Die Leselustige Ati's Rezi-Seite – Buchbesprechungen, Ankündigungen, etc.

10. März 2013

Chapman, Marina: Das Mädchen, das aus dem Dschungel kam

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ISBN-13: 9783499614590
rowohlt POLARIS 05/2013
Leseprobe

Inhalt laut Verlagsseite  

Ein Leben, das für drei reicht: erschütternd, unfassbar, herzergreifend.

Kurz vor ihrem fünften Geburtstag wird Marina aus ihrem Dorf in Kolumbien entführt und im Dschungel ausgesetzt. Ein kleines Mädchen, ganz auf sich gestellt, eigentlich chancenlos in der Wildnis. Völlig verängstigt irrt sie umher, bis sie auf ihre Retter trifft: Kapuzineraffen, die sie in ihren Clan aufnehmen und von denen sie schließlich alles lernt, was sie im Dschungel braucht. Je mehr Zeit sie mit den Affen verbringt, desto mehr vergisst Marina ihr Menschenleben. Doch dann, nach etwa fünf Jahren, wird sie von Wilderern entdeckt und an ein Bordell verkauft. Es gelingt ihr, den schrecklichen Verhältnissen dort zu entfliehen, und nach einer langen Odyssee findet sie schließlich Freunde, die ihr ein normales Leben in der Menschenwelt ermöglichen.

Buchbesprechung folgt

9. März 2013

OSHO: OSHO TRANSFORMATIONSKARTEN

Filed under: Esoterik,Fach- & Sachbuch — Ati @ 12:16

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Königsfurt-Urania Verlag
ISBN-13:
978-3038191483
ISBN-10: 3038191485
Esoterik
1. Auflage 03/2006
Buch-Karten-Set im: Buch broschiert, 288 Seiten + 60 Karten / Sondereinband
Neupreis [D] 24,90 €

Verlagsseite

Wer sich ein wenig mit Tarot beschäftigten möchte, stellt schnell fest, dass es zahlreiche Kartendecks in verschiedener künstlerischer Gestaltung gibt. Ihnen liegen unterschiedliche esoterische, spirituelle, philosophische und kulturelle Systeme zugrunde. Nicht alle sprechen einen an. Es gibt traditionelle Decks (etwa Marseille-, Rider Waite- oder Crowley-Tarot) und freie Decks, die stark von den gerade genannten abweichen bzw. vollkommen unabhängig davon zu sehen sind. Mystische Traditionen wie Astrologie, I Ging, Kabbala, Numerologie oder Runen fließen in viele Decks ein. Am bekanntesten ist das Rider Waite Tarot, während Pythagorean Tarot, Tarot Pure & Simple, Psycho Tarot, Predicition Tarot, Native American Tarot und sogar ein National Geographic Tarot den Meisten wenig bis gar nichts sagt. Und das sind noch lange nicht alle Decks. Der Markt ist, wie bereits erwähnt, groß. Und während viele Tarot als Humbug oder Geldschneiderei bezeichnen, sind andere immer wieder verblüfft, wie passend die sich bei einer Legung offenbarenden Tendenzen sind.

Auch von der Osho-Foundation wurden seit den 1980er-Jahren Kartendecks herausgegeben. Sowohl das Osho Zen Tarot als auch das erschienene Osho Neo Tarot (auch Raijneesh Neo-Tarot genannt) gehören zu den freien Kartendecks. Unter dem Titel Osho Transformationskarten wurde das Osho Neo Tarot von Königsfurt-Urania neu aufgelegt.

