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1. November 2010

Zehm, Carsten: Die Chroniken der Reisenden – Staubkristall

Filed under: Abenteuer,Fantasy, Horror, SciFi,Jugendbuch — Ati @ 11:55

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Carsten Zehm
Die Chroniken der Reisenden – Staubkristall

ACABUS Verlag Hamburg
ISBN 978-3941404045
Fantasyroman
Originalausgabe 2010
Umschlaggestaltung grafikdesign-silvia.de
Taschenbuch 232 Seiten
€ 14,90 [D]

Verlagsseite www.abacus-verlag.de

Autorenseite www.carsten-zehm.de und www.chroniken-der-reisenden.de

 

Zum Autor

 

Der 1962 in Erfurt geborene Berufsschullehrer und Autor stellt mit „Die Chroniken der Reisenden – Staubkristall“ seinen ersten Roman vor. Die Idee zu der in diesem Buch erwähnten „Schwelle“ kam ihm bereits in seiner Jugend. Doch obwohl er sich schon immer gerne dem Fantasygenre (mit Ausflügen zu Märchen, Krimis und Horror) widmete, schrieb er lange Zeit nur Kurzgeschichten. Viele davon wurden ab 2004 in diversen Anthologien oder der Tagespresse veröffentlicht. 2009 erschien sein erstes Kinderbuch.

 

Zum Buch/Meine Meinung

 

Was, wenn unsere Erde nur eine Erscheinungsform von vielen ist, nur eine Ebene von scheinbar unendlich vielen Parallelwelten? Was, wenn diese Welten durch ein System miteinander verbunden sind?

Es ist die ‚Schwelle’, welche Reisende auswählt und diese auf andere Ebenen der Erde schickt, weil sie dort eine Aufgabe zu erfüllen haben.
Ihre Abenteuer sind festgehalten in den ‚Chroniken der Reisenden‘.

Nach diesen vielversprechend klingenden Worten habe ich mich neugierig an den 232 Seiten starken Roman gemacht – und ihn in einem Rutsch durchgelesen. Und ich bin sicher, dass es vielen Lesern ebenso gehen wird.

 

Warum? Eigentlich ist die Idee nichts grundsätzlich Neues. Es geht um die bekannte Erzählung von Zerstörung und Vertreibung aus dem Paradies, und dem Versuch es wieder zurückzugewinnen. Es gibt eine uralte Prophezeiung, die Möglichkeit zwischen Welten zu wandeln, die zur nah und doch unerreichbar scheinenden Lösung des Problems führt. Menschen gelangen in eine andere Welt und müssen eine nahezu unlösbare Aufgabe erfüllen, um diese Welt zu retten, bevor sie wieder in ihre eigene zurückdürfen. Etwas Altbekanntes also, das aber so wie von Zehm beschrieben zu einem kurzweiligen und packenden Lesegenuss wird.

 

Wer in diese Fantasywelt – wie auf der Buchrückseite beschrieben, eine parallele Ebene der Erde, in der die Uhren etwas anders gehen und fremdartige Pflanzen und Wesen existieren, aber durch die gleich aussehenden Gestirne eben doch ein Bezug zu unserer Welt da ist – eintaucht, bekommt sehr klar gezeichnete Figuren zu sehen. Der Leser der Chroniken wird in ein wunderschön gewobenes Geflecht aus Abenteuer, Liebe, Hoffnung und Verzweiflung geführt. Läuft durch die herrlichen Beschreibungen von Figuren und Landschaften quasi neben dem Protagonistenpärchen her und lacht oder leidet mit ihnen.

 

Auf ihrer Hochzeitsreise, zu der sich Karen nur widerstrebend überreden lässt, weil es sich nicht um einen von ihr favorisierten Pauschalurlaub, sondern um eine Trekkingtour in Deutschland handelt, geraten die beiden in unvorhergesehene Schwierigkeiten. Einer inneren Stimme folgend, macht sich Mihai auf, einen alten Stollen zu erkunden und als Karen ihm zunächst besorgt, dann eher leicht wütend folgt, muss sie mit Entsetzen feststellen, dass ihr Mann gerade durch einen Felsen vor ihren Augen verschwindet. Ohne groß nachzudenken, greift auch sie in diesen Stein, wagt einen Schritt nach vorne, dann noch einen und landet plötzlich, genau wie Mihai vor ihr, in der anderen Ebene. Ein Zurück gibt es nicht.

