Die Leselustige Ati's Rezi-Seite – Buchbesprechungen, Ankündigungen, etc.

14. Februar 2013

McCARTHY, ERIN: EIN BISS MIT FOLGEN – Vegas-Vampires 03

Filed under: Roman — Schlagwörter: , , , , , , , , , , — Ati @ 15:41

blanvalet-challenge-08_mccarthy_einbissmitfolgen.jpg

Originaltitel: Bled Dry
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Barbara Müller
blanvalet
ISBN-13: 9783442376384
ISBN-10: 3442376386
Fantasy, Chick-Lit
1. Auflage 03/2011
Taschenbuch, 352 Seiten
[D] 7,99 €

Verlagsseite
Autorenseite englisch

Ein Biss mit Folgen – wer dabei an Zecken denkt, liegt nur bedingt falsch. Schließlich saugen diese ekelhaften, kleinen Viecher auch Blut. Ansonsten haben sie aber wenig gemeinsam mit den Figuren in McCarthys Roman, der den dritten Teil der Vegas Vampires-Reihe darstellt. Die Autorin, die Jugendbücher unter dem Pseudonym Erin Lynn veröffentlicht, bevorzugt es, in ihren Romanen Humor, Sinnlichkeit und paranormale Elemente zu verbinden. Mit Erfolg, denn mit ihren Büchern schaffte sie es in die Bestsellerlisten von USA Today und New York Times.

Gestern fiel mir beim Abstauben ein Buch auf den Boden. Das pinkfarbene Cover im Comic-Stil mit seinen Fledermäusen erinnerte mich daran, dass ich schon längere Zeit keinen Vampir-Roman mehr gelesen habe. Prompt war der Staubwedel vergessen und ich saß mit Ein Biss mit Folgen in den Händen auf meinem Schaukelstuhl.

Nach kurzem Überlegen fiel mir wieder ein, dass es in der Vegas-Vampires-Reihe um eine Vampirkomödie geht. Grundsätzlich werden von der Autorin natürlich diverse Pärchen zusammengebracht. Nebenher geht es um Macht und (Vampir-)Bösewicht Donatelli versucht den guten Vampiren Carrick und Co., das Leben zu erschweren. In jedem der vier Bände, die ich habe, kommt ein anderes Pärchen dran, wobei diverse Neben- und die Hauptfiguren auch durch alle anderen Bände huschen. Das finde ich grundsätzlich gut, denn allzu oft musste ich mich bereits von Seriencharakteren verabschieden, die nicht mal mehr namentlich in Folgebänden genannt werden.

Das Ganze ist nicht allzu ernsthaft gestaltet und hat neben gemütlichen Lesestunden auch für diverse Lacher gesorgt. Die einzelnen Bände sind (auf die Paare bezogen) so in sich abgeschlossen, dass man sie nicht zwingend alle oder in Reihe lesen muss. Allerdings gibt es doch immer einzelne Handlungsfäden (auf die Vampirgemeinde bezogen), die sich über alle Bände hinwegziehen und erst sukzessive zu Ende gebracht werden.

In Ein Biss mit Folgen geht es um die Zahnärztin Brittany, die gewissermaßen nach einem One-Night-Stand von dem Vampir Corbin schwanger ist. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Brittany selbst ist kein richtiger Vampir, allerdings ist ihr Schwager einer, weshalb sie Corbin überhaupt erst kennengelernt hat. Als sie Corbin die Nachricht übermitteln will, muss sie ihn erst einmal suchen, denn allzu beliebt ist er in der Vampirgesellschaft nicht. Von der wiederum wittert ein Teil die Chance auf eine Instrumentalisierung des ungewöhnlichen Mischlings-Babys im Kampf um die Macht. Das alleine wäre ja schon nervenaufreibend genug, doch die Launen einer Schwangeren sind für einen 200 Jahre alten Vampir auch nicht gerade beruhigend. Fatalerweise ist Corbin quasi vorbestraft und alles andere als der Traumschwager von Brittanys Schwester.

Die Nacht der Zeugung liegt schon etwas zurück und fand, wenn ich mich richtig erinnere, bereits im ersten Band Beim nächsten Biss wird alles anders statt. In Ein Biss mit Folgen lernen Brittany und Corbin sich eigentlich erst so richtig kennen.

