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29. November 2012

Moog, Philipp: Lebenslänglich

Filed under: Krimi/Thriller,Roman — Ati @ 13:36

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Dumont Buchverlag
ISBN-13: 9783832161590
ISBN-10: 3832161597
Krimi
1. Auflage 04/2011
Taschenbuch, 188 Seiten
[D] 8,99 €


Verlagsseite

Bereits 2008 kam der Debütroman des 1961 geborenen Schauspielers, Synchronsprechers,  Drehbuch- und Romanautors auf den deutschen Buchmarkt. Nach der Hardcoverausgabe legte Dumont im letzten Jahr in Form einer Taschenbuchausgabe nach.

Schwarzer Humor ist etwas, was ich seit Langem mag. Auslöser war glaube ich ein Monty Python-Film. Diese kleine Vorliebe und der Hinweis, dass Moogs Roman voll davon wäre, führte dazu, dass die Taschenbuchausgabe von Lebenslänglich vor mir liegt.

Moogs Schreibstil zog mich schnell in seinen Bann, wobei es mich nicht direkt in die Geschichte zog. Der Grund hierfür ist die für mich etwas zu distanzierte Art, mit der die Hauptfigur sich betrachtet. Man könnte schon fast sagen verbal seziert. Dennoch habe ich das Buch verschlungen.

Die gerade angesprochene Hauptfigur ist ein kleiner, unscheinbarer, adipöser Bankkassierer mit schütterem Haar und teigiger Haut. Er hat kein allzu reges Liebesleben. Eigentlich gar keins, denn die Frauen übersehen ihn schlichtweg, tagtäglich viele, viele Male. Überhaupt ignoriert ihn die Gesellschaft. Er fühlt sich ausgeschlossen, hat keinen Spaß und versucht, aus diesem trostlosen Dasein auszubrechen. Dafür macht er aber keine Diät. Er rennt auch nicht ins Fitnessstudio, um seinen Körper auf Vordermann zu bringen. Besucht auch keine Flirtkurse oder irgendwelche Seminare mit Anschlussgarantie. Nein, weil er widersinnigerweise hofft, dass eine spezielle Kollegin in seine tröstenden Arme flüchtet, wenn den Liebhabern seiner weiblichen Kolleginnen etwas geschieht, sorgt er für deren Ableben. Dummerweise wird natürlich die Polizei angesichts der Todesfälle aufmerksam. Und ganz unabhängig davon geht sein Plan schief. Nicht seine angebetete Traumfrau sucht Trost bei ihm und schmachtet ihn an, sondern eine nach Schweiß riechende und ebenfalls keinem hierzulande gängigen Schönheitsideal angehörende andere Kollegin. Angewidert wehrt er sich gegen ihre Avancen, denn auch wenn er selbst kein Prinz ist, möchte er doch absolut überhaupt keine Kröten küssen.

Kein sehr sympathischer und noch dazu ein namenloser Hauptcharakter, den Moog da für sein Romandebüt wählt. Allerdings auch keiner, der absolut erfunden und unecht wirkt. Voll Selbstmitleid lebt das dicke Männchen, wie er sich selbst nennt, in seiner eigenen kleinen Welt. Voller Hass auf sich selbst und die Welt, die ihn einfach übersieht und ungerecht behandelt. Was er denkt und fühlt, was er ihn zu dem was er tut motiviert, das erfahren Moogs LeserInnen durch ihn, mal in der ersten, mal in der dritten Person. Er plant perfide seine Taten und führt sie auch gnadenlos aus, bevor er sich selbst zum tapferen kleinen Held des jeweiligen Abends erhebt.

Moog spart an unnötigen Ausführungen, schafft aber durch die treffend klare, bildhafte Sprache eine authentische Atmosphäre. Er pointiert durch böse Ironie und bitteren Zynismus. Und so sieht man, wie die Wunschvorstellungen des Verlierers sich in Nichts auflösen. Trostlos und trist fristet er sein Dasein. Er ist sich gnadenlos seiner selbst, vor allem aber seiner Defizite bewusst. Straft sich unentwegt, indem er sie sich unter die Nase reibt und Vergleiche zieht. Während die Welt ihn übersieht, scheinen seine Sinne überall zu sein und alles wahrzunehmen. Seine Welt stand mir beim Lesen erschreckend klar vor Augen. Unaufgeregt wird nach und nach nachfühlbar klar, wie sehr jemand nicht nur durch die Gesellschaft, sondern auch durch sich selbst ins Abseits manövriert werden kann.

Fazit: Lesenswertes Debüt, das Lust auf weitere Werke des Autors macht. Schwarz, zynisch und unterhaltsam, wie er ist, bekommt Philipp Moogs Debütroman fünf von fünf Punkten von mir.

Copyright © 2012, Antje Jürgens (AJ)

29. Januar 2012

Geisler, Bernd: Das Buch Deborah

Filed under: Krimi/Thriller,Roman — Ati @ 15:57

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Bernd Geisler: Das Buch Deborah
Gardez! Verlag
ISBN-13: 9783897962194
ISBN-10: 3897962195
Thriller
1. Auflage 10/2010
Taschenbuch, 302 Seiten
[D] 9,90


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Der 1950 in Herten geborene Bernd Geisler unterrichtet kreatives Schreiben und arbeitet als freier Autor und Journalist. Schriftstellerisch bewegt er sich im Genre Krimi/Thriller. 2005 wurde sein Der Geldwurm für den Deutschen-Kurzkrimi-Preis nominiert. Geislers 2010 veröffentlichter Roman Der geschmackvolle Tod ist nicht nur sein Debütroman, sondern auch der Auftakt einer Trilogie. Dem vor mir liegenden zweiten Band Das Buch Deborah soll der dritte Band mit dem Titel Spitze folgen.

