Die Leselustige Ati's Rezi-Seite – Buchbesprechungen, Ankündigungen, etc.

15. April 2013

ROBERTS, AILEEN P.: ELVANCOR – DAS LAND JENSEITS DER ZEIT

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ISBN-13: 978-3442478767
ISBN-10: 3442478766
Fantasy
Ausgabe 03/2013
Serie: Elvancor Band 01
Taschenbuch, 448 Seiten
Neupreis [D]: 12,99 €

Verlagsseite
Autorenseite

Aileen P. Roberts  © Isabelle Grubert

Aileen P. Roberts
© Isabelle Grubert

Hinter dem Pseudonym Aileen P. Roberts steckt die in Süddeutschland lebende Claudia Lössl. Die kam durch ihren Mann zum Schreiben. Teilweise erscheinen ihre Bücher im Selbstverlag. Goldmann veröffentlichte 2009 ihren Fantasy-Zyklus Thondras Kinder. Mit der Weltennebel-Trilogie legte die Autorin nach. Gerade liegt ihr Roman Elvancor vor mir, der ebenfalls von Goldmann auf den Buchmarkt gebracht wurde.

In Elvancor – Das Land jenseits der Zeit geht es um die 18jährige Lena, deren Start ins Erwachsenenleben etwas anders verläuft als geplant. Eigentlich wollte sie ja reisen und raus aus der öden Provinz. Dank ihrer eigenen Dummheit und der ihres Exfreundes muss sie jedoch Sozialstunden in einem Altenheim ableisten und hat mehr oder weniger Hausarrest. Bei ihren Sozialstunden lernt sie eine alte Frau kennen. Eigentlich denkt Lena, dass die alte Frau etwas wirr im Kopf sein muss und die fantastischen, zu magisch anmuteten Bildern passenden mystischen Geschichten frei erfunden sind. Doch nach deren Tod ergeben sich Umstände, die Lenas Welt ins Wanken bringen. Zusammen mit Ragnar, dem Enkel der alten Frau Winter, macht sie sich auf eine Schatzsuche mit unbekanntem Ausgang.

Abgeschlossen ist die Geschichte nach 448 Seiten nicht. Es gibt einen zweiten Teil, mit dem Titel Das Reich der Schatten. Dieser soll im August 2013 erscheinen. Wer frühere Bücher der Autorin kennt, weiß, dass mit Sicherheit einige Fragen aufgeworfen und im ersten Teil nicht erschöpfend beantwortet werden. Die Bücher sollten also in der Reihenfolge ihrer Erscheinung gelesen werden.

Die Inhaltsangabe las sich sehr interessant für mich. Und da ich Geschichten mag, in denen Drachen, magische Portale oder die Suche nach mystischen Gegenständen vorkommen, stürzte ich mich so schnell als möglich nach Erhalt auf das Buch. Es geht (wie in vielen anderen Fantasyromanen auch) darum, dass die reale und eine mystische Welt aufeinandertreffen. Dass Wesen von der einen zur anderen Welt wechseln können, was nicht immer gut ist. Und grundsätzlich um das Thema Hoffnung.

Gleich vorab: Obwohl sehr gut erklärt wird, was es mit Elvancor – Das Land jenseits der Zeit auf sich hat, führte mich dieser Titel völlig in die Irre. Ich ging davon aus, dass ich als LeserIn an der Seite von Ragnar und Lena einen Großteil des Buches in Elvancor verbringe. Doch dem war nicht so. Auch die Suche nach dem mystischen Schatz, auf die die verstorbene Frau Winter Lena und Ragnar gemeinsam ansetzt, gestaltet sich eher nebenbei und etwas langwierig. Erst gegen Ende des Buches nimmt der Roman deutlich an Fahrt auf, in dem, nebenbei erwähnt, die Pferdeliebe der Autorin deutlich zu spüren ist.

Überhaupt kamen mir die fantastischen Elemente und damit im Grunde die Spannung etwas zu kurz. Ein paar Schattenwesen, die erst relativ spät klar auszumachen sind, ein paar Geister, ein magisches Amulett. Hinzu kommt, dass ich mich mit Lena nicht anfreunden konnte. Die kam mir das ganze Buch hindurch zickig und mürrisch vor, konnte wenig Sympathiepunkte sammeln. Ihr beständiges Wanken zwischen einem Arbeitskollegen und Ragnar, und überhaupt ihr ganzes Verhalten, erscheint sehr unreif und oberflächlich. Magische Momente, die sie ja durchaus erlebt, akzeptiert sie ohne Fragen. Dann jedoch stellt sie Dinge infrage, die bei mir für hochgezogene Augenbrauen sorgten. Wenn ich wie sie bewusst erleben würde, dass sich vor meinen Augen, in meinen Händen, Teile eines Amuletts fest zusammenfügen, würde ich zumindest nicht mehr infrage stellen, dass es grundsätzlich Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die eigentlich nicht sein können.