Auf den ersten Blick passen die künftigen Eltern eigentlich gar nicht zusammen. Ihre Vorstellungen, wie das Ganze weitergehen soll, sind nicht ganz einheitlich. Corbin stolpert bei seinem Versuch, Brittany von seiner Eignung als Vater zu überzeugen, von einem Fettnäpfchen ins andere, was die Autorin genauso luftig-leicht wie humorig beschreibt. Spätestens beim Kurs für werdende Väter musste ich lachen. Brittany wiederum sieht sich mit der Tatsache konfrontiert, dass ihr Kind schon vor der Geburt Aufsehen bei der Vampirgemeinde erregt, was ihre Beschützerinstinkte wachruft und sie kämpferisch werden lässt. Beide wirken sympathisch und insgesamt hat sich im Bezug auf die anstehende Elternschaft ein ganz leichter Hauch Ernsthaftigkeit eingeschlichen. Bedauerlicherweise bleiben die beiden trotzdem im Gegensatz zu der Beschreibung der Hauptfiguren in den Vorgängerbüchern etwas blass.

Dennoch, der Schreibstil der Autorin ist erfrischend-amüsant, die Dialoge ihrer Figuren sind schlagfertig und sorgen für vergnüglich-entspannende Lesestunden. Die Atmosphäre wirkt trotz des fantastischen Hintergrunds durch die Vampirgemeinschaft lebendig-echt, wenn auch das Geschehen zeitweise lustig-überzogen dargestellt erscheint. Der dritte Band der Reihe ist nicht ganz so temporeich wie seine Vorgänger, fängt McCarthys LeserInnen dennoch auf seine ganz eigene Art ein.

Fazit 04aperlenpunkte.jpg

Lesequickie für zwischendurch, der mich auch beim zweiten Lesen entspannt und amüsiert hat. Ich glaube, ich nehme mir die anderen Bände auch noch mal vor …

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

RADDA, PATRICIA: ÜBERBRÜCKEN

336_radda_ueberbruecken.jpg

Renate Götz Verlag
ISBN-13: 9783902625212
ISBN-10:
390262521X
Novelle

04/2011
Taschenbuch broschiert, 84 Seiten
[D] 16,27 €


Verlagsseite

Autorenseite

 

Lesen ist für mich ein Aufsaugen von Geschichten, die schon geschrieben wurden. Der Satz stammt nicht von mir, sondern von der 1989 geborenen Patricia Radda, man kann ihn auf lovelybooks.de in dem mit ihr geführten Interview nachlesen. Allerdings hat Radda formuliert, was ich tagtäglich mache. Das können reale Geschichten sein oder erfundene, real gehaltene oder zusammenfantasierte.

Einen Roman mit mehreren Hundert Seiten hat Radda noch nicht geschrieben, wohl aber etliche Kurzgeschichten, Gedichte und Erzählungen. 2001 wurden drei Gedichtbände von ihr in der Firma ihrer Eltern veröffentlicht. Ihre Kurzgeschichten kann man sich bei bookrix herunterladen, den Gedichtband Tod und die Erzählung Anna und Alek gibt es als Kindleversion zu kaufen und die vor mir liegende Erzählung Überbrücken liegt sowohl als Kindleversion als auch als gedrucktes Buch vom Renate Götz Verlag vor. Letzteres habe ich gerade ausgelesen. Dabei wurde mir schnell klar, dass ich künftig nach weiteren Werken der Autorin Ausschau halten werde.

Zugegebenermaßen, ganz neu ist ihre auf 84 Seiten ausgearbeitete Grundidee nicht. Doch welche Idee ist das heute schließlich schon. Radda, die bereits sehr früh (sie war gerade mal 7 oder 8 Jahre alt) mit Schreiben begann, saugt wie gesagt Geschichten in sich auf, die bereits geschrieben wurden. Das inspiriert sie zu neuen Geschichten für jugendliche und erwachsene LeserInnen.

Gleich 18 Autoren fließen inspirativ in Überbrücken ein. Von Aristoteles bis J. R. Ward. Was auf den ersten Blick zugegebenermaßen wie eine wild anmutende Zusammenstellung wirkt, wird von Radda geschickt miteinander verknüpft.

