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14. Februar 2013

McCARTHY, ERIN: EIN BISS MIT FOLGEN – Vegas-Vampires 03

Filed under: Roman — Schlagwörter: , , , , , , , , , , — Ati @ 15:41

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Originaltitel: Bled Dry
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Barbara Müller
blanvalet
ISBN-13: 9783442376384
ISBN-10: 3442376386
Fantasy, Chick-Lit
1. Auflage 03/2011
Taschenbuch, 352 Seiten
[D] 7,99 €

Verlagsseite
Autorenseite englisch

Ein Biss mit Folgen – wer dabei an Zecken denkt, liegt nur bedingt falsch. Schließlich saugen diese ekelhaften, kleinen Viecher auch Blut. Ansonsten haben sie aber wenig gemeinsam mit den Figuren in McCarthys Roman, der den dritten Teil der Vegas Vampires-Reihe darstellt. Die Autorin, die Jugendbücher unter dem Pseudonym Erin Lynn veröffentlicht, bevorzugt es, in ihren Romanen Humor, Sinnlichkeit und paranormale Elemente zu verbinden. Mit Erfolg, denn mit ihren Büchern schaffte sie es in die Bestsellerlisten von USA Today und New York Times.

Gestern fiel mir beim Abstauben ein Buch auf den Boden. Das pinkfarbene Cover im Comic-Stil mit seinen Fledermäusen erinnerte mich daran, dass ich schon längere Zeit keinen Vampir-Roman mehr gelesen habe. Prompt war der Staubwedel vergessen und ich saß mit Ein Biss mit Folgen in den Händen auf meinem Schaukelstuhl.

Nach kurzem Überlegen fiel mir wieder ein, dass es in der Vegas-Vampires-Reihe um eine Vampirkomödie geht. Grundsätzlich werden von der Autorin natürlich diverse Pärchen zusammengebracht. Nebenher geht es um Macht und (Vampir-)Bösewicht Donatelli versucht den guten Vampiren Carrick und Co., das Leben zu erschweren. In jedem der vier Bände, die ich habe, kommt ein anderes Pärchen dran, wobei diverse Neben- und die Hauptfiguren auch durch alle anderen Bände huschen. Das finde ich grundsätzlich gut, denn allzu oft musste ich mich bereits von Seriencharakteren verabschieden, die nicht mal mehr namentlich in Folgebänden genannt werden.

Das Ganze ist nicht allzu ernsthaft gestaltet und hat neben gemütlichen Lesestunden auch für diverse Lacher gesorgt. Die einzelnen Bände sind (auf die Paare bezogen) so in sich abgeschlossen, dass man sie nicht zwingend alle oder in Reihe lesen muss. Allerdings gibt es doch immer einzelne Handlungsfäden (auf die Vampirgemeinde bezogen), die sich über alle Bände hinwegziehen und erst sukzessive zu Ende gebracht werden.

In Ein Biss mit Folgen geht es um die Zahnärztin Brittany, die gewissermaßen nach einem One-Night-Stand von dem Vampir Corbin schwanger ist. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Brittany selbst ist kein richtiger Vampir, allerdings ist ihr Schwager einer, weshalb sie Corbin überhaupt erst kennengelernt hat. Als sie Corbin die Nachricht übermitteln will, muss sie ihn erst einmal suchen, denn allzu beliebt ist er in der Vampirgesellschaft nicht. Von der wiederum wittert ein Teil die Chance auf eine Instrumentalisierung des ungewöhnlichen Mischlings-Babys im Kampf um die Macht. Das alleine wäre ja schon nervenaufreibend genug, doch die Launen einer Schwangeren sind für einen 200 Jahre alten Vampir auch nicht gerade beruhigend. Fatalerweise ist Corbin quasi vorbestraft und alles andere als der Traumschwager von Brittanys Schwester.

Die Nacht der Zeugung liegt schon etwas zurück und fand, wenn ich mich richtig erinnere, bereits im ersten Band Beim nächsten Biss wird alles anders statt. In Ein Biss mit Folgen lernen Brittany und Corbin sich eigentlich erst so richtig kennen.

