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19. Februar 2013

ROTH, VERONICA:DIE BESTIMMUNG – TÖDLICHE WAHRHEIT

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Originaltitel: Insurgent
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Petra Koob-Pawis
cbt Verlag
ISBN-13: 9783570161562
ISBN-10:
3570161560
Dystopie, Jugendbuch ab 14 Jahren
1. Auflage 12/2012
Hardcover mit Schutzumschlag, 512 Seiten
Neupreis [D] 17,99 €

Verlagsseite
Autorenblog englisch
Buchseite

 

Mit gerade 20 Jahren und während ihres Studiums in kreativem Schreiben verfasste die Autorin ihren 2011 erschienenen Debütroman Divergent. Dieser befand sich zum einen mehrere Wochen auf der Bestsellerliste der New York Times und die Filmrechte sind bereits verkauft. Zum anderen wurde eine deutsche Übersetzung von cbt 2012 unter dem Titel Die Bestimmung veröffentlicht. Roths Debüt stellt den Auftakt einer Trilogie dar, deren zweiter Teil Insurgent in deutscher Übersetzung unter dem Titel Die Bestimmung – Tödliche Wahrheit ebenfalls von cbt noch im gleichen Jahr herausgegeben wurde. Der dritte Teil soll Ende 2013 folgen.

Es empfiehlt sich, den ersten Band der dystopischen Trilogie zu lesen, bevor man sich an den Zweiten macht, denn die Bände sind nicht in sich abgeschlossen.

Die Geschichte wird von der Hauptfigur im Präsens erzählt. Diese heißt Tris, ist 16 und steht in Roths Debütroman vor einer schwierigen Entscheidung. Wie alle in ihrem Alter muss sie über ihre Zukunft entscheiden. In ihrer Welt gibt es insgesamt fünf Fraktionen, eine davon muss sie als ihre künftige Familie wählen. Da gibt es die Selbstlosen (Altruan), die Freimütigen (Candor), die Wissenden (Ken), die Friedfertigen (Amite) und die furchtlosen (Ferox). Wer die Wahl hat, hat die Qual, zumindest, wenn wie in Tris‘ Fall der Bestimmungstest, der bei der Entscheidung helfen soll, kein eindeutiges Ergebnis erbringt. Tris trägt mehrere gegensätzliche Begabungen in sich, gehört zu den Unbestimmten und gilt dadurch als Gefahr für die Gemeinschaft. Bisher hat sie bei den Altruan gelebt, jetzt schließt sie sich den Ferox an. Eine fatale Entscheidung, denn dabei gerät sie in einen Konflikt, der neben ihrem eigenen Leben auch das all derer bedroht, die ihr etwas bedeuten. Unabhängig von allem geht es auch um die Beziehung zwischen Tris und dem jungen Tobias. Das ist der Inhalt des Auftaktromans der Trilogie von Veronica Roth.

Die Bestimmung – Tödliche Wahrheit schließt unmittelbar an den ersten Teil an. Der endet mit einem Angriff der Wissenden, die mit ferngesteuerten Furchtlosen versuchten, die Altruan zu vernichten. Dabei kommen ihre Eltern ums Leben, weshalb Tris sich nicht wirklich darüber freuen kann, dass sie es gemeinsam mit ihrem Bruder, ihrem Freund und wenigen weiteren Überlebenden zu den Friedfertigen geschafft hat. Die Erleichterung darüber wird auch getrübt, weil sie während des vorangegangenen Angriffs einen Freund erschießen musste, der unter dem Einfluss der Ken stand. Hinzu kommt, dass sie nicht lange bei den Amite bleiben können. Zu dicht sind ihnen ihre Verfolger bereits auf den Fersen und zwischen den Fraktionen herrscht Krieg. Die bisher funktionierende Gesellschaft zerbricht Stück für Stück.

Wer schnelle Entwicklungen der Handlung erwartet, sollte die Hände davon lassen. Eine dichte Atmosphäre geht oft zulasten des Tempos. Auch wenn man der Autorin keine wortmalerische Detailverliebtheit unterstellen kann, ist ihr eine solche Atmosphäre aber gelungen. Bezüglich der Charaktere ist positiv zu erwähnen, dass verschiedene Figuren in beiden bis jetzt erschienenen Bänden aufgetaucht sind. Über ihre Sympathie lässt sich streiten. Allerdings muss man Romanfiguren ja nicht zwingend mögen, um sie interessant zu finden. Roths Figuren haben Fehler und Macken. Niemand ist perfekt, mancher suspekt und mehr als einer egoistisch. LeserInnen können sich über sie und mit ihnen ärgern, zeitweise mit ihnen mitfiebern, -hoffen oder auch -leiden.