 

Die Trilogie spielt in der Gegenwart. Hauptfiguren sind Kriminalkommissar Saupe und Deborah Goldmann, eine junge Frau, die gegen ihren Willen in das mordlastige Geschehen gezogen wird. Mit ihr mischt sich ein Hauch Mystery in die Geschichte, denn Deborah ist nicht ganz so gewöhnlich, wie man vielleicht glauben möchte. Sie kann das Ableben anderer im Voraus sehen. Es äußerst sich in einem Dröhnen in ihren Ohren, Schwindelgefühl und Blutstropfen auf der Stirn der betreffenden Person.

 

Im zweiten Band Das Buch Deborah möchte Deborah eigentlich nur einen Neuanfang in Bergisch Gladbach machen. Einen ruhigen, lebenswerten Auftakt. Dieser zweite Band bildet im Übrigen die eigentliche Vorgeschichte zu Band 1. Insoweit muss dieser nicht zwangsläufig vorab gelesen werden.

 

Im Zuge des Neuanfangs sucht die arbeitslose Brückeningenieurin auch eine neue Arbeitsstelle und eine Nachbarin möchte ihr bei der Suche helfen. Dazu kommt es allerdings nicht mehr, denn kurz darauf wird eben jene Nachbarin ermordet und zerstückelt. Deborah gerät prompt unter Mordverdacht, doch noch kann ihr niemand etwas beweisen und sie bleibt auf freiem Fuß.

 

Das ist allerdings noch längst nicht alles, was schief läuft. Deborah wird in ihrer Wohnung überfallen und muss nach einem Unfall ins Krankenhaus und gerät so ganz nebenbei in den Bannkreis einer obskuren Sekte, die in ihr so etwas wie eine Anführerin sieht. Dass die in Das Buch Deborah vorkommenden Ermordeten allesamt zu eben dieser Sekte gehören, trägt nicht gerade zu Deborahs Entlastung bei.

 

Das gezeichnete Cover mit seiner Hand, dem Buch und der gesichtslosen (statt Gesichtszügen findet sich dort eine Turmfassade) mit einem Kapuzenmantel verhüllten Gestalt, finde ich im übrigen gut gelungen. Es vermittelt allerdings nicht unbedingt den absolut stimmigen Hinweis auf den Buchinhalt.

 

Saupe versucht Deborah zu überführen, konzentriert sich völlig auf sie. Doch damit ist er bei Deborah an der falschen Adresse. Ihre innere Überzeugung sorgt dafür, dass sie sich trotz aller Vorkommnisse nicht völlig aus der Bahn werfen lässt; ihr Mundwerk dafür, dass sich ihre Versuche für Geislers LeserInnen kurzweilig gestalten. Sie bildet einen relativ sympathischen Gegenpol zu der eher miesepetrig und eigenwillig gestalteten männlichen Hauptfigur Saupe. Trotz der an und für sich brutalen Thematik sorgt Geisler für den einen oder anderen Lacher oder zumindest hochgezogenen Mundwinkel. Der Schnellhefter mit Deborahs Bewerbungsunterlagen begleitet beispielsweise die LeserInnen quer durch die Geschichte, Deborah denkt auch in der unmöglichsten Situation an ihn. Auf glaubhafte Art, denn wer schon einmal eine brenzlige Situation erlebt hat, wird vielleicht wissen, dass einem die seltsamsten Gedanken durch den Kopf schießen (das zuhause noch das Frühstücksgeschirr steht etwa, oder dass man ein Loch im Socken hat, weil man ja eigentlich nur kurz vor die Tür wollte und dachte, dass das mit dem Socken damit gerade noch geht).

 

Die Geschichte lässt sich leicht lesen. Geisler knüpft eine Szene an die andere, das Tempo ist relativ hoch. Das eigentlich grausame Geschehen kommt durch den, sagen wir mal, dunkel angehauchten Humor jedoch gar nicht so brutal heraus. Der Spannungsbogen wirkt manchmal allerdings etwas überdehnt. Das liegt auch daran, dass Deborah selbst ermittelt. Angesichts Saupes Verbohrtheit klingt das zwar zunächst durchaus logisch – irgendjemand muss sie ja entlasten. Doch wirklich schlüssig fand ich nicht alle Handlungsansätze und Überlegungen. Es geschieht einfach fast zu viel und vor allem zu schnell. Hier hätten ein paar Kapitel mehr oder der eine oder andere Ansatz weniger notgetan, um das Ganze ausführlicher zu gestalten.

 

Allerdings, wer den ersten Teil gelesen hat, wird sich daran erinnern, dass Deborah dort an Saupes Seite ermittelt. In ganz normalen Kriminalfällen, ohne Sektenhintergrund. Der im zweiten Band versuchte Neuanfang gelingt also letztlich doch, wenn auch anders als geplant.

