Die Leselustige Ati's Rezi-Seite – Buchbesprechungen, Ankündigungen, etc.

26. März 2013

O’CONNELL, SEAN: DAS SCHICKSAL DER WELT – Tír na nÓg 02

Filed under: Roman — Schlagwörter: , , , , , , , , , — Ati @ 19:18

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Acabus Verlag
ISBN-13: 978-3862821464
ISBN-10: 3862821463
Fantasy, Science-Fiction
1. Auflage 04/2012
Serie/Reihe: Tír na nÓg, Band 02
Taschenbuch, 220 Seiten
Neupreis [D] 13,90 €

Verlagsseite
Autorenseite 

Obwohl ich mit dem ersten Tír na nÓg-Band um den Auserwählten Cornelis (erschienen 11/2011) Probleme beim Eintauchen in die Geschichte hatte, war früh klar, dass ich auch den zweiten Band (erschienen 04/2012) lesen wollte. Der lag dann zwar auch recht schnell auf meinem SuB, allerdings kam ich erst jetzt dazu, ihn zu lesen. Genau wie beim ersten Buch dauerte es auch bei Das Schicksal der Welt wieder geraume Zeit, bis ich mich an den Schreibstil von Sean O’Connell gewöhnt hatte.

Gleich vorab, wer den ersten Teil nicht gelesen hat, sollte dies vorher nachholen. Zu viel wurde darin bereits angesprochen und teilweise erklärt. Wem diese Grundlage fehlt, wird mit der Fortsetzung keine rechte Freude haben. Und ebenfalls gleich jetzt: Der zweite Band von Tír na nÓg hat ein offenes Ende. Das liegt darin begründet, dass Cornelis Geschichte weitergeht. Und zwar mit Túatha Dé Danann (Band 01- Das Sternenheim, 07/2012, und Band 2- Nekropolis, 10/2012).

Mit seinem zweiten Buch setzt O’Connell denn auch nahtlos an das Geschehen des ersten Bandes an. Cornelis, Meister Aki, Raggah und ein Unsterblicher setzen ihre Reise in den Süden fort, trotz aller Erlebnisse und bisher erlebter Gefahren. Zu dringlich ist die Aufgabe, Näheres über die Entstehung der Welt und Ursache und Lösung bezüglich ihres momentanen Zustands herauszufinden. Denn unabhängig davon, dass die Natur zunehmend verrückt spielt, nehmen auch Kriege und Verwüstungen zu. Als sie Zeuge eines Massakers werden, wird Cornelis von seinen Gefährten getrennt. Während sie gefangen genommen werden und sich schon bald einem unbesiegbar scheinenden Untier gegenübersehen, muss sich auch Cornelis diversen Gefahren und seiner Vergangenheit ebenso wie der vor ihm liegenden Aufgabe stellen. Er bezahlt mit seinem Leben dafür und stellt gleichzeitig fest, dass der Tod weder die letzte noch eine wirkliche Grenze ist.

O’Connells Romanreihe lässt sich nach wie vor in keine wirkliche Genre-Schublade stecken. Er mischt auch in seiner Fortsetzung Fantastisches mit Realem, Mystisches mit Modernem, wobei historisch anmutende Passagen nicht außen vor bleiben. Nicht zu vergessen natürlich Science-Fiction mit einem Hauch Horror. Mit seinem Schreibstil schafft er kein richtiges Jugendbuch, aber auch keines, das sich nur für Erwachsene eignet. Nach wie vor verliert er sich beinahe in zu bildhaften Beschreibungen, ohne jedoch den Wust an roten Fäden loszulassen, die sich durch mehrere Handlungsebenen schlängeln, annähern und wieder auseinanderdriften. Er bedient sich diverser Klischees und manche seiner Ideen entwickeln sich vorhersehbar. Dennoch schafft er es, überraschende Wendungen in das Geschehen zu verarbeiten und entwickelt dieses auf komplexe, wenn auch teils zu oberflächliche Art und Weise weiter. Wie schon im ersten Band wirft er unzählige Fragen auf, deren Antworten sich aber nicht zwangsläufig in Das Schicksal der Welt finden.