Auf den ersten Blick passen die künftigen Eltern eigentlich gar nicht zusammen. Ihre Vorstellungen, wie das Ganze weitergehen soll, sind nicht ganz einheitlich. Corbin stolpert bei seinem Versuch, Brittany von seiner Eignung als Vater zu überzeugen, von einem Fettnäpfchen ins andere, was die Autorin genauso luftig-leicht wie humorig beschreibt. Spätestens beim Kurs für werdende Väter musste ich lachen. Brittany wiederum sieht sich mit der Tatsache konfrontiert, dass ihr Kind schon vor der Geburt Aufsehen bei der Vampirgemeinde erregt, was ihre Beschützerinstinkte wachruft und sie kämpferisch werden lässt. Beide wirken sympathisch und insgesamt hat sich im Bezug auf die anstehende Elternschaft ein ganz leichter Hauch Ernsthaftigkeit eingeschlichen. Bedauerlicherweise bleiben die beiden trotzdem im Gegensatz zu der Beschreibung der Hauptfiguren in den Vorgängerbüchern etwas blass.

Dennoch, der Schreibstil der Autorin ist erfrischend-amüsant, die Dialoge ihrer Figuren sind schlagfertig und sorgen für vergnüglich-entspannende Lesestunden. Die Atmosphäre wirkt trotz des fantastischen Hintergrunds durch die Vampirgemeinschaft lebendig-echt, wenn auch das Geschehen zeitweise lustig-überzogen dargestellt erscheint. Der dritte Band der Reihe ist nicht ganz so temporeich wie seine Vorgänger, fängt McCarthys LeserInnen dennoch auf seine ganz eigene Art ein.

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Lesequickie für zwischendurch, der mich auch beim zweiten Lesen entspannt und amüsiert hat. Ich glaube, ich nehme mir die anderen Bände auch noch mal vor …

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

RADDA, PATRICIA: ÜBERBRÜCKEN

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Renate Götz Verlag
ISBN-13: 9783902625212
ISBN-10:
390262521X
Novelle

04/2011
Taschenbuch broschiert, 84 Seiten
[D] 16,27 €


Verlagsseite

Autorenseite

 

Lesen ist für mich ein Aufsaugen von Geschichten, die schon geschrieben wurden. Der Satz stammt nicht von mir, sondern von der 1989 geborenen Patricia Radda, man kann ihn auf lovelybooks.de in dem mit ihr geführten Interview nachlesen. Allerdings hat Radda formuliert, was ich tagtäglich mache. Das können reale Geschichten sein oder erfundene, real gehaltene oder zusammenfantasierte.

Einen Roman mit mehreren Hundert Seiten hat Radda noch nicht geschrieben, wohl aber etliche Kurzgeschichten, Gedichte und Erzählungen. 2001 wurden drei Gedichtbände von ihr in der Firma ihrer Eltern veröffentlicht. Ihre Kurzgeschichten kann man sich bei bookrix herunterladen, den Gedichtband Tod und die Erzählung Anna und Alek gibt es als Kindleversion zu kaufen und die vor mir liegende Erzählung Überbrücken liegt sowohl als Kindleversion als auch als gedrucktes Buch vom Renate Götz Verlag vor. Letzteres habe ich gerade ausgelesen. Dabei wurde mir schnell klar, dass ich künftig nach weiteren Werken der Autorin Ausschau halten werde.

Zugegebenermaßen, ganz neu ist ihre auf 84 Seiten ausgearbeitete Grundidee nicht. Doch welche Idee ist das heute schließlich schon. Radda, die bereits sehr früh (sie war gerade mal 7 oder 8 Jahre alt) mit Schreiben begann, saugt wie gesagt Geschichten in sich auf, die bereits geschrieben wurden. Das inspiriert sie zu neuen Geschichten für jugendliche und erwachsene LeserInnen.