 

Fazit:

 

Wer einen knallharten Thriller sucht, ist mit Das Buch Deborah eher schlechter bedient. Geisler spinnt eher scheinbar mühelos sein Garn als Erzähler für lange Winterabende, in denen es eben auch um Mord geht. Die sind deshalb allerdings noch lange nicht langweilig oder wenig lesenswert. Ich habe mich trotz der kleinen Schwächen gut und kurzweilig unterhalten gefühlt und möchte für Das Buch Deborah vier von fünf Punkten vergeben.

 

Copyright © 2012, Antje Jürgens (AJ)

25. April 2011

Patterson, James: Alex Cross 13 – Dead

Filed under: Buch- & Sammelreihe,Krimi/Thriller,Roman — Ati @ 14:22

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James Patterson
Alex Cross 13: Dead

Originaltitel: Double Cross
aus dem Amerikanischen übersetzt von Leo Strohm
Blanvalet
ISBN  9783442372041
ISBN 3442372046
Krimi/Thriller
1. Auflage 2009
Umschlaggestaltung Hilden Design, München
Taschenbuch, 384 Seiten
[D] 8,95 €

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Patterson müsste man heißen …. Das ist eine Standardantwort für eine Freundin, die sich hin und wieder nach meinen eigenen Verkaufszahlen erkundigt. Warum? Als ich 2010 den Artikel im Spiegel entdeckte, brannten sich mir die darin genannten Zahlen förmlich ein. Denn an dem 1949 geborenen, in New York aufgewachsenen und in Florida lebenden Autor James Patterson kommt in den USA seit Jahren vermutlich niemand in den Buchhandlungen vorbei. Und längst ist er nicht nur dort eine feste Größe auf dem Buchmarkt. In mehrere Sprachen übersetzt, finden seine Bücher weltweit reißenden Absatz. Laut Spiegel wurden mehr Patterson-Bücher verkauft als Brown, King und Grisham gemeinsam loswurden. Über 170 Millionen bedeuten umgerechnet, dass jeder siebzehnte verkaufte Roman in den Staaten von ihm stammt. Allein in Deutschland standen zwanzig seiner Bücher auf den Bestsellerlisten. Teilweise wurden sie bereits verfilmt, so etwa „Denn zum Küssen sind sie da“ und „Im Netz der Spinne“ in der Morgan Freeman den Polizeipsychologen und Profiler spielte.

 

Patterson, ehemaliger Kreativdirektor einer Werbeagentur hat stets mehrere Projekte gleichzeitig laufen. So umgeht er Schreibblockaden. Er bevorzugt das Krimi- und Thrillergenre, verfasst aber auch Kinder- oder Sachbücher. 2009 unterschrieb er einen Vertrag für siebzehn Bücher. Dieser Deal brachte und bringt nicht nur ihm Millionen ein, auch die Verlage leben gut damit. So verdiente die Hachette-Gruppe – der Mutterkonzern von Litte, Brown & Co. (Pattersons Verlag) allein mit seinen Titeln in zwei Jahren 500 Millionen Dollar. Dort gilt er längst als Verfasser, Produzent, Lektor, Agent und Werbeagentur der Marke, zu der er sich und seine Bücher gemacht hat. Wie gesagt: Patterson müsste man heißen.

 

Dabei stammt mittlerweile gar nicht mehr alles aus seiner eigenen Feder, wird teilweise nur von ihm abgehakt oder umgearbeitet, was von seinen Hilfsschreibern beigesteuert wird. Und Patterson war natürlich nicht immer Bestsellerautor. Anfangs plagten ihn die gleichen Probleme wie viele Autoren und er hatte Schwierigkeiten, seine Manuskripte unterzubringen. Sein 1976 entstandener Roman „The Thomas Berryman Number“ gewann den Edgar – einen Preis für Krimineulinge. Doch erst als er nach mehreren Einzelromanen die 1993 auf den Markt kommende Serie um Alex Cross begann, kam der Erfolg wirklich zu ihm und riss auch mit seiner zweiten Serie Women’s Murder Club nicht ab.

 

Ursprünglich als Alexis Cross angelegt, merkte Patterson beim Schreiben des ersten Bandes schnell, dass er die farbige weibliche Hauptfigur nicht authentisch schreiben konnte und funktionierte sie kurzerhand zu einem Mann um. Alex Cross, der Vater dreier Kinder kam 2009 in Dead zum bereits dreizehnten Mal zum Einsatz, obwohl er eigentlich mittlerweile seine Tätigkeit bei der Polizei längst aufgegeben hat und sich um seine Privatpraxis kümmern möchte. Statt um psychopathische Killer bemüht er sich dort fortan lieber um Patienten mit Angst vor Bakterien, Kriegstraumata, Einsamkeitsproblemen, etc..

 

Die einzelnen Bände um Alex Cross können – wie mir schnell klar wurde – separiert voneinander gelesen werden, da sie in sich abgeschlossen sind, selbst wenn man diverse Figuren in anderen Bänden wiederfindet. Der Nachteil dabei ist natürlich, dass bestimmte Figuren irgendwann blass und eher eindimensional daherkommen, wenn der Autor eingefleischte Fans nicht mit endlosen Wiederholungen ihrer Beschreibung langweilen will. Im Juli 2010 kam mit „Fire“ übrigens bereits der vierzehnte Band auf den deutschen Buchmarkt. Doch zurück zu Dead, zurück zu dem Buch, an das ich mit entsprechend großen Erwartungen herangegangen bin.