Der Unterschied zu traditionellen Decks zeigt sich bereits in der Anzahl der Karten. Statt 78 gibt es hier nur 60. Die sind im farbenfrohen Stil naiver Malerei von Prem Pujan/Deva Padma gestaltetet und stellen allesamt Szenen von Gleichnissen verschiedener Glaubenskulturen (Buddhismus, Christentum, Sufismus, Judentum, Tantra, Tao, Zen) dar. Die Karten sind durchnummeriert und mit Schlüsselbegriffen versehen. Auch diese unterschieden sich von den herkömmlichen Bezeichnungen. Einige Schlüsselbegriffe und Bilddetails sollen in den nach 1990 erschienenen Neuauflagen von der ursprünglichen Version abweichen. Welche das genau sind, entzieht sich aber meiner Kenntnis. Die Intention des Kartendecks ist es, die Lehren Oshos mittels Tarot zu transportieren. Die Karten selbst eignen sich aber auch als reine Meditationskarten.

Während früher erschienenen Auflagen nur ein Booklet beinhalteten, ist der 2006er Auflage von Königsfurt-Urania ein 288 Seiten starkes Begleitbuch beigefügt. Darin befinden sich passend zu den Karten Gleichnisse, die sich über je drei Seiten erstrecken, während eine Seite sich einer Erklärung der schwarz-weiß abgebildeten Karte widmet. Bevor es mit den Gleichnissen losgeht, erfährt man noch, wie man Buch und Karten nutzen kann und soll, und bekommt zwei Legemuster zur Hand. Die Gleichnisse wurden im Laufe von über drei Jahrzehnten von Osho bei Versammlungen vorgetragen und von seinen Anhängern festgehalten. Da sie sich auf verschiedene Glaubenskulturen beziehen, ergeben sich daraus Deutungsmöglichkeiten ganz ohne dogmatische Ansprüche, die dabei helfen, die Dynamik psychischer Vorgänge und spiritueller Entwicklung spielerisch zu vermitteln.

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Anfangs hatte ich Probleme mit diesem Set, das mir geschenkt wurde. Das lag auch daran, dass in meinem Hinterkopf die Information gespeichert war, dass der 1990 verstorbene Bhagwan Shree Raijneesh (Osho) mit seinem 1974 gegründeten Zentrum für Meditation und Selbsterfahrung in Poona zu Lebzeiten teilweise sehr umstritten war. Während ihm zuhauf Anhänger zujubelten, gab es auch erschreckende Vorwürfe und strafrechtliche Verfolgungen. Doch ich muss gestehen, dass ich zunehmend Gefallen an dem Set finde, je länger ich mich damit beschäftige. Die Gleichnisse machen Mut. Und das nicht nur, wenn man genauer über sie nachdenkt. Das kommt in der heutigen Zeit im Alltag bedauerlicherweise viel zu kurz. Sie vermitteln Leichtigkeit, was heutzutage für viele ebenfalls Mangelware ist. Und auch innerer Frieden kommt nicht zu kurz, den viele heute vergeblich für sich suchen. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, je eine richtige Osho-Anhängerin zu werden, bin ich froh, dass ich meiner ersten Überlegung, das Set beiseite zu legen, nicht gefolgt bin.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

8. März 2013

POLLACK, RACHEL: TAROT WEISHEIT – Spirituelle Lehren und praktisches Wissen

Filed under: Esoterik,Fach- & Sachbuch — Ati @ 17:38

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Königsfurt-Urania Verlag
ISBN-13: 9783868265200
ISBN-10:
3868265201
Sachbuch, Esoterik
10/2009
Broschiert, 508 Seiten
Neupreis [D] 25,90 €

Verlagsseite
Autorenseite

 

In meinem Regal steht der mittlerweile mehrfach von mir gelesene Roman Godmother Night, für den Rachel Pollack 1997 den World Fantasy Award bekam. Darin geht es um zwei Frauen und ihre gemeinsame Tochter, deren Geschichte an ein Märchen der Brüder Grimm angelehnt ist. Bis gerade eben habe ich die Autorin dieses Romans aus unerfindlichen Gründen nicht mit der Rachel Pollack in Verbindung gebracht, die in Tarotkreisen als Expertin gilt und aus deren Feder das gerade vor mir liegende Buch Tarot Weisheit – Spirituelle Lehren und praktisches Wissen stammt. Tatsächlich handelt es sich dabei jedoch beide Male um die 1945 in Brooklyn geborene Autorin und Comic-Zeichnerin, die an der SUNY Englisch unterrichtete. Ihre Bücher, allein ein Dutzend widmen sich dem Thema Tarot, wurden in 14 Sprachen übersetzt.

