Die Leselustige Ati's Rezi-Seite – Buchbesprechungen, Ankündigungen, etc.

18. März 2013

HERTZ, ANNE: FLITTERWOCHEN

Filed under: Belletristik,Chick-Lit,Liebe,Roman — Ati @ 20:31

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Verlag: KNAUR
ISBN-13: 9783426213513

ISBN-10:
3426213516
Chick-Lit
Ausgabe 03/2013
Taschenbuch, 320 Seiten
Neupreis [D] 14,99 €


Verlagsseite

Autorenseite

 

Nonsens hoch drei? Gut der Titel klingt natürlich nicht so schön wie Flitterwochen. Doch im Grunde genommen könnte das Buch so heißen, denn damit erhielte man auch einen guten Hinweis auf den Inhalt. Das Schwestern-Autoren-Duo hat sich wieder einmal selbst übertroffen und eine Geschichte verfasst, die etwas an den Haaren herbeigezogen wirkt.

Allerdings: Lesen lohnt sich durchaus, sofern man wie ich eine amüsante und unterhaltsam-entspannende Lektüre an einem stürmisch-schneereichen Märzabend sucht. Für den Strand, den Zug, das Flugzeug, den Bus oder die Badewanne eignet sich das Buch aber natürlich auch.

Der flüssige Schreibstil der Autorinnen treibt einen nicht konsequent durch die Seiten, wiegt aber das eine oder andere Manko auf.

Gleich eingangs wird man von schräg-liebenswerten Charakteren begrüßt. Da gibt es die Grundschullehrerin Tine, die es kaum noch erwarten kann, mit ihrem Traummann Alexander auf die Seychellen zu fliegen. Nicht nur, um dort die Osterfeiertage zu verbringen, viel mehr um zu heiraten und gleich die Flitterwochen dranzuhängen. Eigentlich muss sie nur noch ihr Brautkleid abholen und danach noch schnell auf die Bank. Dummerweise wird sie dort jedoch von einer alten Dame quasi als Bankräuberin und Entführerin missbraucht, deren sehnlichster Wunsch es ist, die Asche ihres verstorbenen Mannes in die Ostsee zu streuen. Tines weiches Herz, gepaart mit überraschter Panik, sorgt dafür, dass sie auf den Wunsch der alten Dame eingeht. Kurz darauf findet sie sich mit ihr und ihrem harmoniesüchtigen Aufpasser Jan auf einer Reise, die ihr weiteres Leben kurzerhand auf den Kopf stellt. Weil die Ostsee nicht nur an Deutschlands Küsten schwappt und kleinere Flunkereien vor katholischen Großfamilien in faustdicke Lügen ausarten können, entwickelt sich eine Eigendynamik, die sich von schreibt und immer wieder zum Schmunzeln animiert.

Eine gewisse Vorhersehbarkeit kann alle LeserInnen stören, die überraschende Wendungen bevorzugen. Und wer auch bei amüsanten Geschichten durchweg reale Bezüge und Gedankenspielereien erwartet, sollte definitiv die Finger vom Buch lassen. Einiges (bereits und nicht nur Bankgeschichte an sich) wirkt wie bereits angedeutet, völlig an den Haaren herbeigezogen. Mehr als ein Klischee (beispielsweise die Trinkfreudigkeit) wirkt hoffnungslos überzogen. Manches (nicht nur auf den Glauben bezogen) ist allerdings denkbar und die Gastfreundschaft sowie die Osterbräuche sind stimmig wiedergegeben. Tines Leben gerät aus den Fugen und der Roman gestaltet sich turbulent bis zum Schluss. Ob ihr Traummann nach dem Aufwachen hält, was er verspricht, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. Tines Hochzeit und die Flitterwochen gestalten sich jedenfalls vollkommen anders als geplant, während sie von einem Fettnäpfchen ins andere stolpert, das Unglück anzieht wie ein Magnet Eisenspäne und Vorurteile die Sache noch erschweren.