Der Dystopie geschuldet offenbart sich Tris innerlich zerrissen. Schuldgefühle, Rachegedanken, Zorn und Zukunftsängste beherrschen sie. Dabei passen Erinnerungen teilweise nicht zu dem, was sie jetzt erlebt. Sicherheit scheint es nicht mehr zu geben. Gut und Böse offenbaren sich als willkürliche Definition. Misstrauen macht sich breit, vertrauen fällt schwer. Gleichzeitig möchte Tris aber auch ihre Schuld begleichen, indem sie die Unbestimmten rettet. Dafür ist sie sogar bereit, sich selbst zu opfern und sich von Tobias zu trennen, nachdem sie sich gerade ihre Liebe gestanden haben. Dafür ist sie sogar willens, sich zum Schein mit dem Feind zu verbünden.

Negativ fiel mir auf, dass Tris im zweiten Buch zusehends an Sympathiepunkten verlor. Ihre Handlungen sind nicht immer nachvollziehbar, oft wirken sie übereilt. Obwohl sie die Gefahr fürchtet, sucht sie sie geradezu. Viel zu oft zeigt sie sich zickig-egoistisch und voller Todessehnsucht. Tobias spürt, dass ihm Tris entgleitet. Die beiden streiten sich in einem fort oder verschweigen sich etwas, dennoch verzeiht er ihr unzählige Male. Beide wirken manchmal kaltblütig-kalkulierend, dann wieder so voll blindem Aktionismus, dass es fast weh tut. Die ausführliche Beschreibung von innerer Zerrissenheit und Schuldgefühlen sorgt neben Tris‘s polarisierenden und ihrem stellenweisen erschreckenden, naiv-dummen Verhalten zudem über weite Strecken des zweiten Bands für Längen, obwohl sie grundsätzlich gut in die Geschichte passt. Darüber tröstet der flüssig-lockere Schreibstil nur bedingt hinweg.

Einen wirklich dicken Minuspunkt gibt es jedoch für die Brutalität, wird doch viel zu häufig um sich geschlagen und/oder aus allen Rohren geschossen. Die Eliminierung Andersdenkender ist ein blutiger Haupthandlungsbestandteil. Gewalt gab es auch schon im ersten Band. Doch fiel sie mir in Die Bestimmung – Tödliche Wahrheit vermehrt auf, weil die Figuren darin zeitgleich emotional distanziert dargestellt werden. Die Art und Weise, wie sie gefühllos-kaltblütig über das Geschehen hinweggehen, kann man am ehesten als abgestumpft bezeichnen. Letzteres ist zwar durchaus aufgrund des Geschehens nachvollziehbar. Doch abgesehen davon, dass diese Abstumpfung zeitgleich manch überzogen wirkendem, irrationalen Ausbruch gegenübersteht, übertrug sie sich auch auf mich als Leserin. Gewalt, Trauer und Verlust können Menschen verändern. Die Veränderung bei Tris ging mir persönlich zu weit.

Kampfszenen können dramatisch und temporeich sein und davon gibt es einige im Buch. Allerdings wirken sie im zweiten Band genau wie das Hin und Her zwischen Tris und Tobias eher negativ auf den Spannungsbogen. Es gibt Endzeitgeschichten, die weniger Gewalt beinhalten und dennoch packender sind. Roths Geschichte ist nicht wirklich langweilig, doch fehlt etwas. Die Bestimmung – Tödliche Wahrheit wirkt, wie viele zweite Bände einer Trilogie, manchmal wie bloßes Füllmaterial, da sich die Handlung nicht signifikant weiterentwickelt. Erst gegen Ende nimmt das Erzähltempo wieder an Fahrt auf und es tut sich etwas.

