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6. März 2013

COHN, RACHEL: BETA (Ananda-Serie Band 01)

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Originaltitel: Ananda Series 1- Beta
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Bernadette Ott
cbt
ISBN-13:
9783570161647
ISBN-10:
3570161641
Jugendbuch SciFi/Dystopie (ab 13 Jahren)
1. Auflage 02/2013
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 416 Seiten
Neupreis [D] 17,99 €

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Nach etlichen Sachbüchern möchte ich mich heute wieder einem Roman zuwenden -dem dystopisch angehauchten Jugendroman Beta von Rachel Cohn, der den Auftakt der Ananda-Serie darstellt. Wie viele Bücher es genau werden, weiß ich derzeit noch nicht, allerdings habe ich irgendwo etwas von vier Büchern gelesen. Die 1968 in Maryland geborene Rachel Cohn verfasst normalerweise zusammen mit David Levithan warmherzige Erzählungen für Jugendliche und wurde diesbezüglich etwa für Nick & Norah – Soundtrack einer Nacht für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Mit der 2012 erschienenen Originalausgabe von Beta geht sie also in eine ganz andere Richtung.

Ananda kannte ich bisher aus dem Sanskrit. Es bedeutet übersetzt etwa die Abwesenheit von Unglück. Im Umkehrschluss also Glück. Das lässt mich für Elysia hoffen. Die kommt nämlich als Teenager-Klon zur Welt, noch dazu in einer Beta-Ausführung. Glück ist also nicht unbedingt für sie vorherbestimmt. Dennoch geht es ihr anfangs auch nicht schlecht. Kurz nach ihrer Geburt wird sie, obwohl sie eine ungetestete Beta-Version ist, verkauft. Sie muss in einer traumhaften paradiesisch-perfekten Inselkulisse zwar nicht im eigentlichen Sinn arbeiten, aber als  Gesellschafterin ihrer Mutter und Gespielin ihrer Geschwister dienen und gefallen.

Dass die Realität anders aussieht, merken neben Elysia auch Cohns LeserInnen schnell. Bereits der erste Satz (auf den ich normalerweise wenig gebe) – Sie will mich kaufen – zog mich in seinen Bann. Und die Autorin schaffte es durch das ganze Buch hindurch, meine dadurch erwachte Neugier aufrecht zu halten. Mit ihrem Verkauf steht Elysia über den niederen Dienstboten-, Handwerker- oder sonstigen Arbeiterklonen. Dennoch ist sie weit weniger wert als ein Mensch.

Das Ganze spielt in der Zukunft auf der Erde, die allerdings trotz einiger Ähnlichkeiten ein wenig verändert ist. Eine große Flut und Wasserkriege haben ihr Antlitz verwandelt, die Technik ist (man sieht es bereits an den Klonen) weit fortgeschritten. Die Menschen sind teils genetisch optimiert und haben Cyborg-Eigenschaften – einen Relay-Screen unter der Haut des Unterarms, der telekommunikativen Zwecken dient und Smartphones, Tablets und Konsorten ersetzt. Da die Klone sehr menschlich wirken, werden sie durch Tätowierungen an der Schläfe und fuchsiafarbene Augen gekennzeichnet, darüber hinaus wird ihnen ein Ortungs- und Datenchip eingepflanzt.

Das Cover (das von cbt zeigt ein anderes Gesicht als das amerikanische Original, ist ansonsten jedoch gleich) passt also sehr gut, deutet es doch in seiner sanft wirkenden Ausführung auf die durch Manipulation entstandenen paradiesisch-schönen Eindrücke hin, die einem im Buch erwarten, und lässt durch den direkten Blick doch anklingen, dass Elysia nicht so seelenlos ist, wie sie sein soll.

Demesne, der Haupthandlungsort im ersten Band der Ananda-Serie, ist eine Insel. Die Luft wird mit speziellen Filtern gereinigt, das Meer darum herum ist verändert und wirkt wie ein Jungbrunnen. Sogar Haie sind so modifiziert, dass man sie als Streicheltiere benutzen kann. Auch die dort lebenden Menschen sind auf den ersten Blick perfekt, immerhin sorgt das Meerwasser dafür, dass sich Alterserscheinungen oder Folgen von Fehlernährung etwas abmildern lassen. Immenser Reichtum hat dieses Inselparadies geschaffen. Es gibt noch ein paar kleinere Atolle um Demesne, bevor die raue Wirklichkeit in Form eines unberechenbaren Meeres beginnt. Doch sieht man von kleineren Abstechern auf besagte Atolle ab, wird die übrige Welt außerhalb Demesnes in Beta nur erwähnt.

Irgendwo habe ich einmal gelesen, dass das Paradies zu existieren aufhört, wenn Menschen es betreten. Und das wird in Beta vollumfänglich bestätigt. Die Menschen, die nach Demesne kommen, sind reich. Alle anderen haben dort eigentlich nichts zu suchen. Die wenigen menschlichen Diener, die anfangs in das Ferienparadies mitgebracht wurden, erlagen bald der perfekten Schönheit der Insel. Das daraus entstehende Dolce-far-niente-Verlangen war den reichen Grundstücksbesitzern ein Dorn im Auge, weshalb sie auf die Erschaffung und den Erwerb von Klonen auswichen. Mit diesen können sie nach eigenem Gutdünken verfahren und sie straffrei töten, wenn es ihnen in den Sinn kommt. Defekte Klone müssen auf eine Krankenstation, wo sie vor ihrer Eliminierung noch maßlos gequält werden. Ein Defekt wäre etwa eine eigene Meinung, Aufbegehren. Das weiß Elysia allerdings noch nicht, als sie gleich eingangs ein erschreckendes Erlebnis auf der Krankenstation hat, die unmittelbar neben ihrer Geburtsabteilung liegt.

