Die Leselustige Ati's Rezi-Seite – Buchbesprechungen, Ankündigungen, etc.

12. Mai 2013

Wahl, Michaela B.: Rashen – Einmal Hölle und zurück

389_Wahl_RashenISBN: 9783426430699
Knaur Ebook 04/2013

Inhalt laut Verlagsseite

Rashen ist ein Oishine. Ein Dämon, der ganz unten in der Nahrungskette der Dämonen steht, das Schlusslicht der Schlusslichter sozusagen: Denn er ist dazu verdammt, den Menschen Wünsche zu erfüllen.

Kein besonders lukrativer Job, wenn man bereits neben dem Dämonenfürst Pragaz gefrühstückt hat. Aber wer in Ungnade fällt, darf eben von ganz, ganz unten anfangen.
Dann gelangt auch noch das Buch der Oishine, eines der fünf Bücher, in die Hände einer vorwitzigen Studentin namens Claire, der es gelingt, Rashen zu bannen: in einen menschlichen, männlichen und nicht gerade unattraktiven Körper. Rashen muss Claire nun zweiundzwanzig Tage und zweiundzwanzig Stunden dienen, so will es die Beschwörungsformel. Allerdings ist Claire alles andere als eine biedere Studentin: Um sich etwas dazuzuverdienen, strippt sie viermal die Woche in einem Club. Und Rashen fühlt sich wider Willen zu Hause.

Dumm nur, dass der Körper, in den Claire ihn gebannt hat, nicht irgendein x-beliebiger ist. Das Mädchen hat eine der goldenen Regeln des Bannens gebrochen: Rashen steckt im Körper ihres Verlobten. Probleme? Sind definitiv vorprogrammiert!

Buchbesprechung geplant

5. Mai 2013

GRANT, CECILIA: EIN UNSITTLICHES ANGEBOT

8871_1A_LYX_UNSITTLICHES_ANGEBOT.IND8Originaltitel: A lady awakened
übersetzt von Kirsten Middeke
Verlag: Egmont LYX
ISBN-13: 9783802588716
ISBN-10: 3802588711
Genre: historischer Liebesroman
Ausgabe: 1. Auflage 04/2013
Taschenbuch, 416 Seiten
Neupreis [D]: 9,99 €

Verlagsseite
Autorenseite

Cecilia Grant © privat

Cecilia Grant © privat

Wieder einmal einen Debütroman halte ich mit Ein unsittliches Angebot in Händen. Er stammt von Cecilia Grant, die mittlerweile bereits drei Romane (Genre Historical Romance) veröffentlicht hat, von denen jedoch derzeit nur einer ins Deutsche übersetzt verlegt wurde. Die Autorin, die Englisch studiert hat, lebt nach eigenen Angaben mit ihrem ebenfalls schreibenden Ehemann, zwei Bücherwürmern und (literarisch eher unbeleckt) Katze und Hund im Nordwesten Nordamerikas. Das kann somit von Washington bis Kalifornien alles und sowohl in den Vereinigten Staaten als auch Kanada, an der pazifischen Küste oder auch sehr weit im Landesinneren sein.

Doch zurück zu ihrem Roman, der den Auftakt der Cecilia-Grant-Reihe bei Egmont-LYX darstellt. Die Fortsetzung (Das Versprechen der Kurtisane) ist bereits für Oktober angekündigt. Die Handlung wird sich dann allerdings nicht mehr um die in Ein unsittliches Angebot vorkommenden Hauptfiguren drehen. Ob sie noch Erwähnung finden? Wer weiß. Sicher ist schon jetzt, dass sie genauso ungewöhnlich sein dürften, wie Martha und Theo.