 

Ein psychopathischer Serienmörder macht Cross in Washington D. C. einen Strich durch die Rechnung und würfelt ihn mit seiner Freundin, Detective Bree Stone, und ihren Kollegen zu einem Team zusammen, das eine grauenvolle Mordserie beenden muss, während ihnen die Zeit davon läuft. Der Killer inszeniert seine Taten als öffentliche Hinrichtungen vor einem unfreiwilligen Livepublikum, richtet dafür zudem eine eigene Website ein, verhöhnt die ermittelnden Beamten, spielt Katz und Maus mit ihnen.

 

Parallel dazu taucht Kyle Craig, ein alter Bekannter von Cross (sein Vorgesetzter und Mentor – jedenfalls, bis ihm selbst einige Morde nachgewiesen wurden) wieder auf, der eigentlich in einer ausbruchsicheren Todeszelle auf seine Hinrichtung warten sollte. Ebenso parallel schwenkt Patterson zu der Beziehung zwischen Stone und Cross und zu den Sitzungen von Patienten, die Cross in seiner Privatpraxis behandelt.

 

Patterson erzählt also in gewohnter Manier aus verschiedenen Perspektiven. Mal berichtet Cross selbst (in Ich-Form), mal erfährt man alles aus Sicht des DCPK genannten Killers, mal von Craig, der es geschafft hat, sich aus seiner Todeszelle zu befreien (jedoch nicht von ihnen, sondern in dritter Person). Meist kommen mehrere Kapitel aus einer Perspektive hintereinander, bevor Patterson die Blickrichtung wechselt. Seltsamerweise erschien es mir während des Lesens so, dass der bzw. die Killer im Vordergrund stehen. Tatsächlich widmet der Autor jedoch Cross und dem mit ihm arbeitenden Team bzw. seiner Beziehung zu Stone mehr Aufmerksamkeit als dem DCPK oder dem entflohenen, nicht weniger gefährlichen Craig.

 

Bereits zu Anfang der Ermittlungen zeichnet sich ab, dass der DCPK will, dass Cross an dem Fall beteiligt wird und es ist auch relativ schnell klar, dass Craig etwas damit zu tun haben muss – was zweifelsohne an den erwähnten Perspektivwechseln liegt. Insoweit gibt es nicht wirklich überraschend, aber überraschend viel Vorhersehbarkeit in Dead, was unter anderem dazu führte, dass das Buch mich nicht wirklich gefesselt hat.

 

Vorwiegend lag es aber an verschiedenen anderen Schwachpunkten. Nehmen wir zunächst einmal Craig. Im Prolog, der aus zwei von ihm handelnden Kapiteln besteht, wird er gleich zu Anfang dazu verurteilt, den Rest seines Lebens in einem Hochsicherheitstrakt zu verbringen – ohne normale zwischenmenschliche Kontakte. Im zweiten Kapitel wird erneut beschrieben, dass die Gefangenen dieses Traktes dreiundzwanzig Stunden täglich in ihrer Zelle verbringen und nur Kontakt zum Wachpersonal und ihren Anwälten haben. Trotzdem hat Craig nicht nur Kontakt zu seinem Anwalt, der ihm letztlich zur Flucht verhilft. Auch zum DCPK gibt es eine Verbindung, die nicht nur in Form einer fatalen Verehrung eines Serienkillers besteht (welche im Übrigen auch die Komplizin des DCPK oder etwa auch Craigs Anwalt für diesen empfinden). Grundsätzlich ist dies nachvollziehbar, denn fatalerweise haben Gewaltverbrecher auch in der Realität eine seltsame Anziehungskraft auf bestimmte Personen. Und so begeht der DCPK die Morde quasi für Craig, eifert ihm nach, will ihn letztlich übertrumpfen. Ob das erste Opfer des DCPK ihren Kontakt zu Craig vor oder nach seiner Verurteilung geknüpft hat, wird nicht ganz klar, aber die Verbindung Killer-Killer-Opfer gibt es.

 

Statt jedoch gleich unmittelbar oder wenigstens später darauf oder auf die einzelnen Beweggründe dahinter näher einzugehen, schreibt Patterson lediglich, dass diese Verehrung besteht, und widmet sich lieber den wöchentlichen Anwaltsbesuchen von Craig. Wie er seinem Anwalt Woche für Woche, Jahr für Jahr acht gleiche Fragen stellt, ohne Antworten zu erwarten, bevor ein wenig Small Talk gemacht wird (der sich allerdings auch um Serienmörder drehen kann). Der Ausbruch ist perfekt geplant und verläuft ohne Probleme, sodass Craig – kaum draußen – natürlich gleich weitermorden kann, um seinem Serienkillerklischee zu entsprechen. Was hier wie oder warum wann von wem geplant wurde, steht in den Sternen – in Dead findet man es nicht, obwohl es der Geschichte gut getan hätte. Fast scheint es im Hinblick auf den letzten Satz im letzten Kapitel, dass dieser Handlungsstrang lediglich dazu dient, Craig in einem weiteren Alex-Cross-Band auftauchen zu lassen.

