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29. November 2012

Raven, Lynn: Hexenfluch

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Knaur Taschenbuch
ISBN-13: 9783426505601
ISBN-10: 3426505606
Fantasy
1. Auflage 05/2011
Taschenbuch mit Klappenbroschur, 432 Seiten
[D] 12,99 €

Verlagsseite
Autorenseite

Beim Stöbern auf der Verlagsseite fiel mir das rote Kleid auf dem Cover ins Auge. Also las ich flugs die Inhaltsangabe. Demnach geht es um eine erfolgreiche Ärztin Ella, die für ihren Beruf lebt. Ihre Mutter hat sie und ihren Vater verlassen, was dafür sorgte, dass sie ihr Herz verschloss. Abgesehen davon ahnt sie nicht, dass ihre Mutter ihr etwas hinterlassen hat. Ein magisches Erbe, das zum Ausbruch kommt, als sie eines Abends beobachtet, wie ein Mann von einer Gruppe vermummter Gestalten misshandelt wird. Ihr beherztes Eingreifen verhindert das Schlimmste, doch als sie den verletzten Hexer Christian Havreux berührt, durchströmt sie eine ungeahnte Macht. Auch Havreux spürt diese bislang unentdeckten Fähigkeiten und bietet ihr prompt – nicht ganz uneigennützig – an, sie auszubilden.

Trotz des magischen Elements spielt die Geschichte in unserer Welt, unserer Zeit. Allerdings richtet sich die Autorin im Gegensatz zu früheren Büchern eindeutig an ein erwachsenes Publikum. Die Elemente in der Geschichte sind dunkel und brutal, stellenweise sehr blutig. Daneben kommen auch Liebe und Erotik darin vor, allerdings nicht so, dass sie die Geschichte überfrachten oder verkitschen.

Raven schreibt in einem flüssigen, unprätentiösen und leicht lesbaren Stil, greift in spannenden Szenen auf kurze Sätze zurück. Trotz wechselnder Perspektiven nimmt die Geschichte dennoch anfangs nur zögerlich an Tempo zu. Oder vielleicht sollte ich schreiben, dass sie gerade wegen der wechselnden Perspektiven nur langsam an Tempo gewinnt. Hierdurch ergibt sich nämlich eine gewisse Vorhersehbarkeit. Hinzu kommt, dass die Haupt- und Nebencharaktere etwas zu wenig beleuchtet werden. Wirklich unscheinbar oder gar uninteressant sind sie jedoch nicht und beides wird zudem eindeutig durch die ansonsten dichte Atmosphäre abgemildert.

Christian ist genauso sympathisch wie undurchschaubar. Ella genauso hilfsbereit wie ehrgeizig. Und obwohl sie eigentlich völlig in ihrem Beruf aufgeht, schafft Christian, was andere nicht schaffen. Er scheint einfach perfekt. Schätzt Ellas Denkweise, respektiert sie, bringt ihr bei, ihre magischen Fähigkeiten zu kontrollieren, die sie durchaus aus der Bahn werfen könnten. Auf geradezu sanfte Weise wirbt er um sie. Vor dem magisch-düsteren Hintergrund wirkt die sich anbahnende Liebesgeschichte makellos. Dieser Hintergrund ist übrigens gut damit verwoben und beinhaltet, dass Christian eine undurchschaubare, tödlich-böse Seite hat. Und in den Fängen der Dämonin Lyresha hängend nicht wirklich frei entscheiden kann.

Gegen Mitte und vor allem Ende des Romans nimmt die Geschichte greifbar an Tempo zu, ohne dass der Eindruck entsteht, dass hier schnell etwas beendet werden musste. Hier hält auch vermehrt brutale Gewalt Einzug, es werden Vergewaltigungen und Abartigkeiten erwähnt, ohne dass die Autorin sich in zu exzessiven Beschreibungen verliert. Dennoch scheint das Blut förmlich aus dem Buch herauszutropfen.

Fazit: Wer hofft, den bisherigen, dem jugendlichen Publikum geschuldeten, romantisch-sehnsüchtigen Stil Ravens auch in Hexenfluch zu lesen, wird enttäuscht werden. Unabhängig davon findet man darin, sowohl ganz allgemein betrachtet wie auch direkt auf frühere Romane der Autorin bezogen, keine neue Grundidee. Eine gute Umsetzung hebt dieses vermeintliche Manko jedoch wieder auf. Und Raven hat die Idee trotz des eher behutsamen Einstiegs sowohl gut als auch wieder etwas anders in einen unterhaltsam-spannenden Fantasy-Roman für Erwachsene umgesetzt. Deshalb lohnt es sich durchaus, bei Ravens Hexenfluch durchzuhalten. Ich möchte der Geschichte vier von fünf Punkten geben.