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Obwohl ich mich dieses Mal deutlich schneller an O’Connels Schreibstil gewöhnte, empfand ich den zweiten Tír na nÓg-Band stellenweise hart an der Grenze. Die unterschiedlichen Handlungsebenen und teils skurrilen Ideen sorgten dafür, dass ich manchmal fast den Durchblick verlor. Trotzdem hat es der Autor auch dieses Mal geschafft, meine Neugier auf die Fortsetzung im ersten Túatha Dé Danann-Buch zu wecken. Für Das Schicksal der Welt möchte ich deshalb drei von fünf Punkten vergeben.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

25. März 2013

ADERHOLD, CARL: FISCHE KENNEN KEINEN EHEBRUCH

Filed under: Belletristik,Roman — Schlagwörter: , , , , — Ati @ 18:16

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Originaltitel: Les poissons ne connaissant pas l’adultère
übersetzt von Doris Heinemann
Blanvalet Taschenbuch Verlag
ISBN-13: 9783442380671
ISBN-10: 3442380677
Belletristik
Ausgabe 02/2013
Taschenbuch, 288 Seiten
Neupreis [D] 8,99 €

Verlagsseite

Es kommt nicht sehr häufig vor, dass Romantitel wörtlich übersetzt werden. Bei Aderholds Roman  Les poissons ne connaissant pas l’adultère, der 2011 zunächst als gebundene Ausgabe und 2013 bei Blanvalet als Taschenbuch veröffentlicht wurde, ist das jedoch der Fall. Dass der Roman von einem französischen Autor verfasst wurde, fiel mir allerdings erst auf, als ich das Buch aufblätterte und den Originaltitel entdeckte. Der 1963 geborene Autor und ursprüngliche Historiker lebt und arbeitet in Paris. Seinen 2007 erschienenen Bestseller Mort aux cons kenne ich nicht, denn Fische kennen keinen Ehebruch ist mein erster Roman von ihm.

Relativ bald kristallisierte sich heraus, dass der Roman nicht ganz so lustig-leicht ist, wie ich angesichts des etwas schräg klingenden Titels, der Covergestaltung oder der Inhaltsangabe vermutet habe. Stattdessen geht es um eine Frau, die ausbricht, um sich selbst zu finden. Die Wahrheiten ins Auge blickt, die sie bisher tunlichst übersehen hat.

Aderhold erzählt die Geschichte von Valerie, deren Leben festgefahren scheint. Die Supermarktkassiererin, die für Mann und Tochter alles macht, ohne Anerkennung dafür zu finden, bekommt von ihren Freundinnen eine Typberatung zu ihrem 40. Geburtstag geschenkt. Wohl niemand hat mit dem Effekt gerechnet, den das Ergebnis auslöst. Obwohl sie danach à la Julia Roberts ihr Umfeld verzaubert, nimmt zuhause niemand angemessen Notiz von ihrem veränderten Äußeren. Aus Frust und einer Laune heraus fährt Valerie am nächsten Morgen nicht wie gewohnt zur Arbeit. Stattdessen überrascht sie sich selbst damit, in den Zug nach Toulouse zu steigen. Eine Zugfahrt, die nicht nur ihr Leben verändern kann.

Ihre Mitreisenden bestehen aus zwei Paaren und einer älteren Frau. Der Autor wechselt immer wieder die Perspektive und lässt seine LeserInnen mal aus der Sicht der einen oder des anderen einen Blick auf das Geschehen werfen. Und das spielt quasi den gesamten Roman in dem Zug nach Toulouse. Valerie fühlt sich nicht erst dort begehrenswert, zumal sie nach einem Artikel, der anlässlich ihrer Typberatung in einer Frauenzeitschrift erscheint, von Wildfremden angesprochen und um Autogramme gebeten wird. Nicht nur die beiden Männer im Abteil flirten mit ihr. Deren Frauen sind davon natürlich weniger begeistert. Die alte Frau wiederum ist auf dem Weg zu ihrem Liebhaber, während ein Kontrolleur in seinem Beruf aufgeht und gleichzeitig ein verhinderter Revoluzzer ist. Es gibt noch weitere Figuren, die mehr oder weniger große Rollen spielen.