Doch zurück zu dem bereits 2009 bei Königsfurt-Urania erschienenen Buch, das sowohl durch sein Format als auch durch seinen Inhalt auffällt. Mit den eher unüblichen Maßen 22,8 x 19,2 cm und seinen prall gefüllten 508 Seiten ist es ein richtiger Wälzer. Monochrome Zeichnungen, sowohl der Kartenmotive als auch in Form sonstiger Illustrationen ergänzen die Texte von der ersten bis zur letzten Seite.

Es handelt sich dabei um einen Ratgeber ebenso wie um eine Deutungshilfe, die alle wichtigen klassischen Tarot-Interpretationen bietet. Auch detailliertes Wissen für Beratung und Deutung kommen, ebenso wie neue Fakten über die Tarot-Geschichte nicht zu kurz. Legemuster und konkrete Praxistipps für Orakel, psychologische Deutung, magische Erlebnisse und spirituelle Entwicklung bleiben ebenfalls nicht außen vor.

Gut strukturiert und mit klaren Beschreibungen, wodurch die verspielte, liebevoll-aufwendige Illustration umso mehr auffällt, widmet sich die Autorin den Karten, ihren historischen Bedeutungen und ihrer eigenen Interpretation dazu, dem Deutungswandel der Jahrhunderte. Philosophische Betrachtungen runden das Ganze ab. In der Regel über ein Dutzend Seiten offenbaren ausführlich Informatives über die Karten der großen Arkana. Bei den Karten der kleinen Arkana ist es noch eine Doppelseite, ausführlich sind die in diesen beiden Seiten enthaltenen Informationen dennoch. Hofkarten werden ebenso nachvollziehbar vorgestellt, wie die Farbreihen der Kleinen Arkana. Das alles geschieht nicht auf trockene Art, sondern unterhaltsam und spielerisch leicht. Authentisch und modern, ohne die Vergangenheit aus den Augen zu verlieren, kann man an diesem gelebten Erfahrungsschatz teilnehmen, lernen und praxisnah umsetzen. Auch mit einigen seltsam anmutenden und doch überraschend häufig anzutreffenden Vorurteilen räumt Pollack auf.

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Tarot beinhaltet keine geheimen Wahrheiten, doch es kann uns helfen, unerkannte oder bisher nicht beachtete zu erkennen. Tarot Weisheit kam etwa ein viertel Jahrhundert nach Pollacks erstem Werk Tarot – 78 Stufen der Weisheit heraus. Sie fasst darin ihre Erfahrungen aus vier Jahrzehnten zusammen. Die beinhalten auch Kabbala, Numerologie und altes mythisches Wissen. Die Art und Weise, wie sie dieses Wissen in ihrem Buch verarbeitet hat, macht es zu einem fundierten Nachschlagewerk, aus dem jeder, der sich schon länger mit Tarot beschäftigt, neue Anregungen und Gedankenansätze ziehen kann. Zugleich ist es aber auch ein Must-have für Tarot-Neulinge, da Pollack ihr gelebtes Wissen gleichermaßen unterhaltsam wie tiefgründig teilt und spielerisch-ernst vermittelt. Tarot-Bücher gibt es zuhauf, Tarot Weisheit dürfte eins der Bücher sein, die zeitlos verständlich sind. Durchdacht und gelungen, wie es ist, werde ich es sicher noch oft zur Hand nehmen.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

