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18. Mai 2010

Sebold, Alice: In meinem Himmel

Filed under: Krimi/Thriller,Roman — Ati @ 20:32

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In meinem Himmel

Von Alice Sebold

Titel der engl. Originalversion „The lovely bones“ erschienen bei MacMillan 02/2003

Dt. Übersetzung erschienen im Weltbild Verlag 2007

ISBN-10: 3443458366 – ISBN-13: 978-3442458363

Hardcover, 19,9 cm x 18,9 cm, 380 Seiten

 

 

Zur Autorin

 

Die 1963 geborene, US-amerikanische Schriftstellerin veröffentlichte 1999 das Buch „Lucky“ (2004 unter dem Titel „Glück gehabt“ bei Goldmann erschienen), das auf dem Erlebnis ihrer Vergewaltigung basierte. Auch in „In meinem Himmel“ spielt dieses Thema eine Rolle.

 

Zum Buch

 

Mit 14 Jahren wird Susie brutal vergewaltigt und ermordet. Doch damit nicht genug. Der Täter zerstückelt sie und wirf sie in ein Erdloch. Die Leiche des Mädchens wird nicht gefunden. (Eigentlich ein perfekter Stoff für einen reinen Krimi, oder?) Da der Mörder bereits auf den ersten Seiten benannt wird, richtet sich der Spannungsbogen auf die Familie Salmon, die an Susies Verschwinden zu zerbrechen droht. Susie existiert weiter, begleitet und beobachtet aus ihrem Himmel Familie und Freunde und versucht ihnen zu helfen. (In mir keimte der Verdacht, dass es etwas kitschig und melodramatisch werden könnte.)

 

Meine Meinung

 

Ohne die anfänglichen Bedenken zu beachten, konnte ich nach den fast schon überschwänglichen Kritiken nicht widerstehen und habe „In meinem Himmel“ gekauft. Dennoch lag es lange Zeit auf einem Stapel Bücher, die ich „wenn mal Zeit ist“ lesen wollte. Zwischenzeitlich habe ich es bereits zum vierten Mal gelesen, was darauf verweist, dass sich der Kauf für mich gelohnt hat.

Alice Sebold lässt die ermordete Susie selbst die Geschichte erzählen. Die von mir, angesichts Thematik und Erzählperspektive, eigentlich fast schon erwartete Melodramatik fehlte hier völlig. Statt dessen erwartete mich neben einer schonungslosen und bar jeglicher Sentimentalität erfolgten Schilderung des Verbrechens, Susies Blick auf die unsägliche Trauer und Wut ihrer Familie und Freunde. Auf deren Verzweiflung darüber, dass der Täter nicht gefasst werden kann, weil es – außer ihm und Susie selbst – weder Zeugen noch Spuren gibt. Darüber hinaus skizziert Susie ihren Himmel, in dem sie jenseits von Gefühlen wie Wut beobachtet und einen Weg sucht, ihrer Familie zu helfen. Es gelingt ihr teilweise. Ihr kleiner Bruder Buckley meint, sie zu sehen, ihr Vater meint, ihre Anwesenheit zu spüren. Jahre vergehen und Susie sieht, was sie alles entbehren muss in ihrem Himmel. Sie wird nicht erwachsen. Sie erlebt keine erste Liebe – und dabei würde sie so gerne noch einmal mit dem Jungen zusammen sein, der sie zum ersten Mal küsste. Zusammen mit dem ebenfalls gelungenen Täterpsychogramm ergibt sich daraus für den Leser eine überaus aufwühlende Tiefe, in der das Tragische betont wird. Schmerz und Verzweiflung ihrer Familie und ihrer Freunde verschmelzen mit Susies persönlichen Erinnerungen und Erzählungen vor und nach ihrem Tod. Der daraus resultierenden persönlichen Ebene der Geschichte kann sich wohl kaum jemand entziehen.

 

Ich konnte es jedenfalls nicht. Und das, obwohl ganz am Schluss genau das eingetreten ist, was ich anfangs befürchtete – es wurde doch noch leicht kitschig und war nach dem überwiegend fesselnden Teil etwas unpassend. 