 

Das junge Paar – ganz Mensch – denkt sich zuerst irgendwo sicher Hilfe finden zu können. Wer geht schon bei genauerem Nachdenken einfach so durch Felswände, nachdem eine Stimme ihn gerufen hat? Es darf einfach nicht sein, was nicht sein kann. Sie marschieren los, in der Hoffnung eine Straße, Ansiedlung, Menschen zu finden. Doch bei einer Rast beginnt Mihai, genauer hinzusehen. Ihm fallen Merkwürdigkeiten an den Insekten auf. Es gibt keine größeren Tiere. Der Wald ist eigentümlich rötlich gefärbt, worauf der Verdacht in ihm erwacht, dass sie durch einen dummen Zufall auf einem atomaren Testgelände gelandet sind. Als sie kurz darauf Geräusche hören, die auf Funkgeräte schließen lassen und Gestalten sehen, die den Wald durchstreifen, versuchen sie so unsichtbar wie möglich zu bleiben, denn die Gestalten scheinen bewaffnet. Und bevor sie noch richtig begreifen, dass sie riesige aufrecht gehende Echsen vor sich haben, werden sie schon von diesen gefangen genommen und nicht sehr sanft, aber überaus neugierig betrachtet. Die Geräusche kamen nicht aus Funkgeräten, sondern direkt von den sich unterhaltenden Echsen. Es scheint keine Möglichkeit der Verständigung zu geben. Bis sie nach einigen Problemen in die Siedlung der Echsen kommen und durch einen sogenannten Hüter und dessen Nachfolgerin, die ihre Sprache sprechen, die eine oder andere Unklarheit ausgeräumt werden kann bzw. erst neu entsteht. Denn obwohl die Echsen schon mit Reisenden der Ebenen in Kontakt gekommen sind, ist ihnen noch nie jemand begegnet, der völlig unvorbereitet, zu zweit und vor allem ohne ihr Wissen in der Echsenebene gelandet ist. Die Echsen bemerkten, dass jemand eintraf, haben aber genau wie die Menschen keinen Plan, was diese genau machen sollen.

 

Doch sehr schnell kristallisiert sich heraus, dass sie den Staubkristall – eine uralte Waffe – zurückholen müssen, der kurz zuvor aus dem Dorf gestohlen wurde. Eine ebenso alte Prophezeiung sagt voraus, dass nach der Zerstörung der Echsenebene auch andere Ebenen der Erde vom Schattenherrn (dem Dieb des Kristalls) und dem von ihm geschaffenen Wesen erobert werden. Bereits jetzt scheint die Sonne nur noch durch einen grauen Schleier hindurch, raubt den Echsen zunehmend Kraft und zerstört sukzessive die Ebene der Echsen samt ihren Bewohnern.

 

Die beiden machen sich also auf, ihre Mission zu erfüllen. Begleitet von Echsen, die ihnen alle nicht feindlich, sondern freundschaftlich gesonnen sind. Echsen, die geistig hoch entwickelt sind, obwohl sie andererseits wie in der Steinzeit leben. Die, obwohl man es nicht einfach so sieht, tief empfinden und Moralvorstellungen haben. Echsen, die ihr eigenes Leben opfern, um das ihre zu retten. Denn Karen zieht wieder und wieder Kreaturen an, die ansonsten nie auf den Gedanken kämen, die Echsen anzugreifen. Auch die Pflanzen scheinen sich letztlich gegen sie verschworen zu haben.

 

Die Reise und Aufgabe der Menschen und ihrer Echsenfreunde ist lang und beschwerlich und wird immer schwieriger, weil die Kraft der Echsen mit dem immer weniger werdenden Sonnenlicht zusehends schwindet. Weil Verletzte und Tote zu beklagen sind. Zuletzt müssen Karen und Mihai alleine weiterziehen und gegen den Schattenherrn kämpfen. Ein Kampf, der einen hohen Preis fordert. Ein Kampf, der von vornherein eher für Karen als für den „gerufenen“ Mihai gedacht war? Zumal der Schattenherr ein besonderes Interesse an Mihai hat.