7. März 2013

DONHAUSER, ROSE MARIE: FRÜCHTE süß – saftig – köstlich

Filed under: Fach- & Sachbuch,Hobby, Freizeit,Kochbuch,Rezepte — Ati @ 14:54

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Franckh-Kosmos Verlag
ISBN-13: 9783440131329
ISBN-10: 3440131327
Kochbuch
Ausgabe 02/2013
Softflexcover, 144 Seiten
Neupreis [D] 14,95 €

Verlagsseite

Im letzten Jahr erhielten gleich drei Kochbücher aus dem Hause Kosmos Gold- und Silbermedaillen der Gastronomischen Akademie Deutschlands. Das gerade vor mir liegende früchte von Rose Marie Donhauser gehörte logischerweise wegen seines Erscheinungsdatums nicht dazu. Doch Die besten Rezepte für Regionalen Genuss darin haben es mir trotzdem angetan und ich kann es kaum erwarten, alle sukzessive auszuprobieren.

Das dauert jedoch teilweise noch sehr lange, denn die Autorin, von der ich 2011 bereits das Kochbuch draußen GENIESSEN besprochen habe, beschäftigt sich in früchte mit regionalem Obst der Saison und verarbeitet es zu Süßspeisen, Kuchen, Desserts und Drinks oder kombiniert es auch mit Herzhaftem. Und jetzt im März sind bestimmte Zutaten nicht frisch aus der Region erhältlich.

Damit man diese künftig jedoch eventuell selbst bevorraten kann, geht die Autorin nicht nur pauschal, sondern auch mit Rezepten darauf ein, wie man die süß-saftigen Köstlichkeiten haltbar machen kann. Sei es in Form von Konfitüren, Gelees, Chutneys, Säften und Ähnlichem. Man kann natürlich auch kalt konservieren, was sie ebenfalls anspricht. Ein Saisonkalender und Informationen, etwa zum Thema Warenkunde oder Reifegrad, sowie ein Register runden das Buch zusammen ab. Darin geht es nicht nur um Früchte im wörtlichen Sinn, wie der Titel vermuten lässt, sondern natürlich auch um Beeren. Und obwohl das Cover oben links auf Regionalen Genuss hinweist, kommen auch Zitrusfrüchte, die hierzulande bekanntermaßen nicht überall wachsen, zum Einsatz.

Das praktische Softflexcover lässt sich leicht abwischen, was mir bei Kochbüchern immer wichtig ist. Das Motiv selbst passt sowohl von der Gestaltung wie auch vom Druckverfahren (bestimmte Dinge sind erhaben gedruckt) genau wie die liebevoll-aufwendige Aufmachung des Buches perfekt in die WIR KOCHEN-Reihe des Franckh-Kosmos-Verlages. Wer wissen möchte, was für Bücher es in dieser Reihe gibt, erfährt das nicht nur auf der Verlagsseite, sondern findet sie auch auf einer Doppelseite hinten im Buch vorgestellt. Das Team um und mit Rose Marie Donhauser – Walter (Fotograf), Dittman (Koch), Liebetanz (Arrangement der Fotos) und Gilg (Produktionsassistentin) – hat allein schon von der Aufmachung her ein wunderschönes Buch geschaffen. Die farbenfrohen appetitanregenden Fotos der Zutaten, der teils fertig zubereiteten Rezepte oder einzelner Arbeitsschritte machen das Buch zusammen mit farbigen Überschriften und den Vorsatzblättern im Rotton des Buchtitels zu einer kleinen Augenweide. Und der Inhalt muss sich definitiv auch nicht verstecken.

Zahlreiche Tipps und Tricks sowie Varianten befinden sich bei den Rezepten und lockern diese auf. Erleichternd werden die Fotos der Arbeitsschritte mit kleinen Buchstaben gekennzeichnet, die sich sowohl in den Rezepten wiederfinden als auch bei den Tipps, die diesen Arbeitsschritt dann genauer erklären.