 

Trotzdem: Selten wurde ich in ein solches Wechselbad an Gefühlen getaucht. „In meinem Himmel“ ist entsetzlich und tröstlich, abschreckend und anrührend zugleich. Ich trauerte und litt mit Susie, ihrer Familie und ihren Freunden. Ich war wütend über das Verbrechen und hasste den Täter regelrecht, der einfach nicht zu fassen war. Ich blätterte voller Spannung und Ungeduld weiter und saß dann einfach wieder nur nachdenklich da und dachte über das gerade Gelesene nach. Trauer und Wut auf der einen Seite. Trost und Humor auf der anderen. Und darüber hinaus noch die überaus verlockende Theorie, dass der körperliche Tod nicht das Ende von allem ist.

 

Wer sich auf dieses Buch einlässt, bei dem wird Susies Geschichte sicher einen bleibenden Eindruck hinterlassen, da es mehr eine Erfahrung als bloße Unterhaltung darstellt.

 

© 05/2010 Antje Jürgens

Hawking, Lucy & Stephen: Der geheime Schlüssel zum Universum

Filed under: Abenteuer,Fantasy, Horror, SciFi,Jugendbuch — Ati @ 20:24

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Der geheime Schlüssel zum Universum

Von Lucy & Stephen Hawking

Titel der engl. Originalausgabe “George’s Secret Key to the Universe” erschienen 2007

Dt. Übersetzung Irene Rumler

Erschienen bei cbj 2009

ISBN10:  3570138364- ISBN 978-3570138366

Genre: Sachbuch (Astrophysik) & SiFi/Fantasy ab 10 Jahren

Hardcover, 25,4 cm x 20,4 cm, 288 Seiten

19,95 € [D]

Zu den Autoren

 

Lucy Hawking: Die 1970 geborene Tochter von Stephen Hawking studierte in Oxford zunächst französische und russische Literatur, bevor sie als freiberufliche Journalistin für diverse bekannte englische Tageszeitungen tätig wurde. Nach der Veröffentlichung von zwei (Erwachsenen-)Romanen begann sie, zusammen mit ihrem Vater an einem Kinderbuch zu arbeiten.

 

Stephen Hawking: Der 1942 in Oxford geborene, englische Astrophysiker erkrankte bereits im Alter von 21 Jahren an ALS, einer degenerativen Erkrankung des motorischen Nervensystems, die sein Nervensystem zerstört. 1968 zwang ihn diese Krankheit in den Rollstuhl, 1985 kostete sie ihn, nach einem Luftröhrenschnitt, die Fähigkeit zu sprechen. Hawking war fortan auf die Benutzung eines Sprachcomputers angewiesen, den er zwischenzeitlich mit seinem rechten Wangenmuskel steuert. Trotz seiner Erkrankung war er von 1979 bis ins Jahr 2009 Inhaber des Lucasischen Lehrstuhls für Mathematik an der Universität Cambridge, forschte im Bereich Physik (Schwarze Löcher) und lieferte neben bedeutenden Arbeiten zur Kosmologie auch populärwissenschaftliche Werke und Bücher über moderne Physik ab. Dadurch wurde er einem breiten Publikum außerhalb der Fachwelt bekannt und erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen.

 

Zum Buch

 

Die Suche nach seinem Schwein Freddy führt den 12jährigen George in das Wohnzimmer seiner Nachbarn. Die haben einen futuristischen Sprachcomputer, der Cosmos heißt, und mit dessen Hilfe Eric, ein Wissenschaftler, und dessen Tochter Annie den Jungen zu einer virtuellen Reise ins Weltall einladen. George lernt dabei völlig neue Welten kennen. Er sieht nicht nur leuchtende Gaswolken, sondern wird auch Zeuge von Sternengeburten. Klar, dass er begeistert ist. Seine Begeisterung geht jedoch nicht so weit, dass er Annie unbesehen glaubt, dass Cosmos sie und ihre Familie auch richtig ins Weltall bringen kann. Um ihm zu beweisen, dass sie recht hat, packt Annie George kurzerhand in einen Raumanzug und nutzt Cosmos als Portal. Die beiden reisen auf einem rasenden Kometen, was nicht ganz ungefährlich wird.

 

Meine Meinung

 

Diese Begleitgeschichte ist liebenswert kindlich aufgebaut und auch ideal zum Vorlesen geeignet. Neben Annie und George bestimmen eine dümmliche Schülergang, das Schwein Freddy, ein Umweltschützer, ein Ausbeuter sowie ein verkannter Wissenschaftler sowie der „beste Computer der Welt“ größtenteils das Geschehen.

