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26. November 2012

Schumacher, Lutz: Eigentlich wollte ich doch nur einen Toaster

Filed under: Humor/Satire — Schlagwörter: , , — Ati @ 17:34

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Goldmann Verlag
ISBN-13: 9783442312993
ISBN-10: 344231299X
Satire
Auflage 08/2012
Gebundene Ausgabe, 224 Seiten
[D] 16,99 €

Verlagsseite
Autorenseite

Meine Schwägerin sagt immer: Haben bedeutet Macht – nicht haben macht auch nichts. Darüber habe ich anfangs gelächelt, weil ich dachte, dass das eine bequeme Ausrede dafür ist, bestimmte Dinge nicht ausprobieren zu müssen. Mittlerweile habe ich aus verschiedenen Gründen dazugelernt und denke ich ähnlich wie sie.

Haben wollte ich jedoch das Buch Eigentlich wollte ich doch nur einen Toaster – Bin ich zu blöd, oder liegt’s an der Technik, denn laut Verlagsseite geht es darin um Folgendes:

 

Zitat:

Senk ju vor se Betriebsanleitung!

Es gab Zeiten, in denen war ein Toaster nichts weiter als ein Toaster. Ein Telefon war zum Telefonieren da, und Kaffee kam aus einer einfachen Filtermaschine – und zwar immer wenn man wollte. Heute ist dank allumfassender Digitalisierung und Technisierung unseres Lebens angeblich alles besser, einfacher und bequemer. Doch sieht man genau hin, muss man feststellen: Nichts funktioniert! Jedenfalls nicht so, wie es der gesunde Menschenverstand erwarten lässt. Denn moderne Technik löst im Grunde nur die Probleme, die sie zuvor selbst verursacht hat. Und so stapeln sich nutzlose Ladekabel und Adapter in unseren Kellern, und im Alltag terrorisieren uns Smartphones, soziale Netzwerke und eigenwillige multifunktionale Küchengeräte. Am Ende bleibt die Frage: War es damals in der Höhle eigentlich wirklich so schlimm?

Schumacher ist Journalist, Autor und Geschäftsführer der Nordkurier Tageszeitungsgruppe in Mecklenburg Vorpommern. Er ist Bestsellerautor. Und er ist unterhaltsam, wie ich aus den Büchern Wenn möglich, bitte wenden und Senk ju for träwelling weiß. Wie der Titel seines aktuellen Buches aus dem Hause Goldmann bereits verrät, geht es um Technik, Technikverliebtheit oder eher um den immer weiter zunehmenden Technikwahn. Und ganz nebenbei um das seltsame Mitteilungsbedürfnis, das die in der Techniklandschaft gnadenlos vereinsamende Bevölkerung so entwickelt.

Dabei spricht der Autor diese Themen auf eine Art und Weise an, die trotz des an sich eher ernsthaften Inhalts zum Lachen animieren. Das Lesen des Buches gestaltet sich damit wesentlich einfacher als das so mancher Bedienungsanleitung. Zwar bergen diese dank Übersetzungscomputern durchaus Lachpotenzial, doch stellen sie zusammen mit der Bedienung der darin beschriebenen Geräte Benutzer quer durch alle Bevölkerungsschichten des Öfteren vor mehr oder weniger überwindliche Probleme, da sowohl die Nutzung als auch der Nutzen nicht immer zwangsläufig durchdacht ist. Letzteres wurde mir wieder einmal klar, als ich es mir gerade mit dem Buch gemütlich machen wollte. Da hörte ich nämlich meinen Vater laut fluchen (wir wohnen im selben Haus). Er ärgerte sich wieder mit der Fernsehfernbedienung herum, die fatalerweise beim Drücken egal welchen Knopfes gleichzeitig eine Stehlampe ein- oder ausschaltet. Da meine Eltern für gewöhnlich nicht in die Programmzeitung sehen, um gezielt umzuschalten, sondern wie die Weltmeister zappen, wurde es dort unten gerade wieder einmal abwechselnd hell und dunkel. Dank des offenen Treppenhauses hatte ich so mehr oder weniger den perfekten Hintergrund für den Einstieg in Schumachers Buch.

Mehr als einmal fragte ich mich während der Lektüre, wo die versteckte Kamera wohl sein könnte, mit der der Autor uns beobachtet hat. Da das selbst in meinen Ohren zu paranoid klingt, tröstete ich mich damit, dass wir wohl nicht die Einzigen und andere demnach auch nicht besser dran sind als wir selbst.

Einiges im Buch ist natürlich überspitzt dargestellt. Etwa die bestellende Kühlschrank-Vision (auf die der Autor immer mal wieder Bezug nimmt) oder der Servicetechniker des multifunktionalen Druckers. Beides sind imaginäre Albträume, wenngleich sie mich zum Lachen brachten. Der beschriebene Servicetechniker für die Spülmaschine in der heutzutage vorhandenen Servicewüste (warum reparieren, kaufen geht doch schneller) erinnerte mich jedoch prompt an die Aussage eines Kfz-Meisters („Früher haben wir Kaputtes repariert, heute lesen wir Fehlerspeicher aus. Und müssen Dinge ersetzen, die gar nicht kaputt sind, weil das kaputte Teil für 2,20 € nur noch in Kombination mit was Teurerem erhältlich ist und verbaut werden kann.“).