Während Aderhold von Liebe und Lebenskrisen schreibt, bedient er sich allerdings diverser Klischees, die er teils zu sehr aufplustert. Eins davon weist darauf hin, dass seine männlichen Charaktere eindeutig schöne und sinnliche Frauen zu bevorzugen scheinen, die nicht allzu anstrengend sind, egal was in ihrem Kopf so vorgehen mag (oder eben auch nicht).

Dabei lässt er Männer und Frauen (gedanklich und verbal) aufeinander losgehen. An und für sich normal wirkende Lebensfassaden beginnen zu bröckeln. Zarte neue (Liebes-)Hoffnungen keimen und Fragen und Zweifel machen deutlich, dass (nicht nur) Valerie am jahrelangen Ausharren bisheriger Situationen und Beziehungen zu ersticken droht. Die Reisenden lachen zusammen, weinen, betrügen und belügen sich und andere, träumen und erwachen, sammeln spontan für einen Schwarzfahrer, feiern miteinander. Die Charaktere sind leicht neurotisch, teils extravagant und bizarr. Stellenweise mehr oder weniger liebenswert wirken sie nicht konsequent real, aber auch nicht vollkommen unecht. Was ich sehr schön finde, ist die Zugreise als Symbol für Veränderungen, die im Leben aller in einem steten Fluss stattfinden. Für Begegnungen mit Neuem und Abschied von Altem.

Trotz der an sich guten Grundidee konnte mich das Buch nicht richtig fesseln. Ich habe es mehrmals begonnen und wieder weggelegt, weil ich mit dem Schreibstil des Autors nicht zurechtkam. Der in typisch französischer Manier viele, viele Details beschreibt und es dennoch schafft, recht oberflächlich zu bleiben. Der bei seinem Geschehen zwischen den Charakteren hin und her springt, und es mir dadurch erschwert, mich mit diesen anzufreunden. Was mich persönlich jedoch am meisten gestört hat, war der Umstand, dass Aderholds Figuren zwar genau beobachten und alles zu ergründen suchen, jedoch trotz einiger Aktionen nicht so richtig handeln. Dass lebendige Dialoge fehlen und die wenigen Gesprächsansätze durch indirekte Reden förmlich erschlagen werden, tut ein Übriges. Obwohl Aderhold einen typischen französischen Schreibstil pflegt, fehlt seiner Schreibe in diesem Roman die lebendige Leichtigkeit, die ich mit anderen französischen Autoren in Verbindung bringe. Der Roman plätschert unaufgeregt vor sich hin und zieht sich trotz der kurz gehaltenen Kapitel stellenweise.

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Mit Fische kennen keinen Ehebruch hält man keine ganz alltägliche Geschichte in Händen. Kein Buch für LeserInnen die viel Handlung erwarten und lebendige Dialoge bevorzugen. Dafür eins, das einem etwas Durchhaltevermögen abverlangt und das weder vollkommen oberflächlich noch hochgeistig ist. Kein Buch, das man nebenbei lesen sollte, da dadurch eventuell Passagen entgehen, die daran erinnern, dass man selbst allzu häufig über bestimmte Dinge hinwegsieht. Für Aderholds Roman möchte ich drei von fünf Punkten vergeben, da zwei eindeutig zu wenig wären.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

19. März 2013

MAURER, HEINRICH: MILCHSUPPE UND MALZKAFFEE

Filed under: Belletristik,Historisch,Roman — Ati @ 11:36

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Eugen Ulmer Verlag
ISBN-13: 9783800178513
ISBN-10: 3800178516
Belletristik
01/2013
Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag, 334 Seiten
Neupreis [D] 18,90 €