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Trotz der einen oder anderen zu überzogenen Klamaukeinlage unterhaltsam. Die Handlungsorte sind so gut beschrieben, dass man förmlich neben den Figuren herschlendern kann. Da jedoch manche Idee zu sehr und vor allem zu lange ausgebreitet wird, gibt es einen Punkteabzug, sodass ich nur starke drei von fünf Punkten für Flitterwochen vergeben möchte.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

GIBSON, RACHEL: WER ZULETZT LACHT, KÜSST AM BESTEN

Filed under: Belletristik,Chick-Lit,Liebe,Roman — Ati @ 12:25

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Originaltitel: Rescue me
übersetzt von Antje Althans
Goldmann Verlag
ISBN-13: 9783442477500
ISBN-10:
3442477506
Liebesroman, Chick-lit
Ausgabe 02/2013
Taschenbuch, 320 Seiten
Neupreis [D] 8,99 €


Verlagsseite

Autorenseite (englisch)

 

Zu meinen bereits vorhandenen Gibson-Büchern gesellte sich unlängst die neueste Romanübersetzung Wer zuletzt lacht, küsst am besten. Gibson, die für romantische Komödien bekannt ist, erzählt darin die Geschichte von Mercedes, die aber von allen nur Sadie genannt wird. Sie kehrt nach Jahren in der fernen Großstadt in ihr Elternhaus in der texanischen Kleinstadt Lovett zurück. Eigentlich nur, um an einer Hochzeit teilzunehmen, doch bevor Sadie sich versieht, wird ein längerer Aufenthalt aus ihrem Kurztrip. Der fällt bereits im Vorfeld unter die Kategorie lieber-nicht, denn dass eine Frau in ihrem Alter noch unverheiratet und kinderlos ist, ruft bei manchem in ihrem Heimatort Mitleid hervor. Anderen wiederum erscheint es eher ein Skandal, weil sie sich auch nicht so um ihren Vater kümmert, wie diese Leute das gerne hätten. Vor dieser Hintergrundgeschichte lernt Sadie Vince kennen. Der ist nach einer posttraumatischen Belastungsstörung gerade an einem Scheideweg. Eigentlich will er keine Freundin. Und auch Sadie kann ganz gut ohne Mann auskommen. Dennoch funkt es zwischen den beiden.

Klingt gut. Allerdings: Der flüssige Schreibstil ist zwar irgendwo geblieben, doch wer auf einen typischen Gibson-Roman hofft, wird eventuell enttäuscht. Zwar nagt Vince nicht gerade am Hungertuch und sieht natürlich auch gut aus, während Sadie selbst ebenfalls aus keinem Armenhaus kommt, doch ist das gesamte Umfeld eher normal. Auch wer Spannung sucht oder unvorhersehbare Wendungen liebt, sollte die Finger von dem Buch lassen. Vieles zeichnet sich früh ab und entwickelt sich auf sehr berechenbare Art und Weise. Leider kam mir auch Romantik oder die erwartete Liebesgeschichte in Gibsons Roman zu kurz.

Sadie und Vince kommen sich zwar schnell (und häufig) näher, doch das beruht trotz einiger mehr oder weniger auffälliger Gemeinsamkeiten dann doch eher auf körperlicher Anziehungskraft oder (böse gesagt) sexuellem Notstand. Vince, den eingefleischte Gibson-Fans eventuell bereits aus Küssen hat noch nie geschadet kennen, trägt gefühlte Tonnen an Kriegsballast mit sich herum. Sadie wiederum quält sich (und die LeserInnen) mit Minderwertigkeitsgefühlen à la Ich-bin-nicht-gut-genug-für-meinen-Daddy. Hier kommt es bedauerlicherweise zu einigen Längen, da bestimmte Dinge wiederholt werden. Die Vergangenheit hat beide zu den reinsten Beziehungsphobikern gemacht.