Glücklicherweise haben wir Beeren eingefroren, Obst eingekocht bzw. noch letzte Reste eingelagert, so konnte ich ein paar der leicht nachvollziehbaren und gut beschriebenen Rezepte dann doch schon testen konnte. Die schmecken vermutlich mit ganz frischen Zutaten noch besser, doch für den Anfang haben uns Kirsch-Clafoutis mit Vanillesauce, Grießauflauf mit Äpfeln, Birnen-Kartoffelspalten mit Johannisbeerdip und die Gebratenen Brote mit Rucola-Kirsch-Salat (wobei wir Rucola durch den im Gewächshaus überwinterten Löwenzahn ersetzt haben) bereits sehr gut geschmeckt und Lust auf mehr gemacht. Heute stehen Roggenspätzle mit Kirschragout auf dem Speiseplan.

Die Gewichtung im Buch liegt eindeutig auf den Rezepten und bei diesen überwiegen die Anregungen für Desserts, Kuchen, Drinks und Aufstriche. Die süßen Rezeptanregungen für Desserts, Kuchen, Drinks und Aufstriche überwiegen. Doch es gibt auch etliche in denen Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte oder – wie die Spätzle verraten – Teigwaren mit verarbeitet werden. Sie gehen von bodenständig und herzhaft bis raffiniert und fein, gestalten sich mal klassisch, mal modern. Es gibt sie für Heißes und Kaltes. Rezepte die wenig Zeit beanspruchen und solche, die etwas mehr brauchen. Dank der durchweg leicht erhältlichen Zutaten ist für jeden Geldbeutel etwas dabei. Der zu erwartende Zeitaufwand ist angegeben, was ich persönlich immer praktisch finde, und auch besonderes Werkzeug wird jeweils gesondert erwähnt. Doch keine Sorge, dabei handelt es sich um allgemein übliche Utensilien wie Schraubgläser oder Stabmixer und Ähnliches.

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Sehr ansprechend aufgemacht verlocken die auch für Küchenunerfahrene anschaulich erklärten Rezepte zum Ausprobieren. Das Buch kann ich mit fünf von fünf Punkten all denen empfehlen, die wie ich nahezu reine Rezeptköche und/oder kochbuchsüchtig oder einfach nur auf der Suche nach vielleicht neuen Ideen sind.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

6. März 2013

FARAGO, SOPHIA: DAS GEHEIMNIS VON DIGMORE PARK

Filed under: Belletristik,Historisch,Liebe,Roman — Ati @ 20:06

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DRYAS
ISBN-13: 9783940855442
ISBN-10: 3940855448
historischer Liebesroman
1. Auflage 02/2013
Taschenbuch, 380 Seiten
Neupreis: [D] 12,95 €

Verlagsseite

 

Als ich kürzlich Lynsay Sands historischen Liebesroman Liebe auf den zweiten Blick näher in Augenschein nahm, fand ich in einer Lesermeinung einen Hinweis auf die österreichische Autorin, Wirtschaftsjuristin und Unternehmensberaterin Sophia Farago. Sie schreibt Regency-Liebesromane im Stil von Georgette Heyer, weil sie sich privat sehr für englische Geschichte interessiert. Aus ihrer Feder stammen Die Braut des Herzogs, Hochzeit in St. George, Schneegestöber oder Maskerade in Rampstade, die teilweise in Bestsellerlisten ihres Heimatlandes auftauchten. Das klang gut. Und da mir weder Heyer noch Farago etwas sagte, stürzte ich mich neugierig auf ihren neuesten Roman.