Copyright © 2012, Antje Jürgens (AJ)

23. November 2012

DUVALL, DIANNE: DÜSTERE ZEICHEN – Immortal Guardians 01

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Originaltitel: Darkness Dawns
ins Deutsche übersetzt von Petra Knese
Egmont LYX
ISBN-13: 9783802586606
ISBN-10: 3802586603
Fantasy
1. Auflage 10/2012
Taschenbuch mit Klappenbroschur, 400 Seiten
[D] 9,99 € 

Verlagsseite

Autorenseite 

Bei meinen Buchbesprechungen verzichte ich in der Regel bewusst darauf, Vergleiche zu Roman(reih)en anderer AutorInnen zu ziehen. Auch wenn ich diese Ähnlichkeiten sehe, beeinflussen meiner Meinung nach solche explizit angesprochenen Vergleiche zu sehr. Mir selbst ging es schon so, dass ich mich regelrecht betrogen fühlte, weil in meinen Augen überhaupt kein (positiver) Vergleich zu dem angesprochenen Roman vorhanden war, oder umgekehrt, weil ein eventuell negativ gezogener Vergleich in meinen Augen viel zu übertrieben war und mir vorab beinahe die Lust auf das entsprechende Buch verdorben hat. Das erwähne ich deshalb, weil ich gestern erst darauf angesprochen wurde und weil Dianne Duvall mit ihrem Auftaktroman Düstere Zeichen aus der Immortal Guardians-Reihe Ideen verarbeitet, die in diversen Varianten schon mehrfach verwendet wurde. Doch, wie bereits des Öfteren festgestellt, muss die Grundidee einer Geschichte nicht jedes Mal neu sein. Bei der Menge an Büchern weltweit dürfte es mittlerweile sowieso nahezu unmöglich sein, eine solche zu finden.  

Und so geht es auch in Duvalls Immortal Guardians um Unsterbliche. Die beschützen die Menschheit vor etwas, das ebenfalls unsterblich, blutsaugend; im Gegensatz zu ihnen jedoch böse und unberechenbar ist. Duvalls Unsterbliche sind, wie so viele vor ihnen, einsam. Sie suchen nicht wirklich jemanden, treffen aber auf den perfekt passenden Partner. Und, da es ja ein erotischer Roman ist, geht es recht schnell zur Sache. Mit ihren jahrhundertealten Erfahrungen, Sehnsüchten und Entbehrungen und ihrem mehr als guten Aussehen liefern sie besagten Partner ja quasi die Orgasmusgarantie schlechthin, zumal sie sich immer zuallererst um die Bedürfnisse derselben kümmern. Die Frage ist nur, ob sich fortan dann alles darum dreht oder ob sich noch ein weiterer interessanter Handlungsfaden findet.  

Im Fall von Düstere Zeichen wird der Unsterbliche Roland von Vampiren und ihren Helfershelfern angegriffen und schwer verletzt. Wie alle Unsterblichen ist auch er nicht wirklich unbesiegbar. Rettung naht in Form von Sarah. Sie überwältigt seine Widersacher, nimmt ihn schwer verletzt mit zu sich und sorgt so für sein Überleben. Die Unsterblichen/Vampire in Duvalls Roman zählen übrigens eher zur klassischen Sorte, das heißt: Sonne kann ihnen gefährlich werden. Dass Roland ein Unsterblicher und nicht bloß ein niederer Vampir ist, liegt zum einen an einer besonderen Begabung, die jeder Unsterbliche bereits vor seinem (menschlichen) Tod besitzt. Zum anderen daran, dass der zum Vampirismus führende Virus bei Unsterblichen nicht so zerstörerisch wirkt wie bei Vampiren. Letztere werden längst nicht so alt und fallen dem Wahnsinn anheim, während sie sich blutgierig mordend ihre Opfer suchen.  

Soweit so gut. Es finden sich, wie erwartet, erotische Sequenzen und Sexszenen im Buch, daneben aber, wenn auch deutlich in der Unterzahl, recht klar beschriebene Kampfszenen. Hier zeigt Sarah gleich eingangs eindeutig Zivilcourage, was sie sympathisch macht. Allerdings würde ich persönlich hinter einer Musikprofessorin, die ihre Ruhe haben möchte und entsprechend zurückgezogen lebt, niemand vermuten, der die alttestamentarische Sichtweise Auge um Auge, Zahn um Zahn lebt und neben einem sportlich-gestählten Körper Scharfschützenqualitäten hat. Das offenbart sich zwar erst nach der Rettung von Roland, aber Sarah schreckt nicht zimperlich vor Gewalt zurück. Andererseits hätte ich auch bei einem blutsaugenden Unsterblichen keinen Verfechter von Biokost erwartet. Im Gegensatz zu anderen Blutsaugern (aus anderen Romanen, egal ob böse oder nicht) leben die Unsterblichen sehr gesundheitsbewusst, sind sehr häuslich und, sieht man von ihrem Bedürfnis nach Blut ab, schlicht der Traum sämtlicher Schwiegermütter in spe.  