Das Paradies hat also einen hohen Preis. Unwillkürlich kommt die bedrückende Frage auf, wo das menschliche Grundmaterial für die Klone herkommt. Ob alle Verstorbenen eines natürlichen oder eines überraschenden Unfalltodes gestorben sind. Oder ob Menschen gezielt ausgesucht und ausgeschaltet wurden, weil sie vielleicht gut aussahen, jemandem im Weg waren oder als Andersdenkende gefährlich werden konnten. Oder weil sie arm sind. Manche verkaufen ihre Körper auch, damit das Überleben ihrer Familie gesichert ist.

Vordergründig geht es um das Erkennen Elysias. Dass Fehler und Schwächen von Klonen anders bewertet werden, als bei Menschen. Dass wenn zwei das Gleiche tun, es noch lange nicht dasselbe ist. Dass ständig ein tödliches Damoklesschwert über den Klonen schwebt. Aber auch, dass andere Klone und sogar Menschen an dem auf der Insel vorherrschenden Prinzip zweifeln und dagegen ankämpfen. Ausgelöst wird dies durch Erinnerungen ihrer First – also des Teenagers, der zuvor im Grunde genommen sterben musste, damit sie einen Körper hat. Etwas was es gar nicht geben dürfte also, denn Erinnerungen sind genauso wie Gefühle unmöglich. Ein Klon hat ohne nachzudenken oder zu werten das zu tun, was von ihm verlangt wird und sonst nichts.

Genau wie in Spielbergs AI – Künstliche Intelligenz aus dem Jahr 2001 wird die Geschichte aus der Sicht des Klons erzählt. Das geschieht jedoch nicht melodramatisch verkitscht. Im Buch kommt Elysia selbst zu Wort. Und so erfahren Cohns LeserInnen quasi aus erster Hand, was schief laufen kann und welche emotionalen Folgen es für einen Klon hat, der erkennt, dass er ganz offensichtlich defekt ist und trotzdem überleben möchte. Und damit noch nicht einmal alleine ist.

Die Autorin gestaltet die noch unproblematische Zeit nach Elysias Geburt interessant und humorvoll. Das Entdecken der Insel genauso wie das Ausbauen der auf ihrem Chip vorprogrammierten aber sehr beschränkten Wissensdatenbank. Schnörkellos geht die Autorin darauf ein, dass ein Klon keine Gefühle haben darf, seinem Besitzer gegenüber jedoch solche durchaus durch Gestik, Mimik und Worte auszudrücken lernen muss. Eine klitzekleine Schwäche gibt es dabei. Der war in diversen Szenen eingangs enthalten. Da ihre Wissensdatenbank zu diesem Zeitpunkt quasi nur Grundlegendes beinhaltet hat, wirkten manche ihrer Ansichten nicht unbedingt falsch, aber auch nicht ganz richtig und irgendwie vorgegriffen. Das lässt sich nicht allein mit Elysias Andersartigkeit erklären. Und auch später gemachte Ausführungen zu hormonellen Veränderungen und ihren Folgen wirken nicht durchweg schlüssig. Allerdings hilft der leicht lesbare Schreibstil über diese kleinen Schwächen hinweg. Auch die kurz gehaltenen Kapitel sorgten dafür, dass ich förmlich durch die Seiten flog.

Nicht alle Charaktere, die mir darin begegneten, waren liebenswert. Eigentlich sympathische Figuren wurden plötzlich unberechenbar. Durch Elysia lernte ich kaltherzige und scheinbar allmächtige HerrenHHhmenschen und verzweifelte, macht- aber nicht zwingend mutlose Klone kennen. Unerbittliche Eltern, aber auch solche, die alles für ihr Kind tun wollten und sich dafür sogar selbst betrogen. Jugendliche, die der perfekten Langeweile auf Demesne entkommen wollten. Kinder, die in ihrer Gefühlswelt keinen Unterschied zwischen Klonen und Menschen machten. Figuren also, die menschlich-authentisch wirken und mit real anmutenden Problemen kämpfen. Egoismus, Ehebruch, Missbrauch, Drogenkonsum, Notwehr und Mord, unerwiderte Gefühle,  schmerzhafte Verluste und scheinbar aussichtsloser Widerstand sind nur einige davon. Dennoch spielt Gewalt, obwohl sie latent in allerlei Variationen durchschimmert, eine untergeordnete Rolle in Cohns Roman. Elysia, die anfangs in ihrer Lernphase noch zerbrechlich und naiv wirkt, lernt schnell dazu. Und noch bevor der erste Band zu Ende ist, trifft sie aus Verzweiflung eine Entscheidung, die sie in Lebensgefahr bringt.