 

Besonders gefallen hat mir, dass Zehm seine „Menschen“ menschlich kämpfen ließ. Genau wie die Echsen. Diese Geschichte kommt ohne Zaubersprüche aus. Es werden keine Feuerbälle wie so oft geschleudert. Es gibt keine wirbelnden Lichtschwerter. Mit Pfeil und Bogen, Messern und vor allem Köpfchen müssen sich Karen und Mihai und ihre Freunde verteidigen und angreifen. Ihre tierischen oder pflanzlichen Widersacher, die unter dem Einfluss des Schattenherrn stehen, werden nicht einfach als böse klassifiziert. Die Unterhaltungen zwischen Hüter und Menschen weisen die Eigenheiten auf, die eben auftauchen, wenn unterschiedliche Menschen bzw. Sprachen aufeinandertreffen und nur einer davon beide Sprachen kann. Es gibt kleinere Probleme, obwohl man im Großen und Ganzen miteinander reden kann. Karen und Mihai werden nicht zu übernatürlichen Helden stilisiert. Zehm lockert ihre Unterhaltungen mit kleinen Wortgefechten und Spitzfindigkeiten auf, die ich in kaum einem anderen Roman jemals auch nur angedeutet so gelesen habe und die die beiden einfach nur menschlich machen. Zu jemandem, der direkt neben uns leben könnte. Lässt sie lebendige Unterhaltungen führen, die teilweise vielleicht sogar an eigene Gespräche erinnern. Sie Erzieherin, er Lehrer. Sie Tochter einer Alkoholikerin, er ehemals selbst am Abgrund des Drogensumpfs. Genau das ist es übrigens, was die beiden zusammenschweißt und Kraft für das zu absolvierende Abenteuer gibt.

 

Fazit

 

Der Schreibstil Zehms, seine spannende Umsetzung einer an sich nicht unbekannten Idee: Für diese Geschichte würde ich auf einer Skala von 1 – 5 Punkten die volle Punktzahl vergeben. Es herrscht eine gesunde Ausgewogenheit zwischen Kampfszenen, dem Herantasten der unterschiedlichen Figuren untereinander, der Beziehung zwischen Mihai und Karen. Nichts wird irgendwo kopflastig oder zäh. Eine lebendige Geschichte, die sowohl für Jugendliche wie auch Erwachsene lesenswert ist.

 

Der letzte Satz im Buch macht Hoffnung auf eine Fortsetzung dieser, in meinen Augen empfehlenswerten, Fantasiegeschichte.

 

Copyright © 2010 by Antje Jürgens

 

23. Oktober 2010

Stroud, Jonathan: Bartimäus – Der Ring des Salomo

Filed under: Abenteuer,Fantasy, Horror, SciFi,Jugendbuch,Roman — Ati @ 09:49

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Bartimäus – Der Ring des Salomo

von Jonathan Stroud

 

Titel der englischen Originalausgabe: Bartimaeus – The Ring of Solomo

cbj, München

ISBN 978-3-570-13967-7

Fantasy, Jugendbuch

1. Auflage 2010

aus dem Englischen von Katharina Orgaß und Gerald Jung

Umschlaggestaltung Klaus Renner

Hardcover, 480 Seiten

€ 18,99 [D]

www.cbj-verlag.de

www.jonathanstroud.com

 

Zum Autor

 

Der in Bedford/England geborene und bei London lebende Jonathan Stroud schreibt bereits seit 33 Jahren Geschichten, hat also seine Vorliebe dafür bereits mit sieben Jahren entdeckt. Nachdem er Jahre später zunächst als Lektor für Kindersachbücher tätig war, beschloss er nicht nur seine eigenen Kinderbücher zu veröffentlichen. Er wollte sich auch fortan ganz dem Schreiben widmen. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

 

Zum Buch

 

„Bartimäus – Der Ring des Salomo“ ist eigentlich die Entstehungsgeschichte zu den bereits veröffentlichten Bänden der Bartimäus-Trilogie. Ein in sich abgeschlossenes Buch, in dem es um einen gewitzten, stets zu Streichen aufgelegten Dschinn geht, der immer wieder wider Willen von Magiern heraufbeschworen wird. Man kann es völlig unabhängig von der Trilogie lesen.

 

Gleich zu Beginn folgt eine Liste der Hauptpersonen, eine Karte mit den Ländern Israel, Saba und deren Umgebung zum Handlungszeitpunkt. Nach dem eigentlichen Schluss der Geschichte kommen noch Anmerkungen zu Zauberei und Geistern. Und nach Erwähnung der Trilogie ein kleines Kapitel, von dem ich ausgehe, dass es sich um ein Kapitel des ersten Bandes der Trilogie handelt – die ich leider noch nicht gelesen habe.