Gleich 18 Autoren fließen inspirativ in Überbrücken ein. Von Aristoteles bis J. R. Ward. Was auf den ersten Blick zugegebenermaßen wie eine wild anmutende Zusammenstellung wirkt, wird von Radda geschickt miteinander verknüpft.

In ihrer Erzählung wird die 18jährige Sofia durch einen Unfall aus dem Leben gerissen. Raddas Hauptfigur liest genau wie ihre Schöpferin sehr gerne und sehr viel, verfasst ihre Gedanken dazu in einem grünen Buch. Viel erlebt hat sie deshalb noch nicht. Wenn man von einem Zungenkuss absieht, ist so einiges an ihr vorbeigegangen. Ihr Tod reißt die Familie auseinander. Der Bruder geht nach England und meldet sich nicht mehr. Ihre Eltern sind mit ihrem eigenen Schmerz beschäftigt, driften auf eine Trennung zu. Sofia kann dies alles miterleben, denn obwohl sie tot ist, ist sie nicht wirklich verschwunden. Verblüffenderweise kann ihre kleine Schwester Clara sie sehen und sogar mit ihr in Kontakt treten. Sogar als das Elternhaus verkauft wird, kommt Clara täglich zurück, denn obwohl Sofia nicht wirklich verschwunden ist, kann sie nicht überall hin. Der neue Besitzer des Hauses lässt Clara gewähren, obwohl ihm bald schon klar wird, dass Claras Schwester tatsächlich etwas sehen muss. Er will ihr sogar glauben, dass Sofia noch da ist.

Obwohl Radda nach eigenem Bekunden eine krankhafte Angst vor Vampiren hat, lassen speziell Andre und Sofia lassen Erinnerungen an Vishous und Jane aufkommen (J. R. Ward-LeserInnen werden sich erinnern). Das schmälert das Lesevergnügen aber nicht.

Denn tatsächlich ist die einfühlsam erzählte Geschichte von Clara und Sofia der Hauptbestandteil der gesamten Erzählung. Das Hauptaugenmerk ist auf die enge Verbindung der beiden Schwestern gerichtet. Eine Verbindung, die über den Tod hinausgeht und Clara hilft, mit dem Verlust und den familiären Folgen fertig zu werden. Alles andere, die sich zart anbahnende Liebesgeschichte, die durch die Verbindung der Schwestern mögliche Tröstung der Eltern oder auch die Klärung des Unfallgeschehens ist pures Beiwerk. Die Zitate aus den Werken anderer Autoren sind dabei schlüssig mit Raddas eigenen Gedanken in die aus der Erzählung entstehenden Situationen verknüpft.

Durch den flüssig zu lesenden, genauso einfach gehaltenen wie frischen und eloquenten Erzählstil der Autorin fliegt man durch die 84 Seiten. Radda schreibt lebendig-anschaulich und plastisch. Obwohl sie sich dabei die nähere Beschreibung der einzelnen Charaktere spart, wirken diese nahezu durchweg sympathisch. Die Tragödie von Sofias Tod enthält eine hoffnungsfrohe Note der Leichtigkeit des Seins. All das zieht einen in und durch die Geschichte. Einziger Kritikpunkt, der jedoch der Erzählung geschuldet ist, ist, dass alle Handlungsfäden um Clara und Sofia herum zu kurz abgehandelt sind.

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Die Handlung schreit förmlich nach einer ausführlicheren Ausarbeitung, sprich nach der Verarbeitung in einem Roman. Raddas Überbrücken ist dennoch eine wunderbare, märchenhafte Erzählung, die zum Nachdenken anregt. Eine Geschichte für Jung und Alt. Ich werde das Buch sicherlich nochmals zur Hand nehmen und meinen Bekannten weiterempfehlen und möchte Sofias Geschichte fünf von fünf Punkten geben.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