Alles durchaus nachvollziehbar und im Grunde stört es mich nicht, wenn in Liebesromanen jemand Ecken und Kanten hat. Doch die Art und Weise der Beschreibung sorgte nicht nur zwischen den beiden für emotionale Distanz, sondern ließ auch mich nicht wirklich in die Geschichte eintauchen. Einfach weil es zeitgleich den Verdacht aufkommen ließ, dass die Autorin nicht so recht wusste, ob sie eher eine romantische Liebeskomödie, einen erotischen Roman oder doch lieber etwas Tiefsinnigeres verfassen wollte. Letztlich kam weder das eine noch das andere wirklich heraus. Gegen Ende gestehen sich ihre beiden Hauptcharaktere dann natürlich das, was man eingangs erwartet. Allerdings wirkt dieses Geständnis zu schnell abgehandelt und einfach dem Genre sowie dem Ende des Buches geschuldet.

Auch die übrigen Figuren konnten mich nicht wirklich fesseln. Ein paar kannte ich aus anderen Gibson-Romanen und mit denen hatte ich keine Probleme, obwohl sie eher schemenhaft erschienen. Die anderen jedoch … Sollten Texaner wirklich so sein, wie im Buch beschrieben, bin ich froh, dass ich nicht dort wohne. Einfach weil viele oberflächlich-ignorant, wenig authentisch und noch weniger sympathisch auf mich wirkten. Ein Handlungsfaden, der mit Sadie verknüpft ist, aber doch nicht direkt sie betrifft, bleibt offen. Er scheint anzudeuten, dass da einfach eine neue Figur für die Romane rund um die Kleinstadt Lovett geschaffen wurde.

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Liegt es an der Übersetzung, an Streichungen? Ich weiß es nicht, doch etwas fehlt. Die Geschichte hat wenig Pfiff und die sonst eher gewohnte Leichtigkeit scheint zur Seichtheit zu mutieren. Ein Roman, der mich einerseits enttäuscht hat, weil ich von Gibson dann doch (nicht immer, aber größtenteils) anderes gewohnt bin. Anderseits war Wer zuletzt lacht, küsst am besten doch in gewisser Weise unterhaltsam. Der Schreibstil sorgte dafür, dass ich den Roman es in einem Rutsch durchlesen konnte, auch wenn weder die Charaktere noch der Handlungsverlauf mich wirklich packen konnten. Tatsächlich fand ich es ganz angenehm, das Gibson sich auf die vergangenheitsbedingten Probleme für die Gegenwart beschränkt und nicht noch etwaige ernsthafte Rivalen oder ähnliche Dinge in ihre Geschichte verwoben hat. Und tatsächlich war es, nachdem ich für mich einige Dinge einfach nahezu ausblendete, eine entspannende Lektüre. Nicht wirklich romantisch aber stellenweise durchaus amüsant. Unterhaltsam-seicht – eben zum Abschalten. Zwei Punkte sind irgendwie zu wenig, drei allerdings zu viel. Deshalb belasse es bei starken zwei von fünf Punkten.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

17. März 2013

ASHLEY, JENNIFER: DAS WERBEN DES LORD MACKENZIE – Highland Pleasures Band 02

Filed under: Belletristik,Buch- & Sammelreihe,Historisch,Liebe,Roman — Ati @ 19:51

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Originaltitel: Lady Isabella’s Scandalous Marriage
übersetzt von Susanne Kregeloh
LYX
ISBN-13: 9783802588884
ISBN-10: 3802588886
historischer Liebesroman
1. Auflage 03/2013
Serie: Highland Pleasures
Taschenbuch, 400 Seiten
Neupreis [D] 9,99 €


Verlagsseite

Autorenseite

 

Neben historischen Liebesromanen verfasst die Autorin Jennifer Ashley unter anderem auch Urban Fantasy. Teilweise erscheinen ihre in 12 Sprachen übersetzten Bücher auch unter ihren Pseudonymen Allyson James oder Ashley Gardner.