Denn mit Grant bietet der Egmont LYX Verlag eine weitere Autorin auf, die mit nicht ganz so konventionellen Figuren und genretypischen Klischees aufwartet, wie LeserInnen historischer Liebesromane es hierzulande gewöhnt sind. Aktuell geht es um die erst 21jährige, frisch verwitwete Martha Russells. Der trotz des Altersunterschiedes überraschende Tod ihres Ehemannes stellt sie vor ein Problem. Ohne Erben steht sie mit nahezu nichts da, denn die beweglichen wie unbeweglichen Besitztümer, einschließlich ihrer Mitgift, gehen größtenteils an ihren Schwager. Der ist den Dienstboten im Haus nur allzu gut bekannt und nicht nur bei Martha löst seine bevorstehende Ankunft Beklemmung aus. Statt sich brav in das sich daraus für sie ergebende Los zu fügen, beschließt Martha zu einem nicht ganz ehrlichen Mittel zu greifen. Da sie nicht in guter Hoffnung ist, muss sie es schnellstmöglich werden. Und so ist sie bereit, dem wegen seiner Eskapaden in London auf den Landsitz seiner Familie verbannten Bonvivant Theophilus Mirkwood, Geld gegen seinen hoffentlich fruchtbaren Samen zu bieten.

Schon damit dürfte klar sein, dass Martha nicht zu den naiv-hilflosen Weibchen gehört, die dieses Genre für gewöhnlich zieren. Einerseits wirkt sie steif, spießig und verklemmt. Andererseits zeigt sie sich kämpferisch, fast besessen. So stolz, dass sie lieber Probleme in Kauf nimmt, als klein beizugeben. Sie hat keine schwärmerisch-romantischen Wünsche, denn die Ehe mit ihrem verstorbenen Mann hat ihr die gründlich ausgetrieben, sofern sie überhaupt je vorhanden waren. Entsprechend sachlich, ja fast lieblos gestalten sich die Treffen mit Theo, obwohl dieser durchaus bereit ist, mehr  daraus zu machen. Mehr als einmal verpasst ihm Martha einen emotionalen Dämpfer und stellt seine Verführungskünste auf eine harte Probe. Die Beschreibung der heimlichen Treffen wirkt manchmal etwas unbeholfen, aber nicht unwirklich. Gerade durch das Weglassen romantischer Details, Zärtlichkeiten oder durch die  nüchternen Gedanken Marthas wird der Zeitdruck und das Dilemma deutlich, in dem sie steckt. Unmerklich und in kleinen Details merkt man, dass Gefühle ins Spiel kommen, die die Affäre jedoch nicht kitschig verkomplizieren.

Genau dadurch wirkt dieser Handlungsstrang nachvollziehbar echt. Romantik hätte hier unpassend weich gezeichnet gewirkt. Und so sollte, jeder der Wert darauf legt, eindeutig die Finger von Grants Debüt lassen. Andererseits: Obwohl ich eigentlich etwas gänzlich anderes erwartet hatte, war ich von dem Roman keineswegs enttäuscht. Vielmehr wurde ich angenehm überrascht.

Nebenbei gibt es jedoch auch noch einen zweiten Handlungsstrang, der Marthas Alltag umfasst. Modern im Denken will sie manchmal fast zu verbissen die Welt verbessern. Praktisch und nüchtern stellt sie sich ihrem Problem ebenso wie ihrem Alltag. In dem sie bemüht darum ist, die Lebensbedingungen der kleinen Leute zu verbessern; sie zu bilden und den Wunsch nach Veränderung in ihnen erwachen zu lassen. Damit infiziert sie Zug um Zug auch Theo, der dann beginnt, sein bisheriges Leben infrage stellen.

Fazit: 04aPerlenpunkte

Grants Schreibstil ist sprachlich der damaligen Zeit angemessen. Obwohl manches (Marthas Reformwillen betreffend) fast zu modern wirkt, entstand durch die bildhaften Beschreibungen ein Sittengemälde vor meinem inneren Auge, mit authentisch wirkenden Handlungsorten und nachvollziehbar agierenden, glaubwürdigen Figuren. Sehr schnell tauchte ich in die Geschichte ein. Ein Manko sind kleinere Längen, doch die fallen nicht allzu sehr ins Gewicht und Ein unsittliches Angebot lässt sich leicht lesen. Ein unterhaltsames und gelungenes Debüt, dem ich vier von fünf Punkten geben möchte. Die untypische Darstellung der beiden Hauptfiguren weckt bei mir die Lust auf weitere Romane der Autorin.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