Verlagsseite

In Wer Korn klaut, muss gehen widmete sich der 1939 geborene und nahe Schwäbisch Hall aufgewachsene Autor Heinrich Maurer dem Schicksal einer Familie im 20. Jahrhundert. Mitte des vergangenen Jahrhunderts siedelt der Fachbuchautor und langjährige Chefredakteur des Württembergischen Wochenblatts in Stuttgart auch das Geschehen in seinem aktuellen Roman Milchsuppe und Malzkaffee an. Darin geht es um Leo, einen Handwerkersohn aus einem kleinen süddeutschen Dorf. Nach dem viel zu frühen Tod seiner Mutter ändert sich alles. Lachen und Liebe sind fortan unter der strengen Hand seiner Stiefmutter bloße Erinnerungen. Doch obwohl sein Leben eingangs kaum Perspektiven bietet, tun sich dem Jungen, der gerne in Fantasiewelten flüchtet, ungeahnte Wege auf. Weil der Dorflehrer mehr in ihm sieht als alle anderen, wird Leo selbst Lehrer und träumt schon von einem besseren Leben. Dann allerdings landet er zu seiner großen Enttäuschung in einem abgelegenen Schwarzwalddorf.

Leo hat also wenig zu lachen. Auch Maurers LeserInnen geht es so. Zu trist und trostlos, zu hart und ungerecht beschreibt Maurer die damalige Zeit. Dabei lässt er auch Leos übrige Familie nicht außen vor, denn die teilt sein Los. Niemand will die neue Stiefmutter im Haus haben, die nicht nur die Kinder, sondern auch ihren Vater so triezt, dass er Jahr um Jahr stiller und hoffnungsloser wird. Auch Bekannte und Freunde, sofern man in diesem Zusammenhang davon sprechen kann (ich würde es eher Zweckgemeinschaft nennen), finden Erwähnung.

Passend zur damaligen Zeit wählt der Autor seinen Schreibstil. Ohne wortmalerische Schnörkel beschreibt er nicht nur eine dichte, authentisch wirkende, örtlich und zeitlich gegebene Hintergrundatmosphäre, sondern hebt auch den rücksichts- und lieblosen Umgang innerhalb oder das teils herablassende Verhalten außerhalb der Familie sehr deutlich damit hervor.

Daraus ergibt sich jedoch eine Distanz, die es mir lange Zeit erschwerte bis unmöglich machte, mich mit einzelnen Charakteren anzufreunden. Leo etwa blieb mir bis kurz vor Ende des Romans völlig fremd und unsympathisch. Sein Vater und mittlerer Bruder ebenso. Leos älterer Bruder, seine Schwester Louise, sein Freund Friedrich oder seine spätere Familie aus dem Schwarzwald hatten es da schon leichter. Doch einzig die Person, die grundsätzlich von ihrer Beschreibung her am wenigsten Sympathiepunkte für sich einfordern konnte, hatte von Beginn an mein Mitgefühl. Ausgerechnet die herrschsüchtige, kalte Stiefmutter weckte den Wunsch, mehr über sie zu erfahren. Genau damit geizte der Autor allerdings. Erst gegen Ende seines Romans geht er etwas näher auf sie ein und erst da, gewannen dann Leos Geschwister noch so etwas wie Respekt, obwohl ihr Wandel nicht so recht zu ihrem vorherigen Verhalten passt. Mit dem für mich egoistisch wirkenden Leo selbst versöhnte ich mich erst mit seiner Entscheidung im Bezug auf seine spätere Familie. Dessen ungeachtet wirkte aber  keine einzige Figur unglaubwürdig oder völlig erfunden.