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Beta als Figur und als Roman ist nicht vollkommen perfekt. Manchmal agieren die Figuren nicht ganz nachvollziehbar, manches war vorhersehbar. Die überraschende Wende am Schluss erschwert aber die Wartezeit auf den Folgeband. Insgesamt hebt sich Cohns Auftaktband für mich eindeutig aus der Masse sonstiger Dystopien heraus. Ähnlich wie Sara Grant in ihrem Roman Neva lenkt Cohn den Blick auf kritische Probleme einer respektlosen Gesellschaft, die in ihrem Egoismus die Achtung vor Individuellem verloren hat. Ihr Roman wühlt auf, mehr als andere futuristische Dystopien, und macht nachdenklich. Dabei kommen überraschende Wendungen und auch ein dezenter Humor (der durch Elysias unschuldiges Nichtwissen entsteht) nicht zu kurz. Der Roman wird nicht durch eine reißerische, absolut entmutigende oder temporeiche Handlung getragen. Er erschüttert vielmehr durch beängstigende Andeutungen und fesselt durch eine dichte Atmosphäre. Nicht nur das jugendliche Zielpublikum, sondern auch deutlich ältere LeserInnen wie mich. Trotz kleinerer Schwächen möchte ich deshalb fünf von fünf Punkten dafür vergeben.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

5. März 2013

KÖNIG, IRA: ZITRONENGRAS UND ROSENDUFT

Filed under: Fach- & Sachbuch,Hobby, Freizeit,Rezepte — Ati @ 19:52

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Jan Thorbecke Verlag der Schwabenverlag AG
ISBN-13: 9783799502375
ISBN-10: 3799502378
Sachbuch
1. Auflage 02/2013
Hardcover, 88 Seiten
Neupreis [D] 14,99 €

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Die diplomierte Umwelt- und Gesundheitspädagogin, freie Food-Journalistin und Autorin Ira König war unter anderem für die Heinrich Bauer Media Group und das Verlagshaus Gruner und Jahr tätig. Bisher war mir ihr Name von diversen GU-Kochbüchern ein Begriff. Tatsächlich kamen seit 2009 unter anderem auch Bücher über den Klatschmohn-Verlag heraus. Oder über den Thorbecke Verlag. Ein Titel aus seinem Verlagsprogramm liegt gerade vor mir. Obwohl es nicht ums Essen geht, enthält es Rezepte und es darf fleißig gerührt oder geknetet und gewissermaßen abgeschmeckt werden. Gleich vorab: Zitronengras und Rosenduft ist eines der Bücher, das ich künftig sicher noch öfter zur Hand nehme, weil kleine Mitbringsel Freude bereiten und ich immer auf der Suche nach solchen bin. Die Autorin beschäftigt sich darin mit dem Thema Seife, Raumduft & Co. selber machen.

Die Gewichtung liegt dabei auf Seifenideen, die in Form von Kugeln, Pralinen, Blöcken, gegossen oder geknetet, als duftender Eyecatcher, Gebrauchsgegenstand oder als Kinderspielseife vorgestellt werden. Etwa gleich viele Seiten nehmen dann noch Anregungen für Massageöle, Badezusätze auf Meersalzbasis, Duschbäder, Potpourris und Duftsäckchen ein. Ganzseitige Fotos runden das Buch zusammen mit einem Register ab. Was mir auch sehr gut gefallen hat, ist, dass die Anleitungen nicht einfach schwarz auf weiß gedruckt wurden, sondern unterschiedlich farbig. Abbildungen kleiner Seifenblasen unterstreichen die liebevolle Aufmachung des Buches.

Egal worum es sich letztlich handelt: Allen umgesetzten Ideen gemeinsam dürfte neben der Freude am Nachmachen, am Verschenken oder beschenkt werden auch der olfaktorische Genuss und die positiven Auswirkungen auf unser limbisches System sein. Immerhin können Gerüche motivieren und die Stimmung aufhellen, beruhigen, entspannen oder beleben. Wir verbinden Emotionen damit. Sie können auch unser Gedächtnis unterstützen.

Optische Leckerbissen sind die Anregungen allemal, egal ob ein Farbstoff verwendet wurde oder nicht. Manches Foto im Buch, wie etwa das der Mandel-Tonkabohnen-Muffins, sieht so appetitlich aus, dass zu hoffen bleibt, dass niemand aus Versehen hineinbeißt. Anderes lässt sich auf Anhieb als Seifenstück identifizieren. Der Sinn einer Müsliseife hat sich mir zugegebenermaßen noch nicht so richtig erschlossen. Vielleicht verbirgt sich ja ein Peelingeffekt dahinter. Andererseits sind manche Seifen grundsätzlich zu schön, um einfach zum Händewaschen benutzt zu werden und dienen als duftende Deko.

Eine harmonische Abstimmung der einzelnen Rezepte verhindert, dass ein zu großes Geruchswirrwar entsteht. Obwohl Gerüche sehr positiv auf uns wirken, kann bei manchen natürlich auch eher das Gegenteil eintreten. Die Autorin schlägt bei vielen der Rezepte naturreine Öle vor (also solche, die zu 100% aus der namensgebenden Pflanze gewonnen werden). Wer beim Kauf ätherischer Öle zudem auf Qualität (etwa das g&a-Zeichen) achtet und völlig auf künstliche Aromen verzichtet, kann gegenteilige Wirkungen vermeiden.

Die Seifenrezepte sind nicht zum selbst sieden, sondern werden mit Seifenflocken oder Gießseife hergestellt. Teilweise kommen, wie bereits erwähnt, Farbstoffe zum Einsatz. Das in den Duschbädern vorgeschlagene Betain ist ein mildes Waschtensid, das universell für alle Hauttypen geeignet ist. Hier finden auch natürliche Geldbildner Anwendung.