 

Doch zum Inhalt. Bartimäus ist ein Dschinn. Ein Wesen, das seinem Meister alle Wünsche erfüllen muss. Sein Herr ist Magier am Hofe König Salomos 959 v. Chr. in Jerusalem. Salomo wiederum, Hüter eines Ringes, der ihm unendliche Macht und Reichtum verleiht, scheint sich alle umliegenden Königreiche untertan machen zu wollen. Er schreckt nicht davor zurück, den Geist des Ringes heraufzubeschwören, um seine Macht zu erhalten und sein Gefolge gefügig zu halten.

 

Als Salomo das Königreich Saba bedroht, schickt die Königin eine ihrer Wächterinnen nach Jerusalem. Diese soll den König töten und den Ring nach Saba bringen. Asmira, die Wächterin macht sich sofort auf den Weg und trifft dabei auf Bartimäus und seinen Herrn. Mit ihrer Hilfe gelangt sie schneller als erwartet in den Palast Salomos.

 

Doch dort stellt sich heraus, dass nicht alles so ist, wie es scheint. Ihr blinder Gehorsam gegenüber ihrer eigenen Königin ist plötzlich infrage gestellt, als sie mit Bartimäus Hilfe in den Besitz des Ringes zu kommen versucht. Ist Salomo ein tyrannischer Machthaber oder gehen hinter seinem Rücken Dinge vor, die er nicht weiß? Herrscht er oder wird er beherrscht? Sie und der Dschinn müssen einige Schwierigkeiten meistern und um ihr Leben kämpfen.

 

Meine Meinung

 

Ich würde das Buch in die Kategorie All-Age (zumindest ab 14 aufwärts) einsortieren und wurde von der ersten bis zur letzten Seite gut unterhalten. Stroud hat mich in eine fantastische Welt aus Zauberern, Kobolden, Dämonen und Menschen eintauchen lassen. Der Schauplatz ist größtenteils im antiken Jerusalem, wobei Zeit und Ort vermutlich auch hätten beliebig ausgetauscht werden können, denn es ist gewissermaßen eine ganz eigene Welt, in die man sich beim Lesen begibt. Am Ende kommt wie gesagt vermutlich der Auftakt der Trilogie. Jedenfalls landet der Dschinn in der modernen Zeit bei einem Jungen in London.

 

Doch soweit ist es anfangs noch nicht. Bösartige und gewalttätige Dschinns werden beschrieben, die immer bereit sind auf ihren Herrn zu stürzen und diesen zu töten, sobald dieser die kleinste Schwäche zeigt. Und ihre Sehnsucht nach Freiheit, die genau genommen nie erfüllt wird, denn jeder der ihren Namen kennt, kann sie heraufbeschwören und sie müssen ihm bedingungslos gehorchen oder werden bestraft. Bartimäus ist ein bereits uralter Dschinn, sarkastisch und humorvoll und trotz seiner Hinweise auf seinen Appetit kommt er liebenswert herüber. Er glaubt an das Gute im Menschen, als er auf Asmira trifft, und wird gewissermaßen belohnt. Sie schafft es nicht nur, den Bann, der ihn an seinen bisherigen Herrn bindet, zu brechen (an der Stelle habe ich mich köstlich amüsiert, wer die Gelegenheit hat einen Blick auf die Seiten 276-280 zu werfen, weiß vielleicht warum). Sie verspricht ihm auch die Freiheit, sobald er ihr geholfen hat, den Ring zu bekommen. Asmira wiederum würde alles für ihre Königin tun, sogar ihr eigenes Leben opfern. Blind gehorcht sie jedem Befehl, bis sie zu begreifen beginnt, dass Gehorsam vielleicht nicht alles ist und es zwischen Schwarz und Weiß viele Grautöne gibt.