In Eigentlich wollte ich doch nur einen Toaster – Bin ich zu blöd, oder liegt’s an der Technik stellt Schumacher Vergleiche mit der Steinzeit an, bringt aber vorwiegend die Moderne humorvoll und durchaus selbstironisch aber ebenso scharfzüngig-satirisch, manchmal beißend eloquent auf den Punkt. Legt den Finger auf etwas, das wir in seiner Offensichtlichkeit gerne übersehen. Zwar ist nicht alles grundsätzlich schlecht, doch bedauerlicherweise gibt es zahlreiche technische Errungenschaften, die uns das Leben nicht so erleichtern, wie von der Werbung vollmundig versprochen. Ich habe beispielsweise bis heute nicht kapiert, wozu ich eine App brauche, die mir verrät ob ich einen Schirm nutzen soll oder nicht, wenn ein einfacher Blick aus dem Fenster oder in die Zeitung den gleichen Zweck erfüllt.

Doch Schumacher geht nicht nur auf Orangenpressen und Brotbackautomaten ein, die nicht überzeugen, oder auf die Gefahren von Duschen mit selbsterklärendem Touch-Screen-Bedienpaneel. Er nimmt auch die inflationär zunehmende Informationswut aufs Korn, ruft quasi auf innezuhalten, nachzudenken, nicht alles blind mitzumachen. Egal ob es der blinde (Irr-)Glaube an den aus dem WWW gefischten (teils ungesicherten) Informationswust oder der offenbar aus Zugzwang entstehende Mitteilungswahn mancher Nutzer sozialer Netzwerke ist.

Fazit: Schumacher zeigt in seinem Buch, dass Kritik durchaus humorvoll abgefasst sein kann. Sein kleiner Rundumschlag in Sachen Technik sollte indessen nicht bloß als unterhaltsam abgetan werden. Nachdenken lohnt sich in diesem Fall durchaus. Lesen auch, weshalb ich für Eigentlich wollte ich doch nur einen Toaster – Bin ich zu blöd, oder liegt’s an der Technik vier von fünf Punkten vergeben möchte.

Copyright © 2012, Antje Jürgens (AJ)

 

25. November 2012

Scherer, Christa: Mama, ich hab Krebs

Filed under: Erfahrungen/Biografien,Tod/Trauer,Tod/Trauer — Ati @ 18:49

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ISBN-13: 9783942661379
ISBN-10: 3942661373
Biografien, Erinnerungen
1. Auflage 10/2012
Taschenbuch, 92 Seiten
[D]10,00 €

Verlagsseite 

Einen geliebten Menschen zu verlieren, zählt zum Schlimmsten, was uns im Leben geschehen kann. Heike Gaschler war gerade 30 Jahre alt, als sie nach schwerer Krankheit verstarb. Ihre Mutter Christa Scherer hat im Rahmen ihrer Trauerbewältigung ein Buch über das letzte Lebensjahr ihrer Tochter geschrieben. Der Reinerlös aus dem Buchverkauf kommt der Deutschen Kinderkrebshilfe zugute. Vier Jahre nach dem Tod ihrer Tochter möchte die Autorin den LeserInnen Heike vorstellen, wie sie in ihrem Vorwort anführt. Sie fügt hinzu, dass das Buch aus der Aufarbeitung von Heikes Tagebucheinträgen entstanden ist, die sie durch eigene Berichte und Gedanken ergänzt hat.  

Und so erfährt man in einfachen Worten, dass die junge Frau frisch verheiratet war, mit ihrem Mann Thomas ein Haus baute, bei Kollegen beliebt war, ihre Freizeit aktiv gestaltete und gerne feierte. Ebenso, dass sie ein vielleicht nicht immer perfektes aber doch recht enges Verhältnis zu ihren Eltern hatte. Einige Fotos von Heike wurden in das Buch eingearbeitet.  

Dieses fröhliche, aktive Leben endete im Dezember 2007. Man erfährt von Heikes Beschwerden, die mit an sich harmlosem Magendrücken begannen, zu Magenschmerzen, Entzündungen und einem Geschwür auswuchsen. Bis kurz vor ihrem Tod, wusste die junge Frau nicht, dass sie Krebs hatte, weil sie zu dem relativ kleinen Patientenanteil gehört, bei dem sich maligne Metastasen vor dem Primärtumor bemerkbar machen. Die Überlebenschancen dieser Patienten sind überaus gering, weil in der Regel erst viel zu spät mit der Behandlung begonnen werden kann.  