Während das Durchblättern des Buches zum Nachmachen verführt, birgt das Nachmachen der Rezepte Suchtpotenzial. Vermutlich werden mich bald alle verfluchen, wenn ich mit neuen Seifenstückchen oder Badesalzen ankomme. Doch probieren lohnt. Meine persönlichen Favoriten sind die frischen Zitruskugeln und die Honig-Hafermilchkugeln, die ich praktischerweise mit der Hand formen kann. Auch die im Buch enthaltenen Massageöle habe ich samt und sonders angemischt und ausprobiert. Das Echo war durchweg positiv.

Die Zutatenlisten sind nicht sehr groß, sodass sowohl für größere als auch kleinere Geldbeutel entsprechende Anregungen dabei sind. Die Zutaten insgesamt sind leicht erhältlich. Man findet sie teilweise im eigenen Haushalt (inkl. Garten oder Balkon) und der Natur, aber auch in Apotheken, teils in Supermärkten oder Drogerien und teils in Bastelgeschäften oder dem Internet. Die Anleitungen selbst sind in aller Kürze anschaulich und leicht nachvollziehbar beschrieben. Insgesamt betrachtet sind sie auch gut dazu geeignet, sie mit Kindern zusammen umzusetzen.

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Ich bin mir nicht sicher, ob ich glücklich darüber wäre, wenn das Buch bezüglich der Anregungen dicker ausgefallen wäre (einfach weil mein Bekannten-, Freundes- und Verwandtenkreis dann doch zu klein ist). Worüber ich mir jedoch sicher bin, ist die liebevolle Gestaltung des Buches. Die darin enthaltenen Anregungen werde ich künftig mit Sicherheit noch öfter nachmachen. Was mir persönlich jedoch ein wenig fehlt, ist eine genauere Beschreibung der Duftwirkungen. Das hätte das Ganze perfekt abgerundet.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

BELLERSEN QUIRINI, COSIMA: NATURKOSMETIK einfach selbst gemacht – von Shampoo bis Fußbalsam

Filed under: Fach- & Sachbuch,Hobby, Freizeit,Rezepte — Ati @ 14:53

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Ulmer Verlag
ISBN-13:
9783800175932
ISBN-10:
3800175932
Sachbuch
Ausgabe 02/2012
Klappenbroschur, 144 Seiten
Neupreis [D] 16,90 €

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Geht man durch einen Drogerie- und oder Supermarkt, wird man von der Fülle des Angebotes fast erschlagen, das unzählige Mittelchen von zahlreichen Herstellern offeriert. Glaubt man der Werbung, muss niemand mit faltiger Haut oder Altersflecken herumlaufen, strähniges, brüchiges, trockenes bzw. totes Problemhaar in Kauf nehmen, das dazu noch – Schreck lass nach – Grau ist. Auch strahlend-weiße Zähne sind kein Problem. Und körpereigener Geruch wird heutzutage ja nicht nur gerne mit Deodorant übertüncht, sondern gleich vorbeugend durch ein Antitranspirant unterdrückt. Nicht immer alles ist tatsächlich gesund oder wirkt 100%ig. Doch solange wenigstens der Anschein einer positiven Wirkung vorhanden ist, achtet man seltener auf die teils recht unverständliche Liste der Inhaltsstoffe. Problematisch wird es natürlich, wenn der Körper die Produkte schleichend oder schlagartig nicht mehr verträgt. Mir selbst ging es so, dass ich von heute auf morgen kein Deo mehr benutzen konnte und mich, sobald ich es doch einmal versuchte, blutig kratzte. Von den Pusteln, die diverse Cremes nach sich zogen, ganz zu schweigen.

Wissen, was drin ist. Das war mit einer der Gründe, warum meine Schwester und ich vor etlichen Jahren rührten und schüttelten, mixten und testeten, was das Zeug hielt. Wir machten für uns und unsere Familien Pflege- und Reinigungsprodukte für Haare, Haut und Zähne und hörten bei Wimperntusche und Co. noch lange nicht auf. Doch diese Phase legte sich irgendwann wieder, unter anderem, weil die Eigenproduktion Zeitaufwand bedeutete und zudem erfreulicherweise immer mehr Naturkosmetikläden aufmachten.

Letztes Jahr veröffentlichte Ulmer das gefällig-liebevoll und ansprechend-übersichtlich gestaltete Buch NATURKOSMETIK einfach selbst gemacht – von Shampoo bis Fußbalsam. Der Text Buchrückseite liest sich überaus vielversprechend. Soll doch ab sofort nur noch Gutes aus der Natur an die Haut derer kommen, die den 150 bewährten Rezepten der Autorin Folge leisten. Die befassen sich mit Reinigung, Pflege und Schutz und sogar Wund- und Heilsalben werden darin vorgestellt. Alles kann man sich selbst mit einfachen Mitteln und viel Genuss herstellen, aber auch als Grundlage für eigene Kreationen verwenden. Ein kleines Extra verspricht Wohltuendes aus dem Kühlschrank.

Das klingt im Gegensatz zu den früher zusammengerührten Hobbythek-Rezepten  eindeutig besser. Einer der Gründe für das Einstellen unserer häuslichen Produktion war nämlich auch der Umstand, dass die Tatsache, dass wir wussten, was wir zusammenrührten, die Zutaten nicht automatisch in solche natürlichen Ursprungs verwandelte. Also holte ich den großen Karton mit den eingemotteten Utensilien (Gläser, Tiegel, Spachtel, Töpfe, etc.) aus dem Keller und harrte freudig aus, bis das Buch von Cosima Bellersen Quirini bei mir eintraf.