Das Werben des Lord MacKenzie ist der erste Roman, den ich von ihr lese. Das Buch ist der zweite Band der Highland-Pleasures-Serie um die MacKenzies. Der erste Band erschien im September 2012 in deutscher Übersetzung ebenfalls bei LYX (Kein Lord wie jeder andere). Der dritte Band (Lord Camerons Versuchung) soll im August 2013 folgen. Ein Blick auf die Autorenseite wiederum verrät, dass noch sechs weitere Bände (noch nicht übersetzt) dazu erhältlich sind. Der Verlag weist darauf hin, dass die Buchreihe auch etwas für Leserinnen von Loretta Chase, Liz Carlyle oder Lisa Kleypas ist.

Doch zurück zum gerade vor mir liegenden Roman. Der wartet mit Hauptfiguren auf, die ich so nicht erwartet hätte. Da gibt es Isabella, die zuerst mit ihrer überaus überraschenden Eheschließung für Aufsehen sorgte und dann mit ihrer Trennung von ihrem Mann nachlegte. Sie offenbart sich als ernsthafte Frau, selbstbewusst. Von der oberflächlich anmutenden Hilflosigkeit, die andere weibliche Romanfiguren in diesem Genre oft anhaftet, ist hier nichts zu spüren. Mac wiederum ist kein Gentleman, wie man ihn aus anderen Romanen kennt, sondern hat einige nicht sehr liebenswerte Eigenschaften. Wie überhaupt auch die übrigen MacKenzies nicht ganz ohne sein dürften, immerhin soll auch Ian aus dem ersten Band der Reihe einen Teil seines Lebens in einer Nervenheilanstalt verbracht. Mac MacKenzie jedenfalls ist Maler, der es mit der Treue nicht so genau nimmt, seinen Freiraum schamlos ausnutzt und wesentlich mehr trinkt als ihm gut tut. Jedenfalls bis Isabella sich von ihm trennt. Die eigentliche Geschichte setzt jetzt erst an. Isabellas und Macs Wege kreuzen sich wieder und schnell wird klar, dass da noch etwas zwischen ihnen ist. Doch die gemeinsame Vergangenheit hat Isabella vorsichtig gemacht.

Eingangs der Kapitel können Ashleys LeserInnen jeweils kurz etwas aus dem früheren Leben der beiden in Form von Artikeln im Gesellschaftsteil einer Gazette aus der Sicht Dritter erfahren. Ansonsten offenbart sich das gegenwärtige Geschehen zusammen mit Rückblicken einmal aus Isabellas und dann wieder aus Macs Sicht. Die Beziehung der beiden erwacht zu neuem Leben, während man den Grund dafür erfährt, warum diese überhaupt im ersten Anlauf gescheitert ist.

Mit diesen beiden Figuren, wie auch mit den übrigen, konnte ich mich sehr schnell anfreunden. Sie wirken in die damalige Zeit passend und doch zeitlos modern. Sie sind aufgeschlossen und trotz Fehlern sympathisch. Menschlich echt versuchen sie zu retten, was zu retten ist, ohne sich ein zweites Mal die Finger zu verbrennen.

In diesem Genre scheint es nicht ohne Geheimnisse und gefährliche Situationen zu gehen. Auch Ashley bedient sich dieser Gestaltungselemente, scheint es doch jemand darauf abgesehen zu haben, Mac zu schaden. Doch speziell dieser Part scheint lediglich aus dem Bedürfnis entstanden zu sein, eine Gelegenheit für ein schnelleres Zusammenkommen von Isabella und Mac zu schaffen. Womöglich geht Ashley ja in einem weiteren Band der Reihe nochmals darauf ein, doch so wie dieser Handlungsfaden in Das Werben des Lord MacKenzie verarbeitet ist, erscheint er unbefriedigend offen oder schlicht überflüssig.