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Wie schon im ersten Band ist das Ende des Buches nicht das Ende der Geschichte. Geheimnisse und Rätsel wurden gelüftet, doch bleiben Fragen offen und bieten Platz für Spekulationen, verwirren teilweise aber auch. Bleibt zu hoffen, dass Roth mit dem dritten Band der Trilogie wieder an den besser gelungenen ersten Band heranreicht. Die Bestimmung – Tödliche Wahrheit hat meine Erwartungen nicht erfüllt, weshalb ich nur zwei von fünf Punkten dafür vergeben möchte.

Obwohl ich den inhaltlichen Grundgedanken durchaus spannend finde, kann ich diesen für mich nicht fesselnd mit den jugendlichen Charakteren in Einklang bringen. Grundsätzlich halte ich die Altersfreigabe für verfehlt. Warum? Dystopien sind zwar nicht für eine fröhliche Grundidee bekannt, doch muss Krieg, Brutalität und Tod in dieser Form und einem solchen Ausmaß bei der anvisierten Zielgruppe wirklich sein? Nach der Lektüre der ersten beiden Bände ebenso wie nach einem Blick auf die begeistert-positiven Reaktionen frage ich mich unwillkürlich, wie verroht unsere Gesellschaft sein muss, wenn eine derartig gestaltete Ideenumsetzung in Jugendbüchern eine solche Begeisterung auslöst. Aus dem Grund werde ich die Trilogie niemandem aus meinem Bekannten und Verwandtenkreis als Jugendbuch empfehlen.

 

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

16. Februar 2013

HART, RAVEN: UNSTERBLICHE BEGIERDE – Savannah Vampires 02

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Originaltitel: The Vampire‘s Secret
Aus dem Englischen übersetzt von Maike Claußnitzer
blanvalet
ISBN-13: 9783442373833
ISBN-10: 3442373832
Fantasy
1. Auflage 03/2010
Taschenbuch, 508 Seiten
Neupreis: [D] 9,95 €


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Gleich zwei Autorinnen verbargen sich ursprünglich hinter dem Pseudonym Raven Hart. Einmal Susan Goggins und zum anderen die im Januar 2006 verstorbene Virginia Ellis. Gemeinsam erschuf das Autorenduo die Savannah-Vampires-Reihe bzw. die ersten beiden Bände davon (The Vampire’s Seduction/Unsterbliche Versuchung – blanvalet 09/2009, The Vampire’s Secret/Unsterbliche Begierde – blanvalet 02/2010). Nach dem Tod von Ellis machte Goggins alleine weiter und legte mit insgesamt drei Bänden nach (The Vampire’s Kiss/Unsterbliche Leidenschaft – blanvalet 05/2011) und die noch nicht ins Deutsche übersetzten Romane The Vampire’s Betrayal und The Vampire’s Revenge.

Im ersten Teil der Serie lernten Harts LeserInnen bereits William Cuyler Thorne kennen. Der über 500 Jahre alte Vampir genießt sein Leben in vollen Zügen, verfügt über Macht, Geld und Ansehen und genügend Blut um seinen Durst zu stillen. Doch sein Erzeuger taucht aus der Alten in der Neuen Welt auf und gefährdet all dies. Es kommt zu einer Auseinandersetzung. Die – wie man der Inhaltsangabe des zweiten Teils entnehmen kann – zugunsten Williams ausgeht. Genießen kann er seinen Sieg jedoch nicht so richtig, denn die Gefolgsleute seines Erzeugers nehmen die Niederlage ihres Meisters nicht einfach so hin. Hinzu kommt, dass besagter Erzeuger William offenbart, dass seine Frau, um die er seit Langem trauert, genau wie er selbst untot ist. Während er sich gegen Reedreks Anhänger zur Wehr setzt, muss er erkennen, dass Reedrek ihn nicht angelogen, die Frau, die er einst liebte, sich aber gravierend verändert hat.

Da der Roman aus verschiedenen Perspektiven geschrieben ist, erfahren Harts LeserInnen nicht nebenbei sondern in einem gleichwertigen Handlungsstrang, dass Williams Gefährte Jack mit Gefühlen für eine Frau kämpft, die nicht vollkommen menschlich ist. Die kann ihm gefährlich werden. Genau wie ein seltsamer Virus, der überhaupt allen Vampiren den Garaus machen kann.

William versucht sich mittels seines Gefährten Jack und seiner Geliebten Eleanor gegen Reedreks Anhänger zu wehren, kommt jedoch allein mit deren Hilfe nicht weiter. Ausgerecht eine Vampirin, die ebenso gefährlich werden kann, wie die Feinde der Alten Welt, scheint Williams letzte Hoffnung zu sein.