In ihrer Erzählung wird die 18jährige Sofia durch einen Unfall aus dem Leben gerissen. Raddas Hauptfigur liest genau wie ihre Schöpferin sehr gerne und sehr viel, verfasst ihre Gedanken dazu in einem grünen Buch. Viel erlebt hat sie deshalb noch nicht. Wenn man von einem Zungenkuss absieht, ist so einiges an ihr vorbeigegangen. Ihr Tod reißt die Familie auseinander. Der Bruder geht nach England und meldet sich nicht mehr. Ihre Eltern sind mit ihrem eigenen Schmerz beschäftigt, driften auf eine Trennung zu. Sofia kann dies alles miterleben, denn obwohl sie tot ist, ist sie nicht wirklich verschwunden. Verblüffenderweise kann ihre kleine Schwester Clara sie sehen und sogar mit ihr in Kontakt treten. Sogar als das Elternhaus verkauft wird, kommt Clara täglich zurück, denn obwohl Sofia nicht wirklich verschwunden ist, kann sie nicht überall hin. Der neue Besitzer des Hauses lässt Clara gewähren, obwohl ihm bald schon klar wird, dass Claras Schwester tatsächlich etwas sehen muss. Er will ihr sogar glauben, dass Sofia noch da ist.

Obwohl Radda nach eigenem Bekunden eine krankhafte Angst vor Vampiren hat, lassen speziell Andre und Sofia lassen Erinnerungen an Vishous und Jane aufkommen (J. R. Ward-LeserInnen werden sich erinnern). Das schmälert das Lesevergnügen aber nicht.

Denn tatsächlich ist die einfühlsam erzählte Geschichte von Clara und Sofia der Hauptbestandteil der gesamten Erzählung. Das Hauptaugenmerk ist auf die enge Verbindung der beiden Schwestern gerichtet. Eine Verbindung, die über den Tod hinausgeht und Clara hilft, mit dem Verlust und den familiären Folgen fertig zu werden. Alles andere, die sich zart anbahnende Liebesgeschichte, die durch die Verbindung der Schwestern mögliche Tröstung der Eltern oder auch die Klärung des Unfallgeschehens ist pures Beiwerk. Die Zitate aus den Werken anderer Autoren sind dabei schlüssig mit Raddas eigenen Gedanken in die aus der Erzählung entstehenden Situationen verknüpft.

Durch den flüssig zu lesenden, genauso einfach gehaltenen wie frischen und eloquenten Erzählstil der Autorin fliegt man durch die 84 Seiten. Radda schreibt lebendig-anschaulich und plastisch. Obwohl sie sich dabei die nähere Beschreibung der einzelnen Charaktere spart, wirken diese nahezu durchweg sympathisch. Die Tragödie von Sofias Tod enthält eine hoffnungsfrohe Note der Leichtigkeit des Seins. All das zieht einen in und durch die Geschichte. Einziger Kritikpunkt, der jedoch der Erzählung geschuldet ist, ist, dass alle Handlungsfäden um Clara und Sofia herum zu kurz abgehandelt sind.

Fazit: 05aperlenpunkte.jpg

Die Handlung schreit förmlich nach einer ausführlicheren Ausarbeitung, sprich nach der Verarbeitung in einem Roman. Raddas Überbrücken ist dennoch eine wunderbare, märchenhafte Erzählung, die zum Nachdenken anregt. Eine Geschichte für Jung und Alt. Ich werde das Buch sicherlich nochmals zur Hand nehmen und meinen Bekannten weiterempfehlen und möchte Sofias Geschichte fünf von fünf Punkten geben.

Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

22. November 2012

O’CONNELL, SEAN: DER AUSERWÄHLTE – Tir na nÓg 01

240_oconnell_tirnanog.jpg

Acabus Fantasy
ISBN-13: 9783862820399
ISBN-10: 3862820394
Fantasy, Science-Fiction
1.
Auflage 11/2011
Taschenbuch, 230 Seiten
[D] 13,90 € 

Verlagsseite

Autorenseite 

Vor etlichen Jahren, meine Schwägerin und ich sahen uns im Kino Titanic an, hörte ich (glaube ich) zum ersten Mal von Tir na nÓg. Als ich bei Stöbern im Verlagsprogramm von Acabus Fantasy diese drei Worte las, fiel mir die entsprechende Filmszene sofort wieder ein. Das Schiff dem Untergang geweiht. Eine Frau mit ihren beiden Kindern, Passagiere der dritten Klasse, keine Chance von Bord zu kommen. Statt verzweifelt zu weinen und ihr Schicksal zu verfluchen, brachte die Frau ihre Kinder zu Bett und erzählte ihnen, ihre Gesichter streichelnd, die Geschichte von Tir na nÓg, was übersetzt etwa „Land der Jugend“ bedeutet, wie ich später herausfand.  