Nicht nur aus eigener Erfahrung weiß ich, dass eine Krebsdiagnose dazu führt, dass man sich vorkommt, als ob man aus vollem Lauf gegen eine Wand prallt. Dieses Empfinden resultiert oft aus der Art und Weise, wie mit Patienten aber auch Angehörigen umgegangen wird. Die distanzierte, teils kaltschnäuzig wirkende Haltung von Ärzten oder Pflegepersonal kommt auch in Mama, ich hab Krebs zum Ausdruck. Allerdings stehen diese oft genauso hilflos vor ihren Patienten wie die Angehörigen; wollen helfen, können es jedoch nicht. Es entschuldigt zugegebenermaßen nicht alles, erklärt aber vielleicht einiges, wenn man sich vor Augen hält, dass sie tagtäglich mit Krankheit, Tod und oft auch mit ihrer eigenen Hilflosigkeit konfrontiert werden. Darüber hinaus wird in kurzen Einschüben, in denen Heikes Mutter erwähnt, darauf hingewiesen worden zu sein, dass keine Überlebenschance bestand, auch klar, wie schwierig es auch für Angehörige ist, das Offensichtliche zu sehen und umzusetzen. Zu akzeptieren. Mehr als einmal habe ich selbst auf onkologischen Stationen die Erfahrung gemacht, dass das Unfassbare kaum ausgesprochen aus (verständlichem) Selbstschutz beiseite geschoben wird, weil es eben einfach unfassbar ist. Unmöglich. Nicht sein darf. Auf diese Weise wird betroffenen Patienten oft noch das letzte bisschen Lebensqualität genommen, weil bis zum bitteren Ende beispielsweise noch mit Chemotherapie behandelt wird, wird unbegründete Hoffnung geweckt und künstlich am Leben erhalten. 

Wer angesichts des Vorwortes denkt, dass vorwiegend Heike über ihre Tagebucheinträge zu Wort kommt, irrt. Tatsächlich dürften verschiedene Zitate daraus insgesamt etwa eine Seite des Buches füllen. Sie ergänzen die Ende Oktober 2006 ansetzende Erzählung, in der sich vorwiegend Emotionen und Eindrücke von Christa Scherer in Form von Schmerz, Angst, Hilflosigkeit, Wut, Fassungslosigkeit und Verbitterung, aber immer wieder auch der Wunsch zu verdrängen bzw. zu vergessen offenbaren – über die Ursachensuche, die erste niederschmetternde Diagnose am 12. November 2007 und den Tod Heikes sechs Tage vor Weihnachten. Es offenbart sich ein Schuldgefühl dahin gehend, nicht genügend Zeit mit ihrer Tochter verbracht zu haben, die Sache nicht ernst genug genommen zu haben. Bitterkeit über die scheinbare Rücksichtslosigkeit von Heikes Ehemann, aber auch über eine offenbar karrieresüchtige Kollegin. Und wie bereits angesprochen, Wut auf die scheinbar zu spät reagierenden Ärzte.  

Auch dies geschieht in einfachen Worten, teils vagen Andeutungen, teils etwas genauer ausgeführt. Dabei zeigt sich eine Einseitigkeit, die in gewisser Weise, aber nicht nur aus der erzählenden Sichtweise resultiert. Noch viel mehr enthüllt sich jedoch, wie wichtig es für Christa Scherer war, sich ihre Erlebnisse von der Seele zu schreiben. Sowohl die guten Erinnerungen zu konservieren, wie auch die eigentlich unaussprechlichen zu formulieren. Auch um sich daran zu erinnern, dass sie die Chance hatte, die letzten Tage sehr intensiv mit ihrer Tochter zu erleben. Ganz zum Schluss deutet sich auch an, dass sie auf ihrem schmerzlichen Weg der Trauerbewältigung ein Stück vorwärts gekommen ist.

Fazit: Kein erbauliches oder Mut machendes Buch, sondern eins, in dem Schmerz zum Ausdruck kommt über etwas, worauf wir keinen Einfluss haben. Ein Buch, dem ich keine Wertung geben kann, denn Trauer lässt sich nicht werten.

Copyright © 2012, Antje Jürgens (AJ)

Pierre Szalowski: Irgendwo ist immer jemand, der dich liebt

Filed under: Belletristik,Roman — Ati @ 14:58

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Originaltitel: Mais qu’est-ce que tu fais là, tout seul?
Aus dem Französischen übersetzt von Nathalie Lemmens
C. Bertelsmann Verlag
ISBN-13: 9783570101568
ISBN-10: 3570101568
Belletristik
1. Auflage 10/2012
Hardcover mit Schutzumschlag, 288 Seiten
[D] 16,99 €

Verlagsseite
Autorenseite

 Wie bereits in seinem mit dem Grand Prix de la Relève littéraire Archambault ausgezeichneten und in 10 Sprachen übersetzten Debütroman Le froid modifie la trajectoire des poissons (deutsche Ausgabe C. Bertelsmann 2010, Bei Kälte ändern Fische ihre Bahnen) spielt auch Irgendwo ist immer jemand, der dich liebt in der Weihnachtszeit. Und wie bereits zuvor hat der in Montreal lebende als Pressefotograf, Journalist, Grafiker sowie Film- und Fernsehproduzent tätige Szalowski einen leisen Roman geschaffen.