 

Stroud lässt zum einen Bartimäus selbst zu Wort kommen, zum anderen wird die Geschichte von einem Beobachter erzählt. Was mich anfangs etwas störte, waren die Fußnoten, die keiner eigentlichen Erklärung dienen, sondern genau genommen teilweise recht biestig-eloquente Gedanken des Dschinns sind. Doch das war wie gesagt nur anfangs, was vielleicht wiederum am äußerst lebendigen Stil und modernen Sprachgebrauch des Autors liegen könnte. Damit führt er einen leicht verständlich in die Handlung ein, wobei er gleichzeitig von Anfang an Spannung aufbaut. Seine Ideen sind durchdacht, nichts wirkt langatmig. Die Beschreibung seiner Figuren, wie auch ihrer Erlebnisse ist detailliert.

 

Fazit

 

Das Buch hat eindeutig nicht nur für Jugendliche Unterhaltungswert. Mich hat es auf die bereits 2006/2007/2008 erschienene Trilogie mehr als neugierig gemacht. Auf einer Skala von 1 – 5 bekommt „Bartimäus – Der Ring des Salomo“ die volle Punktzahl, weil einfach alles stimmt.

 

Copyright © 2010 Antje Jürgens

30. August 2010

Rocktäschel, Lutz: Die Stimmgabel – Berichte aus dem Wimpernschlag

Filed under: Abenteuer,Fantasy, Horror, SciFi,Roman — Ati @ 18:06

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Verlag Pro Business

ISBN 978-3-868-05202-2

Fantasy, Scifi

Originalausgabe 09/2008)

Taschenbuch, 378 Seiten

€ 14,99 [D]

 

Der 1961 in Cottbus geborene Autor und studierte Philosoph arbeitet als selbstständiger Trainer für Rhetorik und Konfliktmanagement sowie Handelsvertreter für Industrieprodukte. Die Menschen und technischen Errungenschaften oder Erfahrungen, die er dabei kennenlernt bzw. macht, fließen in seine Geschichten mit ein. Rocktäschel ist Mitbegründer des Autorenvereins „Kristallfeder“.

„Die Stimmgabel: Berichte aus dem Wimpernschlag“ ist sein erster Roman. Eine Figur daraus, der Wissenschaftsagent Kohlpeter, findet sich auch in seinem zweiten Roman „Vuvuzela oder Die Stimmen der Götter“ wieder, der ab September 2010 erhältlich ist. (Autorenseite: www.energiemeer.de)

Zitat aus der Homepage des Autors:

In diesem Science-Fiction-Roman nehme ich dich auf eine einzigartige und ungewöhnliche Reise mit. Stell dir vor, du bist ein reines Energiewesen, das aus dem Jenseits des Universums stammt und auf der Erde in eine andere Person einschlägt. Über diese Person entdeckst du unsere stoffliche Welt, die all deinen bisherigen Erfahrungen widerspricht. Gleichzeitig verstrickst du dich in Berlin in die Ereignisse um die Erfindung eines neuartigen autonomen Generators, mit dem die Energieprobleme der Erde gelöst werden könnten. Eine europäische Behörde und ein Agent eines Energiekonzerns jagen den Konstruktionsunterlagen des verstorbenen Erfinders hinterher. Sie ahnen nicht, dass ihnen ein Außerirdischer oder gar Außergalaktischer einen Strich durch die Rechnung macht.

Worum geht es denn da genau? Um unsere Erde – so wie wir sie kennen. Mit allen Höhen und Tiefen, Ängsten und Wünschen, Träumen und Visionen. Da gibt es aber auch noch eine feinstoffliche Parallelwelt. Gut durchorganisiert, hoch entwickelt, friedlich. Die Bewohner dort wissen bereits von der Erde. Sie fürchten eine Disharmonie zwischen den parallel existierenden Welten. Um dem vorzubeugen oder gar gegenzusteuern, wird ein Beobachter zu uns gesandt: Styx. Das ist für ihn mit einigen Schwierigkeiten verbunden. Denn die Erde, so vertraut sie in manchen Dingen auch scheinen mag, ist eben doch eine stoffliche Welt. Und so muss Styx um seine Existenz ebenso kämpfen wie um seine Rückkehr in seine Heimat, dem Energiemeer. Wie gut, dass es da Wirte gibt, in die er hineinschlüpfen kann – und Computer, die ihm auf den ersten Blick doch viel ähnlicher als die Menschen scheinen.

Doch was passiert, wenn reine Energie in einen Menschen fährt? Es entstehen Probleme für die nichts ahnenden Wirte und natürlich auch für Styx. Gelingt ihm die Verständigung mit dem stofflichen Wesen ‚Mensch‘? Was passiert mit dessen Körper, wenn er plötzlich mit Styx‘ Energie konfrontiert wird.