Doch es gab auch sympathische Figuren. Allen voran Frau Winter. Auch deren geheimnisvollen Geliebten aus Elvancor oder Lenas Oma fand ich ganz nett. Und obwohl Ragnar mir in großen Teilen zu distanziert vorkam, gehört er doch eher zu denen, die mir positiv auffielen. Alle zusammen stehen jedoch eher im Hintergrund, obwohl sie im Grunde genommen Schlüsselfiguren zu sein scheinen. Und grundsätzlich ist es ja auch so, dass man nicht Romancharaktere nicht zwingend mögen muss. Tatsächlich sind Roberts Figuren sehr realitätsnah beschrieben. Teils zu oberflächlich skizziert wirken sie dennoch echt. Genau wie die Handlungsorte, die man sich gut vorstellen kann.

Das Geschehen insgesamt spielt auf mehreren Handlungs- und Zeitebenen. Mal geht es in die Vergangenheit von Frau Winter oder die ihres Geliebten. Dann wieder erfährt man etwas über aktuell in der realen Welt agierende Schattenwesen. Dann wieder etwas über Lenas Vergangenheit und jetziges Erleben. Dabei verwebt Roberts in gewohnter Manier die Handlungsfäden zu einer dichten Atmosphäre, die mich wieder einmal dazu gebracht hat, das Buch nicht wegzulegen und später weiterzulesen.

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Obwohl sich die Geschichte rein vom Tempo her bis fast zum Schluss gänzlich unaufgeregt entwickelt und die eine oder andere Länge beinhaltet, wollte ich wissen, wie es weitergeht. Trotzdem ich nicht wirklich mit den Figuren mitlitt oder -fieberte, waren sie mir nicht völlig egal. Und obschon ich nicht wirklich tief in das Geschehen eintauchen konnte, steckte ich doch definitiv darin fest. Der Auftaktroman lässt mich offen gestanden mit einem sehr zwiespältigen Gefühl zurück. Doch da ich andere Romane der Autorin kenne und die Geschichte eindeutig Entwicklungspotenzial hat, werde ich mir auf alle Fälle auch den zweiten Band des Fantasyzweiteilers holen. Für Elvancor – Das Land jenseits der Zeit möchte ich drei von fünf Punkten vergeben.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

26. März 2013

O’CONNELL, SEAN: DAS SCHICKSAL DER WELT – Tír na nÓg 02

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Acabus Verlag
ISBN-13: 978-3862821464
ISBN-10: 3862821463
Fantasy, Science-Fiction
1. Auflage 04/2012
Serie/Reihe: Tír na nÓg, Band 02
Taschenbuch, 220 Seiten
Neupreis [D] 13,90 €

Verlagsseite
Autorenseite 

Obwohl ich mit dem ersten Tír na nÓg-Band um den Auserwählten Cornelis (erschienen 11/2011) Probleme beim Eintauchen in die Geschichte hatte, war früh klar, dass ich auch den zweiten Band (erschienen 04/2012) lesen wollte. Der lag dann zwar auch recht schnell auf meinem SuB, allerdings kam ich erst jetzt dazu, ihn zu lesen. Genau wie beim ersten Buch dauerte es auch bei Das Schicksal der Welt wieder geraume Zeit, bis ich mich an den Schreibstil von Sean O’Connell gewöhnt hatte.

Gleich vorab, wer den ersten Teil nicht gelesen hat, sollte dies vorher nachholen. Zu viel wurde darin bereits angesprochen und teilweise erklärt. Wem diese Grundlage fehlt, wird mit der Fortsetzung keine rechte Freude haben. Und ebenfalls gleich jetzt: Der zweite Band von Tír na nÓg hat ein offenes Ende. Das liegt darin begründet, dass Cornelis Geschichte weitergeht. Und zwar mit Túatha Dé Danann (Band 01- Das Sternenheim, 07/2012, und Band 2- Nekropolis, 10/2012).