Soviel zum Inhalt in aller Kürze. Die Geschichte selbst wird – wie bereits angedeutet – aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Mal kommt William, mal Jack zu Wort. Beide in Ich-Form. Dabei können LeserInnen gut unterscheiden, denn dem einen merkt man seine 500 Jahre in gewisser Weise an, drückt er sich doch zuvorkommend-höflich (aber nicht altertümlich) aus, während der wesentlich jüngere Jack eine eher direkte und leicht sarkastische Sprache spricht. Die Geschichte selbst spielt in den Südstaaten der Gegenwart. LeserInnen erfahren von den Hoffnungen und Befürchtungen, von den Schwächen und Stärken der beiden Hauptvampire, ihrer Freunde und Schützlinge. Von Begierden und Hunger.

Dunkle Zauberkünste, Voodoo, Hinterhältigkeiten, Sex, Gewalt und Action werden Kapitel um Kapitel zusammengesponnen. Obwohl es keine wirklichen Höhepunkte gibt und William und Jack auch eher auf alles reagieren, als dass sie von sich aus agieren, lässt sich die Geschichte flüssig lesen. Die Charaktere erscheinen insgesamt etwas blass, was aber unter Umständen darin begründet liegt, dass man es mit einer Buchreihe zu tun hat, in der die Figuren über mehrere Bände hinweg auftauchen. Dabei laufen Autoren bei ständigen Wiederholungen von Charaktereigenschaften die Gefahr für Längen zu sorgen; oder eben, dass Figuren zwar durchaus sympathisch oder unsympathisch echt und dennoch diffus wirken. Gleichwohl kann man mit ihnen mitfiebern, -leiden oder -hoffen, da sie trotz allem vielschichtig wirken.

Das Ende des Buches ist nicht das Ende der Geschichte, die geht im dritten Band weiter und auch in dem bleiben – so viel weiß ich schon – Fragen offen, weil es einen vierten und fünften Band gibt.

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Die erwähnten, kleineren Schwächen schmälern das Lesevergnügen nicht sonderlich, sorgen aber dafür, dass Unsterbliche Begierde nicht die volle Punktzahl, sondern nur vier von fünf Punkten von mir bekommt. Gut unterhalten habe ich mich dennoch gefühlt. Das liegt an dem Umstand, dass der Roman genau wie der Vorgängerband mit einer Grundidee aufwartet, die im Gegensatz zu anderen Vampirromanen nicht oberflächlich-lustig erzählt wird, auf erotische Figuren und ebensolche Szene fokussiert ist oder mit Unsterblichen aufwartet, die nichts Besseres zu tun haben, als sich oder ihre Widersacher permanent mit Feuerwaffen zu bekämpfen. Wer Wert auf so etwas legt, sollte besser die Finger von der Reihe um die Savannah Vampires lassen. Bleibt zu hoffen, dass die letzten beiden Bände auch in Übersetzung veröffentlicht werden. Denn den dritten Band Unsterbliche Leidenschaft habe ich mittlerweile ebenfalls gelesen und der kam immerhin schon 2011 auf den Markt, ohne dass weitere Folgebände angekündigt wurden.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

14. Februar 2013

McCARTHY, ERIN: EIN BISS MIT FOLGEN – Vegas-Vampires 03

Filed under: Roman — Schlagwörter: , , , , , , , , , , — Ati @ 15:41

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Originaltitel: Bled Dry
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Barbara Müller
blanvalet
ISBN-13: 9783442376384
ISBN-10: 3442376386
Fantasy, Chick-Lit
1. Auflage 03/2011
Taschenbuch, 352 Seiten
[D] 7,99 €

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Autorenseite englisch

Ein Biss mit Folgen – wer dabei an Zecken denkt, liegt nur bedingt falsch. Schließlich saugen diese ekelhaften, kleinen Viecher auch Blut. Ansonsten haben sie aber wenig gemeinsam mit den Figuren in McCarthys Roman, der den dritten Teil der Vegas Vampires-Reihe darstellt. Die Autorin, die Jugendbücher unter dem Pseudonym Erin Lynn veröffentlicht, bevorzugt es, in ihren Romanen Humor, Sinnlichkeit und paranormale Elemente zu verbinden. Mit Erfolg, denn mit ihren Büchern schaffte sie es in die Bestsellerlisten von USA Today und New York Times.

