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5. Juni 2012

Blinda, Antje & Orth, Stephan: Sorry, Ihr Hotel ist abgebrannt

Filed under: Humor/Satire — Ati @ 16:26

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Ullstein Taschenbuch
ISBN13: 978-3548374109
ISBN10: 3548374107
Humor
1. Auflage April 2011
Taschenbuch: 224 Seiten
[D] 8,99 €

Verlagsseite

Sowohl die 1967 geborene Antje Blinda als auch der 1979 geborene Stephan Ort sind für Spiegel-online im Ressort Reise tätig. Aus ihrer Feder stammt Sorry, wir haben die Landebahn verfehlt, mit dem sie es in die Taschenbuch-Bestseller-Liste schafften. Dieses Buch wurde mir wärmstens empfohlen, allerdings habe ich es bis heute nicht geschafft, es mir zu holen.  

Das vor mir liegende Buch Sorry, Ihr Hotel ist abgebrannt, passt von der Aufmachung her zu seinem Vorgänger. Es kam bereits im April letzten Jahres auf den Markt und bald darauf auf meinen SuB. Aus verschiedenen Gründen konnte ich es allerdings erst jetzt lesen. Mittlerweile gibt es schon einen Nachfolger mit dem Titel Sorry, wir haben uns verfahren, der optisch gut in die Reihe passt.

Zitat Verlagsseite

Hotelzimmer aus der Hölle, verwechselte Zielorte, unglaubliche Abzockertricks: Die schönste Zeit des Jahres kann im Handumdrehen zum Fiasko geraten. Mit diesem Reiseführer der lustigsten Pannen sind Sie gegen die Tücken des Urlaubsalltags gewappnet – hier erfahren Sie, was Sie niemals im Katalog lesen werden, und können aus den amüsanten Erlebnissen von SPIEGEL-ONLINE-Lesern lernen. Denn wer nackt zum Begrüßungsdinner geht, sollte sicher sein, auch tatsächlich ein FKK-Resort gebucht zu haben.  

Die Brigitte-Redaktion urteilte im Mai 2011 „Zum Lachen, Wundern und Dazulernen“. Damit hat sie eindeutig nicht ganz unrecht. Allerdings würde ich jetzt, nachdem ich das Buch gelesen habe, diese Aussage eher sarkastisch als begeisternd werten. Ich fand darin tatsächlich den einen oder anderen Anstoß, die Mundwinkel zu heben. Vielleicht auch mal lachend zu schnauben. Ansonsten kann ich mich jedoch tatsächlich nur wundern. Was ich dazugelernt habe, war jedenfalls, dass ich mich auf die Empfehlung meiner Bekannten (den Vorgänger zu lesen) hätte verlassen sollen. Auch andere Bekannte sprachen später die gleiche Empfehlung aus.  

Während es sich im Vorgängerbuch um eine Anekdotensammlung rund ums Flugzeugcockpit handelte, geht es in Sorry, Ihr Hotel ist abgebrannt um Urlaub bzw. Reisen im Allgemeinen. Erlebnisse in Flugzeugen oder aus dem Alltag von Flugbegleitern zählen auch darin wieder dazu, doch es geht auch um Touristen-Abzocke oder Anekdoten von (teilweise prominenten) Touristikprofis (egal ob Reisende oder Veranstalter). Um weltweites Bahnfahren und skurrile Reise-Neuigkeiten, kuriose Kreuzfahrten, um ein Penisrestaurant oder das Abenteuer Mitfahrzentrale, um Internet-Hotelbewertungen und Navigationspannen und letztlich ein Interview über Reisepannen. Bereits nach einem kurzen Blick war klar, dass wie bei so vielen Büchern auch bei diesem der Titel nicht wirklich zum Inhalt passt. Er bezieht sich auf eine Geschichte darin, aber damit hat sich auch schon. Auch die als Auftakt der einzelnen Kapitel verwendeten Comic-Zeichnungen passen teilweise nur bedingt zum dahinter abgedruckten Inhalt, peppen das Buch jedoch auf. 

Nachdem ich mich schon innerlich auf einen Angriff auf meine Lachmuskeln gefasst machte, konnten diese recht schnell Entwarnung geben. Sorry, Ihr Hotel ist abgebrannt liest sich sehr schnell. Womöglich sind mir deshalb die humorvollen Passagen entgangen? Wer weiß.  

Sorry, Ihr Hotel ist abgebrannt ist flüssig geschrieben, enthält durchaus gute Infos und sorgte tatsächlich das eine oder andere Mal für ein Lächeln. Allerdings führten Wiederholungen leicht abgewandelter Passagen dazu, dass sich meine Lachmuskeln nicht zu sehr anstrengen mussten. Das eine oder andere kam mir zusätzlich bekannt vor, wenn auch in einem anderen Zusammenhang – sprich nicht aus diesem Buch. Doch es waren bei Weitem nicht nur die Wiederholungen allein. Ich habe auch festgestellt, dass es sehr wenig zuträglich war, die Leseprobe zu diesem Buch zu lesen. In Kapitel zwei erfuhr ich deshalb nichts Neues oder sonderlich Amüsantes mehr. Das Beste war dadurch einfach schon vorweggenommen. Ein weiteres Manko: Es gibt ja bekanntlich nichts, was es nicht gibt. Dennoch erschien mir dann die eine oder andere vorgebrachte Frage oder Beschwerde von Touristen, die zudem das Mindestmaß an Manieren zu vergessen haben scheinen, nicht nur zu bizarr, sondern vielmehr wenig glaubwürdig. Ekelerregende Details blieben darüber hinaus nicht außen vor und die eingestreuten Erlebnisse der Promis wirkten eher platzfüllend wichtigtuerisch als amüsant.  

Wer das Buch also noch lesen möchte, sollte im Vorfeld keine zu hohen Ansprüche daran stellen. Es liest sich wie gesagt sehr schnell. Will man für sein Geld etwas haben, sollte man im Vorfeld dafür sorgen, hin und wieder gestört zu werden, da die letzte Seite ansonsten recht schnell kommt. Viel eher läuft man aber Gefahr, das Buch entnervt wegzulegen. Es kommt einfach alles zu schnell aufeinander, wirkt bisweilen willkürlich zusammengewürfelt, nicht immer authentisch und, wie bereits erwähnt, partiell wiederholt. Die durchaus sinnvollen, aber teilweise doch recht allgemeingültig bekannten Tipps reißen es dann auch nicht mehr heraus. Auch die von den Autoren selbst erlebten und beigesteuerten Begebenheiten boten mir persönlich keinen Mehrwert.

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Wer keine allzugroßen Ansprüche an das Buch stellt, gedanklich das zuvor erschienene Sorry, wir haben die Landebahn verfehlt ausblendet (das meinte zumindest meine Bekannte), sich gerne ekelt und Spaß an Schadenfreude hat, wird mit Sorry, ihr Hotel ist abgebrannt durchaus seine Freude haben. Es liest sich sehr schnell, kurzweilig habe ich es dennoch nicht wirklich empfunden. Ein Lesequickie ohne Tiefgang. Praktischerweise erlauben die kurzen, nicht zusammenhängenden Kapitel das Buch nahezu überall zwischendurch zu lesen. Man kann es quasi willkürlich aufschlagen und loslegen. Mehr als zwei von fünf Punkten möchte ich dem Buch jedoch nicht geben.

Copyright © 2012, Antje Jürgens (AJ)

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