 

Ganz nebenbei erfahren nicht nur Kinder, sondern auch eventuelle (erwachsene) Vorleser, was Gravitationslinsen, Schwarze Löcher oder Supernovae sind oder wie Sternengeburten ablaufen. Stephen Hawkings Wissen ist leicht verständlich in Lucy Hawkings Begleitgeschichte verpackt und wird durch zahlreiche, in die Geschichte eingepackte Informationsblöcke über Grundlagen der Weltraumforschung ergänzt. Diese Informationsblöcke heben sich deutlich von der Geschichte ab, ohne sie zu unterbrechen oder zu stören. Auch kleine Zeichnungen sind dort eingearbeitet. Weltraum-Fotos runden die illustrierte Ausgabe gekonnt ab.

  

Ich habe im Vorfeld verschiedene Meinungen zu dem Buch gehört. Die einen fanden es absolut zu seicht und eines Stephen Hawking unwürdig. Manche verstiegen sich sogar soweit, zu behaupten, dass hier einfach seine Tochter mit ins Boot gezogen werden sollte. Die anderen finden es wunderschön und lehrreich. Ich gehöre eindeutig zu den anderen. Astrophysik im Abenteuerformat für Kinder. Aber auch Erwachsene können dabei noch durchaus etwas lernen. Deshalb finde ich dieses Buch empfehlenswert.

 

© 05/2010 Antje Jürgens

30. April 2010

GIZA & SCHLÜTER: EIN KURSUS IM KARTENLEGEN – LENORMAND

Filed under: Esoterik,Fach- & Sachbuch,Jugendbuch — Ati @ 22:52

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Königsfurt-Urania Verlag
ISBN 978-3868267129
Esoterik / Tarot
Originalausgabe März 2009
Buch 288 Seiten (ISBN 9783868267136), Softcover
36er-Kartendeck „Rote Eule (ISBN 978-3905021479)
36er-Kartendeck „Blaue Eule (ISBN 978-3905017038)
€ 29,90 [D]  (Auch ohne Kartendeck erhältlich für € 17,90.)

Verlagsseite  

 

Katrin Rosali Giza – Die gelernte Hotelfachfrau lebte nach ihrer Ausbildung in verschiedenen Ländern (u. a. Spanien, Schottland, Kanada). Zurückgekehrt nach Deutschland durchlief sie zunächst eine zweite Ausbildung im mittleren Justizdienst und ging dann einen etwas anderen Weg. Sie ist Reiki-Meisterin und Lebensberaterin, in Astrologie ausgebildet, Lenormandexpertin und Tutorin sowie geprüfte Tarot-Beraterin. Momentan bildet sie sich in NLP weiter. Mit Ein Kursus im Kartenlegen – Lenormand veröffentlicht die Autorin ihr zweites Buch. (weitere Infos unter www.lenormand-lenormand.de)

 

Christine Schlüter – Die in Hamburg geborene Diplom-Ingenieurin verbrachte ebenfalls viel Zeit im Ausland, vor allem in Südamerika – was ihr Interesse an Sprache, Kunst und Literatur geweckt hat. Bereits früh setzte sie sich mit ihrer eigenen Existenz und dem aufmerksamen Umgang mit sich und der Umwelt auseinander, womit sie eine familiäre Tradition fortsetzt. Seit Anfang der 1980er Jahre befasst sie sich mit Tarotkarten. Im Laufe der Zeit kamen Lenormandkarten hinzu. Ferner beschäftigt sie sich mit Astrologie, Malerei und Schriftstellerei. Das hier vorgestellte Buch ist das erste Projekt dieser Art für sie. Ein weiteres Buch ist in Arbeit. 

 

In Ein Kursus im Kartenlegen – Lenormand verspricht laut Buchrücken und Verpackung des Sets (Buch und Kartendecks), dass Anfänger und Könner einen schnellen, umfassenden Zugang zu Lenormandkarten ebenso wie praktische Tipps für die Beratungssituation bekommen und am Ende Lenormandexperten sind.

 

Was sofort beim Öffnen des Sets ins Auge sticht, ist die Aufmachung des Buches. In Zeiten, in denen an fast allen Enden gespart wird, wird umso augenscheinlicher, wie liebevoll und aufwendig dieses Buch gestaltet wurde. Das Rankenmuster auf dem Buchumschlag setzt sich fast durch das gesamte Buch fort. Zahlreiche Illustrationen runden das Bild ab.