Mit seinem zweiten Buch setzt O’Connell denn auch nahtlos an das Geschehen des ersten Bandes an. Cornelis, Meister Aki, Raggah und ein Unsterblicher setzen ihre Reise in den Süden fort, trotz aller Erlebnisse und bisher erlebter Gefahren. Zu dringlich ist die Aufgabe, Näheres über die Entstehung der Welt und Ursache und Lösung bezüglich ihres momentanen Zustands herauszufinden. Denn unabhängig davon, dass die Natur zunehmend verrückt spielt, nehmen auch Kriege und Verwüstungen zu. Als sie Zeuge eines Massakers werden, wird Cornelis von seinen Gefährten getrennt. Während sie gefangen genommen werden und sich schon bald einem unbesiegbar scheinenden Untier gegenübersehen, muss sich auch Cornelis diversen Gefahren und seiner Vergangenheit ebenso wie der vor ihm liegenden Aufgabe stellen. Er bezahlt mit seinem Leben dafür und stellt gleichzeitig fest, dass der Tod weder die letzte noch eine wirkliche Grenze ist.

O’Connells Romanreihe lässt sich nach wie vor in keine wirkliche Genre-Schublade stecken. Er mischt auch in seiner Fortsetzung Fantastisches mit Realem, Mystisches mit Modernem, wobei historisch anmutende Passagen nicht außen vor bleiben. Nicht zu vergessen natürlich Science-Fiction mit einem Hauch Horror. Mit seinem Schreibstil schafft er kein richtiges Jugendbuch, aber auch keines, das sich nur für Erwachsene eignet. Nach wie vor verliert er sich beinahe in zu bildhaften Beschreibungen, ohne jedoch den Wust an roten Fäden loszulassen, die sich durch mehrere Handlungsebenen schlängeln, annähern und wieder auseinanderdriften. Er bedient sich diverser Klischees und manche seiner Ideen entwickeln sich vorhersehbar. Dennoch schafft er es, überraschende Wendungen in das Geschehen zu verarbeiten und entwickelt dieses auf komplexe, wenn auch teils zu oberflächliche Art und Weise weiter. Wie schon im ersten Band wirft er unzählige Fragen auf, deren Antworten sich aber nicht zwangsläufig in Das Schicksal der Welt finden.

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Obwohl ich mich dieses Mal deutlich schneller an O’Connels Schreibstil gewöhnte, empfand ich den zweiten Tír na nÓg-Band stellenweise hart an der Grenze. Die unterschiedlichen Handlungsebenen und teils skurrilen Ideen sorgten dafür, dass ich manchmal fast den Durchblick verlor. Trotzdem hat es der Autor auch dieses Mal geschafft, meine Neugier auf die Fortsetzung im ersten Túatha Dé Danann-Buch zu wecken. Für Das Schicksal der Welt möchte ich deshalb drei von fünf Punkten vergeben.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

17. März 2013

REES, ROD: DIE MISSION – Demi Monde Welt außer Kontrolle Band 01

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Originaltitel: The Demi-Monde 01 Winter
Aus dem Englischen übersetzt von Jean-Paul Ziller
Goldmann Verlag
ISBN-13: 9783442475674
ISBN-10: 3442475678
Roman
Ausgabe 01/2013
Taschenbuch mit Klappenbroschur, 608 Seiten
Neupreis [D] 12,99 €


Verlagsseite

 

Ein Blick auf die Verlagsseite offenbart: Der Lebenslauf des Autors setzt sich abenteuerlich zusammen. In Dhaka baute er eine pharmazeutische Firma auf. In Moskau errichtete er ein Satelliten-Kommunikationsnetz. In Großbritannien designte er ein Hotel. Er reiste durch Afrika und den Mittleren Osten, durch Bangladesch und Russland. Heute lebt er mit Frau und Kindern in England und widmet sich ganz dem Schreiben. Aus seiner Feder stammt eine Romanreihe, die eine Mischung verschiedener Stilrichtungen darstellt. Science-Fiction paart sich mit Thriller. Historisches mit Okkultem. Fantasy mit Realem. Das alles dystopisch angehaucht. Nebenbei bemerkt, der zweite Teil ist bereits unter dem Titel Der Widerstand im Juli 2013 bei Goldmann angekündigt.

