ihr fiktives Elternpaar über diese Probleme diskutieren, bindet dabei die Ergebnisse diverser Studien ein. Die beiden kritisieren zusammen oder getrennt arbeitspolitische Fragen (von der eigenen Tätigkeit, im Bezug auf ihre eigene Putzfrau oder anlässlich der unterbezahlten Erzieherinnen in der Kita ihres Sohnes), führen mehr oder weniger konstruktive Gespräche. Spätestens hier wird unabhängig von den ständigen Beteuerungen (gar nicht arbeiten zu müssen) der erzählenden Hauptfigur klar, dass Streidls Hauptfigur keineswegs für alle berufstätigen Mütter steht, sondern eher gut gebildete, finanziell abgesicherte Mütter in stabilen sozialen Verhältnissen betrifft.

Mehr als eine (reale) Mutter wird sich in Streidls fiktiver Gestalt und den auf acht Tagen komprimierten Erlebnissen und Emotionen wiedererkennen. Bedauerlicherweise wird keine von ihnen einen ungefähren Lösungsansatz für die breit gefächerten, gut recherchierten aber sehr trocken dargestellte Problemstellungen finden. Obwohl die innere Zerrissenheit der Hauptfigur sehr gut dargestellt fand und diese auch durchaus sich durchaus selbstkritisch betrachtet, empfand ich sie zeitgleich fast bis zum Schluss als jemand, der auf hohem Niveau zu jammern gelernt hat.

Mit der beschriebenen Erkrankung der Oma und den daraus resultierenden Folgen deutet sich letztlich ein Wechsel an. Erst danach wird der jungen Mutter scheinbar bewusst, dass der meiste Druck von ihr selbst erzeugt wird und nur sie etwas ändern kann. Gleichzeitig deutet genau dieser Wechsel aber auch an, dass sie in gewisser Weise resigniert und sich den gesellschaftlichen Strukturen unterwirft, indem sie zurücksteckt. Das empfindet sie glücklicher- und sympathischerweise nicht als Verlust oder Versagen. Doch auch wenn mich das mit dem übrigen Buchinhalt an sich irgendwie versöhnt, frage ich mich doch unwillkürlich, was eine Autorin wie Streidl, die sich vorwiegend mit Feminismus beschäftigt, damit ausdrücken möchte.

Fazit: 03perlenpunkte.jpg

Mit KANN ICH GLEICH ZURÜCKRUFEN? Der alltägliche Wahnsinn einer berufstätigen Mutter bietet Streidl einen Einblick in den täglichen Spagat zwischen Wollen und Können, zwischen Müssen und Dürfen. Kind und Karriere, beides ist auch heute noch schwer vereinbar. Eine romanähnliche gehaltene Darstellung dieser Thematik offenbar auch, denn die eher trocken-analytische Beschreibung Streidls hebelt eben diesen Versuch aus. Insgesamt frage ich mich nach Beendigung des Buches nach der eigentlichen Intention der Autorin, bietet sie doch nur eine Auflistung von gleichermaßen bekannten wie gesellschaftlich gerne ignorierten Problemen ohne Lösungsmodelle oder auch nur andeutungsweise Lösungsansätze. Trotz der guten und kritischen Recherche möchte ich deshalb nur drei von fünf Punkten dafür vergeben.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

« Newer PostsOlder Posts »

Powered by WordPress