 

Eingangs wird etwas über die Historie des Kartenlegens beziehungsweise über Mademoiselle Lenormand und über die Entstehung der eigentlichen Lenormandkarten geschrieben. Dann folgen sehr ausführliche und klar verständliche Erläuterungen zu den Karten selbst. Von den Erklärungen geht es über Legetechniken zu Deutungsvarianten von Kartenkombinationen. Das Buch endet mit Tipps für die Beratungssituation sowie diversen Kopiervorlagen (unter anderem nochmals eine kompakte Zusammenfassung der Einzelkarten).

 

Es gibt heute zahlreiche unterschiedlich gestaltete Lenormand-Karten. Der Königsfurt-Urania Verlag bietet allein elf Decks an. Die drei „Eulen“-Decks orientieren sich an der Ursymbolik alter Kartendecks. Das beigefügte „Rote-Eule“-Deck zeigt Bilder mit kleinen Versen, die sich auf die Bilder beziehen, das ebenfalls im Set enthaltene „Blaue-Eule“-Deck zeigt die gleichen Bilder, die jedoch mit Kartensymbolen (Herz-9, etc.) kombiniert sind. Beide im Set enthaltenen Kartendecks haben ein handliches Format.

 

Der Preis von € 29,90 erscheint, bis zum Öffnen des Sets etwas hoch. Wie bereits oben erwähnt, ist Ein Kursus im Kartenlegen – Lenormand jedoch sehr aufwendig illustriert, was die Kosten schon größtenteils erklärt und rechtfertigt.

 

Kartenlegen durch ein Buch zu erlernen – diese vollmundige Versprechung hat mich erst einmal etwas zurückschrecken lassen. Leider tummeln sich heutzutage auf dem Markt unzählige Menschen, die den nötigen Ernst bei einer an sich sehr ernsthaften Angelegenheit fehlen lassen und sich genau durch so ein Versprechen in ihrem Tun bestätigt fühlen. Insoweit ist es dann allerdings egal, ob sie sich die Grundkenntnisse übers Internet, einen vielleicht etwas fragwürdigen Kurs oder über das eine oder andere Buch aneignen.

Kartenlegen ist etwas Intuitives. Deshalb würde ich nicht sagen, dass jeder es lernen kann. Grundsätzlich haben wir jedoch bestimmte Dinge in uns, die man wiedererwecken kann. Und neben vielen anderen Dingen zähle ich das Kartenlegen dazu. Alleine nach der Lektüre des Buches und der einen oder anderen Übung würde ich jedoch niemandem empfehlen, sofort mit Beratungen loszulegen. Wie schnell ein Anfänger zum Experten avanciert, hängt – wie überall – von ein paar Faktoren mehr ab.

 

Unter anderem von einer soliden Grundlage. Und unter diesem Aspekt betrachtet, kann ich das Buch dennoch empfehlen. Trotz der zahlreichen Illustrationen, die zunächst vermuten lassen, dass Erklärungen zu kurz kommen, ist es in diesem Fall nicht so.

 

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Ein Kursus im Kartenlegen zählt eindeutig mit zu den besten Büchern, die ich zu dem Thema gelesen habe. Man merkt, dass sich die Autorinnen ausführlich mit Lenormand beschäftigen und das Buch aus der Praxis heraus entstanden ist. Laien bekommen damit eine solide Grundlage zum Erlernen des Kartenlegens. Der Rest ist wie bereits erwähnt eine Intuitionssache. Doch das Wahrnehmen der eigenen Intuition wird mit dem Buch Ein Kursus im Kartenlegen – Lenormand für Anfänger erleichtert.

 

Die sehr eingänglichen, lebensnahen und praxisbezogenen Beschreibungen der zahlreichen Kartenkombinationen sind jedoch durchaus nicht nur für Laien geeignet. Ich beschäftige mich selbst schon mehrere Jahre mit dem Thema und habe trotzdem den einen oder anderen Blickwinkel gefunden, der sich mir vorher so nicht erschlossen hat. Schließlich lernt man, bei aller Erfahrung, niemals aus.