Gleich vorab: Das Zusammenrühren der Anregungen ist tatsächlich einfach und macht Spaß. Die Rezepte sind sehr abwechslungsreich und sorgen dafür, dass man sich von Kopf bis Fuß nach Lust und Laune waschen und verwöhnen kann. Der von ihr angesprochene Suchtfaktor stimmt ebenfalls.

Cosima Bellersen Quirini ist nicht nur Autorin von Praxis-Ratgeber-Rezept-Büchern wie dem gerade vor mir vorliegenden Naturkosmetik einfach selbst gemacht, sondern verfasst auch Kurzgeschichten und Lyrik, Kinderbücher, Krimis und Romane. Die erscheinen teils unter ihren Pseudonymen Bella Q., cbq oder Cosi Ma. Die 1960 in Freiburg/Breisgau geborene Autorin ist auch Mitglied in der Syndikat-Autorengruppe deutschsprachiger Krimiliteratur, in der Mörderische Schwestern-Vereinigung deutschsprachiger Krimiautorinnen und in der Deutsche Liebesromanautorenvereinigung. Darüber hinaus ist sie Gründerin des Kalliope-Literaturkreises Celle.

Genauso vielseitig wie die Autorin offenbart sich dann bereits beim ersten Durchblättern auch das große 1 x 1 der Zutaten im Buch. Darin ist bedauerlicherweise längst nicht alles so natürlich, wie der Buchtitel und der Text auf der Buchrückseite andeuten. Was ich positiv herausstellen möchte ist, dass die Autorin ohne Paraffine auskommt. Farbstoffe konnte ich bisher auch nicht entdecken. Doch während ich Da Zao als natürliches Produkt aus der Traditionellen Chinesischen Medizin kenne und weiß, dass die große Dattel dort häufig zum Ausgleich konkurrierender Wirkungen verwendet wird, sieht es etwa mit Farnesol, Heliozimt und Antiranz schon anders aus. Diese synthetischen Ingredienzien sind auch längst noch nicht alle, die sich im 1 x 1 der Zutaten finden. Synthetisch ist für mich jedoch nicht mit Gutem aus der Natur bzw. Naturkosmetik gleichzusetzen. Synonym könnte man synthetisch auch als chemisch, künstlich, unecht oder unnatürlich bezeichnen. Gutes aus der Natur dagegen muss (vermutlich nicht nur) für mein Dafürhalten naturbelassen und authentisch sein.

Auch wenn es zunächst abschreckend klingt, möchte ich einen weiteren Aspekt an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen. Die eigene Herstellung nach den im Buch vorgestellten Rezepten ist erst einmal mit Investitionen verbunden. Die Zutatenliste ist lang und nicht alles davon supergünstig. Wenn man sich ernsthaft mit der Sache beschäftigt, wächst vermutlich recht schnell die Sehnsucht, die notwendige Erstausstattung gründlich zu erweitern. Und Qualität hat ihren Preis. Zudem birgt die Beschaffung einzelner Produkte diverse Probleme. Weniger, weil die Beschaffung langwierig oder umständlich ist. Vielmehr, weil man etwa aber nicht nur bei ätherischen Ölen genau hinsehen muss. Also Augen auf beim Einkauf.

Doch zurück zum Buch: Die Autorin widmet sich nicht nur schneller, aber nicht lange haltbarer Küchenkosmetik. Wohltuendes aus dem Kühlschrank, wie der Text auf der Buchrückseite als Extra verspricht, findet man nur auf den Innenseiten der Klappenbroschur vorne sowie als kleinen Einschub auf Seite 8. Dort geht Bellersen Quirini dann auch kurz darauf ein, warum überhaupt synthetische Inhaltsstoffe vorgeschlagen werden. Auf den Innenseiten der hinteren Klappenbroschur geht es dann übrigens um die Harmonie der Düfte. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf haltbarer und hochwertiger Kosmetik. Die benötigt den Rezepten zufolge teils synthetische und konservierende Mittel, doch wer so etwas sucht, ist mit diesem Buch gut bedient. Denn egal ob für kindliche(s), jugendliche(s) oder reifere(s), normale(s) oder problematische(s), männliche(s) oder weibliche(s) Haut/Haar – die 150 Vorschläge sorgen dafür, dass für jeden etwas dabei ist.

Das eingängliche Basiswissen ist verständlich dargestellt. Haut- und Haartypen werden ebenso angesprochen wie auftretende Probleme und die Pflegeprodukte, mit denen man dagegen angehen kann. Die Grundausstattung an Arbeitsmaterialien, die sich glücklicherweise sehr mit der meinen von vor einigen Jahren deckt, wird ebenso aufgeführt, wie auf Rohstoffe eingegangen wird. Bezugquellen am Schluss des Buches erleichtern einen entsprechenden Einkauf, ebenso wie die im Buch selbst enthaltenen Tipps. Auch Besonderheiten bei Allergikern werden eingeflochten.

Ab Seite 26 heißt es dann An die Töpfe fertig los. Das sollte man als Neuling allerdings nicht sofort wörtlich nehmen. Vielmehr ist es sinnvoll sich die Mühe zu machen, das jetzt folgende Basiswissen im Bezug die Herstellung genau zu lesen. Im eigentlichen Rezeptteil findet man nämlich nur die Zutatenlisten, weil es unnötig Platz rauben würde, dort alles jeweils zu wiederholen.