Als ich den Booklist-Kommentar zu dem Roman las (Ashley fesselt ihre Leser mit einer erotischen Geschichte voller komplexer Figuren), schwante mir Schlimmes. Denn, wie bereits in anderen Besprechungen erwähnt, sind mir in historischen Romanen erotische Andeutungen wesentlich lieber als explizite Beschreibungen. Doch obwohl Ashley tatsächlich wesentlich mehr als bloße Andeutungen in ihrer Geschichte verarbeitet, haben diese erfreulicherweise nicht störend auf mich gewirkt. So widersprüchlich sich das vielleicht auch lesen mag, sie dominieren trotz ihrer Häufigkeit den Roman glücklicherweise nicht und sind trotz aller Ausführlichkeit größtenteils wohltuend dezent.

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Wohltuend anders und überraschend gut empfand ich Das Werben des Lord MacKenzie. Leider war die letzte Seite viel zu schnell erreicht. Der zweite Band der Highland-Pleasures-Serie hat mir eindeutig Lust auf den Vorgänger gemacht. Und den Nachfolger werde ich mir sicherlich auch holen, da mir der flüssige, leicht lesbare Schreibstil der Autorin ebenso gefällt wie ihre ungewöhnlichen Charaktere.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

REES, ROD: DIE MISSION – Demi Monde Welt außer Kontrolle Band 01

Filed under: Roman — Schlagwörter: , , , , , , , , — Ati @ 17:37

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Originaltitel: The Demi-Monde 01 Winter
Aus dem Englischen übersetzt von Jean-Paul Ziller
Goldmann Verlag
ISBN-13: 9783442475674
ISBN-10: 3442475678
Roman
Ausgabe 01/2013
Taschenbuch mit Klappenbroschur, 608 Seiten
Neupreis [D] 12,99 €


Verlagsseite

 

Ein Blick auf die Verlagsseite offenbart: Der Lebenslauf des Autors setzt sich abenteuerlich zusammen. In Dhaka baute er eine pharmazeutische Firma auf. In Moskau errichtete er ein Satelliten-Kommunikationsnetz. In Großbritannien designte er ein Hotel. Er reiste durch Afrika und den Mittleren Osten, durch Bangladesch und Russland. Heute lebt er mit Frau und Kindern in England und widmet sich ganz dem Schreiben. Aus seiner Feder stammt eine Romanreihe, die eine Mischung verschiedener Stilrichtungen darstellt. Science-Fiction paart sich mit Thriller. Historisches mit Okkultem. Fantasy mit Realem. Das alles dystopisch angehaucht. Nebenbei bemerkt, der zweite Teil ist bereits unter dem Titel Der Widerstand im Juli 2013 bei Goldmann angekündigt.

Obwohl mich die Inhaltsangabe sehr neugierig stimmte, begann der Auftaktroman der vierteiligen Buchreihe von Rod Rees nicht sehr vielversprechend für mich. Recht schnell legte ich das Buch zur Seite, was auch beim zweiten und dritten Versuch der Fall war.

In Die Mission geht es um die junge Ella. Aus finanziellen Gründen geht sie darauf ein, die entführte Tochter des Präsidenten zu retten. Ellas Einsatz wird erschwert, weil Nora nach ihrer Entführung in eine gänzlich andere Welt gebracht wurde. Diese andere Welt ist im Grunde genommen ein virtuelles Experiment der Regierung. Von Wissenschaftlern geschaffen, um Soldaten möglichst realistisch auf kriegerische Ernstfälle vorzubereiten. Darin bekämpfen und hassen sich unterschiedliche Gruppen. Zeit und Raum sind ausgehebelt. Diese Grundidee ist nicht ganz neu. Sie wurde bereits in Romanen und Filmen verwendet.