Recht schnell erfährt man, wer gut oder böse ist, wer welche Aufgabe zu erfüllen hat. Und natürlich auch, dass Roland durch Sarahs Rettung noch lange nicht aus der Gefahrenzone ist, leider jedoch Sarah in diese mit hineingezogen hat. Ein seltsamer Vampir hat es nämlich auf ihn abgesehen. Seltsam deshalb, weil er anders als andere Vampire ist und das betrifft nicht nur seine Ernährungsvorlieben. Nach etwa achtzig Seiten kommt Sarah hinter Rolands Geheimnis und zusammen mit den LeserInnen relativ weit hinten hinter das des Vampirs Bastien, bevor sich dann noch weiter hinten allen ihr eigenes künftiges Schicksal enthüllt.  

Was Bastien und Sarah betrifft, finde ich seine Motivation zwar nachvollziehbar, die Auflösung des Ganzen jedoch genau wie die davon unabhängige Weichenstellung für Sarah etwas zu schwach geraten. Und das, obwohl jedem von Anfang an klar sein dürfte, wie die Geschichte ausgeht – warum sonst sollten wir sie lesen? Nebenbei erwähnt: Bereits am Ende von Immortal Guardians – Düstere Zeichen zeichnet sich ab, dass dieser Roman wie auch die Folgebände aufeinander bezogen aber doch irgendwie in sich abgeschlossen sein dürften.

 

Auch andere Unsterbliche kommen in Immortal Guardians – Düstere Zeichen vor. Etwa der Anführer Seth, der sich grundsätzlich um alle neuen Unsterblichen kümmert und gerade nach einer sucht. Dieser Erzählstrang, so schwach er auch beleuchtet ist, macht bereits Lust auf mehr. Während Roland eher eigenbrötlerisch und genau wie Sarah bewusst zurückgezogen lebt, pflegen die anderen Unsterblichen durchaus soziale Kontakte. Insgesamt boten diese Passagen wiederholt einen willkommenen Ausgleich zu Roland und Sarah, die natürlich trotz Todesgefahr, Angriffen und zahlreichen Blessuren flirten und immer wieder übereinander herfallen.  

Tatsächlich lässt die Autorin Roland jedoch nicht nur für eine koital bedingte Erhöhung von Sarahs Blutdruck sorgen. Mehr als einmal kommt er länger zu Wort, darf so nicht nur die LeserInnen, sondern und vor allem auch Sarah in seine Welt einweihen. Er öffnet sich, erzählt von schmerzhaften Erinnerungen und Erfahrungen und davon, wie er geworden ist, was er ist. So erlebt er über seine Beziehung zu Sarah eine Wandlung vom unzugänglichen Einsiedler zum wieder aktiven Mitglied der Unsterblichen-Gemeinschaft. Nebenbei erfährt Duvalls Leserschaft auch von den Auswirkungen des Virus, von der Suche nach Heilung und noch einige andere Dinge mehr.  

Allerdings gestalten sich speziell dabei die Übergänge zum jeweiligen Davor oder Danach etwas abrupt. Das wirkt in gewisser Weise störend; wird jedoch dadurch abgemildert, dass die entsprechenden Passagen Interessantes beinhalten. Sie warfen zudem Fragen auf und die wurden nicht alle erschöpfend beantwortet. Da es sich um eine mehrteilige Reihe handelt, ist das jedoch nicht weiter schlimm, da man davon ausgehen kann, dass sie in den Folgebänden geklärt werden. 

Der Fokus ist nicht auf die Sichtweise einer einzelnen Figur gerichtet. Die Autorin wechselt die Perspektiven, lässt neben lockeren Dialogen auch die Gedanken ihrer Charaktere einfließen, was das Buch im Gesamten leicht lesbar macht.  

Fazit: Immortal Guardians – Düstere Zeichen bietet sowohl kleinere Schwächen wie auch Ausbaupotenzial. Duvalls Roman ist unterhaltsam und die sympathisch wirkenden Charaktere sowie diverse Andeutungen wecken die Neugier. Ein Buch zum Entspannen und eins, dem ich vier von fünf Punkten geben möchte. Ich freue mich auf die Fortsetzung.  

Copyright © 2012 Antje Jürgens (AJ)

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