 

Copyright © 05/2010 Antje Jürgens

15. April 2010

KARSCHNIK, ANN-KATHRIN: DIE FEUERRITTER – Kampf um Teinemaa

Filed under: Fantasy, Horror, SciFi,Jugendbuch — Ati @ 17:44

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Papierfresserchens MTM-Verlag/TOMA-Edition
ISBN 978-3940367495
Originalausgabe 2009
Softcover, 623 Seiten
€ 17,90 [D]
Autorenseite

 

Die 1985 bei Hamburg geborene Autorin Ann-Kathrin Karschnick hat ihre Leser/innen bereits in der Kara-Triologie ins Fantasyreich eintauchen lassen. Darüber hinaus veröffentlichte sie eine Kurzgeschichte in der Anthologie „Dunkelheit“ sowie diverse Geschichten auf der Internetseite sf-basar.de. Mit dem hier vorgestellten Buch „Die Feuerritter – Kampf um Teinemaa“ trägt sie erneut zum Fantasy-Genre bei.

 

Während der Junge Tulurin gelangweilt darauf wartet, ein paar Stühle beim Stadthalter Shin-Du abzuliefern, wird er unfreiwillig Zeuge eines Gespräches, bei dem wenigstens ein Beteiligter nicht menschlich ist. Doch das hält Tulurin nicht davon ab, weiter zu lauschen. Allerdings wird er sich erst bewusst, worum es in dem Gespräch geht, als jemand fragt: „Also, wirst du mich dabei unterstützen, den König von Teinemaa zu töten und den Thron dieses elendigen Landes zu besteigen?“ Sobald der Sinn dieser Frage in seinen Verstand einsickert, lässt er vor Schreck die Stühle fallen. Aus Angst entdeckt zu werden, entschließt er sich ohne Zögern zur Flucht und startet damit in ein Abenteuer, in dem er Stück für Stück, teils auf schmerzliche Weise, zum Helden der Geschichte avanciert. Hals über Kopf landet er, völlig unvorbereitet, in längst vergessenen Legenden von Teinemaa und wird ein Teil davon. Genau genommen ist „Die Feuerritter – Kampf um Teinemaa“ die alte Erzählung von der Vertreibung aus dem Paradies und dem Versuch, es wieder zurückzugewinnen.

 

Bei „Die Feuerritter – Kampf um Teinemaa“ von Ann-Kathrin Karschnick, dachte ich anfangs, ein reines Jugendbuch in Händen zu halten. Das war aber weniger auf den Text des Buchrückens oder das Cover bezogen (beides fand ich überaus gelungen und vielversprechend), sondern eher auf den Umstand, dass es über Papierfresserchens MTM-Verlag erschienen ist. Fakt ist jedoch: Dieses Buch wird nicht nur jugendliche Leser in seinen Bann ziehen.

 

Doch im Gegensatz zu zahlreichen anderen Romanen dieses Genres, die ich bislang gelesen habe, versteht es Ann-Kathrin Karschnick, mit ihrem überaus flüssig zu lesenden und variantenreichen Roman, den Leser von Anfang an zu fesseln. Sie regt die Sinne durch ein stetiges Auf und Ab der Handlung an, verknüpft gekonnte verschiedene Handlungsstränge. Ob klassische Fantasyfiguren wie Elben, Feen, Zwerge oder Menschen – die Aspekte dieser verschiedenen Kulturen werden ebenso gekonnt von ihr ausgeleuchtet wie einzelne Orte oder Geschehnisse beschrieben werden.  Ideenreich befördert einen die Autorin in immer neue Richtungen. Gerade wenn man glaubt, den nächsten Schritt oder das nächste Ereignis vorausahnen zu können, geschieht etwas Unerwartetes in der zeitgleich klar strukturierten Geschichte.

 

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Ich kann dieses Buch jedem Fantasy-Freund (oder dem der es werden möchte) nur empfehlen. Nachdem ich mit Lesen begonnen hatte, konnte ich erst aufhören, als ich den letzten Punkt des Epilogs vor Augen hatte. Danach habe ich es gleich nochmals, aber etwas langsamer, gelesen – was meinen ersten Eindruck nur bestätigt hat. Mit „Die Feuerritter – Kampf um Teinemaa“ bietet Ann-Kathrin Karschnick alles, was ich von einem Roman dieses Genres erwarte. Faszinierende Orte und Wesen, Emotionen, Magie, Spannung, Überraschungen. Ich persönlich freue mich auf weitere Romane dieser Art und vor allem dieser Autorin.