Gestern fiel mir beim Abstauben ein Buch auf den Boden. Das pinkfarbene Cover im Comic-Stil mit seinen Fledermäusen erinnerte mich daran, dass ich schon längere Zeit keinen Vampir-Roman mehr gelesen habe. Prompt war der Staubwedel vergessen und ich saß mit Ein Biss mit Folgen in den Händen auf meinem Schaukelstuhl.

Nach kurzem Überlegen fiel mir wieder ein, dass es in der Vegas-Vampires-Reihe um eine Vampirkomödie geht. Grundsätzlich werden von der Autorin natürlich diverse Pärchen zusammengebracht. Nebenher geht es um Macht und (Vampir-)Bösewicht Donatelli versucht den guten Vampiren Carrick und Co., das Leben zu erschweren. In jedem der vier Bände, die ich habe, kommt ein anderes Pärchen dran, wobei diverse Neben- und die Hauptfiguren auch durch alle anderen Bände huschen. Das finde ich grundsätzlich gut, denn allzu oft musste ich mich bereits von Seriencharakteren verabschieden, die nicht mal mehr namentlich in Folgebänden genannt werden.

Das Ganze ist nicht allzu ernsthaft gestaltet und hat neben gemütlichen Lesestunden auch für diverse Lacher gesorgt. Die einzelnen Bände sind (auf die Paare bezogen) so in sich abgeschlossen, dass man sie nicht zwingend alle oder in Reihe lesen muss. Allerdings gibt es doch immer einzelne Handlungsfäden (auf die Vampirgemeinde bezogen), die sich über alle Bände hinwegziehen und erst sukzessive zu Ende gebracht werden.

In Ein Biss mit Folgen geht es um die Zahnärztin Brittany, die gewissermaßen nach einem One-Night-Stand von dem Vampir Corbin schwanger ist. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Brittany selbst ist kein richtiger Vampir, allerdings ist ihr Schwager einer, weshalb sie Corbin überhaupt erst kennengelernt hat. Als sie Corbin die Nachricht übermitteln will, muss sie ihn erst einmal suchen, denn allzu beliebt ist er in der Vampirgesellschaft nicht. Von der wiederum wittert ein Teil die Chance auf eine Instrumentalisierung des ungewöhnlichen Mischlings-Babys im Kampf um die Macht. Das alleine wäre ja schon nervenaufreibend genug, doch die Launen einer Schwangeren sind für einen 200 Jahre alten Vampir auch nicht gerade beruhigend. Fatalerweise ist Corbin quasi vorbestraft und alles andere als der Traumschwager von Brittanys Schwester.

Die Nacht der Zeugung liegt schon etwas zurück und fand, wenn ich mich richtig erinnere, bereits im ersten Band Beim nächsten Biss wird alles anders statt. In Ein Biss mit Folgen lernen Brittany und Corbin sich eigentlich erst so richtig kennen.

Auf den ersten Blick passen die künftigen Eltern eigentlich gar nicht zusammen. Ihre Vorstellungen, wie das Ganze weitergehen soll, sind nicht ganz einheitlich. Corbin stolpert bei seinem Versuch, Brittany von seiner Eignung als Vater zu überzeugen, von einem Fettnäpfchen ins andere, was die Autorin genauso luftig-leicht wie humorig beschreibt. Spätestens beim Kurs für werdende Väter musste ich lachen. Brittany wiederum sieht sich mit der Tatsache konfrontiert, dass ihr Kind schon vor der Geburt Aufsehen bei der Vampirgemeinde erregt, was ihre Beschützerinstinkte wachruft und sie kämpferisch werden lässt. Beide wirken sympathisch und insgesamt hat sich im Bezug auf die anstehende Elternschaft ein ganz leichter Hauch Ernsthaftigkeit eingeschlichen. Bedauerlicherweise bleiben die beiden trotzdem im Gegensatz zu der Beschreibung der Hauptfiguren in den Vorgängerbüchern etwas blass.