Das Glossar am Ende des Buches deutet allein durch seinen Umfang an, dass Demi Monde vielschichtig sein muss. Gleich von Anfang an wird man dann auch im Roman selbst mit Informationen dazu überschwemmt. Das ist sicherlich notwendig, um Zusammenhänge zu begreifen und im Grunde entsteht so eine dicht gewobene, düster-bedrohliche Atmosphäre. Doch die Informationsfülle war mir persönlich fast zu viel, weshalb ich immer wieder unterbrechen musste.

Erschwerend kam hinzu, dass Rees wenig Begriffe erklärt und das jeweilige Suchen im Glossar sich zeitraubend umständlich entwickelte. Bestimmte Wortspielereien (unter anderem HimPerialismus, UnFunDaMentalismus, UnterWesen) störten mich zunehmend.

Und dann gab es noch unlogische Auffälligkeiten. Wenn ich davon ausgehe, dass ein virtuelles Wesen in der virtuellen Welt des 19. Jahrhunderts lebt, muss ich doch auch davon ausgehen, dass es nicht mit Begriffen aus der neueren Zeit um sich wirft, weil es sie gar nicht kennen kann. Zudem ist zwar nachvollziehbar, warum Noras virtuelle Existenz gerettet werden muss, doch entging mir völlig, wie sie überhaupt dorthin gelangt ist. Vielleicht habe ich das überlesen, vielleicht wird es erst in einem späteren Band erklärt, doch hier fehlte mir etwas. Oder nehmen wir die Wissenschaftler. Die sind so schlau, Demi Monde zu konzipieren, bauen sogar einen Schutzmechanismus ein. Doch ausgerechnet der lässt die Rassisten der virtuellen Welt rot sehen? Und während Ella, die im realen Leben eigentlich nur eine Sängerin ist, tatsächlich einiges bewirken kann, müssen die im Hinblick auf ihre Schöpfung wirklich genialen Wissenschaftler tatenlos zusehen? Dieses Konstrukt wirkt etwas zu stark an den Haaren herbeigezogen. Überhaupt: Da sind Wissenschaftler genial genug, um eine virtuelle Welt zu schaffen, die dabei helfen soll, reale Menschen zu verbessern (durch Training). Obwohl die Rüstungsmaschinerie bekanntermaßen quasi eine Gelddruckmaschine ist, sollte man doch annehmen, dass besagtes Training eher dazu genutzt wird, Frieden herbeizuführen, der nicht nur daraus besteht, dass eine Partei kapituliert, weil sie der Waffengewalt der anderen zu wenig entgegenzusetzen hat. Doch nein, es wird fleißig Krieg gespielt, geschossen und verfolgt, was das Zeug hält. Das kann man natürlich mit schriftstellerischer Freiheit erklären, doch wertet es die angebliche Genialität der Wissenschaftler in meinen Augen irgendwie ab.

Rees beschreibt in mehreren Erzählsträngen aus verschiedenen Perspektiven und mit diversen Erzählern eine düster-bedrohliche und vor allem erschreckende Welt. Vieles erfährt man aus der Sicht der weiblichen Hauptfigur. Doch auch der ständige Wechsel führte bei mir dazu, dass anfangs kein rechter Lesefluss aufkam. Erst nach etwa 150 Seiten fiel es mir zunehmend leichter, an der Geschichte dranzubleiben. Diese 150 Seiten sorgten jedoch fast dafür, dass der Roman sich zu meinem Stapel abgebrochener Bücher gesellte. Anschließend allerdings steigerte sich sowohl das Tempo als auch die Spannung etwas.