April 2010 ©Antje Jürgens

30. März 2010

FOLLET, KEN: DIE BRÜCKEN DER FREIHEIT

Filed under: Belletristik,Historisch,Roman — Ati @ 15:41

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Bastei Lübbe
ISBN 978-3404128150
Historischer Roman
04/1998
Softcover 546 Seiten
Neupreis € 9,99 [D]

 

Ken Follets Die Brücken der Freiheit taucht der Leser zunächst ins Schottland des 18. Jahrhunderts. Er begegnet unzufriedenen, geknechteten – nein eigentlich versklavten – Menschen in den Bergwerken eines Feudalherren, die aufgrund der unmenschlichen Arbeitsbedingungen dort, dem Hunger und der Kälte vor allem eins bewegt – die Freiheit. Denn bereits Neugeborene werden ihrem Herrn zur Zwangsarbeit verpflichtet.

Der junge McAsh lehnt sich dagegen auf – muss jedoch feststellen, dass auch seine Flucht nach London ihm nicht unbedingt ein besseres Leben beschert, denn die Arbeitsbedingungen dort sind fast genauso katastrophal. Dort kommt er als Aufständischer in Konflikt mit dem dort herrschenden Patriarchat. Er wird gefangen genommen und kommt in Ketten nach Amerika. Und damit eigentlich vom Regen in die Traufe.

Doch er und seine Kohlebrüder sind nicht als Einzige unzufrieden. Auch Lizzy Jamisson, eine junge Adlige will sich mit ihrem vorhersehbaren Leben nicht abfinden. Und auch sie kommt – wenn auch auf ganz andere Weise – nach Amerika. Heiratet dort und trifft – welch Zufall – auf McAsh. Womit der Leser dann in den dritten Buchteil eintaucht – in dem Lizzy und McAsh so unaufhaltsam aufeinander zusteuern, wie es nur sein kann 

Konnte mich das Buch wirklich fesseln – ehrlich gesagt nicht. Was aber zunächst daran lag, dass ich es im unmittelbaren Anschluss an „Säulen der Erde“ und „Pfeiler der Macht“ gelesen habe. Das Cover von Die Brücken der Freiheit reiht sich perfekt in die der vorgenannten Bücher ein. Leider plätschert jedoch der Inhalt von Die Brücken der Freiheit viel zu seicht und vor allem bereits nach kurzer Zeit völlig vorhersehbar vor sich hin. Follet scheint in diesem Roman kein Klischee auszulassen. Die „Guten“ sind einfach gut und edel – am Beispiel von Lizzy gesehen schlicht das Vorbild der emanzipierten Frau (wenn auch reichlich naiv), daneben aber natürlich auch adlig, gut aussehend und edelmütig, am Beispiel von Mc Ash betrachtet der Mann schlechthin, der geborene Revoluzzer, der alle in seinen Bann ziehen kann und auch noch ehrlich und wahrheitsliebend. Die Bösen – nun ja, die sind leider völlig vorhersehbar, weil sie einfach das pure Gegenteil der beiden Protagonisten sind: geldgeile, verschlagene Säufer die nicht nur ihre Frauen ausnehmen, sondern auch noch schlagen.

Was das Buch unter diesem Vergleichsaspekt zu den vorgenannten Romanen betrachtet etwas rettet, sind Follets – wie immer detaillierte – Einblicke in historische Fakten.

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Wenn ich das Ganze separiert betrachte, dann kommt dabei ein einfacher Liebesroman heraus. Nett erzählt, mit historisch glaubwürdigen Aspekten gewürzt, netten Protagonisten und reichlich Melodramatik (muss ja nicht alles immer absoluten Tiefgang haben :-D). Doch auch unter diesem Aspekt gibt es mir in der Geschichte in sich zu viele Zufälle, um sie wirklich wirken zu lassen. Sicher, die Welt ist klein, aber Lizzy begegnet McAsh beispielsweise in Schottland, in England und im großen Amerika. Sie immer erhaben und edel, er immer unterprivilegiert. Das Ganze ist gewürzt mit ganz klassischen Liebesroman-Elementen wie Eifersucht, Hass, Liebe, Rache … In der Badewanne hat mir der Roman dann ganz gut gefallen – zum leichten Entspannen eignet er sich also durchaus (das meine ich ganz ehrlich und auch nicht abwertend). Ich würde Die Brücken der Freiheit als (seitenstarke) Geschichte für laue Urlaubsabende empfehlen.

Copyright Antje Jürgens (03/2010)

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