Was ich sehr praktisch finde, ist der ab Seite 92 folgende Teil Selber kreativ werden. Darin stellt die Autorin diverse Grundrezepte vor, die man dann nach Belieben ausbauen kann. Die ebenfalls enthaltenen Tabellen erleichtern die Auswahl der Zutaten je nach Haupttyp.

Ab Seite 108 folgt dann das bereits erwähnte große 1 x 1 der Zutaten. Darin führt die Autorin alle derzeit erhältlichen Rohstoffe in alphabetischer Reihenfolge auf. Damit erleichtert sie den Hobbyproduzenten das Austauschen einzelner Inhaltsstoffe ebenso wie das Probieren von etwas Neuem. Wirklichen Neulingen ist damit jedoch nur bedingt geholfen.

Da vielleicht nicht immer alles glattgeht – vor allem vielleicht am Anfang – widmet sich die Autorin auch eventuell aufkommenden Fragen und Antworten, verrät Tricks und kleine Kniffe aus ihrem eigenen Erfahrungsschatz. Auch dieser Buchteil gefällt mir sehr gut.

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Als Praxisbuch gar nicht so schlecht. Doch bei dem informativen und gefällig-liebevoll gestalteten Buch hält weder der Titel noch der Text auf der Buchrückseite, was er verspricht. Nur Gutes aus der Natur bedeutet für mich persönlich den völligen Verzicht auf synthetische Inhaltsstoffe und auch hochwertige Rezepturen kommen für mein Dafürhalten ohne aus. Doch in einem hat die Autorin absolut recht. Das Zusammenrühren von kosmetischen Produkten macht grundsätzlich Spaß. Da ich selbst synthetische Inhaltsstoffe austauschen bzw. weglassen kann, ziehe ich diverse Rezeptvorschläge gekauften Produkten eindeutig vor. Probieren lohnt sich also durchaus, auch wenn das Austauschen Neulingen auf diesem Gebiet an sich erst einmal vor Probleme stellen dürfte. Genau deshalb gibt es aber tatsächlich nur drei von fünf Punkten für dieses Buch von mir.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

4. März 2013

SINGER, EGGSTEIN, LANGE & SILBERZAHN: GESUND ESSEN BEI ERKRANKUNGEN DER BAUCHSPEICHELDRÜSE

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TRIAS Verlag
ISBN-13: 9783830435235
ISBN-10:
3830435231
Ernährung, Ratgeber, Kochbuch
1. Auflage 2013
Klappenbroschur, 120 Seiten
[D] 19,99 €

Verlagsseite

 

Nachdem meine Mutter über einen ewig wirkenden Zeitraum wegen diversen Beschwerden behandelt wurde, entdeckte man eher zufällig den Hauptgrund für ihre lang anhaltenden gesundheitlichen Probleme. Einen Knoten an der Bauchspeicheldrüse. Das war erst einmal ein Schlag ins Gesicht, weil wir von Bekannten wussten, was das im schlimmsten Fall bedeutet. Doch meine Mutter hatte Glück. Der Knoten konnte entfernt werden und zunächst machte sich dies nicht einmal großartig an ihren Blutzuckerwerten bemerkbar. Im Krankenhaus wurde gesagt, dass sie ihre Ernährung nicht umzustellen und auch sonst nichts weiter zu berücksichtigen brauchte. Fast ein Jahrzehnt später ist das anders, sie ist insulinpflichtig und verträgt vieles nicht mehr. Doch bei allen Erkrankungen gilt: Es ist eigentlich nie zu spät, noch etwas zu ändern. Man kann vielleicht nicht mehr alles rückgängig machen, aber man kann aktiv etwas für ein besseres Befinden tun.

Zum Beispiel über eine bessere und verträglichere Ernährung. Glücklicherweise gibt es einiges an Büchern zum Thema. Da Diabetes nicht die einzige Folge einer Bauchspeicheldrüsenerkrankung ist, war ich froh, als mir vom TRIAS Verlag das Buch Gesund essen bei Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse in die Hand fiel. An der Entstehung des Buches waren sowohl Dr. med. Reinhard Singer, der als Internist in einem führenden Pankreaszentrum tätig ist, als auch die drei Diätassistentinnen Waltraud Eggstein, Eva-Maria Lange und Elke Silberstein beteiligt. Die 110 Rezepte im Buch wurden von den drei letztgenannten Autorinnen entwickelt, während Singer den Informationsteil verfasste.

Im Buch geht es um weit mehr, als um die richtige Zahl der Broteinheiten, weil es neben Diabetes mellitus eben noch andere Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse gibt. Auf den ersten 28 Seiten geht es deshalb um die Bauchspeicheldrüse und ihre Arbeit im Allgemeinen. Um Beschwerden und Störungen, Symptome, Behandlungs- und Operationsmöglichkeiten. Darum was man allgemein essen darf und zu sich nehmen oder eben meiden sollte. Darum, das richtige Zusammenspiel der Nahrung zu beachten, die Fettaufnahme ebenso einzuschränken wie dafür zu sorgen, dass dem Körper die richtige Menge an Enzymen und eventuell MCT-Fette (gesättigten Fettsäuren wie etwa Capron-, Capryl-, Caprin- und Laurinsäure) zur Verfügung stehen.