13. Februar 2013

LARSEN, WOLFF & HAGER-FORSTENLECHNER: MEDICAL YOGA – Anatomisch richtig üben

Filed under: Fach- & Sachbuch,Gesundheit/Behandlung — Ati @ 19:33

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Trias-Verlag
ISBN-13:
9783830438519
ISBN-10: 3830438516
Fachbuch/Praxisbuch Gesundheit, Lebensführung
1. Auflage 05/2012
Softcover, 164 Seiten
[D] 19,99 €

Verlagsseite

 

Schätzungen besagen, dass mittlerweile etwa sechs bis acht Millionen Menschen hierzulande Yoga praktizieren. Mehr oder weniger gut und mehr oder weniger ausdauernd steigern sie auf diesem Weg ihr mentales und körperliches Wohlbefinden. Seit einiger Zeit gehöre ich auch dazu, habe ich doch (Hatha)Yoga (und yogische Konzepte nicht nur in Form interessanter Lektüre) für mich entdeckt. Nach Anfängerkursen übe ich mittlerweile zuhause. DVDs helfen mir dabei. Bücher ebenfalls.

Vor einigen Wochen bin ich auf das im Mai 2012 erschienene Buch Medical Yoga aus dem Programm des Trias Verlags gestoßen. Der Verlag hat mir schon mehrere sehr gut umsetzbare Bücher beschert und auch die Entscheidung für Medical Yoga – Anatomisch richtig üben hat sich, trotz kleinerer Schwächen, für mich gelohnt.

Verfasst wurde das Buch von drei Autoren, die sich seit Jahren bzw. Jahrzehnten beruflich mit der Thematik beschäftigen. Dabei verbinden sie ihr praktiziertes Wissen über die westlich-moderne Spiraldynamik® mit überlieferten fernöstlichen Yoga-Kenntnissen.

Für diejenigen, die gerade erst Neuland betreten, möchte ich kurz anmerken, dass es sich bei der von Dr. med. Christian Larsen entwickelten Spiraldynamik® um ein dreidimensionales Bewegungskonzept handelt, das sowohl vorbeugend als auch rehabilitierend angewandt wird. Ein Konzept, das anscheinend noch nicht komplett wissenschaftlich belegt ist, dass aber (wie ich von verschiedenen Bekannten weiß) wirkt. Yoga wiederum ist eine sowohl philosophische wie auch religiöse Lehre aus Indien, die eine ganze Reihe an geistigen wie körperlichen Inhalten umfasst. Nicht nur Meditation, Askese und Ansanas gehören dazu. Letztere sind Übungen, die sich auf unsere aufrechte Haltung ebenso wie auf unsere Beweglichkeit und die innere Balance auswirken. Es gibt zahlreiche Yoga-Arten, was es für Anfänger oftmals erschwert, die richtige Art für sich zu finden.

Die Autoren beschränken sich auf Hatha-Yoga, das sich besonders für Neulinge eignet, die Yoga von Grund auf richtig lernen wollen. Sie kombinieren es mit Spiraldynamik®. Heraus kommt Medical Yoga, also keine vollkommen neue Yoga-Variante. Wer einen Blick auf die Seiten der Autorinnen Wolf und Hager-Forstenlechner werfen will, findet sie unter christiane-wolff.de bzw. spiraldynamik-yoga.at. Wer mehr über Spiraldynamik® nachlesen will, kann dies unter spiraldynamik.com tun.

Man merkt schnell, dass die Autoren wissen, wovon sie sprechen. Doch an der Umsetzung hapert es etwas. Das Buch variiert zwischen sehr guten Beschreibungen und oberflächlichen Passagen. Scheint sich an gut informierte Praktizierende, vielleicht sogar Lehrende, dann wieder an völlige Neueinsteiger richten zu wollen. Das ist zwar grundsätzlich nicht schlecht, aber was Praktikern zu wenig in die Tiefe gehen dürfte, ist für Einsteiger stellenweise zu viel.