So kam es, dass ich es nicht schaffte, das Buch beiseitezulegen, obwohl ich mich anfangs mit Maurers Roman überaus schwer tat. Vieles erschien mir zu weit von der heutigen Zeit entfernt und nur schwer vorstellbar. Doch nachdem ich mir diverse Gespräche mit Zeitzeugen in Erinnerung rief, die in ähnlichen Verhältnissen aufwuchsen, wurde mir schnell klar, dass die Handlungen und schemenhaft aufblitzenden Emotionen, die sonstige Gefühlskälte ebenso wie die Hoffnungslosigkeit den ortsgebundenen, morbide-düsteren, sozialen Zuständen der damaligen Zeit und dem Überlebenskampf geschuldet waren und in diesem Zusammenhang glaubwürdig und verständlich sind.

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Kein Roman für nebenbei, obwohl die einfache Sprache dafür sorgt, dass man ihn recht schnell lesen kann. Auch kein Roman, der die Massen begeistern dürfte. Vielmehr eine existenzialistische Geschichte, in der die Träume und Wünsche von Freiheit und Selbstbestimmung immer wieder in den tatsächlichen Gegebenheiten zu ersticken drohen und doch nie ganz untergehen. Eine Geschichte, die zeigt, dass man sein Leben selbst in die Hand nehmen kann und muss und egal wie die Umstände sind, immer noch den Weg der freien Entscheidung wählen kann. Eine Geschichte, die mich überraschend in ihren Bann zog und der ich entgegen meiner anfänglichen Meinung fünf von fünf Punkten geben möchte.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

18. März 2013

HERTZ, ANNE: FLITTERWOCHEN

Filed under: Belletristik,Chick-Lit,Liebe,Roman — Ati @ 20:31

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Verlag: KNAUR
ISBN-13: 9783426213513

ISBN-10:
3426213516
Chick-Lit
Ausgabe 03/2013
Taschenbuch, 320 Seiten
Neupreis [D] 14,99 €


Verlagsseite

Autorenseite

 

Nonsens hoch drei? Gut der Titel klingt natürlich nicht so schön wie Flitterwochen. Doch im Grunde genommen könnte das Buch so heißen, denn damit erhielte man auch einen guten Hinweis auf den Inhalt. Das Schwestern-Autoren-Duo hat sich wieder einmal selbst übertroffen und eine Geschichte verfasst, die etwas an den Haaren herbeigezogen wirkt.

Allerdings: Lesen lohnt sich durchaus, sofern man wie ich eine amüsante und unterhaltsam-entspannende Lektüre an einem stürmisch-schneereichen Märzabend sucht. Für den Strand, den Zug, das Flugzeug, den Bus oder die Badewanne eignet sich das Buch aber natürlich auch.

Der flüssige Schreibstil der Autorinnen treibt einen nicht konsequent durch die Seiten, wiegt aber das eine oder andere Manko auf.

Gleich eingangs wird man von schräg-liebenswerten Charakteren begrüßt. Da gibt es die Grundschullehrerin Tine, die es kaum noch erwarten kann, mit ihrem Traummann Alexander auf die Seychellen zu fliegen. Nicht nur, um dort die Osterfeiertage zu verbringen, viel mehr um zu heiraten und gleich die Flitterwochen dranzuhängen. Eigentlich muss sie nur noch ihr Brautkleid abholen und danach noch schnell auf die Bank. Dummerweise wird sie dort jedoch von einer alten Dame quasi als Bankräuberin und Entführerin missbraucht, deren sehnlichster Wunsch es ist, die Asche ihres verstorbenen Mannes in die Ostsee zu streuen. Tines weiches Herz, gepaart mit überraschter Panik, sorgt dafür, dass sie auf den Wunsch der alten Dame eingeht. Kurz darauf findet sie sich mit ihr und ihrem harmoniesüchtigen Aufpasser Jan auf einer Reise, die ihr weiteres Leben kurzerhand auf den Kopf stellt. Weil die Ostsee nicht nur an Deutschlands Küsten schwappt und kleinere Flunkereien vor katholischen Großfamilien in faustdicke Lügen ausarten können, entwickelt sich eine Eigendynamik, die sich von schreibt und immer wieder zum Schmunzeln animiert.