 

Doch das war es nicht allein. Wie bereits erwähnt, ergibt sich – sofern man einzelne Bände einer Reihe unabhängig von den anderen liest – das Problem, dass etwa Alex Cross bei aller Präsenz etwas schemenhaft dargestellt wird. Im Zusammenhang mit dem Protagonisten der Serie erscheint das durchaus nachvollziehbar, doch leider gilt es auch für neu hinzugekommene Antagonisten, wie etwa den DCPK in Dead. Da der Autor den Fokus auf seine Taten und Verwandlungskünste, und weniger auf die Person dahinter lenkt, bleibt auch er zu farblos, zu unscharf.

 

Und da gibt es auch die eigentlich sinnlose Aneinanderreihung grausam inszenierter Morde, die der Autor anschaulich beschreibt und für die der DCPK einen übertrieben wirkenden hohen Aufwand betreibt. Beides erscheint zwar grundsätzlich insofern logisch, dass Morde fatalerweise nicht zwangsläufig einen Sinn ergeben müssen und Täter bei weniger Aufwand vermutlich schneller gefasst würden bzw. sich der Wahnsinn passend darin spiegelt. Doch Dinge, wie das Bespielen und Löschen eines Videobandes, bevor ein Mord darauf festgehalten wird, damit die Ermittler nach einer Rekonstruktion der gelöschten Daten dadurch einen gewollten Hinweis auf den Mörder bekommen, erscheinen etwas übertrieben. Nachlässigkeit, weil der Täter Geld sparen und deshalb keine neue Videokassette verwenden wollte (ohne daran zu denken, dass ihm das zum Verhängnis werden könnte), hätte hier einen glaubwürdigeren Effekt erzielt.

 

Genauso benutzt der DCPK für jeden Mord eine andere Identität, verkleidet sich so meisterhaft, dass man – insbesondere auch Cross – nicht so schnell erkennt, dass es sich immer um die gleiche Person handelt. Dieses Problem hat der Leser durch die Perspektivwechsel natürlich nicht. Er beobachtet ja, wie der Killer für die Ermittler und sein Publikum in diese Rollen schlüpft, dass er sich für sich selbst sogar anders nennt. Der DCPK verwendet dazu – genau wie der entflohene und untergetauchte Craig oder dessen Fluchthelfer auch – unter anderem Gesichtsprothesen. Die bekommt man nicht wirklich an jeder Straßenecke, sie müssen genau angepasst werden, damit sie nicht auf den ersten Blick auffallen, und kosten darüber hinaus auch nicht gerade wenig. Vom enormen Zeitaufwand, den so ein Tarn-und-Täuschen-Spiel schlicht und ergreifend bedarf um echt zu wirken, ganz zu schweigen. Doch all das scheint für die Antagonisten der Geschichte absolut kein Problem darzustellen.

 

Hinzu kommt, dass Cross – genial, wie sich Profiler für gewöhnlich in TV-Serien, Filmen oder Romanen darstellen – rasend schnell Zusammenhänge erfasst, die für Otto-Normal-Verbraucher nicht erkennbar sind. So geht er bereits beim allerersten Hinrichtungsmord sofort von einem Serientäter aus. Immerhin sieht er Hinweise, die sonst niemand erkennt, kommt dafür aber erstaunlich langsam dahinter, was sie wirklich bedeuten, während der Leser wiederum paradoxerweise (ebenfalls dank der ständigen Perspektivwechsel) längst weiß, in welche Richtung es letztlich geht.

 

Auch der Aufklärungsdruck, der auf dem Ermittlerteam lastet, wirkt nur bedingt glaubwürdig. Cross wird zwar durch den Killer dazu gezwungen und von seiner Freundin Bree auch dazu aufgefordert, sich des Falles anzunehmen – seine Praxis schließt er dafür jedoch nicht. Genauso abgeklärt, man könnte es allerdings genauso gut oberflächlich nennen, wie er sich der sich im Zuge der Ermittlungen ergebenden Bedrohungssituation seiner Person oder seiner Familie stellt, widmet er sich ganz nebenbei seinen Patienten und Patterson lässt den Leser munter an diesen Sitzungen teilhaben. Dass der Profiler und Psychologe dabei trotz seiner Genialität bis zuletzt absolut keinen Zusammenhang zwischen dem DCPK, seiner Komplizin und zweier Patienten sieht, wirkt weder stimmig noch authentisch. Auch dieser Zusammenhang wird im Übrigen einfach präsentiert, ohne wirklich auf die Bedeutung einzugehen. Natürlich könnte man ihn einfach in einer Laune des Killers begründet sehen, doch bei einem Bestsellerautor wie Patterson sollte man hier mehr erwarten können.

 

Erschwerend kommt die Darstellung der Beziehung zwischen Stone und Cross hinzu. Die passt ebenfalls grundsätzlich in den Plot und so schwenkt der Autor (vermutlich mit einem Blick auf das schlagende Argument „sex sells“) auch immer wieder brav auf die Beiden. Überzeugen kann er allerdings auch damit nicht. Während im „realen“ Leben Ärzte, Ermittler und diverse andere Berufsgruppen eher Probleme mit ihrer Libido bekommen (sei es aus chronischer Überarbeitung oder einfach, weil das im Zusammenhang mit ihrer Arbeit stehende Geschehen um sie herum nicht sehr lustfördernd wirkt) merkt der Autor immer wieder an, wie scharf Cross auf seine Freundin ist oder wird. Die ihrer Ermittlungszeit mühsam abgeknapsten gemeinsamen Momente werden tatsächlich passend nicht explizit geschildert. Doch genau das, lässt die eben erwähnten ständigen Hinweise auf Cross Begehren, letztlich eher störend als unterhaltend wirken.