Fatalerweise mussten sich die Autoren prompt den Vorwurf gefallen lassen, ins Esoterische abzudriften. Tun sie das wirklich? Ich meine mich zu erinnern, dass dies beispielsweise mit einem Zitat aus Seite 16 des Buches geschah. Neben der Harmonisierung von Tamas und Rajas, gilt es das Sattva gezielt zu kultivieren. Wer yogische Vorstellungen nicht kennt, wird natürlich wenig bis gar nichts mit diesen Begriffen anfangen können. Allerdings: Kenntnisse yogischer Konzeption sind für die Umsetzung des Buches zwar durchaus praktisch, jedoch nicht unabdingbar. Immerhin erfährt man nur eine Seite zuvor, was mit Tamas, Rajas und Sattva gemeint ist. Weitere negative Reaktionen riefen stellenweise blumige, als abgehoben bezeichnete Formulierungen hervor. Auch dem kann ich nicht wirklich folgen, empfinde ich sie doch zum Thema passend und keinesfalls abgehoben. Schließlich ist das Buch zwar in unserer Sprache abgefasst,  Yoga kommt jedoch aus Indien und die indische Sprache kann sehr blumig sein. Nebenbei erwähnt halten sie sich in Grenzen.

Unabhängig davon bietet das Buch interessierten Yoga-Fans eine informative Vertiefung eigener Kenntnisse und Kurse, allein schon durch die gelungene Illustration. Wie viel Neues dann tatsächlich dabei ist, hängt natürlich davon ab, wie intensiv man sich vorab mit dem Thema beschäftigt hat. Für absolute Neulinge bietet Medical Yoga im Vorfeld, während oder nach eines Yoga-Kurses auch eine empfehlenswerte Informationsquelle bezüglich der Ausführung diverser Übungen und deren Wirkweise, die aber noch Ausbaupotenzial birgt.

Eingangs gehen die Autoren zunächst allgemein auf die Thematik ein. Das Hauptaugenmerk ziehen jedoch die auf 114 Seiten präsentierten 20 wichtigsten der eben erwähnten Ansanas und ihre 80 Übungsvariationen auf sich. Neben den hierzulande gebräuchlichen Namen findet man dort auch die Sanskritbezeichnungen.  Die Variationen dienen nicht nur der Abwechslung, sondern auch der Modifikation. Zwar kann Yoga grundsätzlich von jungen und alten Menschen, Gesunden oder Kranken praktiziert werden. Doch nicht jeder kann und sollte alle Übungen machen.

Die beiden Autorinnen dienen im Buch auch als Modelle. Während Fotos im einleitenden Buchteil der optischen Auflockerung dienen, unterstreichen sie im Übungsteil die an sich bereits gut nachvollziehbaren Übungsanleitungen. Dabei beschränken sich die Autoren nicht nur auf Außenaufnahmen des Körpers, sondern stellen diesen bei den 20 Grundübungen jeweils zusätzlich grafisch von innen dar. Auch hierzu gab es negative Stimmen, die anmerkten, dass zu wenig auf die Körperbau-Lehre eingegangen wird. Wer einen detaillierten Anatomiekurs erwartet, sollte also die Finger vom Buch lassen. Oder sich vor Augen führen, dass dies den Rahmen der 164 Seiten einfach sprengen würde. Ich persönlich finde die Darstellung genauso ansprechend wie verständlich-interessant gelungen.

Die Einzelübungen sind in Funktionskapitel eingeteilt. Hinzu kommen, ebenfalls funktional unterteilt, noch Übungsabfolgen für Becken, Hüften, Rücken, Brustkorb, Knie, Schultern und zur Entspannung. Diese Sequenzen beinhalten zwischen fünf und sechs der Einzelübungen.

Wie gesagt können nicht alle Übungen von allen problemlos gemacht werden. Welche Übung zumindest grundsätzlich für bzw. gegen ein bestimmtes Beschwerdebild gemacht werden kann, ergibt sich aus einer dreiseitigen Tabelle ab Seite 156. Sie nennt Ansanas und geht auf Indikationen aber auch Kontraindikationen ein. Gleich im Anschluss findet sich eine weitere Tabelle, die das ganze umdreht und verkürzt Beschwerden und passende Ansanas anführt.  