Eine gewisse Vorhersehbarkeit kann alle LeserInnen stören, die überraschende Wendungen bevorzugen. Und wer auch bei amüsanten Geschichten durchweg reale Bezüge und Gedankenspielereien erwartet, sollte definitiv die Finger vom Buch lassen. Einiges (bereits und nicht nur Bankgeschichte an sich) wirkt wie bereits angedeutet, völlig an den Haaren herbeigezogen. Mehr als ein Klischee (beispielsweise die Trinkfreudigkeit) wirkt hoffnungslos überzogen. Manches (nicht nur auf den Glauben bezogen) ist allerdings denkbar und die Gastfreundschaft sowie die Osterbräuche sind stimmig wiedergegeben. Tines Leben gerät aus den Fugen und der Roman gestaltet sich turbulent bis zum Schluss. Ob ihr Traummann nach dem Aufwachen hält, was er verspricht, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. Tines Hochzeit und die Flitterwochen gestalten sich jedenfalls vollkommen anders als geplant, während sie von einem Fettnäpfchen ins andere stolpert, das Unglück anzieht wie ein Magnet Eisenspäne und Vorurteile die Sache noch erschweren.

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Trotz der einen oder anderen zu überzogenen Klamaukeinlage unterhaltsam. Die Handlungsorte sind so gut beschrieben, dass man förmlich neben den Figuren herschlendern kann. Da jedoch manche Idee zu sehr und vor allem zu lange ausgebreitet wird, gibt es einen Punkteabzug, sodass ich nur starke drei von fünf Punkten für Flitterwochen vergeben möchte.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

GIBSON, RACHEL: WER ZULETZT LACHT, KÜSST AM BESTEN

Filed under: Belletristik,Chick-Lit,Liebe,Roman — Ati @ 12:25

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Originaltitel: Rescue me
übersetzt von Antje Althans
Goldmann Verlag
ISBN-13: 9783442477500
ISBN-10:
3442477506
Liebesroman, Chick-lit
Ausgabe 02/2013
Taschenbuch, 320 Seiten
Neupreis [D] 8,99 €


Verlagsseite

Autorenseite (englisch)

 

Zu meinen bereits vorhandenen Gibson-Büchern gesellte sich unlängst die neueste Romanübersetzung Wer zuletzt lacht, küsst am besten. Gibson, die für romantische Komödien bekannt ist, erzählt darin die Geschichte von Mercedes, die aber von allen nur Sadie genannt wird. Sie kehrt nach Jahren in der fernen Großstadt in ihr Elternhaus in der texanischen Kleinstadt Lovett zurück. Eigentlich nur, um an einer Hochzeit teilzunehmen, doch bevor Sadie sich versieht, wird ein längerer Aufenthalt aus ihrem Kurztrip. Der fällt bereits im Vorfeld unter die Kategorie lieber-nicht, denn dass eine Frau in ihrem Alter noch unverheiratet und kinderlos ist, ruft bei manchem in ihrem Heimatort Mitleid hervor. Anderen wiederum erscheint es eher ein Skandal, weil sie sich auch nicht so um ihren Vater kümmert, wie diese Leute das gerne hätten. Vor dieser Hintergrundgeschichte lernt Sadie Vince kennen. Der ist nach einer posttraumatischen Belastungsstörung gerade an einem Scheideweg. Eigentlich will er keine Freundin. Und auch Sadie kann ganz gut ohne Mann auskommen. Dennoch funkt es zwischen den beiden.

Klingt gut. Allerdings: Der flüssige Schreibstil ist zwar irgendwo geblieben, doch wer auf einen typischen Gibson-Roman hofft, wird eventuell enttäuscht. Zwar nagt Vince nicht gerade am Hungertuch und sieht natürlich auch gut aus, während Sadie selbst ebenfalls aus keinem Armenhaus kommt, doch ist das gesamte Umfeld eher normal. Auch wer Spannung sucht oder unvorhersehbare Wendungen liebt, sollte die Finger von dem Buch lassen. Vieles zeichnet sich früh ab und entwickelt sich auf sehr berechenbare Art und Weise. Leider kam mir auch Romantik oder die erwartete Liebesgeschichte in Gibsons Roman zu kurz.