 

Positiv anzumerken ist, dass Patterson seine Hauptfigur nur einmal in eine rasante Verfolgungsjagd per Auto verwickelt. Dass nicht ständig etwas in die Luft fliegt oder der Täter nicht im Alleingang ein Waffenarsenal verschwendet, das für eine ganze Armee reichen würde. Oder dass der Autor seine Leser nicht mit ermittlungstechnischen Details überfrachtet. Doch im Bezug auf Letzteres gibt es gleich wieder ein Aber, denn die Ermittlungen selbst können nicht wirklich überzeugen. Sie stochern bei allen Geistesblitzen von Cross zu viel im Dunklen, hinken dem bzw. den Tätern bis zuletzt zu sehr hinter, leben eher von Zufällen als von erarbeiteten Erkenntnissen. Wäre der Täter nicht so selbstverliebt, könnte er Washington vermutlich entvölkern, ohne dass Cross und seine Leute ihn je dingfest machen könnten.

 

Fazit

 

Geschmäcker sind verschieden. Für die einen hat Pattersons Alex-Cross-Reihe Kultcharakter, andere begeistert sie eher weniger. Obwohl Patterson einen flüssigen, leicht zu lesenden Schreibstil pflegt, ziehen sich die kurz gehaltenen Kapitel. Der Autor verzettelt sich in Nebenschauplätzen. Obwohl die Handlungsfäden alle zu einem gewissen Ende gesponnen werden, werden sie nur bedingt schlüssig verwoben. Ob es nun an der Übersetzung, an der Dauer der Reihe oder Pattersons Stil liegt, kann ich nicht beurteilen. Dead war mein erster Roman von ihm und konnte mich nicht überzeugen, weshalb ich nur zwei Punkte von fünf Punkten dafür vergeben möchte.

 

Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

 

 

 

24. April 2011

Parrish, Leslie: Was kostet der Tod?

Filed under: Buch- & Sammelreihe,Krimi/Thriller,Roman — Ati @ 17:13

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Leslie Parrish
Black Cats 01: Was kostet der Tod?

Originaltitel Black Cats 01: Fade to Black
aus dem Amerikanischen übersetzt von Heide Frank
LYX
ISBN 9783802583759
Romantic Thrill
Deutsche Erstausgabe 2011
Umschlaggestaltung büosüd°; München
Breitklappenbroschur, 360 Seiten
[D] 9,99 €

Verlagsseite
Autorenseite (deutsch)

Leslie Parrish hat drei Töchter, zwei Hunde und lebt mit ihnen und ihrem Ehemann Bruce in Maryland. Unter dem Namen Leslie Kelly hat sie bereits mehrere Liebesromane geschrieben, von denen bereits Übersetzungen in Deutschland bei Cora in der Tiffany-Reihe erschienen sind. 2006 erhielt sie für ihre Arbeit den Romantic Times Award und wurde für weitere Preise nominiert. Ihr erstes Buch erschien 1999, seitdem hat sie mehr als dreißig Liebesgeschichten mit frechen Dialogen und sexy Handlung für Harlequin geschrieben.

 

Mit dem Auftaktroman der Black-Cats-Reihe und einem der Titel aus der Romantic-Thrill-Reihe von LYX  beschreitet sie neue Wege, um ihre etwas dunklere Seite als Schriftstellerin auszuleben. Zur deutlicheren Abgrenzung ihrer bisherigen Veröffentlichungen hat sie sich für das Pseudonym Leslie Parrish entschieden. Wer den gewohnt rasanten, sexy-frechen Stil in Was kostet der Tod? erwartet, den man aus Kellys bisherigen Romanen gewohnt ist, wird vielleicht enttäuscht. Denjenigen, die auf die von LYX gewohnte Erotik setzen, wird eventuell auch etwas fehlen.

 

Dennoch lohnt es sich durchaus, das Buch zu lesen. Wie bereits in Susan Crandalls „Pitch Black” aus dem gleichen Verlagsprojekt, sind die romantischen Elemente in Was kostet der Tod? eher dezent und weder mit erotischen Sequenzen überfrachtet, noch werden sie von gnadenloser Brutalität überdeckt, obwohl es durchaus um knallharte Verbrechen geht. Die sind übrigens härter als man unter Umständen bei einem romantischen Thriller erwartet, weshalb ausufernde Romantik bei dieser Thematik einfach unangebracht wäre. Doch kann man beides überhaupt in einen halbwegs harmonischen Einklang bringen?

 

Dass es tatsächlich geht, zeigt unter anderem auch Parrish alias Kelly in ihrer Black-Cats-Reihe. Bereits im Auftaktroman zeichnet sich ab, dass die einzelnen Romane in sich abgeschlossen sind und unabhängig voneinander gelesen werden können, da sie jeweils andere Paare behandeln. Der Folgeband „Im Netz des Todes“, in dem zwei Figuren aus dem ersten Teil weiter behandelt werden, soll im September 2011 in Deutschland erscheinen. In den Staaten ist bereits der dritte Band mit dem Titel „Black at heart“ erhältlich.