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Ein Mischung aus Fachbuch und Praxisbuch für interessierte Laien. Trotz interessant gestalteter, sehr guter Aufmachung ist Medical Yoga nicht zu 100 Prozent gelungen. Wie angedeutet, dürfte es Profis nicht genug in die Tiefe gehen, für Laien jedoch gewisse Stolpersteine beinhalten. Ob man grundsätzlich, wie der Untertitel verspricht, damit  anatomisch richtig üben kann, mag dahin gestellt sein. Das hängt mit Sicherheit von der gesunden Selbsteinschätzung ebenso wie von biologischer Individualität und dem persönlichen Übungsstand ab. Doch der Weg zum anatomisch richtigen Üben wird mit diesem Buch sicherlich nicht nur absoluten Neulingen etwas geebnet. Insgesamt lassen sich die Ansanas samt Variationen gut nachvollziehen, sodass ich (als interessierter Laie) das Buch als Bereicherung für mich empfinde und ihm vier von fünf Punkten geben möchte.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

Maurer: Milchsuppe und Malzkaffee: Ein Dorfjunge findet seinen Weg

ISBN-13: 978-3800178513
Ulmer (Eugen) 01/2013

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Inhalt laut Verlagsseite

Für den Handwerkersohn Leo aus einem kleinen Dorf im Süddeutschen ist nichts vom Wirtschaftswunder zu spüren. Früh stirbt seine Mutter und immer ist das Geld knapp. Seine einziger Lichtblick ist die Ausbildung zum Lehrer auf dem Aufbaugymnasium – doch diese Chance ist mit Schulden bezahlt. Immer plagt ihn die Angst zu Versagen. Seine Familie zerbricht und er wird in den Schwarzwald versetzt, wo er unerwartet Liebe und Heimat findet.

erledigt – Buchbesprechung hier

12. Februar 2013

GRAHAM, ELIZA: WEIL DU MICH LIEBST

Filed under: Belletristik,Roman — Ati @ 14:22

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Originaltitel: Playing with the moon
Aus dem Englischen übersetzt von Elfriede Peschel
blanvalet
ISBN-13:
9783442369751
ISBN-10: 3442369754
Belletristik
1. Auflage 05/2008
Taschenbuch, 412 Seiten
[D] 8,95 €

Verlagsseite

Autorenseite englisch

 

Schon etwas länger auf dem Markt ist die deutsche Übersetzung Weil du mich liebst des Debütromans von Eliza Graham. Nachdem sie für die englische Originalausgabe fünf Jahre lang einen Verleger suchte, schaffte sie es in die Bestsellerlisten. Die englische Autorin und Journalistin korrigiert und redigiert die Werke anderer Autoren, wenn sie nicht selbst schreibt. Bislang veröffentlichte sie vier Romane (Playing with the moon, Restitution, Jubilee, The history room).

Das Cover von Weil du mich liebst (die Rückenansicht einer Frau auf einem Steg ins Wasser, blauer Himmel, ein paar leichte Wölkchen) und der Titel deuten auf eine unterhaltsam-leichte Liebegeschichte hin, doch bereits ein flüchtiger Blick auf die Inhaltsangabe lässt darauf schließen, dass Grahams LeserInnen etwas mehr erwartet.

Aus verschiedenen Erzählperspektiven und Zeitebenen offenbart sich Stück für Stück eine Geschichte, die man nicht einfach so nebenbei lesen sollte. Dabei geht es nicht vorwiegend um Minna, die nach einem tragischen Schicksalsschlag allen Lebensmut verloren hat, nicht mehr essen kann und kurz vor dem Aus ihrer Ehe steht. Einen viel größeren Teil des Romans nimmt die Handlung um Felix ein, die eigentlich Felicity heißt, und etliche Jahrzehnte älter als Minna ist.