Obwohl mich die Inhaltsangabe sehr neugierig stimmte, begann der Auftaktroman der vierteiligen Buchreihe von Rod Rees nicht sehr vielversprechend für mich. Recht schnell legte ich das Buch zur Seite, was auch beim zweiten und dritten Versuch der Fall war.

In Die Mission geht es um die junge Ella. Aus finanziellen Gründen geht sie darauf ein, die entführte Tochter des Präsidenten zu retten. Ellas Einsatz wird erschwert, weil Nora nach ihrer Entführung in eine gänzlich andere Welt gebracht wurde. Diese andere Welt ist im Grunde genommen ein virtuelles Experiment der Regierung. Von Wissenschaftlern geschaffen, um Soldaten möglichst realistisch auf kriegerische Ernstfälle vorzubereiten. Darin bekämpfen und hassen sich unterschiedliche Gruppen. Zeit und Raum sind ausgehebelt. Diese Grundidee ist nicht ganz neu. Sie wurde bereits in Romanen und Filmen verwendet.

Das Glossar am Ende des Buches deutet allein durch seinen Umfang an, dass Demi Monde vielschichtig sein muss. Gleich von Anfang an wird man dann auch im Roman selbst mit Informationen dazu überschwemmt. Das ist sicherlich notwendig, um Zusammenhänge zu begreifen und im Grunde entsteht so eine dicht gewobene, düster-bedrohliche Atmosphäre. Doch die Informationsfülle war mir persönlich fast zu viel, weshalb ich immer wieder unterbrechen musste.

Erschwerend kam hinzu, dass Rees wenig Begriffe erklärt und das jeweilige Suchen im Glossar sich zeitraubend umständlich entwickelte. Bestimmte Wortspielereien (unter anderem HimPerialismus, UnFunDaMentalismus, UnterWesen) störten mich zunehmend.

Und dann gab es noch unlogische Auffälligkeiten. Wenn ich davon ausgehe, dass ein virtuelles Wesen in der virtuellen Welt des 19. Jahrhunderts lebt, muss ich doch auch davon ausgehen, dass es nicht mit Begriffen aus der neueren Zeit um sich wirft, weil es sie gar nicht kennen kann. Zudem ist zwar nachvollziehbar, warum Noras virtuelle Existenz gerettet werden muss, doch entging mir völlig, wie sie überhaupt dorthin gelangt ist. Vielleicht habe ich das überlesen, vielleicht wird es erst in einem späteren Band erklärt, doch hier fehlte mir etwas. Oder nehmen wir die Wissenschaftler. Die sind so schlau, Demi Monde zu konzipieren, bauen sogar einen Schutzmechanismus ein. Doch ausgerechnet der lässt die Rassisten der virtuellen Welt rot sehen? Und während Ella, die im realen Leben eigentlich nur eine Sängerin ist, tatsächlich einiges bewirken kann, müssen die im Hinblick auf ihre Schöpfung wirklich genialen Wissenschaftler tatenlos zusehen? Dieses Konstrukt wirkt etwas zu stark an den Haaren herbeigezogen. Überhaupt: Da sind Wissenschaftler genial genug, um eine virtuelle Welt zu schaffen, die dabei helfen soll, reale Menschen zu verbessern (durch Training). Obwohl die Rüstungsmaschinerie bekanntermaßen quasi eine Gelddruckmaschine ist, sollte man doch annehmen, dass besagtes Training eher dazu genutzt wird, Frieden herbeizuführen, der nicht nur daraus besteht, dass eine Partei kapituliert, weil sie der Waffengewalt der anderen zu wenig entgegenzusetzen hat. Doch nein, es wird fleißig Krieg gespielt, geschossen und verfolgt, was das Zeug hält. Das kann man natürlich mit schriftstellerischer Freiheit erklären, doch wertet es die angebliche Genialität der Wissenschaftler in meinen Augen irgendwie ab.

Rees beschreibt in mehreren Erzählsträngen aus verschiedenen Perspektiven und mit diversen Erzählern eine düster-bedrohliche und vor allem erschreckende Welt. Vieles erfährt man aus der Sicht der weiblichen Hauptfigur. Doch auch der ständige Wechsel führte bei mir dazu, dass anfangs kein rechter Lesefluss aufkam. Erst nach etwa 150 Seiten fiel es mir zunehmend leichter, an der Geschichte dranzubleiben. Diese 150 Seiten sorgten jedoch fast dafür, dass der Roman sich zu meinem Stapel abgebrochener Bücher gesellte. Anschließend allerdings steigerte sich sowohl das Tempo als auch die Spannung etwas.