 

Die Geschichte selbst spielt in den Staaten der Gegenwart und wird in dritter Person erzählt. Das Cover der deutschen Ausgabe fällt durch seine Schlichtheit auf. LYX verzichtet auf einen, derzeit Verlag übergreifend gerne verwendeten muskelgestählten Oberkörper oder das ebenso gern verwendete ernste oder geheimnisvoll wirkende Frauen- oder Männergesicht und zeigt statt dessen eine verblühte, kopfüberhängende rosa Tulpe auf dunklem Hintergrund. Diese rosa Tulpe setzt sich übrigens Ton in Ton auf der Innenseite des Umschlages vorne wie hinten fort.

 

Was rein vom Umschlag her auf ersten Blick so harmlos wirkt, versetzt einem gleich darauf einen kleinen Schock. Bereits im Prolog taucht man in den ersten Mordfall und damit in das Geschehen ein, bevor es im ersten Kapitel siebzehn Monate später mit Aufnahme der Ermittlungen durch die CAT-Abteilung des FBI, die sich mit Internetkriminalität auseinandersetzt, weitergeht. Was kostet der Tod? handelt von einem brutalen Killer, der seine Opfer in immer kürzeren Zeitabständen maßlos quält und tötet und seine Werke per Video im Internet präsentiert. Unabhängig davon und gleichzeitig eng mit einem der Opfer verwoben, geht es aber auch um Missbrauch und häusliche Gewalt. Hierbei ist es der Autorin gelungen, die Unfassbarkeit der Morde durch geschicktes Weglassen zu detaillierter Beschreibungen so gekonnt subtil zu umschreiben, dass die Fantasie des Lesers zwar durchaus für Gänsehaut sorgt, ihn jedoch nicht zwanghaft alle Fenster und Türen kontrollieren lässt, sobald er das Buch zur Seite legt.

 

Zugegebenermaßen: Ganz neu ist die Idee natürlich nicht – das muss sie aber auch nicht sein, solange die Umsetzung stimmt. Und während beispielsweise Katzenbach in „Der Professor“ als unterbrechende Nebenhandlung Halluzinationen und Gespräche seiner Hauptfigur mit verstorbenen Familienangehörigen einsetzt, baut Parrish die sich anbahnende Beziehung zwischen Stacey Rhodes, die als Sheriff der Kleinstadt Hope Valley tätig ist, und dem FBI-Agenten und Angehörigen der CAT-Einheit Dean Taggert ein. Beide haben eigentlich von großen und brutalen Verbrechen genug und sich bewusst für ihre momentane und bis zu diesem Zeitpunkt eher ruhigere Tätigkeit entschieden. Beide können jedoch nicht die Augen davor verschließen, dass es Verbrecher gibt, die unbedingt dingfest gemacht werden müssen, bevor noch mehr passiert, zumal Stacey eines der Opfer von klein auf kannte.

 

Als eine Spur das FBI-Team nach Hope-Valley führt und Rhodes Taggert und seinen Kollegen helfen kann, zeigt sich gleichzeitig, dass Stacey und Dean auf einer Wellenlänge schwimmen. Unaufgeregt kommen sie einander näher. Stacey, selbstbewusst, autonom – eine Kleinstadtpflanze, die den Duft der Großstadt geschnuppert und sich wieder aufs Land zurückgezogen hat, geht offen auf Dean zu. Dean ist geschieden und durch seine Tätigkeit immer in Gefahr, das Umgangsrecht mit seinem Sohn zu verlieren. Dennoch stürzt er sich in seinen neuen Fall. Obwohl die Autorin hier fast in ihr bisheriges Genre abgerutscht wäre, tänzeln die Beiden letztlich nicht lange umeinander herum, gehen jedoch auch nicht wirklich zur Sache und ihre Liebesgeschichte ist, wie bereits erwähnt, eher dezent. Sie bildet den Hintergrund für die eigentliche Verbrecherjagd. Bietet sozusagen kleinere Entspannungsinseln, bevor es weitergeht bei der Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen im Kampf gegen die Zeit. Geschickt lenkt die Autorin ihre Leser in verschiedene Richtungen, lässt Verdachtsmomente gegen mehrere der Figuren wachsen, bevor sie sie wieder auf die von ihr gelegte Spur zurücklotst. So bleibt bis zuletzt offen, wer der Täter ist.

 

Die Hauptcharaktere sind gut gelungen. Die Autorin taucht erzählend in ihre Vergangenheit ein und bringt ihre Motivation passend zum Ausdruck. Die Nebencharaktere weisen insoweit eine kleine Schwäche auf, als ihre Beschreibung das eine oder andere Mal zu einfach ausfällt, zu klischeehaft böse und schlecht. Der flüssige, leicht zu lesende Schreibstil und die übrige stilistische Handhabung der Autorin, die Dialoge und Erzählungen in einem ausgewogenen Verhältnis mischt, macht dieses Manko größtenteils wieder wett. Einen richtigen Minuspunkt, der die Auflösung des Falls betrifft, gibt es jedoch. Dieser Teil des Romans wirkt zu schnell abgehandelt. Da nutzt es auch nur bedingt etwas, dass die Lösung so klar und stimmig beschrieben wird, wie man sie sich erhofft. Um den Roman gekonnt abzurunden, fehlt einfach eine ausführlichere Betrachtung der Motivation des Täters.

 

Fazit

 

Gelungener Auftakt einer neuen Reihe trotz kleinerer Schwächen. Ich bin gespannt auf den Folgeband und vergebe vier Punkte von fünf Punkten.