Wenn man davon einmal absieht, teilt sich Rees‘ virtuelle Welt in verschiedene  Bereiche, wovon einer stark an das Dritte Reich bzw. das Geschehen darin an die Shoah erinnert. Wie in der realen Welt sind auch die Bewohner der virtuellen Welt unterschiedlicher ethnischer, religiöser oder politischer Herkunft, womit diverse Konflikte vorprogrammiert sind. Die Bewohner von Demi Monde existieren in der Realwelt und quasi gespiegelt nach ihrer Einschleusung in der virtuellen Welt, dadurch können sie in beiden Welten sterben. Gleichzeitig gibt es in der realen Welt an sich bereits tote Diktatoren und Machthaber in Demi Monde, die danach gieren, in die reale Welt zu gelangen. Die virtuelle Welt ist so hoch entwickelt, dass sie sich zu verselbstständigen droht. Was als vielversprechendes Experiment begann, wird zur tödlichen Gefahr.

Der Rolle angepasst präsentiert Ella sich als sehr clever, was nicht immer authentisch wirkt. Statt dessen kam sie mir wie ein blutjunges MacGyverlein vor, das für alles eine Lösung weiß. Sie wirkt zu perfekt und wie soll sich jemand weiterentwickeln, der bereits so ist? Neben ihr gibt es noch andere Charaktere, die mal mehr mal weniger sympathisch, jedoch meist authentischer als Ella wirken und auch tatsächlich eine Entwicklung durchlaufen. Sie polarisieren mit ihren Grundsätzen, doch wirklich überzeugt hat mich keine der Figuren.

Allerdings muss ich insgesamt feststellen, dass dem Autor die Beschreibung seiner virtuellen Welt mit den machtpolitischen Bestrebungen der unterschiedlichen Gruppierungen gelungen ist. Das wird verstärkt, weil er auf historische Ereignisse und Personen Bezug nimmt und so vor Augen führt, zu welchem Wahnsinn Menschen fähig sind. Gewalt spielt in dem Buch eine große Rolle. Flucht ebenso. Demi Monde steckt voller Fanatiker und Rassisten aber auch Sexisten, denen jedoch erfreulicherweise auch menschliche Werte gegenüberstehen.

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Ein durchwachsen-holpriger Auftakt der Demi-Monde-Reihe, die trotz nicht ganz unbekannter Grundidee und Schwächen eine nicht ganz alltägliche Geschichte bietet.  Wie in anderen Reihen auch werden Fragen aufgeworfen, ohne dass alle beantwortet werden. Die Mission ist nicht in sich abgeschlossen, sodass bereits jetzt absehbar ist, dass das Lesen der einzelnen Bände in der Reihenfolge der Erscheinung notwendig ist. Obwohl mir nicht durchweg alles logisch erschien und mich keiner der Charaktere überzeugt hat, bin ich neugierig auf den Fortgang der Geschichte. Insgesamt möchte ich der Geschichte allerdings nur schwache drei von fünf Punkten geben, da mich die Umsetzung der an sich spannenden Grundidee nicht richtig überzeugen konnte.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

HESS, REINHARDT: DIE LANDKÜCHE DER PROVENCE – Kulinarische Reise durch Südfrankreich

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Franckh-Kosmos Verlags GmbH
ISBN-13: 9783440130087
ISBN-10:
3440130088
Kochbuch
1. Auflage 02/2013
Softflexcover, 144 Seiten
Neupreis [D] 14,95 €


Verlagsseite

 

Früher waren meine Vorstellungen von Frankreich sehr beschränkt. Toll fand ich die Lavendelfelder der Provence, die Pferde der Camargue oder die stürmischen Westwinde der Bretagne. Weniger gut gefiel mir die französische Küche, bedeutete sie damals doch noch Froschschenkel und Schnecken für mich. Heute bringe ich glücklicherweise etwas mehr damit in Verbindung. Speziell die Küche im Südosten Frankreichs zwischen Rhônetal und Mittelmeer hat es mir angetan. Die Küche der Provence, die für ihre schmackhaften, meist einfachen Gerichte aus regionalen und lokalen Zutaten bekannt ist. Bouillabaisse, Soupe-de-Poisson oder Ratatouille sind nur einige wenige davon.