Wenn man davon einmal absieht, teilt sich Rees‘ virtuelle Welt in verschiedene  Bereiche, wovon einer stark an das Dritte Reich bzw. das Geschehen darin an die Shoah erinnert. Wie in der realen Welt sind auch die Bewohner der virtuellen Welt unterschiedlicher ethnischer, religiöser oder politischer Herkunft, womit diverse Konflikte vorprogrammiert sind. Die Bewohner von Demi Monde existieren in der Realwelt und quasi gespiegelt nach ihrer Einschleusung in der virtuellen Welt, dadurch können sie in beiden Welten sterben. Gleichzeitig gibt es in der realen Welt an sich bereits tote Diktatoren und Machthaber in Demi Monde, die danach gieren, in die reale Welt zu gelangen. Die virtuelle Welt ist so hoch entwickelt, dass sie sich zu verselbstständigen droht. Was als vielversprechendes Experiment begann, wird zur tödlichen Gefahr.

Der Rolle angepasst präsentiert Ella sich als sehr clever, was nicht immer authentisch wirkt. Statt dessen kam sie mir wie ein blutjunges MacGyverlein vor, das für alles eine Lösung weiß. Sie wirkt zu perfekt und wie soll sich jemand weiterentwickeln, der bereits so ist? Neben ihr gibt es noch andere Charaktere, die mal mehr mal weniger sympathisch, jedoch meist authentischer als Ella wirken und auch tatsächlich eine Entwicklung durchlaufen. Sie polarisieren mit ihren Grundsätzen, doch wirklich überzeugt hat mich keine der Figuren.

Allerdings muss ich insgesamt feststellen, dass dem Autor die Beschreibung seiner virtuellen Welt mit den machtpolitischen Bestrebungen der unterschiedlichen Gruppierungen gelungen ist. Das wird verstärkt, weil er auf historische Ereignisse und Personen Bezug nimmt und so vor Augen führt, zu welchem Wahnsinn Menschen fähig sind. Gewalt spielt in dem Buch eine große Rolle. Flucht ebenso. Demi Monde steckt voller Fanatiker und Rassisten aber auch Sexisten, denen jedoch erfreulicherweise auch menschliche Werte gegenüberstehen.

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Ein durchwachsen-holpriger Auftakt der Demi-Monde-Reihe, die trotz nicht ganz unbekannter Grundidee und Schwächen eine nicht ganz alltägliche Geschichte bietet.  Wie in anderen Reihen auch werden Fragen aufgeworfen, ohne dass alle beantwortet werden. Die Mission ist nicht in sich abgeschlossen, sodass bereits jetzt absehbar ist, dass das Lesen der einzelnen Bände in der Reihenfolge der Erscheinung notwendig ist. Obwohl mir nicht durchweg alles logisch erschien und mich keiner der Charaktere überzeugt hat, bin ich neugierig auf den Fortgang der Geschichte. Insgesamt möchte ich der Geschichte allerdings nur schwache drei von fünf Punkten geben, da mich die Umsetzung der an sich spannenden Grundidee nicht richtig überzeugen konnte.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

28. Februar 2013

VOSSELER, NICOLE C.: IN DIESER GANZ BESONDEREN NACHT

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ISBN-13: 9783570155349
ISBN-10: 357015534X
Fantasy, Jugendbuch (ab 12 Jahren)
Ausgabe 02/2013
Gebundene Ausgabe, 576 Seiten
[D] 18,99 €

Verlagsseite
Autorenseite


Laut Süddeutscher Zeitung verlieren wir uns dank den literarischen Talenten von Vosseler in Raum und Zeit. Vosseler, die 1972 in Villingen-Schwenningen geboren wurde, studierte Literaturwissenschaften und Psychologie, widmet sich heute jedoch ganz dem Schreiben. Aus ihrer Feder stammen erfolgreiche Romane wie Sterne über Sansibar oder Der Himmel über Darjeeling. Ich selbst habe beispielsweise ihr Buch Südwinde im Regal. Und seit Kurzem auch ihren Fantasy-Jugendroman In dieser ganz besonderen Nacht.