 Ein Skandal zu viel sorgte dafür, dass der gefeierte, gleichermaßen verehrte wie gefürchtete Eishockeystar Martin Ladouceur, genannt Ladouce, jahrelang nicht in seiner Heimat war. Acht Jahre später nimmt ihn sein Verein wieder auf und er kehrt zurück. Hier setzt der Roman an.

Hier setzt der Roman an. Ausgerechnet den Heiligen Abend sucht er sich für seine Rückkehr aus. Doch ein freudiges Willkommen sieht anders aus. Kein Empfangskomitee steht jubelnd bereit, um sich um seine Bedürfnisse zu kümmern. Das Hotel, dessen Suite er vor Jahren zerstörte, beherbergt ihn. Allerdings und in Rücksprache mit dem Verein nur mit der Auflage im Hotel nichts Alkoholisches zu trinken, niemanden einzuladen. Für eine Nacht ist er der einzige Gast, lernt auf ungewöhnliche Weise den siebenjährigen Sohn eines Zimmermädchens kennen. Und da er keine Erinnerungen an jene für ihn folgenschwere Nacht acht Jahre zuvor hat, keimt in ihm der Verdacht, dass es sich dabei vielleicht um seinen Sohn handeln könnte.

 Doch bis es so weit ist, muss der erfolgsverwöhnte Sportler feststellen, dass die Zeiten, in denen ihm alles zu Füßen lag, offenbar vorbei sind. Nur er scheint irgendwie in der Zeit stehen geblieben zu sein. Er will keine Verantwortung übernehmen, schert sich einen Dreck um die Gefühle und Gedanken anderer. Deshalb will er, um im Hotel mit seiner weihnachtlichen Notbesetzung nicht zu versauern, zu seinem alten und künftigen Teamkollegen. Doch dieser scheint handzahm geworden zu sein und unter der Fuchtel seiner Ehefrau zu stehen, obwohl er früher genau wie Ladouce zu jeder Schandtat bereit war. Er hat zunächst keine Zeit für, lässt Ladouce nicht einmal ins Haus. Überhaupt muss der Star von einst mehrmals feststellen, dass nicht automatisch jeder scharf auf seine Gesellschaft und seine Autogramme ist oder uneingeschränkt daran denkt, ihm seine Wünsche zu erfüllen. Auch ein Anruf bei seiner Mutter verläuft nicht so, wie Ladouce sich das gedacht hat.

 Neben dem Jungen geht Szalowski etwas näher auf einen einfühlsamen Taxifahrer, einen schrullig-kriecherischen bis impertinenten Portier, einen Pagen und das Zimmermädchen ein, das Ladouce ihren Jungen anvertraut, weil es selbst arbeiten muss und nicht weiß wohin mit ihm. Außerdem kann Szalowskis Leserschaft flüchtige Blicke auf mehr oder weniger treue Fans werfen, auf den alten und künftigen Teamkollegen, auf die Besitzerin eines Imbisses. Schemenhaft tauchen die Eltern Ladouces auf. Es wird erklärt, wer Ladouce zu dem gemacht hat, was er heute ist, aber auch, dass es zu einem Zerwürfnis kam, das irreparabel scheint. Der Fokus liegt jedoch auf Ladouce, aus dessen Sicht die Geschichte, jedoch nicht von ihm, erzählt wird.

 Man kann ein wenig den alten Charles Dickens durch die Zeilen schimmern sehen, wenngleich Martin Ladouce zumindest äußerlich keine Ähnlichkeit mit Ebenezer Scrooge aufweist und er auch nur im übertragenen Sinn von den Geistern der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufgesucht wird. Ansonsten erweist er sich aber eingangs als genauso rücksichtslos und kalt, selbstverliebt und abweisend wie der Hauptcharakter in Dickens so gerne erzählter Weihnachtsgeschichte. Und wie Scrooge erfährt auch Ladouce in dieser einen Nacht so einiges über sich selbst. Darf lernen, dass eine Veränderung nottut, und gewinnt gleichzeitig durch den kleinen Jungen und einen hilfreichen, sanft aufbegehrenden Einfluss Fremder wie auch früherer Bekannter die segensreiche Erkenntnis, dass diese Veränderung gar nicht so schlimm ist.

 Die Nacht scheint endlos, während Szalowskis LeserInnen erleben dürfen, dass auch in einem vergnügungssüchtigen Mistkerl ungeahnte Fähigkeiten und Wünsche schlummern können. Es beginnt damit, dass er im richtigen Moment innehält, etwa um dem Taxifahrer zuzuhören oder seinem alten Trainer. Und es endet noch lange nicht mit seiner Aktion, für den kleinen Jungen in seinem Zimmer als Weihnachtsmann aufzutreten. Überaus kreativ schreckt er dabei nicht einmal davor zurück, sich aus Daunenfedern mittels Sekundenkleber einen Bartersatz zu kreieren.