Die beiden Frauen begegnen sich 2006, nachdem Minna und ihr Mann ein Skelett am Strand gefunden und diesen Fund gemeldet haben. Schnell ist klar, dass es sich um die Überreste eines Soldaten der amerikanischen Streitkräfte handelt, der im Zuge des Zweiten Weltkrieges nach England gelangt und vor langer Zeit umgekommen ist. Felix erfährt durch einen Zeitungsartikel davon und macht sich auf eine Reise in ihre Vergangenheit, da sie den Soldaten und die Umstände seines Todes kannte.

Wie bereits erwähnt, spielt sich das Romangeschehen auf verschiedenen Zeitebenen ab. Mal sind Grahams LeserInnen in der Gegenwart bei Minna, mal bei Felix, mal bei beiden, dann geht es mit Felix in die 1940er-Jahre zurück. Minnas Geschichte wird von ihr selbst größtenteils in der Gegenwartsform erzählt. Die Handlungsfäden um Felix wiederum größtenteils in der Vergangenheitsform in dritter Person. Ihre Geschichte erstreckt sich über viele Jahrzehnte, während man Minna nur kurze Zeit begleiten kann.

Wer sich auf einen Handlungsfaden oder eine Zeitebene konzentrieren möchte, sollte ebenso die Finger von Weil du mich liebst lassen wie diejenigen, die Wert auf eine rasche Handlungsentwicklung legen. Detaillierte Beschreibungen sind zwar die Grundlage für die wunderbar dichte und authentisch wirkende Atmosphäre, sorgen jedoch gleichzeitig dafür, dass die Geschichte insgesamt in keinem allzu hohen Tempo erzählt wird. Längen bleiben im Gegensatz zu diversen Vorhersehbarkeiten außen vor. Letztere fallen insgesamt betrachtet allerdings kaum ins Gewicht. Was jedoch etwas aus dem Rahmen fällt, ist Minnas Entwicklung am Ende des Buches. Sie wirkt zwar nicht pauschal unlogisch oder unglaubwürdig, allerdings etwas zu übereilt erzählt.

Durch den einfachen Schreibstil kann man leicht ins Geschehen eintauchen. Jeweils anfangs der Kapitel wird durch Nennung der Namen klargestellt, um wen es darin geht. Bei den Kapiteln über Felix helfen die Jahresangaben zusätzlich beim Zurechtfinden. Das tragische Geschehen dreht sich um Schuld und Selbstvorwürfe, um Schmerz und Trauer, Tod und Verlust, Angst und Schatten, über die es zu springen galt und gilt. Beide Frauen haben genug erlebt, um in die Knie zu gehen. Beide haben sich innerlich abgekapselt. Und dennoch, als die beiden Frauen sich ihre Erlebnisse von der Seele reden, erfahren beide – durch eine Willkür des Schicksals zusammengewürfelt – nicht nur, wie stark sie sind. Sie erkennen auch, dass es immer Hoffnung gibt. Sie wissen, wie schlimm es ist, am Boden zu sein, aber auch, dass genau dieser Boden einem die Kraft geben kann, wieder aufzustehen. Und dass sich dieses Aufstehen lohnt.

Das Geheimnis um den Tod des Soldaten entzweite einst Felix und ihre große Liebe. Der Fund seines Skeletts bringt dann letztlich nicht nur Minna ihrem Ehemann Tom wieder näher. Er sorgt auch dafür, dass Felix aufarbeiten kann, was sie jahrzehntelang beschäftigt und ihr Leben beeinflusst hat. Und er bringt jemanden Frieden, den der tote Soldat nicht mehr kennenlernen durfte.

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Glück und Unglück liegen in diesem Buch nah beieinander. Eine ganze Bandbreite an Gefühlen erwarten LeserInnen, die sich darauf einlassen. Das dramatische Geschehen wird auf unaufgeregte, emphatische Weise ohne falsche Melodramatik erzählt. Kein Buch für nebenbei. Doch wer sich darauf einlässt, bekommt eine berührende Geschichte über zwei starke Frauen, über die Kraft der Liebe und der Hoffnung, der ich vier von fünf Punkten geben möchte.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

 

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