Ich weiß, es klingt verrückt, aber ich habe das Buch jetzt gerade vor mir liegen, weil ich mich an diese Szene erinnert fühlte und – die Inhaltsangabe nicht weiter beachtend – davon ausgegangen bin, dass es um jene Geschichte geht. Mit der hat der Roman aber nicht wirklich zu tun und mit Titanic natürlich schon gar nichts. Das Cover erinnert mich übrigens bei genauerer Betrachtung an einen Western. Keine Ahnung warum. Vielleicht liegt es an den Sepiatönen, in denen es gehalten ist. Vielleicht an dem Mann mit dem großen Hut, der darauf auch abgebildet ist. Doch natürlich ist der erste Teil von Tir na nÓg – Der Auserwählte auch kein Western.  

Stattdessen entführt der in England geborene, in London und Lindau aufgewachsene und heute in Ravensburg/Weingarten lebende Autor seine LeserInnen in die Zukunft. Und wer nicht unbedingt ein gedrucktes Buch in Händen halten will, kann den Roman auch als Hörbuch oder E-Book erwerben.  

O’Connell studierte Deutsch, Philosophie, Kunst- und Medienwissenschaften, arbeitete als Radiomoderator, Zeitungsredakteur und in der Werbebranche. Mittlerweile ist der seit seiner Kindheit schreibende Autor in der Computerbranche tätig. Sein Lieblingsgenre sind Science-Fiction und Fantasy, beeinflusst werden seine Arbeiten von China Mie­ville, Jeff Noon, Kij John­son und Ian R. MacLeod. 

Ganz neu ist seine Idee nicht. Es geht wieder einmal um eine dem Untergang geweihte Welt, die durch einen Auserwählten gerettet werden soll. Dieser Auserwählte und die in Aussicht gestellte Rettung sind lange schon prophezeit, wobei der Retter erst einmal nichts von seiner Bestimmung weiß oder gar ahnt.  

Die Welt, die es zu retten gilt, scheint die unsere zu sein, wird doch etwa Bezug auf die alten Griechen genommen. Sie teilt sich in Nordlande und Südmeer, gleich eingangs des Buches findet man eine Karte, voller Ortsnamen und Gewässer, die es jedoch im Hier und Jetzt nicht gibt. Diese Welt wird im Buch sehr bildhaft beschrieben und stellt sich ein Jahrtausend nach der großen Katastrophe teils mittelalterlich, teils futuristisch, teils aus-dem-was-da-ist-das-Beste-machend dar.  

Die Hauptfigur ist Cornelis, der gerade 16 geworden, von einem Sammler, Meister Aki genannt, aus seinem bisherigen Leben geholt wird. Offiziell um ihm beim Sammeln von Informationen über die Vorgänge zu helfen, die letztlich zu der Katastrophe in der Vergangenheit geführt haben. Die Älteren, die noch davon wissen, machen mehr oder weniger ein Geheimnis daraus, Gerüchte und Halbwissen drohen in einen Krieg auszuarten.  

O’Connell verarbeitet in seiner Geschichte Mythen, Legenden, Magisches, Märchenhaftes. Figuren, die einem aus anderen Geschichten bekannt vorkommen. Dabei verzichtet er auf Vampire oder Werwölfe, die seit Längerem gerne verarbeitet werden, ebenso auf Elfen oder Ähnliches. Und obwohl seine Figuren und die Reise, die sie antreten, ideentechnisch betrachtet schon mehrfach verarbeitet worden sein mögen, gestaltet der Autor alles in einem ganz eigenen Stil. 