 

Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

11. April 2011

Berry, Steve: Antarctica

Filed under: Buch- & Sammelreihe,Krimi/Thriller — Ati @ 15:01

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Steve Berry
Antarctica

Originaltitel: The Charlemagne Pursuit
aus dem Amerikanischen übersetzt von Barbara Ostrop
Blanvalet
ISBN 9783442373352
ISBN 3442373352
Thriller
1. Auflage 2011
Umschlaggestaltung Hilden Design, München
Taschenbuch, 608 Seiten
[D] 13,00 €

Verlagsseite
Autorenseite

Mit 35 Jahren begann der 1955 geborene und heute in St. Augustine, Florida, lebende Anwalt Steve Berry mit Schreiben. Sein bevorzugtes Genre sind Thriller. Zehn bzw. elf Jahre danach wurde er Sieger des „Georgia State bar Fiction Writing Contest“, wiederum zwei Jahre darauf wurde sein erster Roman „The Amber Room“ veröffentlicht. Neben seiner anwaltlichen und schriftstellerischen Tätigkeit engagiert sich der verheiratete Autor und Vater einer Tochter auch auf lokalpolitischer Ebene. Er mag das Meer und Golf und reist sehr gerne, immer auf der Suche nach neuen Ideen für seine Geschichten. Zusammen mit seiner Frau hat er die Stiftung „History Matters“ gegründet.

 

Sieben Bücher später ist der in den Staaten als Bestsellerautor bekannte Berry natürlich auch in Deutschland längst kein Unbekannter mehr. Publishers Weekly bezeichnete ihn als „den wahren Meister unter den Thrillerautoren“. Und sieht man sich seine Verkaufszahlen an, darf man getrost davon ausgehen, dass durchaus etwas an dieser Lobeshymne dran ist. Seine Bücher (über 12 Millionen gedruckte Exemplare) werden, in 40 Sprachen übersetzt, in 51 Ländern vertrieben. Berrys Schreibstil wurde und wird öfter mit dem von Dan Brown verglichen, was allerdings nicht immer durchweg positive Reaktionen hervorruft.

 

Nach „Alpha et Omega“, „Patria“ und „Der Pandora-Pakt“ schickt Berry mit Antarctica erneut den ehemaligen Agenten Cotton Malone ins Rennen, wobei die Bücher unabhängig voneinander gelesen werden können, da sie in sich abgeschlossen sind. Und wie schon zuvor, hat auch der Fall, mit dem er es im aktuell vorliegenden Roman zu tun bekommt, etwas mit seiner Familie zu tun. Im vierten Buch der Malone-Reihe wird ein Bezug zu seinem verstorbenem Vater hergestellt, der bei einem U-Boot-Unglück ums Leben kam. Erst Jahrzehnte später, als Malone längst seinen Dienst bei der Regierung der Vereinigten Staaten beendet hat, bekommt er Einsicht in die Akte seines Vaters. Die wirft allerdings mehr Fragen auf, als sie Antworten bietet, und rückt ihn ins Visier skrupelloser Mörder.

 

Wie in seinen anderen Malone-Romanen lenkt Berry auch in Antarctica den Fokus eher auf die Handlungsebene als auf seine Charaktere, womit sie allesamt eher eindimensional bleiben. Und wie zuvor zieht er auch in diesem Roman die Handlungsorte weit auseinander; lässt Malone vom Südpol bis nach Aachen und zurück in die Antarktis nach der Wahrheit und mit ihm etliche andere Charaktere nach einem großen Geheimnis suchen. Auch in Antarctica kommt Geschichte nicht zu kurz, versteht Berry es doch, einen Bogen von Karl dem Großen im achten Jahrhundert nach Christus über das Dritte Reich bis in die Gegenwart zu schlagen. Aktuelles wird mit Historischem vermischt, geschichtlich reales Wissen mit fiktiven Einschlüssen. Seine Interpretationen geschichtlicher Begebenheiten sind durchaus nachvollziehbar und er lenkt seine Figuren geschickt und abwechslungsreich durch das spannende Geschehen. Hinzu kommt ein Hauch Mystery, denn das U-Boot mit Malones Vater ist an einem Ort gesunken, der mysteriöse Zeichen birgt und auf eine untergegangene, geheimnisvolle Kultur verweist. Alles gemeinsam führt letztlich zu einem großen Showdown in der Antarktis.

 

Obwohl die Hauptcharaktere, wie bereits erwähnt und aus früheren Büchern bekannt, nicht im Vordergrund stehen, tut das der Spannung keinen wirklichen Abbruch. Dies gilt auch für die Detailverliebtheit, die Berry hin und wieder an den Tag legt. Er wird damit nicht bei allen Lesern Jubel hervorrufen, dennoch kann beides nicht überdecken, dass er eine flüssige und interessante Geschichte geschrieben hat. Und das, obwohl er sowohl zeitlich aus auch örtlich einige Sprünge absolviert, die eher das Gegenteil vermuten lassen. Doch Berry schafft es, den roten Faden der Geschichte konsequent zu Ende zu spinnen und ermöglicht es dem Leser, in eine dicht gewobene Atmosphäre einzutauchen.

 

Fazit

 

Spannend, flüssig, unterhaltsam und nebenbei kann man noch geschichtliches Wissen auffrischen oder lernen. Dafür gibt es vier Punkte von insgesamt fünf Punkten.

 

Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

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