 Unaufgeregt und unprätentiös, jedoch in einer ohne Einschränkung passenden Sprache wird die Veränderung in Ladouce und die für ihn positiven Erfahrungen beschrieben. Ob der kleine Junge wirklich sein Sohn ist, will ich nicht verraten. Allerdings wartet das Schicksal noch mit einem kleinen Extrabonus für Szalowskis Hauptfigur auf.

Fazit:  Ein Roman mit kleinen Botschaften, die im Alltag oftmals vergessen werden. Etwa, dass Geld zwar vieles erleichtert, man damit aber die wirklich wichtigen Dinge nicht kaufen kann. Dass wahre Freunde auch in den dunkelsten Stunden für einen da sind. In sich schlüssig, teils ironisch, teils humorvoll zeigt diese Geschichte wieder einmal, dass es für Veränderungen nie zu spät ist und Liebe so einiges ändern kann. Und dass man auch mit der Umsetzung einer an sich alten Idee ein wunderbares Buch für ein paar entspannende Lesestunden schreiben kann, dem ich vier von fünf Punkten geben möchte.

Copyright © 2012 Antje Jürgens (AJ)

23. November 2012

DUVALL, DIANNE: DÜSTERE ZEICHEN – Immortal Guardians 01

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Originaltitel: Darkness Dawns
ins Deutsche übersetzt von Petra Knese
Egmont LYX
ISBN-13: 9783802586606
ISBN-10: 3802586603
Fantasy
1. Auflage 10/2012
Taschenbuch mit Klappenbroschur, 400 Seiten
[D] 9,99 € 

Verlagsseite

Autorenseite 

Bei meinen Buchbesprechungen verzichte ich in der Regel bewusst darauf, Vergleiche zu Roman(reih)en anderer AutorInnen zu ziehen. Auch wenn ich diese Ähnlichkeiten sehe, beeinflussen meiner Meinung nach solche explizit angesprochenen Vergleiche zu sehr. Mir selbst ging es schon so, dass ich mich regelrecht betrogen fühlte, weil in meinen Augen überhaupt kein (positiver) Vergleich zu dem angesprochenen Roman vorhanden war, oder umgekehrt, weil ein eventuell negativ gezogener Vergleich in meinen Augen viel zu übertrieben war und mir vorab beinahe die Lust auf das entsprechende Buch verdorben hat. Das erwähne ich deshalb, weil ich gestern erst darauf angesprochen wurde und weil Dianne Duvall mit ihrem Auftaktroman Düstere Zeichen aus der Immortal Guardians-Reihe Ideen verarbeitet, die in diversen Varianten schon mehrfach verwendet wurde. Doch, wie bereits des Öfteren festgestellt, muss die Grundidee einer Geschichte nicht jedes Mal neu sein. Bei der Menge an Büchern weltweit dürfte es mittlerweile sowieso nahezu unmöglich sein, eine solche zu finden.  

Und so geht es auch in Duvalls Immortal Guardians um Unsterbliche. Die beschützen die Menschheit vor etwas, das ebenfalls unsterblich, blutsaugend; im Gegensatz zu ihnen jedoch böse und unberechenbar ist. Duvalls Unsterbliche sind, wie so viele vor ihnen, einsam. Sie suchen nicht wirklich jemanden, treffen aber auf den perfekt passenden Partner. Und, da es ja ein erotischer Roman ist, geht es recht schnell zur Sache. Mit ihren jahrhundertealten Erfahrungen, Sehnsüchten und Entbehrungen und ihrem mehr als guten Aussehen liefern sie besagten Partner ja quasi die Orgasmusgarantie schlechthin, zumal sie sich immer zuallererst um die Bedürfnisse derselben kümmern. Die Frage ist nur, ob sich fortan dann alles darum dreht oder ob sich noch ein weiterer interessanter Handlungsfaden findet.  

Im Fall von Düstere Zeichen wird der Unsterbliche Roland von Vampiren und ihren Helfershelfern angegriffen und schwer verletzt. Wie alle Unsterblichen ist auch er nicht wirklich unbesiegbar. Rettung naht in Form von Sarah. Sie überwältigt seine Widersacher, nimmt ihn schwer verletzt mit zu sich und sorgt so für sein Überleben. Die Unsterblichen/Vampire in Duvalls Roman zählen übrigens eher zur klassischen Sorte, das heißt: Sonne kann ihnen gefährlich werden. Dass Roland ein Unsterblicher und nicht bloß ein niederer Vampir ist, liegt zum einen an einer besonderen Begabung, die jeder Unsterbliche bereits vor seinem (menschlichen) Tod besitzt. Zum anderen daran, dass der zum Vampirismus führende Virus bei Unsterblichen nicht so zerstörerisch wirkt wie bei Vampiren. Letztere werden längst nicht so alt und fallen dem Wahnsinn anheim, während sie sich blutgierig mordend ihre Opfer suchen.  