Ab Seite 29 beginnt dann der Teil, der mit 110 Rezepten dafür sorgt, dass die notwendige Umstellung nicht so schwer fällt. Teilweise ganzseitige Farbfotos zeigen, dass diese andere Ernährung gar nicht spartanisch ausfallen und Genuss fortan nicht zur fernen Erinnerung mutieren muss. Größtenteils sind die Rezepte für zwei Portionen angedacht. Manche sind jedoch nicht in kleineren Mengen herzustellen, sodass die Portionierung entsprechend ausfällt. Sie alle haben einen geringen bis mittleren Fettanteil. Praktischerweise werden dabei nicht nur Kalorien, Eiweiß-/Fett-/Kohlehydratanteil und Broteinheiten angegeben, sondern auch die Lipaseeinheiten. Wie man die berechnet, erfährt man übrigens auch im Informationsteil. Die vorgestellten Gerichte können natürlich auch von Gesunden gegessen werden. Da einige Rezepte sich bequem im Voraus zubereiten und mitnehmen lassen, eignen sie sich auch für Berufstätige.

Je ein Rezept- und Stichwortverzeichnis runden das Buch ab. Auch in den Innenseiten der Klappenbroschur finden sich Informationen. Vorne geht es neben einer Schritt-für-Schritt-Anleitung der Ernährungsumstellung auch um den Fettgehalt verschiedener Lebensmittel, hinten ist eine Kohlenhydrat-Austausch-Tabelle abgebildet.

Zugegebenermaßen bin ich über den im Informationsteil enthaltenen Ernährungsfahrplan gestolpert. Dabei handelt es sich um eine vierseitige Tabelle, in der auf Lebensmittelgruppen und ihre Eignung eingegangen wird. Nur wenige Seiten zuvor wird auf Seite 15 geschrieben, dass Vollkornprodukte vorzuziehen sind. Dies entspricht auch der Empfehlung, die man als Diabetiker etwa in anderen Ratgebern ebenso wie im Internet findet oder im Zuge einer Diätberatung hört. Allerdings heißt es in besagtem Ernährungsfahrplan bei der Lebensmittelgruppe Brot und Getreide, dass Weißbrot geeignet ist, Weizen- und Dinkelvollkornmehl jedoch nur bedingt. Auch wenn ich mir vor Augen halte, dass nicht jede Pankreaserkrankung/-Operation unweigerlich Diabetes nach sich zieht, sehe ich darin einen kleinen Widerspruch.

Verblüfft hat mich offen gestanden auch die Zusammenstellung der Rezepte. Wie gesagt, genussfrei muss man mit diesen nicht leben. Ab Seite 86 folgen allein 30 Rezepte, die sich rund um Desserts und Gebäck drehen. Vom Apfelstrudel über Tiramisu (gleich 2x) bis hin zu Windbeuteln ist alles dabei. Dies hätte ich so eigentlich nicht in einem solchen Ratgeber-Kochbuch erwartet. Doch wirklich schlecht finde ich diese Gewichtung nicht. Ansonsten geht es um Frühstücksideen, Hauptgerichte ebenso wie kleine Gerichte und Fingerfood sowie Beilagen. Die Rezepte selbst sind mit Tipps und Rezeptvarianten angereichert. Alles ist leicht nachvollziehbar beschrieben. Praktischerweise sind Zeitangaben vorhanden, die die Planung erleichtern. Der Einkauf wird dadurch erleichtert, dass Zutaten Verwendung finden, die bei der Beschaffung keine Probleme bereiten.

Bisher getestet haben wir die Polentawürfel mit Tomatendip, die Gemüselasagne und die Kartoffel-Thymian-Knödel mit Mangold sowie das Ratatouille. Das war zwar ohne Paprika, Zwiebeln und Knoblauch etwas ungewohnt, schmeckte aber trotzdem lecker (genau wie die anderen, bisherigen Versuche).

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Wer mit der Bauchspeicheldrüse Probleme hat, hat oft keine Freude mehr am Essen, vom Appetit ganz zu schweigen. Nicht immer kann dem abgeholfen werden. Doch einen Versuch ist es allemal wert, wie ich an meiner Mutter sehen kann. Gesundes Essen bei Bauchspeicheldrüsenerkrankungen muss nicht aufwendig sein. Aber schmecken und Abwechslung bieten. Das Kochen wie das Essen wird durch die im Buch vorgestellten Rezepte erleichtert, während der Informationsteil zu einem besseren Verständnis verhilft – sowohl Betroffenen wie auch Angehörigen. Ich möchte dem Buch starke vier von fünf Punkten geben.

 

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

VOLM, CHRISTINE: MEINE LIEBSTEN WILDPFLANZEN ROHKÖSTLICH

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Ulmer Verlag
ISBN-13: 9783800178537
ISBN-10: 3800178532
Ratgeber, Ernährung (Kochbuch)
Ausgabe 01/2013
Klappenbroschur, 143 Seiten
[D] 19,90 €


Verlagsseite
Autorenseite


Vor mittlerweile etlichen Jahren gerieten meine etwas ältere Schwester und ich in Streit. Der Grund dafür war, dass ich – wie so oft – mit ihren beiden Kindern durch Wald und Wiesen gestreift war und auf diesem Streifzug unter anderem Bucheckern gesammelt und einen Teil davon auch gegessen hatten. Die können bei übermäßigem Verzehr Beschwerden verursachen, doch soweit war es damals nicht gekommen. Meine Schwester fiel nur aus allen Wolken, weil ich ihren Kindern so einen Unsinn (Unkrautessen, etc.) beibrachte und ich, weil meine Schwester ganz offensichtlich vergessen hatte, wie herrlich Sauerampfer und Konsorten schmecken können und wir selbst als Kinder durchaus regelmäßig beim Spielen so etwas nicht nur regelmäßig in den Mund nahmen, sondern auch schluckten. Während sie sich den wilden Köstlichkeiten der Natur nach wie vor überaus vehement verweigert, esse ich Wildpflanzen heute noch sehr gerne.