4. Mai 2013

JUNG, SUSANNE: BESSER LEBEN MIT DEM TOD

1012_01_SU_Jung_LebenMitTod.inddVerlag: Klett-Cotta
ISBN-13: 9783608947458
ISBN-10: 3608947450
Genre: Sachbuch, Erfahrungen
Ausgabe: 1. Auflage 03/2013
Hardcover mit Schutzumschlag, 226 Seiten
Neupreis [D] 19,95 €

Verlagsseite

 

Obwohl er unabdingbar zum Leben dazugehört, befassen sich die Wenigsten von uns ernsthaft mit dem Tod. Er wird tabuisiert und verdrängt, obwohl er uns ohne Ausnahme bevorsteht. Vermutlich einer der Gründe, warum er die Hinterbliebenen immer wieder besonders schmerzhaft trifft und so manchen aus der Bahn wirft.

Susanne Jung © Marijan Mura

Susanne Jung
© Marijan Murat

Susanne Jung schreibt über den Tod und das Thema Abschied nehmen. Der Schutzumschlag des Buches ist schlicht gehalten. Er zeigt ein weißes Kissen auf weißem Grund, eine einzelne rote Rose. Friedlich und liebevoll wirkt dieses bescheidene Motiv und steht damit eigentlich im krassen Kontrast zum Thema an sich. Immerhin wird durch den Tod eine Person aus unserem Leben gerissen; für so manchen bricht dadurch eine Welt zusammen. Andere sind erleichtert, weil eventuell ein langer Leidensweg beendet wurde. Doch egal ob so oder so, ohne einen adäquaten Abschied fällt die eigentliche Trauerarbeit schwer. Ohne Akzeptanz ist sie unmöglich.

Ebenso schlicht wie das Umschlagmotiv ist der Schreibstil der Autorin. Das allerdings nur im Sinne von sehr gut nachvollziehbar, denn tatsächlich vermittelt Susanne Jung den Inhalt ihres Buches auf niveauvolle Art. Sie gestaltet ihn sehr praxisbezogen. Nicht unbedingt philosophisch-anspruchsvoll, dafür aber ebenso anrührend wie achtungsvoll, verständnisvoll wie kritisch. Denn die Autorin weiß, wovon sie schreibt. Nicht nur, weil sie selbst mehr als einen schmerzhaften Verlust erlitt. Auch weil sie einen Beruf ausübt, der nicht ganz gewöhnlich ist. Ursprünglich lernte sie, wie man Bilderrahmen vergoldet. Über eine ehrenamtliche Sterbebegleitung kam sie im Laufe der Jahre jedoch in ein Bestattungsinstitut. Was sie dort erlebte, war nicht das, was sie sich unter einem würdigen Abschied vorstellte. Und so machte sie sich einige Jahre danach als Bestatterin selbstständig.

Von ihren eigenen Erfahrungen mit den Themen Sterben und Abschied, über ihren Umgang damit, erfahren LeserInnen eingangs des Buches. Offen erzählt Jung von Erlebnissen und Verlusten, jahrelanger Verdrängung und Trauerbewältigung. Nach ihren Ausführungen dazu, wie sie Bestatterin wurde, widmet sie sich dann Todesfällen, die andere erlebt haben. Sie schreibt vom Abschied von einem Kind, das nie leben durfte. Von einem Jugendlichen, der sich das Leben nahm. Von einem Mann, der durch seinen letzten Willen seiner Witwe fast die Möglichkeit zum Abschiednehmen nahm. Von einem Witwer, der innerlich mit seiner Frau starb. Von einer Organspenderin. Das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus Jungs Erfahrungsschatz, der mittlerweile über 800 Bestattungen umfasst, die aber natürlich nicht alle in dem Buch erwähnt werden. Was jedoch erwähnt wird, sind bürokratische Hürden, die es nicht nur im Rahmen individuell gestalteter Bestattungen zu nehmen gilt. Unaussprechliches, das ausgesprochen werden sollte. Gefühle, die zugelassen werden sollten. Und Jungs Wünsche für Veränderungen der hierzulande geläufigen Sterbe- und Bestattungskultur.

