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14. Februar 2011

Sanders, Annie: Die Racheagentur

Filed under: Abenteuer,Roman — Ati @ 12:05

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Originaltitel Getting mad, getting even
aus dem Englischen übersetzt von Antje Nissen

Rowohlt Taschenbuchverlag
ISBN 978-3499255137
ISBN
3499255138
Roman
Deutsche Erstausgabe 2011
Umschlaggestaltung any.way, Sarah Heiß
Taschenbuch, 400 Seiten
[D] 8,99 €

 

 

Annie Sanders, dahinter verbirgt sich das Autorinnen-Duo Annie Ashworth und Meg Sanders. Die beiden Journalistinnen leben in Stratford-upon-Avon und begeistern mit ihren frischen Romanen nicht nur Leserinnen in England.

Wie bereits Mario Puzo in „Der Pate“ formulierte, ist Rache ein Gericht, das am besten kalt serviert wird. Und eigentlich ist Rache etwas, womit Georgie und Flick – die beiden weiblichen Hauptfiguren des Romans – wenig am Hut haben. Georgie, eine bodenständige, zuverlässige, fast häuslich biedere Ehefrau und Mutter mit einem (leider unerfüllten, weiteren) Babywunsch; Flick, eine eher zynische Single-Frau aus Überzeugung, Gelegenheitsgeliebte mit einem gespaltenen Verhältnis zu Männern. Zusammen mit Joanna, verheiratet und kinderlos, betreiben sie eine Agentur, die sich um alles kümmert, wozu Otto-Normal-Verbraucher keine Lust hat oder worum er sich aus Abwesenheitsgründen nicht kümmern kann. Gegen eine Mitgliedsgebühr kümmern sich die „Domestic Angels“ um Haustiere, Handwerker, Partys, und, und, und.

 

Als eines Tages eine potenzielle Kundin den Slogan „Wir kümmern uns darum“ etwas anders auffasst, als er gemeint ist, werden aus den „Domestic Angels“ die „Avenging Angels“ – zumindest zeitweise. Die Rachengel werden unter der Hand gehandelt und kümmern sich ideenreich um untreue Ehemänner. Diese Aufträge sind zwar gut bezahlt, bergen aber auch ein gewisses Risiko in sich, denn Georgie und Flick lassen sich einiges einfallen, um die untreuen Ehemänner zu blamieren. Abgesehen davon ist auch die Motivation einer ihrer Kundinnen nicht ganz so, wie sie es sich gedacht haben. Doch all das schieben Georgie und Flick erst einmal beiseite, denn in ihrem Privatleben tut sich einiges und nicht alles davon ist gut. Georgie muss sich plötzlich fragen, wie gut ihre Ehe wirklich ist, während Flick – die schon immer die „falschen Männer“ anzieht, wie Motten das Licht – sich ausgerechnet in einen Mann verliebt, den sie im Rahmen eines Racheauftrages kennenlernt. Und ausgerechnet der scheint den Spieß umzudrehen, sodass aus einer Rache-Jägerin eine Gejagte wird.

 

Eifersucht und Liebeskummer, Alltagstrott und reichlich Aufregung. Racheaktionen, die neben „wow, perfekt, darauf muss man erst mal kommen“ automatisch ein „also das ist fast zu viel“ bei mir hervorgerufen haben. All das gewürzt mit etwas Humor und voilà der Lesequickie fürs Sofa oder die Badewanne ist da. Die Fülle an Charakteren stand anfangs etwas konträr zur Leichtigkeit des Klappentextes; die Autorinnen beleuchten nicht nur die beiden Protagonistinnen (was diese anfangs etwas blass herüberbringt), sondern auch mehrere andere Figuren. Was mir dagegen gut gefallen hat, war, dass Annie/Sanders Männer zwar reichlich gebeutelt dastehen lassen, Frauen aber auch nicht 100%ig gut davonkommen. Beim Thema „Davonkommen“ sei noch erwähnt, dass die Summe an Erfahrungen, die Georgie und Flick aus ihrem Racheengeldasein ziehen, die beiden zu einem Umdenken bewegt. Rache ist zwar süß, aber zu viel Süßes ist ungesund und nicht gut fürs Happy End. Dieses gibt es nämlich für Flick und Georgie trotz des auf dem Buchrücken angebrachten Spruches „Kontrolle ist gut. Rache ist besser.“