Dass diese Erinnerung in mir aufgestiegen ist, liegt an dem Anfang des Jahres erschienen Buch Meine liebsten Wildpflanzen rohköstlich – sicher erkennen, vegan genießen von Dr. Christine Volm. Darin geht es, wie der Titel schon verrät, nicht unbedingt um das, was in unseren Gärten wächst, obwohl so einiges natürlich auch darin vorkommt. Doch während meine Schwester in ihrem Garten fleißig Unkraut jätet und fluchend entsorgt, landet, was in unserem wild wächst, meist in der Küche. Künftig wird es sicher abwechslungsreicher nicht nur als Salat oder gekocht gegessen werden. Denn Volms Buch beweist, dass Rohkost nicht gleich Rohkost ist, dass nicht immer alles nur schnell klein geschnibbelt verzehrt werden muss, sondern schmackhafte, kulinarisch- anspruchsvolle Menükreationen dabei herauskommen können.

Aus der Feder der Autorin stammt auch das ebenfalls von Ulmer herausgegebene Buch Rohköstlich. Bereits dieses war eine gelungene Kombination von Rohkostratgeber, Wildkräuterkunde und 70 einfach nachzuarbeitenden Rezepten. In ihrem zweiten Buch Meine liebsten Wildpflanzen rohköstlich informiert die Autorin und Ernährungsberaterin zunächst grundsätzlich darüber, welche Wildpflanzen man essen kann und wo man sie am besten sammelt. Aber auch wie Wildpflanzen schmecken, wie man sie nachhaltig ernten und in welcher Dosierung man sie gefahrlos verwenden kann; was man über ihre Inhaltsstoffe und deren Wirkweise wissen muss.

Denn, obwohl die wenigsten Pflanzen wirklich gefährlich giftig sind, muss man bei manchen nicht nur berücksichtigen, welche Pflanzenteile man verzehrt, sondern auch auf die Dosierung achten. Nicht nur, weil man vielleicht gerade erst beginnt, die Wildpflanzen in die tägliche Ernährung zu integrieren oder eventuell vom einen oder anderen Zipperlein geplagt wird. Sofern allerdings Letzteres der Fall ist, kann man die Wildpflanzenküche auch hervorragend präventiv oder kurativ für die Gesundheit nutzen. Volm selbst beispielsweise reagierte früher auf Birkenpollen allergisch und wurde von Heuschnupfen geplagt. Nach der Umstellung auf Rohkost mit Wildpflanzen besteht dieses Problem zwischenzeitlich nicht mehr.

Direkt bei den über 40 vorgestellten Wildpflanzen (die liebsten Arten der Autorin), die im Anschluss an die allgemeine Einführung folgen, finden sich auch appetitliche Rohkost-Rezepte. Wer jetzt allerdings denkt, dass man zum Nachmachen der Rezepte einfach hinausgehen und ernten kann, täuscht sich. Es braucht bei manchem Rezept die eine oder andere gekaufte Zutat, um die Gerichte essen zu können, die im Buch ansprechend vorgestellt werden. Allerdings ist es glücklicherweise heutzutage sehr leicht an diese Zutaten heranzukommen (etwa an Nama Tamari, eine glutenfreie Sojasoße). Im Buch finden sich übrigens praktischerweise neben den einzelnen Rezepten auch ganze Menüvorschläge für jahreszeitliche Genüsse.

Eine Übersicht über die vorgestellten Wildpflanzen, ein Register und Hinweise zu weiterführender Lektüre, Internetadressen, Seminarangeboten und Bezugsquellen für Saatgut bzw. Jungpflanzen und Rohkost-Zutaten runden das Buch ab.

Mit den Rezepten wie überhaupt mit dem ganzen Buch richtet Volm sich nicht ausschließlich an überzeugte Veganer oder Rohköstler. Sie spricht auf anschaulich-informative Weise auch Neugierige wie mich oder absolute Neulinge an, die einfach ihren Speiseplan gesund erweitern, neue Zutaten kennenlernen oder alternative Rezepte ausprobieren wollen. Die appetitanregenden Fotos tragen ebenfalls dazu bei.

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Eine gelungene Mischung aus lebendig aufgemachten Informationen und gut nachvollziehbaren Anregungen. Mir hat das Durchblättern und Lesen Lust gemacht, bald eines der Rezepte auszuprobieren. Momentan gibt es draußen zwar durchaus Wildpflanzen zum Ernten, doch außer dem Vogelmiere-Smoothie habe ich bislang noch nichts nachgemacht. Der jedoch war sehr lecker und macht ebenfalls Lust auf mehr… Ich möchte Volms Meine liebsten Wildpflanzen rohköstlich die volle Punktzahl geben. Obwohl ich persönlich nicht zu 100 Prozent von Rohkost überzeugt bin, mich zwar fleischarm aber nicht vegan ernähre und in diversen Rezepten allenfalls etwas im Ofen getrocknet aber nicht gekocht wird, ist das das Buch eine überaus willkommene Bereicherung meines Kochbuchregals. Ich werde die Anregungen darin mit Sicherheit in den kommenden Monaten sukzessive ausprobieren und es auch meiner Schwester empfehlen J.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

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