Der handelt von der 16jährigen Amber, deren Mutter den Kampf gegen einen unheilbaren Gehirntumor verloren hat. Durch eine zuvor getroffene Sorgerechtsvereinbarung soll sie künftig bei ihrem Vater leben, zu dem jedoch zuvor kein allzu enger Kontakt bestand. Ted lebt zudem nicht in Deutschland, sondern in San Francisco. Gefangen in ihrem Schmerz erkennt Amber anfangs nicht, wie sehr sich ihr Vater um sie bemüht. An der neuen Schule fühlt sie sich ebenfalls nicht wirklich wohl, obwohl sie durchaus freundlich aufgenommen wird. Einzig mit Nathaniel freundet sie sich an. Ein Obdachloser, wie sie vermutet, etwas älter als sie, der in einem leer stehenden Haus lebt. Schon bald fühlt sie sich zu ihm hingezogen und auch Nathaniel ist ihr nicht ganz abgeneigt. Dennoch bleibt er auf Distanz. Als Amber erfährt, warum das so ist, droht sie völlig zusammenzubrechen. Hat der Tod ihrer Mutter Amber um den Verstand gebracht, oder ist Nathaniel wirklich ein Geist? Noch dazu einer, in den sie sich so einfach verlieben kann?

Dass er tatsächlich nicht lebendig aber auch nicht wirklich tot ist, stellt sich bald heraus, doch wie sollen die beiden jetzt zusammenkommen? Vor allem, was für Konsequenzen können sich daraus ergeben? Diese Fragen treiben nicht nur Amber um, sondern auch ihre kleine Clique, in der jeder eine ungewöhnliche Fähigkeit besitzt. Ebenso stellt sich natürlich die Frage, warum Nathaniel überhaupt zum Geist geworden sein könnte. Die Situation spitzt sich zu, als Amber und Nathaniel eine gemeinsame Nacht verbringen, in der alles anders ist als sonst.

Die Grundidee (Beziehung zwischen Mensch und übernatürlichem Wesen) ist grundsätzlich nicht ganz neu. Doch Vosseler hat sie gut und interessant umgesetzt. Und das sowohl für das jugendliche Zielpublikum als auch für ältere LeserInnen wie mich.

Die Geschichte besteht aus drei gleichwertig zu betrachtenden Handlungssträngen. Zum einen ist da natürlich die sich anbahnende, problematische Beziehung zwischen Nathaniel und Amber. Der Zweite dreht sich um den Tod von Ambers Mutter und Ambers daraus resultierende Verzweiflung und Trauer. Im Dritten geht es um Ambers Clique, die quasi den relativ normalen Alltag beschreibt, auch wenn die einzelnen Mitglieder gar nicht so alltäglich sind. Ebenso kommt deren nicht immer einfache Vergangenheit zur Sprache. Größtenteils wird die Geschichte von Amber selbst erzählt, einige Kapitel jedoch auch von Nathaniel. Diese unterscheiden sich nicht nur die kursive Schrift gut vom Rest.

Eine Erzählung aus dieser Perspektive bietet immer den Fallstrick, dass Emotionalität recht einseitig daherkommt, da man eben nur die Seite des Erzählers wirklich betrachten kann. Hinzu kommt, dass die Autorin sehr detailverliebte Beschreibungen in die Geschichte eingearbeitet hat, die nicht wirklich zu ihrer Entwicklung beitragen. Dies trägt zu einer dichten und authentischen Hintergrundatmosphäre bei. Ungeduldige kann es jedoch stören, weil dadurch das Erzähltempo gedrosselt wird. Wer also eine schnelle Handlungsentwicklung liebt, sollte eventuell die Finger von dem Roman lassen.

Der letzte Absatz hört sich jetzt schlimmer an, als es in Wirklichkeit ist. Richtige Längen gab es nicht für mich. Vosseler hat einen Roman geschaffen, in den ich tatsächlich recht schnell eintauchen und – wie schon der Verfasser des Zitats der Süddeutschen Zeitung formuliert hat – mich in Raum und Zeit verlieren konnte. Jedenfalls größtenteils, obwohl ich weit über der anvisierten Altersgrenze liege. Das war zum Teil gerade der detailverliebten Wortmalerei geschuldet. Obgleich ich noch nie in San Francisco war, konnte ich mir beispielsweise die Straßenzüge gut vorstellen, egal ob sie nun nebelverhangen oder glasklar beschrieben wurden. Allerdings hätte die eine oder andere Kleinigkeit einmal beschrieben gereicht. Vosselers Schreibstil liest sich darüber hinaus leicht, was über besagte Wiederholungen gut hinweghilft. Ihren Schreibstil mag ich auch deshalb, weil er nicht (wie in manch anderem Jugendbuch) gewollt jugendlich-cool ist und die Dialoge lebendig wirken.