Darin lockt sie ihre LeserInnen nach England in die Zeit Anfang des 19. Jahrhunderts. Dort bemüht sich nicht nur die junge Elizabeth, das Erbe ihres Bruders zusammenzuhalten. Dort sieht sich auch Frederick Dewary einem ungeheuerlichen Vorwurf ausgesetzt. Die Schwester seines Vaters ist spurlos verschwunden und es gibt Hinweise, die darauf hindeuten, dass er als Täter infrage kommt. Frederick, der sich eigentlich im Dienste seiner Majestät auf dem Festland im Kampf gegen Napoleon befindet, reist schnurstracks inkognito in seine Heimat zurück. Um nicht erkannt zu werden, verdingt er sich vorübergehend als Stallmeister bei Elizabeths Familie und versucht gleichzeitig mithilfe treuer Freunde, Licht hinter die erhobenen Vorwürfe zu bringen. Obwohl Elizabeth Frederick einstellt, ist sie ihm nicht unbedingt gewogen, da er ihre schlimmsten Seiten zum Vorschein bringt.

Was mir gleich ins Auge gestochen ist, war nicht nur das harmonische wirkende Cover (Garten mit Treppenaufgang), sondern auch die Abbildungen der Rosen an den Kapitelanfängen. Ich mag solche Details. Die Hintergrundatmosphäre (Ortsbeschreibungen, gesellschaftliche Konventionen, etc.) ist dicht gewoben, die Sprache der Zeit angepasst. Glücklicherweise hob sich Faragos Roman gleich zu Beginn von Sands eingangs erwähntem Roman ab und gestaltete sich eingangs vielversprechend.

Die Autorin bedient sich genretypischer Klischees (wobei ich Klischee jetzt nicht zwingend negativ meine). Ihre Protagonistin ist schon fast eine alte Jungfer und das Leben hat sie um ihr Debüt in London gebracht. Träume hat sie natürlich dennoch noch. Elizabeth scheint vielleicht nicht bereits mit einem ja-aber zur Welt gekommen zu sein, doch verfügt sie mittlerweile (laut Buchrückseite) über ein energisches Auftreten. Der jüngere Bruder offenbart sich als überheblich-weltfremder Träumer mit verqueren Idealen. Er hat zwar anscheinend von Nichts was mit seinen Pflichten verbunden ist so wirklich eine Ahnung, doch nimmt er sich dennoch ihm vermeintlich zustehendes Recht heraus – notfalls ist er sogar bereit, die Familie in Geldschwierigkeiten zu bringen, damit er zu seinem Wort stehen kann. Er bringt einen Freund mit nach Hause, der in argen Geldnöten und überaus manipulativ ist. Die Mutter verlässt sich voll und ganz auf ihre unverheiratete Tochter und scheint ansonsten auf den ersten Blick etwas lebensuntüchtig. Frederick Dewary wiederum ist ein Held, der tapfer für sein Vaterland einsteht und dieses vor der korsischen Bedrohung schützen will. Die Frauen in seiner Vergangenheit haben ihm übel mitgespielt, doch er ist verlobt und freut sich bereits darauf, seine Verlobte wiederzusehen. Charismatisch-verständnisvoll zeigt er sich klug und umsichtig und natürlich darauf erpicht, seinen Ruf zu retten. Daneben gibt es noch einen hilfsbereiten Geistlichen (von Elizabeths Gemeinde und Fredericks Freund aus alten Tagen), seinen ebenso hilfsbereiten Burschen und darüber hinaus noch Fredericks gierigen Cousin und dessen geheimnisvolle Frau, seinen offenbar sterbenskranken Vater und eben jene verschwundene Tante.

Klingt zunächst nicht schlecht, doch wirklich fesseln konnte mich weder die Figurenvielfalt noch das Verwirrspiel um Fredericks Tante bzw. die Aufklärung eines Falles, der im Grunde genommen keiner ist. Die Figuren sind an und für sich nicht blass skizziert, doch wirklich anfreunden konnte ich mich mit keiner. Und obwohl ich historische Liebesgeschichten in der Sittsamkeit der damaligen Zeit mag, fehlt mir hier eindeutig etwas. Allzu viel Zeit verbringen die beiden Hauptfiguren nicht miteinander. Die zuvor anscheinend so energische, patent anmutende Elizabeth mutiert zum hilflos-oberflächlichen Weibchen, sobald Frederick die Bühne betritt. Das könnte man ihr fast noch verzeihen, da die paar Male, die die beiden sich kabbeln, zunächst darauf hindeuten, dass da mehr daraus werden könnte. Doch eine wirklich gemeinsame Geschichte wirkt angesichts des zu bemühten Konstrukts um Das Geheimnis von Digmore Park stellenweise unglaubwürdig und geht auch in Teilen gnadenlos unter.