Soweit so gut. Es finden sich, wie erwartet, erotische Sequenzen und Sexszenen im Buch, daneben aber, wenn auch deutlich in der Unterzahl, recht klar beschriebene Kampfszenen. Hier zeigt Sarah gleich eingangs eindeutig Zivilcourage, was sie sympathisch macht. Allerdings würde ich persönlich hinter einer Musikprofessorin, die ihre Ruhe haben möchte und entsprechend zurückgezogen lebt, niemand vermuten, der die alttestamentarische Sichtweise Auge um Auge, Zahn um Zahn lebt und neben einem sportlich-gestählten Körper Scharfschützenqualitäten hat. Das offenbart sich zwar erst nach der Rettung von Roland, aber Sarah schreckt nicht zimperlich vor Gewalt zurück. Andererseits hätte ich auch bei einem blutsaugenden Unsterblichen keinen Verfechter von Biokost erwartet. Im Gegensatz zu anderen Blutsaugern (aus anderen Romanen, egal ob böse oder nicht) leben die Unsterblichen sehr gesundheitsbewusst, sind sehr häuslich und, sieht man von ihrem Bedürfnis nach Blut ab, schlicht der Traum sämtlicher Schwiegermütter in spe.  

Recht schnell erfährt man, wer gut oder böse ist, wer welche Aufgabe zu erfüllen hat. Und natürlich auch, dass Roland durch Sarahs Rettung noch lange nicht aus der Gefahrenzone ist, leider jedoch Sarah in diese mit hineingezogen hat. Ein seltsamer Vampir hat es nämlich auf ihn abgesehen. Seltsam deshalb, weil er anders als andere Vampire ist und das betrifft nicht nur seine Ernährungsvorlieben. Nach etwa achtzig Seiten kommt Sarah hinter Rolands Geheimnis und zusammen mit den LeserInnen relativ weit hinten hinter das des Vampirs Bastien, bevor sich dann noch weiter hinten allen ihr eigenes künftiges Schicksal enthüllt.  

Was Bastien und Sarah betrifft, finde ich seine Motivation zwar nachvollziehbar, die Auflösung des Ganzen jedoch genau wie die davon unabhängige Weichenstellung für Sarah etwas zu schwach geraten. Und das, obwohl jedem von Anfang an klar sein dürfte, wie die Geschichte ausgeht – warum sonst sollten wir sie lesen? Nebenbei erwähnt: Bereits am Ende von Immortal Guardians – Düstere Zeichen zeichnet sich ab, dass dieser Roman wie auch die Folgebände aufeinander bezogen aber doch irgendwie in sich abgeschlossen sein dürften.

 

Auch andere Unsterbliche kommen in Immortal Guardians – Düstere Zeichen vor. Etwa der Anführer Seth, der sich grundsätzlich um alle neuen Unsterblichen kümmert und gerade nach einer sucht. Dieser Erzählstrang, so schwach er auch beleuchtet ist, macht bereits Lust auf mehr. Während Roland eher eigenbrötlerisch und genau wie Sarah bewusst zurückgezogen lebt, pflegen die anderen Unsterblichen durchaus soziale Kontakte. Insgesamt boten diese Passagen wiederholt einen willkommenen Ausgleich zu Roland und Sarah, die natürlich trotz Todesgefahr, Angriffen und zahlreichen Blessuren flirten und immer wieder übereinander herfallen.  

Tatsächlich lässt die Autorin Roland jedoch nicht nur für eine koital bedingte Erhöhung von Sarahs Blutdruck sorgen. Mehr als einmal kommt er länger zu Wort, darf so nicht nur die LeserInnen, sondern und vor allem auch Sarah in seine Welt einweihen. Er öffnet sich, erzählt von schmerzhaften Erinnerungen und Erfahrungen und davon, wie er geworden ist, was er ist. So erlebt er über seine Beziehung zu Sarah eine Wandlung vom unzugänglichen Einsiedler zum wieder aktiven Mitglied der Unsterblichen-Gemeinschaft. Nebenbei erfährt Duvalls Leserschaft auch von den Auswirkungen des Virus, von der Suche nach Heilung und noch einige andere Dinge mehr.  

Allerdings gestalten sich speziell dabei die Übergänge zum jeweiligen Davor oder Danach etwas abrupt. Das wirkt in gewisser Weise störend; wird jedoch dadurch abgemildert, dass die entsprechenden Passagen Interessantes beinhalten. Sie warfen zudem Fragen auf und die wurden nicht alle erschöpfend beantwortet. Da es sich um eine mehrteilige Reihe handelt, ist das jedoch nicht weiter schlimm, da man davon ausgehen kann, dass sie in den Folgebänden geklärt werden. 

Der Fokus ist nicht auf die Sichtweise einer einzelnen Figur gerichtet. Die Autorin wechselt die Perspektiven, lässt neben lockeren Dialogen auch die Gedanken ihrer Charaktere einfließen, was das Buch im Gesamten leicht lesbar macht.  