Einfühlsam geht sie auf den Unterschied zwischen Verstorbenen und Toten ein. Das mag für den einen oder anderen seltsam klingen. Dass es ihn tatsächlich gibt, weiß ich jedoch aus eigener Erfahrung und kann nur bejahen, was die Autorin dazu schreibt. Ihre Überlegungen, warum der Tod in den letzten Jahrzehnten dermaßen distanziert in Angriff genommen und zunehmend tabuisiert wurde, sind nachvollziehbar logisch. Jung hebt hervor, wie wichtig es ist, die Möglichkeit für einen bewussten Abschied anzubieten, unterstreicht aber auch die Bedeutsamkeit, diese Möglichkeiten als Betroffener zu nutzen. Ihre Anschauung des Lebens und (untrennbar damit verbunden) des Lebensendes vermittelt sie, trotz der Omnipräsenz des Todes, ebenso sensibel wie sachlich und durch alle kurzen Kapitel hindurch durchweg lebendig. Empathisch und unaufgeregt offenbart sich so Stück für Stück eine versöhnliche Fürsprache für ihn, mehr jedoch noch für das bewusste Leben.

Fazit: 05aPerlenpunkte

Besser leben mit dem Tod oder Wie ich lernte Abschied zu nehmen ist ein sehr persönliches Buch, das ich gerne weiterempfehle und für das ich die volle Punktzahl vergebe. Es wirkt tröstlich und informativ. Nicht nur für diejenigen, die gerade selbst einen Todesfall beklagen, sondern auch für jene, die sich mit der eigenen Endlichkeit auseinandersetzen. Dass Susanne Jung tatsächlich mehr als eine konventionelle Bestatterin ist, durfte ich beim Abschied eines Freundes erleben. So sensibel, wie sie dabei die Hinterbliebenen begleitete und tröstete, so vermittelt sie in ihrem Buch tatsächlich, dass Abschied nehmen gelernt sein will und man besser lebt, wenn man den Tod nicht verdrängt – einfach weil er zu unserem Leben gehört.

 

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

3. Mai 2013

BOTTLINGER, ANDREA: AETERNUM

349_Bottlinger_Aeternum Verlag: Knaur Taschenbuch
ISBN-13: 9783426511794
ISBN-10: 3426511797
Fantasy
Ausgabe 04/2013
Taschenbuch, 576 Seiten
Neupreis [D] 12,99 €

 

Verlagsseite
Autorenseite

Habe ich schon einmal erwähnt, dass ich mich mit Büchern schwer tue, in denen Engel vorkommen? Egal ob es sich beispielsweise um die Fallen-Angels-Reihe von J. R. Ward, Angelus von Danielle Trussoni oder auch Becca Fitzgeralds Engel-der-Nacht-Reihe handelte – irgendwann (meist recht bald) fand ich etliche Kritikpunkte, die mir den Lesespaß vermasselten. Dessen ungeachtet versuche ich mich immer wieder daran und so landete Aeternum denn auch prompt auf meinem SuB.

Andrea Bottlinger © privat

Andrea Bottlinger
© privat

Die 1985 in Karlsruhe geborene Andrea Bottlinger fühlt sich nach eigenen Angaben im Fantasybereich am wohlsten. Sie war bzw. ist freie Mitarbeiterin der Zeitschriften SpaceView, Geek und Nautilus und interviewte in der Vergangenheit Autoren für Verlage wie cbt und Piper. Bottlinger, die neben Ägyptologie auch Komparatistik und Buchwissenschaften studiert hat, lebt heute in Heilbronn. Sie gibt Schreibkurse, arbeitet als Lektorin, verfasst Buchbesprechungen und veröffentlichte mit Aeternum ihren Debütroman.