Dennoch, der Schreibstil der Autorin ist erfrischend-amüsant, die Dialoge ihrer Figuren sind schlagfertig und sorgen für vergnüglich-entspannende Lesestunden. Die Atmosphäre wirkt trotz des fantastischen Hintergrunds durch die Vampirgemeinschaft lebendig-echt, wenn auch das Geschehen zeitweise lustig-überzogen dargestellt erscheint. Der dritte Band der Reihe ist nicht ganz so temporeich wie seine Vorgänger, fängt McCarthys LeserInnen dennoch auf seine ganz eigene Art ein.

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Lesequickie für zwischendurch, der mich auch beim zweiten Lesen entspannt und amüsiert hat. Ich glaube, ich nehme mir die anderen Bände auch noch mal vor …

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

12. Februar 2013

GRAHAM, ELIZA: WEIL DU MICH LIEBST

Filed under: Belletristik,Roman — Ati @ 14:22

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Originaltitel: Playing with the moon
Aus dem Englischen übersetzt von Elfriede Peschel
blanvalet
ISBN-13:
9783442369751
ISBN-10: 3442369754
Belletristik
1. Auflage 05/2008
Taschenbuch, 412 Seiten
[D] 8,95 €

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Autorenseite englisch

 

Schon etwas länger auf dem Markt ist die deutsche Übersetzung Weil du mich liebst des Debütromans von Eliza Graham. Nachdem sie für die englische Originalausgabe fünf Jahre lang einen Verleger suchte, schaffte sie es in die Bestsellerlisten. Die englische Autorin und Journalistin korrigiert und redigiert die Werke anderer Autoren, wenn sie nicht selbst schreibt. Bislang veröffentlichte sie vier Romane (Playing with the moon, Restitution, Jubilee, The history room).

Das Cover von Weil du mich liebst (die Rückenansicht einer Frau auf einem Steg ins Wasser, blauer Himmel, ein paar leichte Wölkchen) und der Titel deuten auf eine unterhaltsam-leichte Liebegeschichte hin, doch bereits ein flüchtiger Blick auf die Inhaltsangabe lässt darauf schließen, dass Grahams LeserInnen etwas mehr erwartet.

Aus verschiedenen Erzählperspektiven und Zeitebenen offenbart sich Stück für Stück eine Geschichte, die man nicht einfach so nebenbei lesen sollte. Dabei geht es nicht vorwiegend um Minna, die nach einem tragischen Schicksalsschlag allen Lebensmut verloren hat, nicht mehr essen kann und kurz vor dem Aus ihrer Ehe steht. Einen viel größeren Teil des Romans nimmt die Handlung um Felix ein, die eigentlich Felicity heißt, und etliche Jahrzehnte älter als Minna ist.

Die beiden Frauen begegnen sich 2006, nachdem Minna und ihr Mann ein Skelett am Strand gefunden und diesen Fund gemeldet haben. Schnell ist klar, dass es sich um die Überreste eines Soldaten der amerikanischen Streitkräfte handelt, der im Zuge des Zweiten Weltkrieges nach England gelangt und vor langer Zeit umgekommen ist. Felix erfährt durch einen Zeitungsartikel davon und macht sich auf eine Reise in ihre Vergangenheit, da sie den Soldaten und die Umstände seines Todes kannte.

Wie bereits erwähnt, spielt sich das Romangeschehen auf verschiedenen Zeitebenen ab. Mal sind Grahams LeserInnen in der Gegenwart bei Minna, mal bei Felix, mal bei beiden, dann geht es mit Felix in die 1940er-Jahre zurück. Minnas Geschichte wird von ihr selbst größtenteils in der Gegenwartsform erzählt. Die Handlungsfäden um Felix wiederum größtenteils in der Vergangenheitsform in dritter Person. Ihre Geschichte erstreckt sich über viele Jahrzehnte, während man Minna nur kurze Zeit begleiten kann.

Wer sich auf einen Handlungsfaden oder eine Zeitebene konzentrieren möchte, sollte ebenso die Finger von Weil du mich liebst lassen wie diejenigen, die Wert auf eine rasche Handlungsentwicklung legen. Detaillierte Beschreibungen sind zwar die Grundlage für die wunderbar dichte und authentisch wirkende Atmosphäre, sorgen jedoch gleichzeitig dafür, dass die Geschichte insgesamt in keinem allzu hohen Tempo erzählt wird. Längen bleiben im Gegensatz zu diversen Vorhersehbarkeiten außen vor. Letztere fallen insgesamt betrachtet allerdings kaum ins Gewicht. Was jedoch etwas aus dem Rahmen fällt, ist Minnas Entwicklung am Ende des Buches. Sie wirkt zwar nicht pauschal unlogisch oder unglaubwürdig, allerdings etwas zu übereilt erzählt.