In O’Connells Zukunftswelt tummeln sich nicht nur Menschen, sondern Wesen aus verschiedenen Dimensionen. Es ist von den Anunnaki die Rede, jenen riesenhaften Wesen eventuell außerirdischen Ursprungs, deren Skelette den realen Medienberichten zufolge immer mal wieder anscheinend bei Ausgrabungen aufgetaucht und als Fake abgetan worden sind. Schon angesichts von O‘Connells Beschreibung ihres Kopfes/Gesichtes her kann man hier auf Außerirdische tippen, wenn sie auch abgesehen von ihrer Größe sonst den Menschen ähneln. Es gibt kleine Puppen, mit deren Hilfe sich die Anunnaki willenlose (Menschen-)Sklaven schaffen können. Es gibt Gestaltwandler, die sich in jede x-beliebige Form verwandeln können, aber nicht sehr gescheit sind. Die über Leichen gehen, um ihren Herzenswunsch erfüllt zu bekommen. Nicht zu vergessen die Insektoiden in Gestalt riesiger Gottesanbeterinnen, die Appetit auf Cornelis und Meister Aki haben. Es gibt Fanatiker und Fatalisten, scheinbar Allwissende und Unwissende, intrigante und hilfsbereite, stärkere und schwächere Charaktere. Unsterbliche gefällig? Auch die gibt es in O’Connells Geschichte in Form der gottgleichen Älteren. Sie leben auf Tir na nÓg, seit der Zeit der großen Katastrophe, geschützt durch ein energetisches Bollwerk. Jenes Bollwerk kann nur von jemandem mit dem passenden genetischen Code überwunden werden, dem Auserwählten. Spätestens jetzt wird klar, dass Cornelis nicht willkürlich von Meister Aki ausgesucht wurde.  

Der Schreibstil des Autors hat es mir erschwert, in die Geschichte einzutauchen. Das Buch beginnt in einem etwas unübersichtlichen, nicht klar abgegrenzten Mix aus Rückblenden und aktuellem Geschehen, nicht sehr mitreißenden Dialogen und zu ausführlichen Erklärungen. Hinzu kommen ein etwas naiver, eingangs eher mürrisch als sympathisch wirkender Hauptcharakter, der seine Bestimmung nicht so recht annehmen möchte, und sein teils zu belehrend wirkender Lehrmeister. Sehr schnell taucht eine große Zahl an Nebencharakteren auf, die es ebenfalls nicht erleichtern, in die Geschichte einzutauchen. Und wie in vielen Romanen ähnlicher Thematik werden viele ihrer Handlungsweisen eher präsentiert als logisch begründet aufgebaut. 

Mit dem Auftaktroman Der Auserwählte aus der Tir na nÓg-Reihe hat man also schon mal kein Buch zur Hand, das man einfach so nebenbei lesen kann. Bedauerlich fand ich auch, dass O’Connells Figuren in ihrer fantastischen und doch so bekannten Welt dann noch auf Schusswaffen angewiesen waren. 

Dennoch wollte ich, nachdem ich mich an den Schreibstil gewöhnt hatte, wissen, wie es mit Cornelis und seinen Mitstreitern, aber auch mit den Widersachern weitergeht. Was sich hinter dem Großen Tier versteckt, das anscheinend für das Ende unserer (?) Zivilisation und einen Neuanfang sorgte. O’Connell deutet vieles an, lässt aber genauso vieles offen, was darin begründet sein dürfte, dass es einen zweiten Teil gibt, der bereits auf dem Markt ist. Sieht man von den ersten zwei, drei Kapiteln ab, haben mir die sehr bildhaften Beschreibungen gefallen, ließen sie doch ein klares Bild der Welt entstehen, in der Cornelis sich auf seine beschwerliche Reise macht. Außerdem hat mir der Metamorph einen neugierig machenden Schauer über den Rücken gesandt.  

Fazit: Man muss sich an den Schreibstil von O’Connell gewöhnen und sollte grundsätzlich einen Lesegeschmack haben, der sich etwas abseits gerade marktüblicher Fantasygeschichten entfaltet. Dann jedoch wird man mit einer Geschichte belohnt, die sich wohlwollend vom Gros abhebt und fantastische mit realen Elementen, Zukunftsfiktion mit Tatsächlichem, Altes mit Neuem verknüpft. Einem durchwachsenen Auftaktroman, der bei genauerem Überlegen vielleicht doch mehr mit der eingangs erwähnten Geschichte zu tun hat, als ich anfangs dachte, wenn auch nur im übertragenen Sinn. Dem ich drei von fünf Punkten geben möchte und der mich trotz der erwähnten Schwächen neugierig auf die Fortsetzung gemacht hat.  

Copyright © 2012, Antje Jürgens (AJ)

« Newer Posts

Powered by WordPress