In dem öffnet sich ohne Vorwarnung mitten in Berlin ein riesiger Krater, der bis tief in den Untergrund der Hauptstadt reicht. Niemand kann sich erklären, wie er zustande kam und niemand kann abschätzen, was damit zusammenhängend noch alles passieren kann. Denn natürlichen Ursprungs ist dieses Ereignis nicht. Doch nicht nur die Menschheit versucht herauszufinden, was es damit auf sich hat. Auch miteinander verfeindete Dämonen und Engel tun ihr Möglichstes. Zu diesem Zweck wählen sie je einen Abgesandten, der der Sache sprichwörtlich auf den Grund gehen soll. Schon bald begeben sich der gefallene Engel Jul und die einem Dämon als Magierin dienende Amanda in die Tiefen, während weiter oben alles eskaliert.

Wie gesagt, meist vergeht mir die Leselust bei Büchern mit Engeln recht schnell. Ich lese zwar weiter, aber ich kam bisher nie in Versuchung die Bücher wärmstens weiterzuempfehlen oder Ähnliches. Oft kommt es mir so vor, als ob die Autoren nicht so recht wissen, in welche Richtung sie jetzt eigentlich wollen. Bei Bottlingers Debütroman ging es mir nicht so. Ich habe auch hier etwas gefunden, das mich stört. Aber: Aeternum nahm mich von Anfang an und bis zum Schluss gefangen.

Wer streng gläubig ist, wird womöglich ein Problem mit der Idee haben, die sich nach und nach (allerdings temporeich) herauskristallisiert, sie womöglich geradezu blasphemisch finden. Denn abgesehen davon, dass Bottlinger, wie andere Autoren auch, Engel nicht automatisch gut und Dämonen nicht per se schlecht beschreibt, geht sie sogar soweit, dass ihre weibliche Hauptfigur sich an jemanden heranwagen muss, der eigentlich außerhalb menschlicher Reichweite ist. Denn Gott selbst (und damit geradezu symbiotisch auch der Teufel) haben mit den ungewöhnlichen Vorfällen zu tun. Ihretwegen droht die Welt, wie wir sie kennen, unterzugehen. Ihretwegen kommt es zu einem blutigen und tödlichen Kampf zwischen den Dämonen und Engeln. Und für die wiederum sind die menschlichen Opfer lediglich verschmerzbare Kollateralschäden.

Illustrativ detailliert wurde die Hintergrundatmosphäre von Bottlinger geschaffen. Berlin – auch wenn es sich täglich zu verändern scheint – erschien klar vor meinem inneren Auge. Und das, obwohl ein großer Teil der Geschichte unterirdisch spielt.

Hinzu kommen gut herausgearbeitete und (für mich auch) überraschend echt wirkende Charaktere mit einigen Stärken aber genauso vielen Schwächen und Fehlern. Das tröstet darüber hinweg, dass Bottlinger sich bei der Beschreibung einiger Figuren an bekannten Bildern orientiert. Die großen, hell gekleideten, weißblonden Engel erfüllen ihre Aufgabe mit himmlischer Konsequenz und ihren Flammenschwertern. Die Dämonen wiederum wirken in ihrer wirklichen Gestalt abschreckend hässlich und Frucht einflößend, gierig und vordergründig berechnend und falsch und wenden Magie an.

Doch halt: Ganz so einfach ist es nicht. Bottlinger erzählt nicht einfach nur eine neue Variante von Gut gegen Böse, bei der es natürlich nur einen Gewinner geben kann. An der Stelle – das Cover finde ich mehr als passend. Die sich berührenden Umrisse der zwei geflügelten Gestalten wirken in ihrer Ausarbeitung doch als Einheit. Genau wie Gott und der Teufel, Gut und Böse, Licht und Dunkel, Engel und Dämonen, Gebot und Tabu, Glaube und Wissen, Macht und Ohnmacht. Sie könnten augenscheinlich alleine für sich bestehen, benötigen aber den anderen, um wirklich zu wirken. Eine Trennung? Unmöglich.