Zunächst tut sich auf Portland Manor nämlich nicht viel und ich fragte mich die ganze Zeit, wie Frederick auf diese Weise eigentlich seinen Ruf retten will. Dann muss alles schnell gehen, denn der Freund von Elizabeth‘ Bruder erpresst sie. Praktischerweise kennt er den gesuchten Frederick und setzt ihn als Druckmittel ein. Prompt reisen Elizabeth und ihre Mutter nach Digmore Park, Frederick unerkannt im Schlepptau, um selbst zur Lösung des Falles beizutragen. Die Zeit drängt ja.

Ein ganzes Bündel an Ideen bezüglich des Geheimnisses um die infamen Anschuldigungen und die Tante, die mittlerweile nicht mehr nur verschwunden ist, sondern gar ermordet wurde, wird von Farago ins Spiel gebracht. Fredericks Verlobte, sein offenbar dahinsiechender Vater und sein geldgieriger Cousin kommen ebenso in Spiel wie scheinbar unkooperative Dienstboten. Es gibt Gegenspieler, die ganz offenbar auch vor Mord nicht zurückschrecken, doch die Autorin scheint sich nicht ganz sicher zu sein, ob die denn nun wirklich böse sind oder nicht. Und angesichts des an sich ernsten Vorwurfes wirkt die fröhlich-aufgesetzte ach-ist-das-alles-spannend-Stimmung falsch. Mit einer der ins Romangeschehen genommenen Leichen stellt sich dann noch zusätzlich die Frage, wie blind alle Beteiligten der damaligen Zeit waren. Bestimmte Merkmale scheinen einfach zu augenscheinlich, als dass die Lösung so wie im Fall von Faragos Roman daherkommen kann.

Bedauerlicherweise verheddert sich die Autorin für mein Dafürhalten so in ihren Ideen, dass dieser Teil der Geschichte willkürlich zusammengestückelt und nicht einmal ansatzweise ausgereift wirkt. Die von ihr angedachte, sich aus dem Erpressungsversuch ergebende Zeitnot, scheint sie dabei auch wieder vergessen zu haben. Stattdessen genießen ihre beiden Hauptfiguren doch noch Stunden zu zweit. Gezwungenermaßen, aber immerhin ohne sich darum Gedanken zu machen, obwohl sie zu dem Zeitpunkt noch nichts vom Ausgang des Geschehens ahnen. Die Motivation der Initiatoren hinter dieser Aktion wirkt einfach nur bemüht. Dadurch fühlte ich mich von den ohnehin nicht allzu fesselnden Charakteren wieder entfremdet.

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Positiv sind die dichte Hintergrundatmosphäre, die passende Sprache und die liebevolle Aufmachung (Rosen an Kapitelanfängen – ich mag solche Details) des Buches. Das beinhaltet eine nicht gerade ganz unbekannte aber durchaus gerne von mir gelesene Grundidee. Doch die Umsetzung derselben konnte mich nicht überzeugen. Der ansprechende Anfang erlitt einen akuten Spannungsabfall und der wiederum hielt sich tapfer bis zum Ende. Vorhersehbarkeiten schlichen sich ein und häuften sich, was für Längen sorgte. Mein Wunsch, dass sich das nochmals bessert … er war vergebens. Das Geheimnis von Digmore Park bekommt gerade noch so zwei von fünf Punkten von mir.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

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