Was mir ebenfalls gut gefällt, ist der Umstand, dass das spukige Fantasyelement nicht Ambers traurige und traumatisierende Vorgeschichte erschlägt und umgekehrt. Und dass Ambers Clique trotz ihrer Andersartigkeit eher bodenständig skizziert wird. In der Clique wird zwar das Geisterthema bzw. die Auswirkungen einer Beziehung zwischen Amber und Nathaniel diskutiert, jedoch größtenteils normal und nicht wie in anderen Romanen auf eine Art und Weise, die mich schon diverse Male dazu gebracht hat, die Augen zu verdrehen. Das geschieht nämlich immer dann, wenn niemand eine Ahnung von irgendwas hat, aber sofort mit einer superschlauen, pseudowissenschaftlich wirkenden Antwort auf Fragen aufwarten kann, die gerade erst aufgekommen sind. Vosselers Charaktere sind ein sympathischer, kunterbunter Mix. Letzteres sprichwörtlich, denn einer wechselt schneller seine Haarfarbe als mache Leute ihre Socken. Ihre Wünsche und Bedürfnisse wirken echt und nachvollziehbar, ebenso die Handlungen und Reaktionen.

Das Buch hat eine melancholisch-ernsthafte Grundstimmung, die nicht nur auf Krankheit, Verlust und Trauer fußt, sondern auch auf der eigentlichen Aussichtslosigkeit der Beziehung zwischen Amber und Nathaniel. Doch gerade diese Beziehung gibt Amber auch wieder Lebensmut und Freude zurück. Oder den Mut etwas zu wagen. Lässt sie Wünsche entwickeln, die allerdings wiederum für Probleme und die Sehnsucht nach mehr sorgen. Deshalb wagt sie In dieser ganz besonderen Nacht einen Schritt, der unerwartete Konsequenzen nach sich zieht.

Besagte Konsequenzen wiederum sorgen für einen kleinen Zwiespalt bei mir. Zum einen wirken einige Passagen letztendlich zu rosarot weich gespült. Das fiel mir vielleicht deshalb besonders auf, weil Nathaniels Vergangenheit und die Schuld, die er auf sich geladen hat, vollkommen gegensätzlich beschrieben werden. Zum anderen wirken sie jedoch auch durchaus tröstlich, gerade im Bezug auf die Verluste, die Vosselers Figuren durchleben müssen.

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In dieser ganz besonderen Nacht hat mich nicht durch nervenzerreißende Spannung gefesselt, denn im Grunde kam die Geschichte mir trotz des traumatischen Einstiegs für Amber und des dramatischen Teils kurz vor dem Ende völlig unaufgeregt vor. Der Reiz kam für mich aus der emotionalen Grundnote und der dichten Atmosphäre. Und wurde geschürt durch den Tiefgang, den dieser Roman durchaus hat. Mit der Wendung ganz am Schluss hat mich die Autorin vollkommen überrascht, da meine eigenen Gedanken bereits in eine ganz andere Richtung gingen. Fantasievoll berührend – dafür möchte ich vier von fünf Punkten vergeben.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

27. Februar 2013

LEVY, MARC: SIEBEN TAGE FÜR DIE EWIGKEIT

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Originaltitel: Sept jours pour une éternité
übersetzt von
: Bettina Runge & Eliane Hagedorn
Blanvalet
ISBN-13: 9783442380619
ISBN-10: 3442380618
Belletristik
Ausgabe
01/2013
Taschenbuch, 288
Seiten
[D]
8,99 €

Verlagsseite http://www.randomhouse.de/blanvalet/index.jsp

 

Der 1961 in Boulogne-Billancourt geborene Marc Levy lebt heute als freier Schriftsteller in New York. Er zählt zu den meistgelesenen französischen Autoren. Nicht nur sein im Jahr 2000 erschienenes Debüt wurde in mehrere Sprachen übersetzt und verfilmt. Aus seiner Feder stammen neben Et si c’était vrai  (Solange du da bist) Titel wie Les enfants de la liberté (Kinder der Hoffnung) oder La prochaine fois (Bis ich dich wiedersehe) und eben auch Sept jours pour une éternité (Sieben Tage für die Ewigkeit). Außer seinen Romanen verfasst Levy auch Novellen und Liedtexte und hat sich auch schon an einem Kurzfilm für Amnesty International (La lettre de Nabila, 2004 ausgestrahlt) versucht. Kritiker mögen Levy nicht unbedingt, und auch bei den Lesern herrscht trotz internationaler Bestseller geteilte Meinung.