Durch den einfachen Schreibstil kann man leicht ins Geschehen eintauchen. Jeweils anfangs der Kapitel wird durch Nennung der Namen klargestellt, um wen es darin geht. Bei den Kapiteln über Felix helfen die Jahresangaben zusätzlich beim Zurechtfinden. Das tragische Geschehen dreht sich um Schuld und Selbstvorwürfe, um Schmerz und Trauer, Tod und Verlust, Angst und Schatten, über die es zu springen galt und gilt. Beide Frauen haben genug erlebt, um in die Knie zu gehen. Beide haben sich innerlich abgekapselt. Und dennoch, als die beiden Frauen sich ihre Erlebnisse von der Seele reden, erfahren beide – durch eine Willkür des Schicksals zusammengewürfelt – nicht nur, wie stark sie sind. Sie erkennen auch, dass es immer Hoffnung gibt. Sie wissen, wie schlimm es ist, am Boden zu sein, aber auch, dass genau dieser Boden einem die Kraft geben kann, wieder aufzustehen. Und dass sich dieses Aufstehen lohnt.

Das Geheimnis um den Tod des Soldaten entzweite einst Felix und ihre große Liebe. Der Fund seines Skeletts bringt dann letztlich nicht nur Minna ihrem Ehemann Tom wieder näher. Er sorgt auch dafür, dass Felix aufarbeiten kann, was sie jahrzehntelang beschäftigt und ihr Leben beeinflusst hat. Und er bringt jemanden Frieden, den der tote Soldat nicht mehr kennenlernen durfte.

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Glück und Unglück liegen in diesem Buch nah beieinander. Eine ganze Bandbreite an Gefühlen erwarten LeserInnen, die sich darauf einlassen. Das dramatische Geschehen wird auf unaufgeregte, emphatische Weise ohne falsche Melodramatik erzählt. Kein Buch für nebenbei. Doch wer sich darauf einlässt, bekommt eine berührende Geschichte über zwei starke Frauen, über die Kraft der Liebe und der Hoffnung, der ich vier von fünf Punkten geben möchte.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

 

11. Februar 2013

MATTHEWS, CAROLE: HAUPTSACHE GLÜCKLICH

Filed under: Belletristik,Roman — Ati @ 14:54

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Originaltitel: The only way is up
Aus dem Englischen übersetzt von
Elvira Willems
Rowohlt Taschenbuch Verlag
ISBN-13:
9783499259265
ISBN-10: 3
499259265
Belletristik
Deutsche Erstausgabe 02/2013
Taschenbuch, 592 Seiten
[D] 9,99 €

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Über 20 romantische Kommödien hat Carole Matthews schon veröffentlicht. Bevor sie erfolgreich zu schreiben begann, arbeitete sie als Sekretärin, Fernsehmoderatorin und Journalistin. Die Romane der in Merseyside/England geborenen Autorin wurden in mehrere Sprachen übersetzt, erregten teilweise die Aufmerksamkeit der amerikanischen Traumfabrik und eroberten die Bestsellerlisten der Sunday Times und der USA-Today . Rowohlt veröffentlichte bereits mehrere Übersetzungen. Titel und Cover dieser Bücher (Die Schokoladendiät, Liebe au chocolat, Bauernhaus sucht Frau), verraten in gewisser Weise schon viel über Schreibstil und Lesefeeling. Wie tiefgründig sie tatsächlich sind, weiß ich nicht, denn Hauptsache glücklich ist mein erster Matthews-Roman.

Darin geht es um Lily, Mutter von zwei Kindern, Ehefrau von Lawrence. Der ist als Vermögensberater in der Vergangenheit nicht ohne Erfolg gewesen und so kann sich die Familie einiges gönnen. Traumhaus, Zweitwohnsitz in London, Traumurlaube, exklusives Internat für die Kinder, Pferde, Schmuck, mal kurz Schuhe für 1.000 Pfund – all das geht, genau wie bei Lucys anderen neureichen Freundinnen. Gut, vieles wird auf Pump erworben, doch mit dem guten Einkommen von Lawrence ist das alles kein Problem. Wirklich glücklich ist Lucy dennoch nicht, zu groß ist die Entfremdung von ihrem Ehemann, der mehr und mehr in seinem Beruf aufzugehen scheint und nicht mal im Urlaub abschalten kann. Zu fremd werden ihr auch die Kinder, die die meiste Zeit im Internat verbringen und scheinbar nichts genießen können, was ihnen geboten wird. Doch nach außen hin wirken sie wie die rundum perfekte Familie mit fantastischen Zukunftsaussichten und sicherem Lebensstandard.