Und schon bald wurde mir klar, dass Amanda und Jul zwar vordergründig um die Rettung der menschlichen Welt kämpfen, die zwischen den verfeindeten Fraktionen einfach zerrieben zu werden droht. Tatsächlich aber geht es um Begreifen und Einsicht, um Erkenntnis. Um Fühlen und Mitgefühl. Über den eigenen Schatten zu springen. Freundschaft und Vertrauen zuzulassen. Toleranz und eigenständiges Denken und darum, Konsequenzen aus diesen Überlegungen zu ziehen, weil eigentlich alle in einem Boot sitzen, das in einer Katastrophe zu sinken droht.

Das alles ist in eine Geschichte gepackt, in der sich die beiden Hauptfiguren Amanda und Jul näherkommen, obwohl sie sich anfangs gar nicht ausstehen können. Einfach, weil jeder seine eigene Motivation hat, sein eigenes Ziel verfolgt. Während Amanda ihren Bruder retten möchte, will Jul seine Flügel zurück, die ihm vor langer Zeit genommen wurden. Wer allerdings auf eine richtige Liebesgeschichte hofft, kann sich diese Hoffnung gleich wieder abschminken. Dazu werden die beiden viel zu häufig in blutige Kampfszenen verwickelt, die ich in ihrer Fülle und Ausführlichkeit tatsächlich als Manko dieses Romans betrachte. Allerdings ist dieses Manko nicht so groß, dass es mir den Lesespaß an Aeternum verdorben hat. Und die Geschichte zwischen den beiden fügt sich harmonisch in das gesamte Geschehen ein.

Der Lesespaß blieb mir mit Sicherheit auch erhalten, weil mir der Schreibstil von Bottlinger gefallen hat. Sie wechselt fließend die Perspektiven, lässt ihre LeserInnen aus Amandas Sicht am Geschehen teilhaben, dann wieder aus der von Jul. Die Autorin webt die Schöpfungsgeschichte aus der Sicht eines Engels ein und (für mich) recht schlüssig eine Überlegung für gesellschaftlich-religösen Umbrüche in der jüngeren Vergangenheit. Bottlinger lässt ihren fantastischen Roman auf Mythen monotheistischer Religionen fußen, überfrachtet die Geschichte jedoch nicht damit.

Fazit:  04aPerlenpunkte

Mythen und Realität sind hier geschickt mit fantastischen Elementen verwoben und zu einem ebenso spannenden wie faszinierenden Debütroman verarbeitet worden. Das bietet gleichermaßen Unterhaltung wie Anreize zum Nachdenken und Raum für Fantasie. Für die erwähnten Kampfszenen gibt es einen kleinen Punktabzug, da sie mir persönlich zu viel waren und für kleinere Längen sorgten. Dennoch bleibt zu hoffen, dass die Autorin bald – in welcher Form auch immer – nachlegt. Ich möchte für Aeternum vier von fünf Punkten vergeben.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

Lesung: Garantiert gesundheitsgefährdend

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382_Grimm_GarantiertGesundheitsgefaehrdend

Gerade ist es angekommen:
Garantiert gesundheitsgefährdend
(ISBN: 9783426275887 Droemer 03/2013)
von Dr. Hans-Ulrich Grimm. Der in Stuttgart lebende Autor und Journalist widmet sich damit nicht zum ersten Mal der Gefahr industrialisierter Nahrungsmittel. Aus seiner Feder stammen unter anderem auch Die Suppe lügt, Die Ernährungslüge, Chemie im Essen oder Vom Verzehr wird abgeraten. Dieses Mal nimmt er gewohnt kritisch das Thema Zucker ins Visier. Und schon jetzt kann ich im Bezug auf das Buch des ehemaligen Spiegelredakteurs und Geschäftsführers der Dr. Watson Der Food Detektiv GmbH & Co KG verraten: LESEN LOHNT SICH – auch wenn das Buch selbst kleinere Schwächen durch Wiederholungen hat.

Ab September 2013 stellt Grimm sein Buch persönlich vor. Wer Interesse hat, kann ihn

am 18.09.2013, 20.00 Uhr in der Stadthalle Singen (Eintritt 10 €),
am 08.11.2013, 20.00 Uhr in der Stadtbücherei Bad Waldsee (Eintritt 5 €) und
am 19.11.2013, 19.30 Uhr in der VHS Osnabrück (Eintritt frei) erleben.

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