Fazit:
Ein Lesequickie, der trotz allem Humor einen ernsteren Zug trägt. Auf einer Skala von 1 – 5 Punkten würde ich dafür 4 Punkte vergeben.

 

Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

6 Comments »

  1. Ich stimme dem Kommentar zu: Bei dem Buch handelt es sich um leichte Kost und man kann es im Nu durch haben. Es finden sich kritische Ansätze, die man lobend hervorheben kann. Und es ist an einigen Stellen recht amüsant geschrieben. Auf der anderen Seite fand ich es etwas zu dümmlich, dass Georgie nicht auf den Trichter kam, schwanger zu sein.

    Kommentar by Beatrix Alfs — 16. März 2011 @ 11:22

  2. Nun ja, das mag dümmlich wirken, aber ich kenne die eine oder andere Frau die das bei sich auch nicht in Erwägung gezogen hat, obwohl ALLLE Anzeichen darauf hindeuteten….

    Kommentar by admin — 16. März 2011 @ 12:27

  3. Das will ich nicht bestreiten. Aber wenn ich als Leser schon weiß, was gleich kommt, dann ist mir einfach auch viel genommen. Ich erwarte Wendungen und Überraschungen von einem guten Buch, denn sonst wird es langweilig.

    Kommentar by Beatrix Alfs — 16. März 2011 @ 15:04

  4. Wenn ich an einen spannendes Buch mit der Erwartung herangehe, möchte ich ohne Zweifel auch absolut keine Vorhersehbarkeit darin haben. Andererseits möchte ich aber auch nicht auf jeder Seite platt mit neuen Tatsachen konfrontiert werden.

    Für mich selbst unterscheide ich einfach zwischen Lesequickies mit und ohne Tiefgang und solchen Büchern, die mich fast zum Nagelbeißen bringen – auch bei der Wertung.

    Kommentar by admin — 16. März 2011 @ 15:17

  5. Versuch deine Nägel noch etwas zu schonen! Es ist schon klar, dass nicht jedes Buch den gleichen Anspruch erhebt. Aber auch ein Buch ohne Tiefgang muss stimmig sein. Sonst geht es an der Realität vorbei. Nur hier wird es jetzt philosophisch, denn du hast recht mit dem, was du schreibst: es gibt Frauen, die alle Anzeichen übersehen. Da waren die Frauen im Mittelalter fast schon fortschrittlicher als manch eine von heute. Es gab keine Tests und Aufklärung sowieso nicht. Aber sie haben die Anzeichen gesehen, Bescheid gewusst und sich den Tatsachen gestellt.

    Kommentar by Beatrix Alfs — 17. März 2011 @ 22:35

  6. 😀 Keine Sorge, ich hab doch gar keine Nägel….

    Ich kann nur noch einmal wiederholen, dass meine Meinung nicht der Weisheit letzter Schluss darstellt. Mir hat das Buch gefallen. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass das jeder so sehen muss.

    Die Tatsache dass Georgie ihre Schwangerschaft nicht als solche erkannt hat oder vielleicht auch einfach nicht erkennen wollte, heißt für mich nicht, dass damit das ganze Buch an der Realität vorbeigeht (eben weil ich es aus der Realität kenne, dass modernen Frauen so etwas durchaus passieren kann), oder in sich nicht stimmig ist.

    In diesem Sinne …

    Kommentar by admin — 18. März 2011 @ 11:26

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