Nach dem Debüterfolg von Solange du da bist geht es Levy trotz weiterer Erfolge genau wie anderen Autoren. Alles, was er nachlegt, wird an genau diesem Debüt gemessen.  Auch ich habe Sieben Tage für die Ewigkeit mit anderen Büchern Levys verglichen und war erst einmal enttäuscht. Zum ersten Mal fiel mir der typisch französische Schreibstil so extrem auf, dass ich das Buch drei Mal begann und genauso oft wieder weglegte, bevor ich es dann letztlich fertig las.

In Levys Roman wollen Gott und der Teufel den ewigen Streit um die Macht auf Erden beenden. Dafür schließen sie eine Wette ab und lassen ihre beiden besten Agenten gegeneinander antreten, wobei nicht eingeplant ist, dass die sich persönlich begegnen. Doch genau das geschieht und dann noch etwas, womit weder Gott noch der Teufel gerechnet haben: Die beiden Agenten verlieben sich ineinander.

Unter anderem kann man Levy durchaus in das gleiche Genre wie Sparks einordnen. Auch er schreibt berührende Geschichten, die sich bisweilen Melodramatik oder auch einer gewissen Schnulzenhaftigkeit nicht entziehen können, dafür aber mit einer gehörigen Portion Romantik aufwarten. Wer erwartet, dass Sieben Tage für die Ewigkeit Levys Debüt ansatzweise ähnelt, sollte die Finger vom frisch von Blanvalet aufgelegten Roman lassen, der nebenbei erwähnt 2005 bereits bei Knaur erschien. Die Entwicklung  von Gut und Böse, von Liebe und Hass, Leid und Tod aber auch Freude, Freundschaft und Hoffnung ist anders als in sämtlichen von mir gelesenen Levy-Romanen.

Seine Umsetzung der guten, wenn auch nicht ganz neuen Grundidee hat mir Durchhaltevermögen abverlangt. Das lag nicht nur an den verschiedenen Perspektiven, aus denen erzählt wird. Auch nicht grundsätzlich an der Sprache, die sich im Grunde recht leicht lesen lässt. Doch bestimmte Passagen wirken durch eine sehr ausgeprägte Detailverliebtheit zu oberflächlich. Fast scheint alles wichtiger als die eigentliche Handlung. Das ist das, was ich zuvor als typisch französischen Schreibstil beschrieben habe (ist es mir doch beispielsweise jüngst unter anderem auch in Fische mögen keinen Ehebruch von Carl Aderholt aufgefallen). Das bedeutet jedoch nicht, dass Levys Roman Tiefgründigkeit fehlt. Sympathisch, ironisch, teilweise schrullig wirken seine Charaktere, zu denen neben Gott und Luzifer (laut Inhaltsangabe) in der Hauptsache eben ihre beiden Abgesandten zählen. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden ist vorhanden, allerdings drängt sie sich nicht in den Vordergrund. So kommen Nebencharaktere ebenfalls sehr gut zum Tragen. Manches Mal hinterließen sie mehr Eindruck bei mir als die eigentlichen Hauptfiguren.

Sobald ich mich jedoch an Levys Stil in diesem Roman gewöhnt hatte, konnte ich die Dialoge genießen, die teils erst auf den zweiten Blick spritzig-witzig wirken. Erst dann konnte ich mich an der fantasievollen Handlung, den Wendungen und Aktionen erfreuen. Erst dann baute sich die Spannung richtig auf und ich flog durch die Seiten zu einem Ende, das viel zu schnell abgehandelt erscheint und doch im Grunde genommen passt.

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Obwohl mir Levys Roman Durchhaltevermögen abverlangte, hat er mich letztlich doch überraschend gut unterhalten. Nicht ganz alltäglich, nicht ganz real und etwas abgedreht präsentiert Levy eine stellenweise nachdenklich machende Geschichte, der ich starke drei von fünf Punkten geben möchte. Für vier reicht es nicht ganz, weil mir die Liebe etwas zu kurz kommt und das Ende zu schnell abgehandelt erscheint.  

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

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