Fazit: Immortal Guardians – Düstere Zeichen bietet sowohl kleinere Schwächen wie auch Ausbaupotenzial. Duvalls Roman ist unterhaltsam und die sympathisch wirkenden Charaktere sowie diverse Andeutungen wecken die Neugier. Ein Buch zum Entspannen und eins, dem ich vier von fünf Punkten geben möchte. Ich freue mich auf die Fortsetzung.  

Copyright © 2012 Antje Jürgens (AJ)

22. November 2012

O’CONNELL, SEAN: DER AUSERWÄHLTE – Tir na nÓg 01

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Acabus Fantasy
ISBN-13: 9783862820399
ISBN-10: 3862820394
Fantasy, Science-Fiction
1.
Auflage 11/2011
Taschenbuch, 230 Seiten
[D] 13,90 € 

Verlagsseite

Autorenseite 

Vor etlichen Jahren, meine Schwägerin und ich sahen uns im Kino Titanic an, hörte ich (glaube ich) zum ersten Mal von Tir na nÓg. Als ich bei Stöbern im Verlagsprogramm von Acabus Fantasy diese drei Worte las, fiel mir die entsprechende Filmszene sofort wieder ein. Das Schiff dem Untergang geweiht. Eine Frau mit ihren beiden Kindern, Passagiere der dritten Klasse, keine Chance von Bord zu kommen. Statt verzweifelt zu weinen und ihr Schicksal zu verfluchen, brachte die Frau ihre Kinder zu Bett und erzählte ihnen, ihre Gesichter streichelnd, die Geschichte von Tir na nÓg, was übersetzt etwa „Land der Jugend“ bedeutet, wie ich später herausfand.  

Ich weiß, es klingt verrückt, aber ich habe das Buch jetzt gerade vor mir liegen, weil ich mich an diese Szene erinnert fühlte und – die Inhaltsangabe nicht weiter beachtend – davon ausgegangen bin, dass es um jene Geschichte geht. Mit der hat der Roman aber nicht wirklich zu tun und mit Titanic natürlich schon gar nichts. Das Cover erinnert mich übrigens bei genauerer Betrachtung an einen Western. Keine Ahnung warum. Vielleicht liegt es an den Sepiatönen, in denen es gehalten ist. Vielleicht an dem Mann mit dem großen Hut, der darauf auch abgebildet ist. Doch natürlich ist der erste Teil von Tir na nÓg – Der Auserwählte auch kein Western.  

Stattdessen entführt der in England geborene, in London und Lindau aufgewachsene und heute in Ravensburg/Weingarten lebende Autor seine LeserInnen in die Zukunft. Und wer nicht unbedingt ein gedrucktes Buch in Händen halten will, kann den Roman auch als Hörbuch oder E-Book erwerben.  

O’Connell studierte Deutsch, Philosophie, Kunst- und Medienwissenschaften, arbeitete als Radiomoderator, Zeitungsredakteur und in der Werbebranche. Mittlerweile ist der seit seiner Kindheit schreibende Autor in der Computerbranche tätig. Sein Lieblingsgenre sind Science-Fiction und Fantasy, beeinflusst werden seine Arbeiten von China Mie­ville, Jeff Noon, Kij John­son und Ian R. MacLeod. 

Ganz neu ist seine Idee nicht. Es geht wieder einmal um eine dem Untergang geweihte Welt, die durch einen Auserwählten gerettet werden soll. Dieser Auserwählte und die in Aussicht gestellte Rettung sind lange schon prophezeit, wobei der Retter erst einmal nichts von seiner Bestimmung weiß oder gar ahnt.  

Die Welt, die es zu retten gilt, scheint die unsere zu sein, wird doch etwa Bezug auf die alten Griechen genommen. Sie teilt sich in Nordlande und Südmeer, gleich eingangs des Buches findet man eine Karte, voller Ortsnamen und Gewässer, die es jedoch im Hier und Jetzt nicht gibt. Diese Welt wird im Buch sehr bildhaft beschrieben und stellt sich ein Jahrtausend nach der großen Katastrophe teils mittelalterlich, teils futuristisch, teils aus-dem-was-da-ist-das-Beste-machend dar.  

Die Hauptfigur ist Cornelis, der gerade 16 geworden, von einem Sammler, Meister Aki genannt, aus seinem bisherigen Leben geholt wird. Offiziell um ihm beim Sammeln von Informationen über die Vorgänge zu helfen, die letztlich zu der Katastrophe in der Vergangenheit geführt haben. Die Älteren, die noch davon wissen, machen mehr oder weniger ein Geheimnis daraus, Gerüchte und Halbwissen drohen in einen Krieg auszuarten.  

O’Connell verarbeitet in seiner Geschichte Mythen, Legenden, Magisches, Märchenhaftes. Figuren, die einem aus anderen Geschichten bekannt vorkommen. Dabei verzichtet er auf Vampire oder Werwölfe, die seit Längerem gerne verarbeitet werden, ebenso auf Elfen oder Ähnliches. Und obwohl seine Figuren und die Reise, die sie antreten, ideentechnisch betrachtet schon mehrfach verarbeitet worden sein mögen, gestaltet der Autor alles in einem ganz eigenen Stil. 