Was passiert, wenn Styx in einen Computer fährt, der deshalb plötzlich keine Energie aus der normalen, üblichen Stromversorgung benötigt? Das ruft fatalerweise Energiekonzerne und Regierungen auf den Plan, denn die können über eben diese Stromversorgung so gut wie alles auskundschaften, was sie wissen wollen. Der vermeintlich ‚sichere‘ PC in den eigenen vier Wänden? Eine Illusion – liefert er doch Energiekonzernen und Regierungen wertvolle Informationen. Privatsphäre? Pustekuchen. Einfach alles wird überwacht. Für diejenigen, die diese machtvolle Art der Informationsbeschaffung in Händen halten, muss es ein Horrorszenario sein, dass jemand eine autonome Möglichkeit der Energiegewinnung erfindet. So erschreckend, dass sie alles tun, um den- oder diejenigen aufzuhalten. Was dafür sorgt, dass ein paar eigentlich harmlose, computerspielende Jugendliche mit in die Sache hineingezogen werden.

Ich bin, offen gestanden, mit etwas gespaltenen Gefühlen an dieses Buch herangegangen. Einfach weil ich mit Scifi normalerweise nicht viel am Hut habe. Da ich andererseits jedoch mehrere gute Kommentare gehört bzw. gelesen habe und immer wieder gerne etwas Neues ausprobiere, konnte ich letztlich doch nicht widerstehen, zumal mich das schlicht gehaltene Cover angesprochen hat. Glücklicherweise, denn trotz anfänglicher Probleme, drei Mal weglegen und vier Mal wieder in die Hand nehmen, weil ich mich in den feinstofflichen Protagonisten Styx zunächst nicht hineinfinden konnte, hat es mich dann doch überraschend schnell gepackt. Was der Autor auf seiner Homepage verspricht, hält er auf jeden Fall.

Rocktäschel bedient sich einer philosophischen, anspruchsvolleren Sprache und bringt Technik- und Physikwissen ein, was sich für den einen oder anderen anfangs etwas schwierig darstellen könnte. Aber durchhalten lohnt sich absolut, denn abgesehen davon, dass die Materie sich beim Weiterlesen fast von selbst öffnet, bietet er gleichzeitig Denkanstöße, die den Leser innehalten lassen. Er zeichnet auch das Bild einer totalen Überwachung. Regeln scheinen ein Ausbrechen unmöglich zu machen. Das hat jedoch absolut nichts mit den feinstofflichen Wesen zu tun. Der Autor spielt nicht nur mit den Perspektiven (die Geschichte wird größtenteils von Styx selbst erzählt, er lässt jedoch auch ‚Menschen‘ zu Wort kommen) sondern auch mit der Sprache. Und dieser Schreibstil ermöglicht dann das Eintauchen in diese ungewöhnliche, voll interessanter Wendungen steckende, stellenweise sehr bedrohlich anmutende Geschichte. Bedrohlich, weil Rocktäschels Roman tatsächlich keine reine Fiktion ist? Das eine oder andere ist durchaus schon überaus real in unserem Alltag, ohne dass wir allzu viel davon mitbekommen.

Fazit: Mit „Die Stimmgabel: Berichte aus dem Wimpernschlag“ hat man kein Buch in der Hand, das mal eben so nebenbei gelesen werden kann oder gelesen werden sollte. Es lohnt sich auf alle Fälle, sich in die Materie zu vertiefen und ich bin schon auf die neue Geschichte des Autors gespannt.

© 08/2010 Antje Jürgens

18. Mai 2010

Hawking, Lucy & Stephen: Der geheime Schlüssel zum Universum

Filed under: Abenteuer,Fantasy, Horror, SciFi,Jugendbuch — Ati @ 20:24

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Der geheime Schlüssel zum Universum

Von Lucy & Stephen Hawking

Titel der engl. Originalausgabe “George’s Secret Key to the Universe” erschienen 2007

Dt. Übersetzung Irene Rumler

Erschienen bei cbj 2009

ISBN10:  3570138364- ISBN 978-3570138366

Genre: Sachbuch (Astrophysik) & SiFi/Fantasy ab 10 Jahren

Hardcover, 25,4 cm x 20,4 cm, 288 Seiten

19,95 € [D]

Zu den Autoren

 

Lucy Hawking: Die 1970 geborene Tochter von Stephen Hawking studierte in Oxford zunächst französische und russische Literatur, bevor sie als freiberufliche Journalistin für diverse bekannte englische Tageszeitungen tätig wurde. Nach der Veröffentlichung von zwei (Erwachsenen-)Romanen begann sie, zusammen mit ihrem Vater an einem Kinderbuch zu arbeiten.