Bis eines Tages die Bombe platzt. Lawrence ist bereits seit Wochen arbeitslos, die Banken haben den Hahn des steten Geldflusses längst abgedreht. Damit wird alles anders. Lucy und ihre Familie besitzt nach der Rückkehr aus dem Urlaub nur noch das, was sie auf dem Leib und in den Koffern tragen. Die Schlösser an ihrem Traumhaus sind ausgetauscht, die Fenster verbarrikadiert. Aus der ländlichen Idylle wird Lucy mit Mann und Kindern in ein heruntergekommenes Viertel in eine noch heruntergekommenere Sozialwohnung katapultiert. Möbel sind Fehlanzeige. Der Familie droht fortan ein Leben von der Hand in den Mund, denn Lawrence ist zu stolz um Arbeitslosenunterstützung zu beantragen.

Dass sie dennoch nicht gnadenlos untergehen, ist einer Nachbarin zu verdanken, die sie unter ihre Fittiche nimmt. Während ihre bisherigen Freundinnen Lucy eiskalt den Rücken zudrehen, teilt die arbeitslose Tracey großzügig das bisschen, das sie selbst hat. Überhaupt zeigen sich die Bewohner des Problemviertels nicht halb so schlimm, wie Lucy und Lawrence befürchtet haben. Das bisschen Schmuck, das Lucy mit in den Urlaub genommen hatte, spült dann dringend benötigtes Bargeld in die leere Haushaltskasse. Was sich zunächst als Glücksfall entpuppt, bietet aber einige emotionale Fallstricke. Lucy bekommt vom Käufer Arbeit angeboten und fasst schneller Fuß als Lawrence. Das tut seinem angeschlagenen Ego und der ohnehin schon angeknacksten Beziehung nicht sehr gut.

Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt. Vorwiegend kommt Lucy selbst zu Wort, teilweise erfährt man das Geschehen jedoch auch der Sicht von Lawrence in dritter Person. Anfangs tat ich mich mit der Hauptfigur schwer, zeigt Lucy sich doch recht oberflächlich. Und Lawrence mit seinem falschen Stolz konnte ebenso wenig Sympathiepunkte erringen. Die verwöhnten Kinder taten ein Übriges. Zudem bedient sich die Autorin diverser Klischees (reiche Egoisten stehen nicht nur hilfsbereiter Armut gegenüber) und handelt die angeschnittenen Probleme stellenweise recht oberflächlich ab bzw. löst sie auf teils märchenhaft einfache Art. Das ist aber nicht weiter dramatisch, da ich aufgrund der Autorenvita nichts anderes erwartet habe. Außerdem versöhnte mich die Autorin mit der Wandlung, die Lucy und ihre Familie durchmacht.

Besagte Wandlung wird ausgelöst durch einige Hochs und Tiefs, denn Lucy und ihrer Familie passiert so einiges. Der tiefe Fall zieht einen Wust an Ereignissen nach sich, die das eine oder andere Mal etwas überzogen wirken. Trotz allem wirkt die Wandlung selbst durchaus authentisch und macht die Familie Seite für Seite sympathischer. Ihre Fehleinschätzungen und Handlungen wirken menschlich echt und man fragt sich unwillkürlich, wie man selbst in der einen oder anderen Situation reagieren würde.

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Ein fernöstliches Sprichwort besagt, dass das Leben nicht zu Ende ist, wenn ein Traum nicht in Erfüllung geht. Es hat dann nur einen Weg versperrt, damit man einen anderen sucht. Diese Suche wird von der Autorin warmherzig, unterhaltsam, kurzweilig und auf größtenteils leichte Art und Weise beschrieben. Man kann mit Hauptsache glücklich hervorragend abschalten, entspannende Lesestunden erleben und der Roman macht gleichzeitig nachdenklich. Insgesamt möchte ich deshalb vier von fünf Punkten vergeben.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

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