Sadie und Vince kommen sich zwar schnell (und häufig) näher, doch das beruht trotz einiger mehr oder weniger auffälliger Gemeinsamkeiten dann doch eher auf körperlicher Anziehungskraft oder (böse gesagt) sexuellem Notstand. Vince, den eingefleischte Gibson-Fans eventuell bereits aus Küssen hat noch nie geschadet kennen, trägt gefühlte Tonnen an Kriegsballast mit sich herum. Sadie wiederum quält sich (und die LeserInnen) mit Minderwertigkeitsgefühlen à la Ich-bin-nicht-gut-genug-für-meinen-Daddy. Hier kommt es bedauerlicherweise zu einigen Längen, da bestimmte Dinge wiederholt werden. Die Vergangenheit hat beide zu den reinsten Beziehungsphobikern gemacht.

Alles durchaus nachvollziehbar und im Grunde stört es mich nicht, wenn in Liebesromanen jemand Ecken und Kanten hat. Doch die Art und Weise der Beschreibung sorgte nicht nur zwischen den beiden für emotionale Distanz, sondern ließ auch mich nicht wirklich in die Geschichte eintauchen. Einfach weil es zeitgleich den Verdacht aufkommen ließ, dass die Autorin nicht so recht wusste, ob sie eher eine romantische Liebeskomödie, einen erotischen Roman oder doch lieber etwas Tiefsinnigeres verfassen wollte. Letztlich kam weder das eine noch das andere wirklich heraus. Gegen Ende gestehen sich ihre beiden Hauptcharaktere dann natürlich das, was man eingangs erwartet. Allerdings wirkt dieses Geständnis zu schnell abgehandelt und einfach dem Genre sowie dem Ende des Buches geschuldet.

Auch die übrigen Figuren konnten mich nicht wirklich fesseln. Ein paar kannte ich aus anderen Gibson-Romanen und mit denen hatte ich keine Probleme, obwohl sie eher schemenhaft erschienen. Die anderen jedoch … Sollten Texaner wirklich so sein, wie im Buch beschrieben, bin ich froh, dass ich nicht dort wohne. Einfach weil viele oberflächlich-ignorant, wenig authentisch und noch weniger sympathisch auf mich wirkten. Ein Handlungsfaden, der mit Sadie verknüpft ist, aber doch nicht direkt sie betrifft, bleibt offen. Er scheint anzudeuten, dass da einfach eine neue Figur für die Romane rund um die Kleinstadt Lovett geschaffen wurde.

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Liegt es an der Übersetzung, an Streichungen? Ich weiß es nicht, doch etwas fehlt. Die Geschichte hat wenig Pfiff und die sonst eher gewohnte Leichtigkeit scheint zur Seichtheit zu mutieren. Ein Roman, der mich einerseits enttäuscht hat, weil ich von Gibson dann doch (nicht immer, aber größtenteils) anderes gewohnt bin. Anderseits war Wer zuletzt lacht, küsst am besten doch in gewisser Weise unterhaltsam. Der Schreibstil sorgte dafür, dass ich den Roman es in einem Rutsch durchlesen konnte, auch wenn weder die Charaktere noch der Handlungsverlauf mich wirklich packen konnten. Tatsächlich fand ich es ganz angenehm, das Gibson sich auf die vergangenheitsbedingten Probleme für die Gegenwart beschränkt und nicht noch etwaige ernsthafte Rivalen oder ähnliche Dinge in ihre Geschichte verwoben hat. Und tatsächlich war es, nachdem ich für mich einige Dinge einfach nahezu ausblendete, eine entspannende Lektüre. Nicht wirklich romantisch aber stellenweise durchaus amüsant. Unterhaltsam-seicht – eben zum Abschalten. Zwei Punkte sind irgendwie zu wenig, drei allerdings zu viel. Deshalb belasse es bei starken zwei von fünf Punkten.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

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