In O’Connells Zukunftswelt tummeln sich nicht nur Menschen, sondern Wesen aus verschiedenen Dimensionen. Es ist von den Anunnaki die Rede, jenen riesenhaften Wesen eventuell außerirdischen Ursprungs, deren Skelette den realen Medienberichten zufolge immer mal wieder anscheinend bei Ausgrabungen aufgetaucht und als Fake abgetan worden sind. Schon angesichts von O‘Connells Beschreibung ihres Kopfes/Gesichtes her kann man hier auf Außerirdische tippen, wenn sie auch abgesehen von ihrer Größe sonst den Menschen ähneln. Es gibt kleine Puppen, mit deren Hilfe sich die Anunnaki willenlose (Menschen-)Sklaven schaffen können. Es gibt Gestaltwandler, die sich in jede x-beliebige Form verwandeln können, aber nicht sehr gescheit sind. Die über Leichen gehen, um ihren Herzenswunsch erfüllt zu bekommen. Nicht zu vergessen die Insektoiden in Gestalt riesiger Gottesanbeterinnen, die Appetit auf Cornelis und Meister Aki haben. Es gibt Fanatiker und Fatalisten, scheinbar Allwissende und Unwissende, intrigante und hilfsbereite, stärkere und schwächere Charaktere. Unsterbliche gefällig? Auch die gibt es in O’Connells Geschichte in Form der gottgleichen Älteren. Sie leben auf Tir na nÓg, seit der Zeit der großen Katastrophe, geschützt durch ein energetisches Bollwerk. Jenes Bollwerk kann nur von jemandem mit dem passenden genetischen Code überwunden werden, dem Auserwählten. Spätestens jetzt wird klar, dass Cornelis nicht willkürlich von Meister Aki ausgesucht wurde.  

Der Schreibstil des Autors hat es mir erschwert, in die Geschichte einzutauchen. Das Buch beginnt in einem etwas unübersichtlichen, nicht klar abgegrenzten Mix aus Rückblenden und aktuellem Geschehen, nicht sehr mitreißenden Dialogen und zu ausführlichen Erklärungen. Hinzu kommen ein etwas naiver, eingangs eher mürrisch als sympathisch wirkender Hauptcharakter, der seine Bestimmung nicht so recht annehmen möchte, und sein teils zu belehrend wirkender Lehrmeister. Sehr schnell taucht eine große Zahl an Nebencharakteren auf, die es ebenfalls nicht erleichtern, in die Geschichte einzutauchen. Und wie in vielen Romanen ähnlicher Thematik werden viele ihrer Handlungsweisen eher präsentiert als logisch begründet aufgebaut. 

Mit dem Auftaktroman Der Auserwählte aus der Tir na nÓg-Reihe hat man also schon mal kein Buch zur Hand, das man einfach so nebenbei lesen kann. Bedauerlich fand ich auch, dass O’Connells Figuren in ihrer fantastischen und doch so bekannten Welt dann noch auf Schusswaffen angewiesen waren. 

Dennoch wollte ich, nachdem ich mich an den Schreibstil gewöhnt hatte, wissen, wie es mit Cornelis und seinen Mitstreitern, aber auch mit den Widersachern weitergeht. Was sich hinter dem Großen Tier versteckt, das anscheinend für das Ende unserer (?) Zivilisation und einen Neuanfang sorgte. O’Connell deutet vieles an, lässt aber genauso vieles offen, was darin begründet sein dürfte, dass es einen zweiten Teil gibt, der bereits auf dem Markt ist. Sieht man von den ersten zwei, drei Kapiteln ab, haben mir die sehr bildhaften Beschreibungen gefallen, ließen sie doch ein klares Bild der Welt entstehen, in der Cornelis sich auf seine beschwerliche Reise macht. Außerdem hat mir der Metamorph einen neugierig machenden Schauer über den Rücken gesandt.  

Fazit: Man muss sich an den Schreibstil von O’Connell gewöhnen und sollte grundsätzlich einen Lesegeschmack haben, der sich etwas abseits gerade marktüblicher Fantasygeschichten entfaltet. Dann jedoch wird man mit einer Geschichte belohnt, die sich wohlwollend vom Gros abhebt und fantastische mit realen Elementen, Zukunftsfiktion mit Tatsächlichem, Altes mit Neuem verknüpft. Einem durchwachsenen Auftaktroman, der bei genauerem Überlegen vielleicht doch mehr mit der eingangs erwähnten Geschichte zu tun hat, als ich anfangs dachte, wenn auch nur im übertragenen Sinn. Dem ich drei von fünf Punkten geben möchte und der mich trotz der erwähnten Schwächen neugierig auf die Fortsetzung gemacht hat.  

Copyright © 2012, Antje Jürgens (AJ)

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