 

Stephen Hawking: Der 1942 in Oxford geborene, englische Astrophysiker erkrankte bereits im Alter von 21 Jahren an ALS, einer degenerativen Erkrankung des motorischen Nervensystems, die sein Nervensystem zerstört. 1968 zwang ihn diese Krankheit in den Rollstuhl, 1985 kostete sie ihn, nach einem Luftröhrenschnitt, die Fähigkeit zu sprechen. Hawking war fortan auf die Benutzung eines Sprachcomputers angewiesen, den er zwischenzeitlich mit seinem rechten Wangenmuskel steuert. Trotz seiner Erkrankung war er von 1979 bis ins Jahr 2009 Inhaber des Lucasischen Lehrstuhls für Mathematik an der Universität Cambridge, forschte im Bereich Physik (Schwarze Löcher) und lieferte neben bedeutenden Arbeiten zur Kosmologie auch populärwissenschaftliche Werke und Bücher über moderne Physik ab. Dadurch wurde er einem breiten Publikum außerhalb der Fachwelt bekannt und erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen.

 

Zum Buch

 

Die Suche nach seinem Schwein Freddy führt den 12jährigen George in das Wohnzimmer seiner Nachbarn. Die haben einen futuristischen Sprachcomputer, der Cosmos heißt, und mit dessen Hilfe Eric, ein Wissenschaftler, und dessen Tochter Annie den Jungen zu einer virtuellen Reise ins Weltall einladen. George lernt dabei völlig neue Welten kennen. Er sieht nicht nur leuchtende Gaswolken, sondern wird auch Zeuge von Sternengeburten. Klar, dass er begeistert ist. Seine Begeisterung geht jedoch nicht so weit, dass er Annie unbesehen glaubt, dass Cosmos sie und ihre Familie auch richtig ins Weltall bringen kann. Um ihm zu beweisen, dass sie recht hat, packt Annie George kurzerhand in einen Raumanzug und nutzt Cosmos als Portal. Die beiden reisen auf einem rasenden Kometen, was nicht ganz ungefährlich wird.

 

Meine Meinung

 

Diese Begleitgeschichte ist liebenswert kindlich aufgebaut und auch ideal zum Vorlesen geeignet. Neben Annie und George bestimmen eine dümmliche Schülergang, das Schwein Freddy, ein Umweltschützer, ein Ausbeuter sowie ein verkannter Wissenschaftler sowie der „beste Computer der Welt“ größtenteils das Geschehen.

 

Ganz nebenbei erfahren nicht nur Kinder, sondern auch eventuelle (erwachsene) Vorleser, was Gravitationslinsen, Schwarze Löcher oder Supernovae sind oder wie Sternengeburten ablaufen. Stephen Hawkings Wissen ist leicht verständlich in Lucy Hawkings Begleitgeschichte verpackt und wird durch zahlreiche, in die Geschichte eingepackte Informationsblöcke über Grundlagen der Weltraumforschung ergänzt. Diese Informationsblöcke heben sich deutlich von der Geschichte ab, ohne sie zu unterbrechen oder zu stören. Auch kleine Zeichnungen sind dort eingearbeitet. Weltraum-Fotos runden die illustrierte Ausgabe gekonnt ab.

  

Ich habe im Vorfeld verschiedene Meinungen zu dem Buch gehört. Die einen fanden es absolut zu seicht und eines Stephen Hawking unwürdig. Manche verstiegen sich sogar soweit, zu behaupten, dass hier einfach seine Tochter mit ins Boot gezogen werden sollte. Die anderen finden es wunderschön und lehrreich. Ich gehöre eindeutig zu den anderen. Astrophysik im Abenteuerformat für Kinder. Aber auch Erwachsene können dabei noch durchaus etwas lernen. Deshalb finde ich dieses Buch empfehlenswert.

 

© 05/2010 Antje Jürgens

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