Kürzlich fiel mir ein Buch aus der WIR KOCHEN-Reihe des Franckh-Kosmos-Verlages auf. Mehrere Bücher dieser Reihe stellen bereits eine gelungene Bereicherung meines Kochbuchregals für mich dar. Nicht nur weil mich die liebevolle Gestaltung anspricht. Auch weil die Bücher mir (als bloßer Rezeptköchin) ansprechende und nachahmenswerte Anregungen bieten.

Die Landküche der Provence enttäuschte mich hinsichtlich der Aufmachung schon mal nicht. Das abwischbare Softflex-Cover ist teilweise erhaben bedruckt. Die Vorsatzblätter sind in einem satten Lila gehalten, die Rezeptüberschriften heben sich farblich von den Rezepttexten ab. Teils ganzseitige Fotos von Landschaften, einem Markt oder Dekorationen, vorwiegend aber von Zutaten, Zubereitungsschritten und fertigen Gerichten sind darin enthalten. Manchmal läuft einem beim bloßen Betrachten schon das Wasser im Mund zusammen. Die Rezepte sind in gewohnter Manier gleichermaßen gut und übersichtlich aufgebaut, wie nachvollziehbar gestaltet. Hinweise für Beilagen sowie Tipps und Tricks helfen beim Nachmachen. Und das lohnt sich wieder einmal, wie mir unter anderem die zugegebenermaßen (hierzulande) nicht ganz regionalen Feigen mit Lavendel-Sahne gezeigt haben. Und obwohl ich bei Kartoffelsalat recht eigen bin (für mich persönlich sonst nur den schwäbischen), mag ich das Ergebnis des Kartoffelsalatrezepts auf arlesische Art (mit Auberginen).

Wie gleich eingangs erklärt wird, haben Zutaten aus der ganzen Welt Einfluss auf die Küche der Provence genommen. Ihre Eigenständigkeit hat sie dadurch jedoch nicht verloren. Fleischgerichte bleiben nicht außen vor, Fisch und Meeresfrüchte spielen eine größere Rolle (was mir sehr gefällt), Gemüsegerichte jedoch noch viel mehr (was mir als Fast-Vegetarierin sehr entgegenkommt). Und da die Küche der Provence wie bereits erwähnt für ihre lokal-regionalen einfachen Zutaten bekannt ist, lassen sich nahezu alle Zutaten auch hierzulande größtenteils problemlos besorgen. Für keins der Rezepte muss man stundenlang in der Küche stehen, wenngleich einige durchaus eine Stunde Zubereitungs- und Koch- oder Backzeit in Anspruch nehmen.

Hess, der sein Hobby zum Beruf machte (Journalist für Essen und Wein) hat bereits über 60 Bücher verfasst. Mit Die Landküche der Provence hat er in Zusammenarbeit mit Manuela Rüther (von ihr stammen die 122 Farbfotos) eine ausgewogene Mischung von Rezepten für einen kleinen Imbiss, Mittag- und Abendessen sowie Nachspeisen zusammengestellt, die zum Nachkochen und Kosten einlädt. Die Rezepte beweisen, dass einfache Zutaten gut zu etwas Besonderem verarbeitet werden können. Aber auch, wie schmackhaft einfache Gerichte sein können.

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Eine gelungene Rezeptmischung, in einem liebevoll gestalteten Buch. Für Fleischliebhaber finden sich genauso etwas darin wie für Vegetarier. Herzhaft oder lieber süß? Auch hier wird so ziemlich jeder fündig. Anfänger oder Profi? Egal, denn mit den Anleitungen kommt man auch als absoluter Küchenneuling zurecht. Das Buch verdient und bekommt fünf von fünf Punkten von mir. Alleine schon deshalb, weil der Duft der Lauchtarte mit Lavendel gerade überaus verführerisch aus der Küche bis in den ersten Stock zu mir zieht.

 

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

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